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fchreiben, ich werde ihn später bearbeiten, wenn es nötig sein sollte. Je deutlicher indes die Brüchigkeit des dramatischen Gefüges Auf die Weise behält das Ganze mehr seinen inneren Zusammen- fich fenntlich machte, um so lauter wurde merkwürdigeriveise der hang." Beifall. Die Darstellung war wie gewöhnlich im Lessing- Theater Chose: Gewiß, teurer Meister!" glänzend. I da Orloff, die tanzende Pippa in Hauptmanns Machin( fich erhebend): Na schön! Ich hoffe, Sie sind zu- Märchenstüd, spielte das fleine Proletariermädel, Bassermann frieden, he? Ein Glückstag für Sie! Mitarbeiter von Machin und Elfe Lehmann das Weisachsche Ehepaar, Forest einen das ist eine gute Empfehlung!... Ja, und die Tantiemen. trottelhaft schöngeistigen Wiener Grafen; jede dieser Nollen fam in Sehen Sie, wenn ich Sie zum Mitarbeiter an einem Stüd nehme, gleichmäßiger Vollendung heraus. das ich so gut wie fertig habe, so ist das natürlich eine große Liebenswürdigkeit von mir Na, ich will Ihnen den vierten Teil geben. Paßt Ihnen das?" Chose( ein wenig enttäuscht): Ja, aber.. Machin: Oh! wenn Sie es vorziehen, daß ich mein Stück ganz allein vollende, mir foll's recht sein! Nur wird es dann natür lich für Sie eine abfolute Unmöglichkeit sein, Ihr Stück irgendwo unterzubringen." Chose( einlenkend): Ja, ja, ich verstehe... Also schön

Den vierten Teil 1

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dt. Aleines Theater: Die Kralle", Schauspiel in bier Aften von Henri Bernstein  . Die Aufführung des Stückes er regte in Paris   besondere Sensation, weil die Gestalt des alten Komimunarden, der zum Verräter feiner Freiheitsideale wird, an Rochefort erinnerte, den glänzenden oppofitionellen Pamphletisten des Kaiserreichs, den wegen feiner Teilnahme an der Kommune Verbannten, der nach der Rückkehr aus dem Eril die Sache Boulangers wie der militariſtiſch- jesuitischen Kamarilla verfocht und allen chauvinistischen Instinkten schmeichelte. Welches immer die Anregungen zu dem Machin: Abgemacht! Ich gebe Ihnen ein Viertel.( Freundlich:) Drama gewesen sein mögen, in seiner Ausgestaltung ist ea Es ist darauf gerichtet, ein Ich bin anständig, was? Ich begnüge mich mit drei Vierteln und jedenfalls bollfommen frei. Schicksal, das sich den Grundzügen nach in den allers den Freibilletts." Chofe: Die Freibilletts auch? Aber die repräsentieren jaberschiedensten Formen wiederholen tann, in einer Reihe Lose ber­fnüpfter Bilder darzustellen. Oder doch andeutend darzustellen. fast ebensoviel wie die Tantiemen?" Denn die wirkliche Umwandlung des offenen und enthusiastischen Achille Cortelon zu einem ehrlos bestechlichen Schwächling hätte zusammenhängend mur im Roman geschildert werden föunen. Was Berustein bietet, find herausgerissene, dra matifierte Kapitel eines folchen biographischen Romans wir sehen die Misachen, die Triebfräfte nur durch das. Medium der Resultate, in welche jene münden. Die Nefümierung des zeitlich weit verzweigten in einige wenige Bühnenbilder gibt der Darstellung etwas aphoristisch Unzulängliches, verleitet zur Mache". Trotzdem steigerten sich die zwiespältigen Stimmungen, mit denen man dem Verlaufe folgte, in dem legten Atte dank ei cher& Kunst zu einer mächtig anschwellenden Empfindung, die alle vorhergehenden Mängel leicht vergeffen ließ,

Machin( nachläffig): Ja, ungefähr... Also einverstanden?" Chose( feufzend): Gott  ! es wird mir wohl nichts andres übrig bleiben, mein Herr."

Machin( fich an den Schreibtisch setzend und einen Stempel bogen nehmend, den er ausfüllt): Wenn es Ihnen recht ist, bringen wir die Geschichte gleich ins Reine. Wir setzen einen Heinen Kontralt auf, nicht wahr?"

Those( mit ersticter Stimme): Ja, natürlich!" Machin( läßt den unglücklichen jungen Mann das. Papier unterzeichnen und begleitet ihn zur Tür): Auf Wiedersehen, mein berehrter Mitarbeiter, auf Wiedersehen!( fich befinnend): Ach ja, ich vergaß Im Grunde genommen stammt die Idee des Stückes doch von mir, ich hatte die Idee vor Ihnen. Nun, da versteht es sich wohl von selbst, daß auf dem Theaterzettel mein Name vor dem Ihrigen gedruckt wird, nicht wahr?"

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Kleines feuilleton.

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Der Cortelon Reichers behielt auch in der äußersten Ent

würdigung etwas Kindliches. Rührend war es anzusehen, wie dieser gutherzige fünfzigjährige Sanguinifer der verschlagenen Antoinette von seiner unbezwinglich großen Liebe spricht, wie er glüdstrahlend in die ausgespannten Rege einer Mitgiftjägerin läuft. Das aweite in der Motivierung schwächste Bild zeigt Cortelon wie er, um Antoinettes ausschweifende Lebensbedürfnisse zu befriedigen, den ersten Schritt der abschüssigen. Bahn tut, einen parteipolitischen Artikel in seinem Blatte unterbrid Theater. 6) onis m un dafür die fetten Inferate einer fapitalistischen Eisenbahngefell Leffing Theater: Mieze und Maria", Komödie schaft einzuheimfen. Das dritte Bild, zehn Jahre später, malt in in vier Aften von Georg Hirschfeld  . In einer Nobelle hätte grellen Farben das Schwanken des betrogenen Greifes avischen Hirschfelds aufs Intime gerichtete Talent das Mieze- und Maria" dumpfer Neue und fläglicher, durch unauslöschliche Begierde stets Thema, das dem des Viebigfchen Romans Einer Mutter Sohn" in bon neuem angepeitschter Eifersucht. Er steigt zu den höchsten poli vielen Beziehungen verwandt ist, gewiß ohne Riffe und Sprünge tifchen Ehren auf. Jeden Rest von Ueberzeugung opfert er im Fron psychologisch völlig überzeugend durchführen können. Indes ein dienst seiner Frau, die ihren Etel vor ihm längst nicht mehr ver Drama erregt durch die Aufführung heute hundertmal größeres Auf- birgt. Die Linke hat in der Kammer eine Interpellation auf Grund sehen als die gediegendfte Erzählung, und aus diesem Grunde wohl von belastenden Briefen, die die Bestechlichkeit des Ministers bündig mußte das fleine in eine Grunewaldvilla verpflanzte Hinterhaus- beweisen, angekündigt. Cortelon memoriert die phrasenhaft verlogene mädel zur Hauptperson einer Komödie" abanfieren. Diefer Stoff, Rede, die feine Gegner niederdonnern foll. Als er im letzten Augen der seinem Wejen nach durchaus den Formen dramatischer Zu- blick erfährt, Antoinette sei mit ihrem Liebhaber geflüchtet, fauert er fammenfassung wiederstrebt, wurde je nachdem verkürzt und sich eigensinnig in den Lehnstuhl. Mögen sie ihn anklagen, wie sie ausgereckt, vergröbert und mit fremden Zutaten versezt, bis er wollen, er wird nicht aus dem Hause gehen, wenn sie nicht zurüd zur Füllung des Theaterabends hinreichte. Wenn mancherlei glück fehet! Der Lärm der johlenden Menge auf der Straße lodt ihn liches Detail die Stimmung eine Zeitlang aufrecht hielt, so trat ans Fenster, ein Steintourf verletzt feine Stirn. In ausa am Schlusse der Bankrott ganz hüllenlos hervor. Der Autor griff brechendem Parorismus erflettert er in seiner selbstverschuldeten Verlegenheit zu den abgenustesten Aus- er hülfsmitteln. Ein edler jüdischer Sekretär und heimlicher Dichter läßt eine Moralpaule gegen den Billenbefizer und Millionär los, in der dem Publikum nach ältester Familienstück- Manier so recht hand­greiflich auseinandergesezt wird, was es von diesem Herrn zu halten hat. Als ob es deffen bedürfte!

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Tisch und wie fo dasteht, blitzen plötzlich verschollene Bilder feiner Jugend auf. Noch einmal fieht er sich, der Schmutzbefudelte, als tampfbereiten Kommunarden die rote Fahne schwingend. Die Weife eines revolutionären Marschliedes tönt von seinen Lippen. Die Glieder straffer sich. Dann fintt er gebrochen in die Arme feiner Tochter.

Das Spiel war gut. Neben Reichers grandioser Leishmg ordinären verdient Stein- Rohdens Berkörperung eines dt. politifchen Durchnittsstrebers befondere Erwähnung.

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Wendelin Weifach, dem Mieze, fein uneheliches Kind, nach neun Jahren plötzlich von ihrer armen Mutter ins Hans gefchickt wird, möchte das unbequeme Ding mit einer fleinen Unterstügung heim­wärts fenden. Doch seine finderlose Gattin ist von dem Anblick Neues Theater. Gastspiel Suzanne Desprès  . Gie des hübschen Mädchens so bewegt, daß sie die Kleine zu sich nehmen brachte neue Töne auf die Bühne, die schmächtige Proletarierin, nach will, umſomehr, als sie von ihrem Manne nach einigem Lügen den dem ihr hartnäckiger Gifer und die Hülfe ihres jetzigen Gatten, Sachverhalt erfährt. Wie Wendelin, der krasse, willenschwache, des Direktors des experimentierenden L'oeuvre- Theaters, Herrn aufgeblajene Egoist, der sich mit den seltensten Naffinements Lugné Boe, ihr den Weg dahin gebahnt hatten. Die halben, des modernen Lurus umgibt, für diesen Plan allmählich Feuer die gebrochenen Töne des Scheuen, Gedrückten, Unterdrückten, fängt, wie seine Eitelkeit sich regt, ein Meisterwerk moderner Kunst- ließ sie mit wunderbarer Tiefe und Naturtrente bernehmen. erziehung an der Kleinen zu vollbringen, wie in der Sorge um das Dann bereicherte sie ihr Darstellungsgebiet: Jbsen, Maeterlind, Kind die Frau aufblüht und durch den neuen, unbewußten Reiz den d'Annunzio   boten ihr Gelegenheit, ihre anpaffungsfähigen und doch im ihr fremd gewordenen Gatten zurückgewinnt, ist hübsch ersonnen Grunde nuveränderlichen Gaben zu entfalten. Vorher hatte sie, die und in ironischen und stimmungsvollen Wendungen ausgemalt. Aber es so ernst nahm mit ihrem Studium, die französische   Akademie der das Interesse an diesem Hintergrunde ist mit dem zweiten Schauspielkunst- das Conservatoire besucht und sich dort zwei erste Afte ausgefchöpft, bon da an drängt sich das Grelle Preise geholt. Und als sie dann an der Klassischen Stätte und Gesuchte immer mehr hervor. Dem Kontrast zwischen der des französischen französischen   Theaters, der Comédie française, nach derb gefunden Natur des Proletarierkindes und den ästhetisch mancherlei Schwierigkeiten fich den Eintritt erkämpft hatte, wagte fie überspannten Erwartungen, mit welchen die neuen Eltern fich dort mit ihrer Phèdre hervor, die sie schon am Conservatoire an ihm herum turieren, bis die Kleine endlich zur Mutter und den gespielt hatte. Die Vertreter der konventionellen Tradition gerieter sechs Geschwistern zurückflieht, gewinnt die Komödie wohl einige darüber in bedauerliches Entfeßen. Aber die Künstlerin ging ihren tomische Situationen ab. Aber der Zwang, das weit zerstreute eigenen Weg weiter, der sie glücklicherweise bald wieder aus dem Einzelne im dritten att in eine geschlossene Szenenfolge zu fon- 3wange der bureaukratisch verwalteten Kunstanstalt in die Freiheit zentrieren, führte zu den gewundensten Verknüpfungen. führte.