Entfern ungsschätzungen ungemein beeinflussen. Die scheinbare Form des Himmelsgewölbes läuft überhaupt nach Sternecks Ver- suchen auf Entfernungsschätzungen hinaus, die unter mehr oder weniger günstigen oder ungünstigen Verhältnissen erfolgen. Welche Rolle dabei die Beleuchtungsverhältnisse spielen, kann jeder selbst beobachten, wenn er einmal einen verschiedenartig beleuchteten Wollenhimmel betrachtet. Diejenige Stelle, hinter welcher die Sonne steht, die also heller ist als andere Partien, scheint uns viel näher zu sein, als die dunkleren Partien. Man erkennt daher auch sogleich, daß der Mond mehrere Referenzflüchen hat, je nach- dem, ob er uns bei Tage erscheint oder in der Dämmerung oder bei Nacht. Am 22. Januar ist Herrn Prof. Wolf die Wiederauffindung des von ihm mit Hülfe des großen Bruceteleskops entdeckten kleinen Planeten 1SM TG, Nr. 588, mit demselben Instru­ment gelungen. Dieser Planet hat neben dem Planeten Eros und den zuerst entdeckten kleinen Planeten die größte wissenschaftliche fcedeiitung erlangt. Bekanntlich hielt man den Mars einerseits und den Jupiter andererseits bis vor kurzem für die Grenzen des Systems der kleinen Planeten. Allein hier sollten fich die Bahnen der nun schon auf über 600 angewachseneu kleinen Planeten in den mannigfachsten Verschlingungen durcheinanderziehen. Die Entdeckung des Planeten Eros durch Dr. Witt auf der Berliner Urania-Sternwarte im Jahre 1898 aber erweiterte die Grenzen nach innen zu, da dieser kleine Himmelskörper feine Bahn zum größten Teile zwischen der der Erde und des Mars , nur zu ein Siebentel außerhalb der Marsbahn zieht. Der von Wolf entdeckte Planet TG hat nun auch nach außen hin die Grenzen durchbrochen, denn seine Bahn reicht über die des Jupiter hinaus. Bald nach seiner Entdeckung kam er, von der Erde aus gesehen, in die Nähe der Sonne und konnte dort monatelang nicht beobachtet werden. Die Vorausberechnung für die Wiederauffindung hatte Dr. Bidschof in Trieft geliefert und Wolf fand den Himmelskörper wieder. Die Umlaufszeit um die Sonne hat sich als noch etwas länger ergeben, als nach den ersten Bahnberechnungen, die Bahnform dagegen etwas kreisförmiger. Die größte Entfernung des Planeten von der Sonne macht 6, die kleinste 4% Erdbahnhalbmeffer(ä 149 000 000 Kilometer) aus. Die Helligkeitsschätzung. Wolfs ergab 15. Größe; bis zum März, der Zeit der günstigsten Stellung, wird aber die Helligkeit noch zunehmen, so daß dann auch direkte Beobachtungen mit den größeren Fernrohren gelingen dünsten. Eine scharfe Be- stimmuug der Bahnelemente wird unter Hinzunehmen diesjähriger Beobachtungen leicht durchführbar sein; damit wird sich auch wohl die Erwartung erfüllen, daß man mit Rückwärtsrechnung des Laufes photographische Spuren dieses interessanten Planeten auf älteren Platten von photographischen Aufnahmen entdecken wird, wie es bei dem Planeten Eros mehrfach der Fall gewesen ist. Das ist natürlich für die Bahnbestinunung und die Geschichte eines solchen besonders merkwürdigen Himmelskörpers von größtem Werte. Denning in Bristol ist es gelungen, genauere Beobachtungen über einige besonders auffällige Meteore und Stern- schnuppen zu sammeln und nach Berechnungen Angaben zu machen über Höhe, Aufleuchten, Verschwinden, die beobachtete Bahn» länge»nd die Geschwindigkeit, mit der sie die Atmosphäre durch- sausten. Diese Daten hat er kürzlich in denAstronomischen Nach- richten" veröffentlicht. Die größte Höhe beim Aufleuchten hatte danach eine am 21. April v. I. erschienene Sternschnuppe, die Siriusgröhe aufwies. Sie wurde zuerst in 144 Kilometer Höhe ge- sehen, durchlief die Atmosphäre mit 40 Kilometer Geschwindigkeit in der Sekunde und verschwand in 90 Kilometer Höhe. Die beobachtete Bahnlänge betrug 52 Kilometer. Diese Beobachtung läßt erkennen, daß auch noch in diesen Höhen die Atmosphäre stark genug ist, um den mit großen kosmischen Geschwindigkeiten ein» dringenden Körpern erheblichen Widerstand zu bieten. Man er- kennt zugleich, daß diese Höhe noch lange nicht die Grenze der Erst- atmosphäre darstellt. Die niedrigste Höhe von 95 Kilometer beim Aufleuchten zeigte ein am 27. Januar erschienenes Meteor, das etwa Mondgrötze hatte. Es legte 63 Kilometer mit einer Ge» schwindigkeit von 39 Kilometer in der Sekunde zurück und ver- schwand in 73 Kilometer Höhe. Die niedrigste überhaupt beobach- tete Höhe erreichte eine Sternschnuppe vom 16. April beim Ver» schwinden mit 35 Kilometer. Sie wurde zuerst als etwa Jupiter - großer Körper in 112 Kilometer Höhe gesehen und hat auf ihrem 86 Kilometer lang beobachtetem Wege sehr stark an Geschwindigkeit eingebüßt. Letztere wurde auf nur 24 Kilometer pro Se- künde festgestellt Die größte bei einem sehr hohen Meteor beobachtete Bahnlänge betrug 116 Kilometer, die kleinste, deren Höhe auch groß war, 39 Kilometer. Die größte festgestellte Geschwindigkeit betrug 48 Kilometer in der Sekunde bei einer sehr hohen Sternschnuppe, die geringste 24 bei der schon erwähnten. Früher sind solche Feststellungen nur ganz Vereinzell und äußerst selten gelungen. Eine der bemerkenswertesten war die am 14. März 1905 frühmorgens in der Wiener Gegend gesehene Stern- schnuppe, die auf einer Strecke von 400 Kilometer sichtbar war. Der Hemmungspunkt, d. h. derjonige Punkt, in dem die Meteore meist plötzlich stillzustehen scheinen, um dann zu explodieren, lag in der Höhe von 37,3 Kilometer über der Gegend südlich von Schcbetau in Mähren . Die erste Beobachtung, die wohl kurz nach dem Aufleuchten gemacht wurde, geschah in 87 Kilometer Höhe über der Panska Ja- Vorina in Ungarn . AuS der beobachteten Bahnlänge von 145 Kilo- meter ergab sich, daß das Meteor sich gegen den Erdmittelpunkt um 36,3 Kilometer, gegen den Sonnenmittelpunkt um 52,3 Kilometer bewegte. Diese Geschwindigkeit ist natürlich eine andere, weil j» die Erde sich gegen die Sonne bewegt. Liemes Feuilleton. g. Pensioniert. Leicht wars nicht für den allen Graubart, Tag fiir Tag die Runde durch die Dörfer zu machen und den Leuten ihre Briefschaften, Zeitungen und auch die kleineren Pakete zu bringen. Sein braunes Gesicht hatte die Struktur einer gedorrte? Pflaume; die Sommersonne einer langen Reihe von Jahren hatts längst das letzte Fett unter der Haut geschmolzen; die Dienst-- uniform wüsde immer weiter und weiter und schlotterte um den mageren Körper. Peterhans ließ es sich nicht anfechten.. Im Frühling und Herbst, wenn diewässerige Zeit" kam, steckte er die Hosen in die Schaftstiefel und marschierte durch dick und dünn- durch feuchte, moorige Felder, nasses Gras und sumpfige Wiesen, als ob ihn das gar nichts anginge. Als ob es so sein müsse und man nichts dagegen sagen und nichts daran ändern könne tn alle Ewigkeit. Mit der Pünktlichkeit einer guten, llhr stellte Peterhans sich ein. Tag für Tag, Jahr für Jahr, die Scmn- und Festtags ausgenommen. An einem Vormittag aber kam ein anderer. Ein junger Mann mit vollen runden Backen, bartlosen Lippen, mit Fett unter der Haut. Er kau? etwas später als Peterhans und schwitzte trotz den Kalle.Herrschasten," keuchte er. ,chas ist'ne Tour!" Wo ist denn Peterhans?" Das fragen mich alle Leute." Er lächelte. ,»Kraut ist er. Im Schnee stecken geblieben." Er muß sehr krank sein." Der Neue zuckte die Achseln:Dielleicht." Dann ging er. Nun war Peterhans ein sehr alter Bekannter von mir. Hott� mir manche gute Botschaft gebracht, manche Geldanweisung, wenn's grad Matthöi am letzten war. Man kriegt ein Dankgefühl für solche Menschen.. Ich packte also einige Tage später eine Flaschg Rum ein und machte mich aus den Weg nach seinem Dorf. Man wies mich in eine enge rmgepflasterte Gasse, die von der Hauptstraße abzweigte. Rur drei oder vier kleine Häuschen stehen dort; schwarzgeräucherte, windschiefe, von Sturm und Wetter zer» fressene Baracken mit niedrigem Unterbau und hohem, spitzet, Giebel. In einer wohnte Peterhcms. Eine alte krumme Frau empfing mich auf der halbdunklen Diele, die zugleich als Küche dient«. Ein Feuer flackerte im Herde und füllte den Raum mit Holzrauch. In dem Qualm, vom Feuer zeitweise beleuchtet, faß am dreizehn- jähriges Mädchen und schälte Kartoffeln. Unsere Jüngste, er» klärte die Frau.Ein Jahr noch, dann kann sie sich selbst durch? Leben bringen." Wieviel Kinder haben Sie, Frau Peterhans?" Sieben. DaS heißt: gehabt habe ich neun. Zwei find früh gestorben. Sechs verdienen Gott sei Dank schou." Da haben Sie's auch nicht leicht gehabt." Leicht?" Ihre krumme Gestalt rrchtete fich ein wenig auf und zeigte ein runzeliges Gesicht mit trüben Augen, die mich ganz verwundert, fast vorwurfsvoll anblickten. Dabei hob sie bchds Hände bis zur Kopfhöhe. Dann sank die Linke. Die Rechte de» wegte fich einige Mal« wagerecht in der Lust hm und her:Nee!'' Ist Ihr Manu schwer krank?" Sie ging der Beantwortung der Frage aus dem Wege, indem sie eine Tür öffnete:Da liegt et!" Eine mittelgroße, niedrige Bauernstube, mit den notwendigsten Möbeln, tat sich auf. Dann entdeckte ich Peterhans, der in Woll- decken eingehüllt, auf dem glanzledernen Kanapee lag. Er richtet« den Oberkörper auf:Wer ist da?" Hab ich Sie im Schlaf gestört, Herr Peterhans?" Nee, das nicht. Sie sinds." Wie geht's?" Mir geht's schlecht. Schlecht!" Dacht ich mir. Ehe S i e ausbleiben. Also hat der Scynee Sie untergekriegt? Wo fehlt'S denn?" Der Schnee ja." Er sagte es langsam, überlegend, mit einem beobachtenden Seitenblick. Der blieb dann einen Moment auf der Rumflasche haften. Ich reichte sie ihm hin.Dürfen Sie?" Er lachte nur seltsam. Dann rief er nach serner Frau und bestellte heißes Wasser. Zucker und Gläser. Als alles auf dem Tisch stand, warf er wie umt einem raschen Entschluß alle Wolldecken zur Seite und setzte sich ohne Beschwerde auf. Dabei blickte er mich wieder an. Ja, ich wunderte mich natürlich Dachte: er wird diese merkwürdige Krankheit schon erklären, und bot ihm eins Zigarre an. Dann rauchten wir und tranken Grog. Auf baldige Wiederherstellung, Herr Peterhans, und daß Sie mir bald wieder mit.'ner anständigen Postanweisung kommen.!" Ich bring Ihnen keine mehr. Ich nicht." Sind Sie denn wirklich so krank?" Ich?" Er sah mich an, lachte laut auf, hielt aber erschrocken innc. Um gleich darauf ruhig zu sagen:Es ist eine erbärmlicbe Komödie, Herr. Ich bin wohl zu all zum Theaterspielen. Sie habeüs schön gemerkt: es ist etwas wicht richtig. Ich sag's Ihnen im Vertrauen: ich bin gar nickt trank. Ich soll bloß trank sein."