158 Plötzlich wurde geschellt, lange. Und fast im selben Augenblick dröhnte es so gewaltsam gegen die Tür, als laufe jemand mit der Schulter dagegen. Von draußen erschollen Stimmen. Wer da?" kommandierte Mason.Kuhigl Ruh igt" Er tänzelte hin und öffnete. 17. Zwei hünenhafte Schutzleute und ein Mann in Zivil Lrangen mit geladenen Revolvern in das Laboratorium ein. Ist Edmund Hall hier?" rief der Zivilist, ein Herr mit iveißem, kurzgeschnittenen Schnurrbart und roten Wangen. Er erblickte Hall und richtete den Revolver auf ihn: Tie Hände her!" Hall blieb ruhig sitzen. Verzeihen Sie. aber was wünschen Sie?" fragte Mason Und sah den Weißbärtigen kritisch an. Wer sinh Sie," fragte der Mann barsch und zeigte mit Nem Revolver auf Masons Bruft.Wollen Sie gefälligst die Hände ausstrecken!" Mason erhob die Hände wie zu einem Salacun. er lächelte Unendlich überlegen: Regen Sie sich, bitte, nicht auf! Mein Name ist Thomas A. Mason, London . Beamter der Geheimpolizei. Sie sagten, Sie hießen?" »Higgs, Detektiv hier aus der Stadt. Hallo! Halten Sie ihn! Halten Sie ihn!" Hall hatte sich erhoben und stand da. die Whiskyflasche am Munde. Die beiden Schutzleute eilten herM und ent­rissen sie ihm. Legt ihm die Eisen an." befahl Higgs. Herr Hall ist mein Arrestant!" rief Mafon sehr be- stimmt.Ich erhebe Protest dagegen, daß Sie ihn anrühren! Im Namen Sc. Majestät des Königs von England! Ber- letzen Sie nicht die britische Ration, meine Herren!" Ich... die britische Nation," sagte Higgs wild. »Welches Anrecht haben Sie auf den Mann da?" Was sagten Sie, daß Sie täten?" rief Mason er- Gleichend aus.Jesus Christus ! Das sollen Sie bereuen! Wissen Sie. was es heißt, das britische Kaiserreich verhöhnen? Kartätschenfeuer aus fchnellschießenden Kanonen heißt das! Zur Hölle auch! Ich werde ein Panzerschiff hierher in Euren gottvergessenen Hafen legen und Eure gottverdammten Wolkenkratzer in Grus und Mus über Euch zusammen- schießen!" Und ich tDÜX Eure elenden Panzerschiffe mit Minen und Torpedos in die Luft sprengen," sagte Higgs und trat dicht an Mason heran.Ich bin ein Amerikaner! Ich werde Iowa und Illinois nach Eurem Treck-London hinüberfchicken und an Land gehen und Euch allen Eure eigenen Gedärme um Euren Hals wickeln! Ich will Euren gottverdammten Hyöe Patt? zu einem Düngerhausen von rauchenden Leichen machen!" '(Schluß folgt) Arbeitsteilung. Von Löon Xanrof. Lbltorisserte lleberfetzrmg aus dem Fronzöfischen. Ein großes, mit raffiniertem Luxus ausgestattetes Zimmer. Vor dem Fenster ein eleganter, breiter Diptomatentisch; darauf eine prächtige Schreibmappe aus gelbem Krokodilleder und ein Tmteufaß aus getriebenem Kupfer. Beim Anblick des letzteren, das erst eben die Fabrik verlassen zu haben scheint, fragt man sich erstaunt ob es wohl schon jemals benutzt fein mag. Auch Feder und Federhalter machen den nämlichen Eindruck Richt ein Heft, nicht ein Srück Papier ist auf der Schreibtischplatte zu sehen. Nur ein einziges Buch liegt unter einer schiveren Bronze: das Gesetzbuch. Vor dem Schreibtisch, in einem bequemen Sessel, dessen Lehne reiches Schuitzwert aufweist, räkell sich dick und rofig, in: an- enehmen Bewußtsein, ein exquisites Frühstück vor sich zu haben, r, dessen Namen man auf den Herr Machin, der gefeierte Autor, Theaterzetteln am häufigsten begegnet. Ein schwarzbeftackter Diener'tritt geränschlos ein und meldet ?serrn Chose, einen junqen Kollegen von Machiu, der mit einem ae- chickt gemachten, imTheatre Äntoine" aufgeführten Einakter so- eben den ersten Schritt in die.llnsterblichkeit getmi hat. M a ch i n:Ich lasse bitten." iEr nimmt hastig einige Bogen weißeö Papier aus der prächtigen Schreibmappe uild legt sie vor sich hin. taucht die neue Feder in das neue Tintenfaß, und drückt die Stirn gegen die Hand, als fei sein Kopf eine Zitrone, dem man nach Belieben die Gedanken auspressen könnte.) Chose(furchtsam eintretend):Verzeihung, teurer Meister. störe ich?" Mach in:Aber durchaus nicht, mein junger Freund, durch- aus nicht! Ich war gerade dabei, die letzte Hand an ein Stück zu legen, das... Ich bin schrecklich beschäftigt... Augenblicklich schreibe ich siebzehn Alle!" Chose(entsetzt):Siebzehn Akte? I" M a ch i n:Ja... das heißt... natürlich in verschiedenen Stücken!" Chose:Ach, sehr gut!(Er betrachtet den Bogen, aufweichen Herr Machin angeblichdie letzte Hand anlegt.") Ei sieh' mal an! Sie schreiben Ihre Konzepte aus Stempelpapier?" M a ch i n(seinen Irrtum bemerkend): Ja, eine dumme Gewohn- heit... Jeder hat schon so seine kleinen Eigentümlichkeiten, wissen Sie!...(Er benutzt die Gelegenheit, um alles wieder in der richtigen Schreibmappe verschwinden zu lassen.) Nun und Sie, mein junger Freund, was treiben Sie?" Chose:Ich, verehrter Meister, ich arbeite augenblicklich an einer Komödie in drei Akten." Machrn(scheinbar gleichgültig):So, so.... Und wovon handelt das Stück?" Chose:Von der Ehescheidung, die ich unter einem neuen Gesichtswinkel betrachte."» M a ch t n(auftuerksam):Und zwar?" Chose:Ich betrachte die Scheidung als die notwendige Er- gänzung der Ehe, namentlich für Gatten, die einander lieben. Die Scheidung gestattet ihnen, ihr Gluck zu erneuern und ihm noch einen besonderen Reiz zu verleihen, indem an die Stelle einer respektvollen Liebe eine wahnsinnige Leidenschaft tritt. Sie verstehen, was ich meine, nicht wahr?" M ach i n(mit der schmerzlich erstaunten Miene eines Herrn, der bemerkt, daß mau ihm die Börse gestohlen hat):Und der Titel? Wie ist Ihr Titel?" Chose:«cheiduug aus Liebe. Wer ich begreife nicht.. M a ch i n(aufiprtngend und sich erregt dem erschreckten, un- glücklichen jungen Manu nähernd):Sie begrcrfen nicht? Nun. ich habe genau dieselbe Idee gehabt, absolut dieselbe Idee! Und sogar denselben Titel! I(Er macht Miene, auf seiuem Schreibtisch zu suchen.) Ich will Ihnen das Konzept zeigen.... Schade! Mein Sekretär hat es mirgenommen. Wer morgen sollen Sie es lesen und Sie werden sehen, daß es vollkommen..." Chose(bestürzt):Was... was ist da zu machen?" Mach in:Ja, mein lieber, junger Freund, das ist ein Unglück für Sie k Ich habe über dieses Stück bereits zu wiederholten Malen mit dem Direktor des Ldeonthearers gesprochen. Mein Stück ist so gm wie angenommen...." Chose:Aber dann ist meine ganze Arbeit...* M a ch i n:Ja, so etwas kommt vor. Rur gut daß Sie mir von Ihrem Stuck erzählt haben! Sonst vergegenwärtigen Sie sich einmal die Situation! Sie bringen einem Direktor das Stück, das sich als die getreue Kopie eines Stückes von mir entpuppt... So etwas ist immer sehr gefährlich für einen Ansängerl" Chose:Das rst wahr. Wer Sie können sich wohl denken: wenn ich auch nur eine Ahnung davon gehabt hätte,, daß Sie die nämliche Idee wie ich zur selben Zeit..." M a ch i n(verbessernd):Vor Ihnen l... Ja, dann würden Sie natürlich nicht Ihre Zeit damit vergeudet haben...(oiirletdig) haben Sie denn schon viel an diesem Stücke gearbeitet?" Chose:«Leider ja I Ich bin bald mit dem zweiten Akt fertig." Machin:Mein armer, junger Freund!... Das tut mir auf- richtig leid l... Wenn Sie noch nicht so weit gewesen wären, hätte man es vielleicht möglich machen können..." Chose(von neuem Hoffnung schöpfend):Was 1" Machin:Aber nein! Das ist jetzt unmöglich. ES ist auS» geschlossen, daß man jetzt noch die beiden Stücke zu einem einzigen verschmelzen könnte." Chose(mit bittend gefalteten Händen): JDH l verehrter Meister, vielleicht..." Mach in:Sehen Sie. ich liebe die Jugend. Ich weiß, wie hart man ringen und kämpfen mutz, bis man sich einen Platz cm der Sonne erobert. Und Sie gefallen mir ganz besonders. Ich wäre vielleicht nicht abgeneigt gewesen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Wer unter diesen Umstanden ist das natürlich ausgeschlossen, absolut ausgeschlossen I Sie sind schon beim dritten Akt ich auch l" Chose:Oh I... Und ich wäre so glücklich gewesen: an» gcbeteter Meister, mit Ihnen.. M a ch i n:Ja. es tut mir aufrichtig Kid. Wer urteilen Sie selbst I Wie soll man zwei Stücke zu einem verschmelzen, denen die» selbe Idee zugrunde liegt die aber von ganz verschiedenen Vor- aussetzimgen ausgehen, naturgemäß also auch zu ganz verschiedenen Reftrltaten gelangen müssen? Wenn Sie nicht gerade ein Meister- werk geschaffen haben...(sich vor die Stirn schlagend.) Halt! Ich habe einen Gedanken! Sie bringen mir Ihr Stück, ich lese es, und wenn es mir gefällt ich meine, wenn ich Ihnen einen gewissen Erfolg provhezeien kann, füge ich ihm ein wenig Esprit hinzu, und wir vollenden gemeürfam. Nun, mein junger Freund, was sagen Sie zu dieser Idee?" Chose(in Dankbarkeit aufgelöst):Ah I verehrter Meister.. M a ch i n:Schon gut l... Also nun setzen Sie sich sofort hin und schreiben Sie den dritte» Akt! Es ist besser, daß Sie ihn