sehlern, sofern sie nicht auf einer offenbaren Mißluldmig beruhen. Denn meistens sind diese Sprachfehler nur die Folge übler An- gewohn he iten oder blosie Nachlässigkeiten. Auch wo von solchen Fehlern lein« Rede sein kann, wird die Phonetik unschäHbare Dienste leisten können. Wie viele Menschen gibt eS nicht, für die eins Aussprache ohne mundartliche Bei- Mischungen von großer Wichtigkeit ist: der Schauspieler, der politische Redner, der Lehrer wird, wenn auch in verschiedenem Grade, an der vollen Ausübung seines Berufes verhindert und einer Min, derung fernes Kiusluffes ausgesetzt sein, wenn er sich nicht von solchen Spracheigentümlichkeiten freiAumacheu gewußt hat, worüber die Bewohner anderer Gegenden des Landes ob mit Recht oder Unrecht, ist eine andere Frage sich lustig machen. Befindet sich der eine oder andere Leser dieses Aufsatzes in dieser üblen Lag«, so verweis« ich ihn aus die kleinen Werke von Thcod. Siebs, und Wilhelm SJietor.(Die deutsche Bühnensprache von Theod. Siebs bei Albert Ahn in Köln  , und Di« Aussprache des SÄriftdeutschen von Wilhelm Vietor   bei Reißland in Leipzig  .) Zum Schlüsse weisen wir noch auf den ersten Leseunterricht Und besonders auf die Rechtschreibung- frage hin. die in den letzten Jahrzehnten in allen Kulturländern immer wieder auf- tauchte und nur dann tatsächliche Verbesserungen erfahren kann, wenn sie auf Grund einer genauen Kenntnis der Laute der Mutter- spräche vorgenommen werden. Ebenso sollten sich die nicht wenigen Erfinder und Verbegerer der Schnellschrist(Stenographie) ernst- lich mit der Phonetik beschäftigen, wenn sie ihren Grundsatz: Schreibe wie du sprichst" richtig durchführen wollen. Sie werden dann einsehen, daß der Mangel eines phonetischen Unterbaues in ihren Syst einen sich weit empfindlicher rächt, als sie jetzt anzu- nehmen geueigt find. Ernst Wrede. Kleines feuiUetoa» Der nrfprnttg de« Getnstvcks. Die Anpflanzung und Be- Nutzung des Weinstocks durch den Menschen ist so uralt, daß es Schwierigkeiten macht, festzustellen, wann und durch welches Volk sie zuerst geschehen ist. Nach dem schönen StndentenliedAls Noah aus dem Kosten war", wäre diese Frage allerdings gelöst, denn wir erfahren dort, daß der Herr einfach inS Paradies griff, um dem Noah das erflehte chessi:r« Getränk" gnädigst darzureichen. Mittlerweile hat aber die Altertum ssorichung herausbekommen, daß in Aegypten   schon von den ersten Zeiten des Pharaoaeii reich- an. also vor mehr als ö Jahrtausenden, der Weinftock gepflegt wurde und große Mengen von Wein lieferte. Die Beweise dafür geben nicht nur hieroglyphifche Inschriften, die völlig einwaudfrei entziffert worden sind, sondern auch Malereien und Zeichnungen. auf denen Weinbauer bei der Arbeit zu sehen sind. Di« meisten Acgyptologen haben danach auch angenommen, daß Afrika   wohl die Urheimat des Weinftock- gewesen sein mag. Neuerdings ist man aber wieder an dieser Annahme irre geworden, obgleich noch ältere Urkunden als die der ägyptischen Gröber in Schrift und Bild nicht vorliegen. AuS anderen Tatsachen ist zu schließen, daß der Wein« stock an den europäischen   Mittelmeerküstrn und bis nach dem Kaukasus   hin mindestens ebenso früh heimisch gewesen ist als im nördlichen Afrika  . Nach gewissen Funden, die im Kaukasnsgebiet gemacht worden sind, soll die Rebe dort schon in vorgeschichtlicher Zeit häufig gewesen fein, und manche Forscher haben daher ihre eigentliche Wiege dorthin verlegt. Im großen und ganzen aber mutz man sich, wie ein Mitarbeiter desCosmos" betont, damit begnügen, zuzugeben, daß die Frage nach dem Ursprung des Weins bisher noch keine endgültige Beantwortung gefunden hat. Kulturgeschichtliches. Wie lange raucht vian schsn in Europa  . Man meint gewöhnlich, daß die Sitte   viel nennen es eine Unsitte des Rauchens erst noch der Entdeckung Amerikas   in Europa   ein- geführt sei. Aber wenn wir auch vieles der neuen Welt verbankeri, da- Rauchen verdanken wir ihr nicht. Das ist allerdings richtig, daß die Tabakspslanze uns Westeuropäern au- Amerika gebracht wurde z für andere Lander gehört auch nicht einmal dies Verdienst den Amerikanern, denn in China   rauchte man schon vor vielen Jahrhunderten eine Tabatstzflanze, und es ist bisher kein Nachweis erbracht worden, daß diese etoa vor langer Zeit von Amerika   ans über den großen Ozean nach China   importiert worden wäre, sondern es besteht große Wahrscheinlichkeit dafür, daß die betreffende Pflanze in China   selbst einheimisch ist. Aber daß in Europa   auch schon lange vor der Entdeckung Amerikas   überhaupt die GewohiiheU bestand, gowisie Pflanzenteile in eigenö dazu bestimmten Gefäßen zu entzünden, den Rauch mittels geeigneter Vorrichtungen einzu- atmen und nach einiger Zeit wieder auszustoßen� ist erwiesen. Unter den Ausgrabungen, die man in Frankreich   machte, und die sich auf die Zeit beziehen, als die Römer sich in Gallien   nieder- gelassen hatten, befinden sich Gegenstände, die sich gar nicht anders erklären lassen, denn als antike Pfeifenköpsc, zumal sie zum Teil gut angeraucht sind, wie es noch jetzt von unseren Tabakrauchern als eine Art Sport betrieben wird. Auch das Material, aus dem die alten Taibakspfeisen bestehen, ist dasselbe, daS noch heute mit Vorliebe dafür verwendet wird, nämlich gebrannter Ton: wie aber bei anö daneben noch andere Materialien zur Herstellung von Tabakspfeifen benutzt werden, so war es auch schon im grauen Altertum der Fall. Man verwendete damals neben dem Ton aller- dingS nicht, wie es bei uns vielfach beliebt ist, Holz, sondern Meiall, besonders die in jenen Zeiten überhaupt ungemein vielfach benutzte Bronze, und daneben das Eisen. Die in Frankreich   gf- machten Fund« blieben nicht isoliert, sondern auch anderwärts, wo sich Römer niedergelassen hatten, wurden Tabakspfeifen au-ge- graben: besonders in der Schweiz   und in England. Schließlich und es wäre wunderbar gewesen, wenn man gerade in Italien  , dem Lande, Ivo die Römer dauernd wohnten, keine Rauchapparate gefunden hätten wurden in Italien   selbst an mehreren Orten Tabakspfeifen ausgegraben, von besonderer Wichtigkeit ist ei» Fund, den man in der Mitte des lll. Jahrhunderts in Rom   machte, Dort wurde damals ein« große Zahl von Tabakspfeifen aus g-» brannter Erde entdeckt, die einer Art unserer eigenen kurzer» Pfeifen ganz ähnlich waren, denn jede hatte seitlich«ine Tülle zum Einstecken des Pfeifenrohres. Als» daS Bedürfnis, einen narkoti­sierenden Pflanzenrauch zu genießen, war auch in Europa   schon lange vorhanden, etwa wie der Genuß gegorener Getränke nicht nur an einer Stelle der Erde gleichsam erfunden und von do-i überallhin verbreitet wurde, sondern in den verschiedensten Zonen selbständig auftrat. Zum Rauchen wurde vornehmlich eine Pflanze verwendet, die in der Tai narkotisierende Eigenschaften besitzt, nämlich der Hanf; dcmsben kamen zur Verwendung zarte Bambus» schößlinge, allerdings ein RaucÄraut, da- unseren heutigen Rauchern ein gelindes Entsetzen erregen mag. Außerdem rauchte man die Blumen vieler Pflanzen, und das erinnert lebhast an die»cm vielen jungen Europäern der neuesten Zeit angestellten ersten Rauchversuche: denn da der Genuß des Tabak» von der Schule und den Eltern verpönt, die Pflanze also selbst unerreichbar ist, ersetzt man sie auch hier durch die getrockneten Blätter von allerlei Blumen, besonders die der Rosen, und es schmeckt schließlich nicht schlechter, als es den alt«, Römern geschmeckt haben mag. BSlkertund«. Ueber Prof. v. LuschanS Reise in Südafrika  bringt derGlobus" ein Referat nach des Forschers eigenem Bericht: Prof. d. Luschan   war Gast der.British Association", die im Herbst 1905 ihre Jahresversammlung in Südafrika   abhielt. Zu» nächst erwähnt er die vorläufig nocki recht sagenhasten Kattea» einen Pygmäenstamm aus denioar Niedrigster Kulturstufe, der im nördlichen Transvaal   hausen soll. Gesehen hat einen solchen Kattea allerdings noch kein Beobachter, und man kann nicht sagen, ob der Stamm wirklich existiert oder existiert hat. Weiter wird die Frage der Stellung der Hottentotten zu den Busch» männern besprochen. Man beginnt jetzt, die Unterschiede zwischen beiden Rassen schärfer zn fassen, und erkennt eine höchst merkwürdige Uebereinftimmung der Grammatik der Hottentotten» spräche mit hamitischen Sprachregeln. Dem Verfasser erscheint hier die Annahme eines direkten hamitischen Einflusses unabweisbar: es seien Leute mit einer hamitischen Sprache vor langer Zeit bis nach Südafrika   vorgedrungen, die dann in ihren physischen Eigen» schuften in der angetroffenen alten Bevölkerung aufgegangen seien. nicht aber in psychischer, wie Sprache, Grammatik, Religion. Die Schnalzlaute der Hottentotten spricht Meinhof als Leihgut ivon den Buschmännern) an. v. Luschan   verweist noch auf einen wesentlichen ethnographischen Unterschied zwischen beiden Völkern, der nicht übersehen werden sollte: Die Buschmänner sind noch heute Inger und..Sammlew", die Hottentotten aber Hirten, wie alle tzamiten seit Jahrtausenden. Die Entschleierung der hamitischen Wände« rungen sei eine der dringendsten Ausgaben der afrikanischen Völker» künde. Weiterhin wird dir afrikanische Steinzeit berührt. Man findet in Südafrika   Mengen geschlagener Steinwerkzeuge. und es erhebt sich die noch aufzuklärende Frage nach ihrem Alter. Mit Bezug auf das Alter und die tzerkunfi der Ruinen R h o» d e s i a S(Symbabye usw.) schließt v. Luschan   sich der bekannten Anschauung Randall-MacJverS an, der in ihnen Kaffernbauwerke sieht, die nicht älter als vier bis fünf Jahrhunderte seien und nichts Phönifisches oder Südarabisches an sich hätten. Im Anschluß daran werden die PetersschenBeweiSuiittel" dafür, daß man hier Ophir oder Punt zu suchen habe, kritisiert und abgelehnt. Dies« sind zum Teil allerdings sehr schwach; so hat sich herausgestellt, daß die Petersscheägyptische Grabfigv.r" eine Fälschung ist und daß Einders Petrie, der sie für echt erklärte, sich geirrt hat. Ob die acJverschen Ansichten allgemeine Geltung erlangen werden, ist allerdings noch sehr zweifelhaft; die historische Geographie hat hier auch mitzureden. Ähkietzlich beschäftigt sich der Verfasser mit der Chinesenfrage und der britischen   Eingeborenen» Politik in Südafrika  . Wir unterschreiben durchaus des Verfassers Standpunkt resümiert derGlobus", daß in un serem Südwestafrika der Krieg zu vermeiden gewesen wäre, wenn man eS der Mühe für wert gehalten hätte, die Bölkerstämme zu der stehen. Technisches. Der künstliche Marmor. Die künstliche Herstellung der kostbareren GefteinSartcn hat derartige Fortschritte gemacht, daß eS stetS besonders hervorgehoben wird, wenn einmal an der äußeren »der inneren Dekoration eines monumentalen Gebäudes olles echt ist. vielleicht die größte Rolle unter allen Kunststeinen, soweit sie §ur Verzierung dienen, spielt der künstliche Marmor, dessen Her» stellung sich zu einer gewaltigen Industrie entwickelt hat. Zu einem kunstlichen Marmor gehört Gips, pulverisierte- Alaun, etwas Marmorpuiv.-e und«ine kleine Menge von starkem Leim. Bei Beobachtung eines bestimmten Verfahrens erhält man d-'vst