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Sie sollen?"

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" Ich soll." Er tat einen Schlud. Das mit dem Schnee it ia richtig. Ich konnt' nicht durch." Er legte die Hand an die Brust. Bis hier saß ich drin. Es ging einfach nicht weiter. Reiner hätt's geschafft. Keiner. Auch der Generalpostmeister nicht. Bin also umgekehrt. War natürlich naß bis auf's Fell. Ein paar Pakete hatten was abgekriegt. Gewiß. In die Brieftasche war auch ein bischen Schnee' reingefommen. Wie, weiß ich nicht. Wie, weiß ich nicht. Es war oumm von mir und nicht aufgepaßt. Ich geb's zu. Kriege also einen Wischer. Der war mehr als grob. Jeder war nervös, weil nichts flappte an dem Tage. Ich auch. Fährt's mir in die Krone: du hast dir nie was zuschulden kommen lassen, also ich pace aus. Gehörig. Sagte, was ich auf dem Herzen hatte. Alles. Was fich so in Jahren ansammelt in einem Sie wissen ja. Daß ich Hülfe haben muß und nicht auf der Strede verreden will. Und so weiter. War wohl dumm von mir, aber gefreut hat's mich doch, wie sie geschaut haben. Die, die da kommandieren. Na also: end­lich hat's geheißen:" Sie sind krant, Peterhans. Gehen Sie nach Hause. Das Weitere wird sich finden." Das heißt soviel wie: laß dich pensionieren. Geh zum Teufel!" Er trant. Die Hand bebte. Jebt lassen sie den Schneepflug fahren. Jst's da ein Kunststück, durchzukommen?" Er weinte fast; alle falten seines vertrockneten Gesichts zuckten:" Ist das ein Kunststück?"

Eine lange Pause.

Dann sagte ich:" Schließlich ist's eine wohlverdiente Ruhe, Herr Peterhans. Sind Sie auch nicht krant, alt genug sind Sie wirklich."

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Meinen Sie?" In seinem ganzen Gesicht vibrierte es. Dann brach er los: Was nüßt mir'n das, wenn ich nicht leben und sterben fann bei der Pension? Wenn's n- o ch magerer zugehen soll bei mir als jett?" Er war aufgestanden. In sein dürres, lederartiges Antlig stieg heiße Röte. Er schlug auf den Tisch:" Ich hab die Komödie fatt! Ich bin nicht frank! Bin ferngesund! Ich geh bis zur höchsten Instanz! Jawohl! Verstehen Sie mich?" Ein Faustschlag: Bis zur höchsten Instanz!" Die Frau stand in der Tür, alt, gebückt, den Kopf ein wenig gehoben. Die Rechte ging wieder wagerecht in der Luft hin und her:" Laß doch, Peterhans. Das nüht Dir ja alles nichts..."

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Theater.

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darüber und stößt nach erhaltener Strafe- das ist die Tragik! höchst heldenmäßig sich ein Messer in die Brust.

Die Schauspieler des Schillertheater setten für das tot geborene Stück viel Eifer und Können ein. Sehr gut war Biegel in der Hauptfigur und Ida Wüst , ein Gast von der Lessing­bühne, in der Rolle des fokett perversen Adelsfräuleins, durch die der Spielmann, wunderlich genug, an sich erfährt, was eigentlich die wahre Liebe ist.

dt.

ist ein Irrtum unterlaufen, den wir nachträglich richtig stellen. Der In der Besprechung des Einakters, Wegen Preßbergehen" Darsteller des Sträflings, welcher aus Freundschaft zu dem Prez­fünder" Dr. Walldorf das ominöse Beitungsblatt entwendet, ist nicht Herr Kupfer, sondern Herr Baselt.

Humoristisches.

Bändigung der Premierentiger.( G. Haupt­ mann zu Brahm):" Aber, lieber Brahm, so flug könnten wir auch sein und den Kaiser einladen! Dann hätte doch die ewige Auspfeiferei ein Ende!"

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Sein Geschäftstrid: G'schwind, Kath'l, g'schwind, bind da Deine Strumpfbandl' nauf, Summafrischla gehn vorbei!" ( Simplicissimus.")

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Kleines Gespräch. Ich weiß nicht, die Freisinnigen kommen mir seit dem dreizehnten Dezember ganz verändert vor!" Hm, natürli, die hab'n sich halt' n" Barth" abg'nomma!" ( Jugend").

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Notizen.

Vom Verlag S. Fischer wird eine Sammlung der bereitet. Geplant sind vier Bände, von denen der erste im April, prosaischen Schriften von Hugo v. Hofmannsthal bor­die weiteren drei Bände in halbjährlichen Abständen erscheinen.

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Das Pariser Odéon Theater, das jetzt von Antoine, dem um das moderne Drama, und zwar auch das ausländische, sehr verdienten Direktor, geleitet wird, beabsichtigt im Spätsommer in Berlin zu gastieren. Außer Klassischen Werken, darunter dem glänzend inszenierten Julius Caesar ", soll auch die Dramatisierung von Bolas Roman La fante de l'abbé Mouret" aufgeführt werden. Bielleicht kommt auch das ausgezeichnete Orchester Colonnes mit. Der Hauptmann von Köpenic" als eng Tischer Operettenheld. Die lustige Geschichte vom Haupt­mann von Köpenid hat die englischen Bühnendichter nicht schlafen lassen. Ganze fünf Mann sind aufgeboten, dem Londoner Publikum die Gestalt des pfiffigen Schusters lebenswahr vorzuführen. Die Operette wird in Londoner Gaiety- Theater aufgeführt werden.

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Das Völkerkundemuseum hat in letzter Zeit, wie der Voff. Btg." berichtet wird, eine Reihe sehr wichtiger und sehr um­fangreicher Erwerbungen gemacht, von denen wenigstens ein Teil vorübergehend in den Ausstellungsräumen des Kunstgewerbemuseums aufgestellt werden soll. So eine Auswahl der fast tadellos er­haltenen, sehr interessanten Fresken mit buddhistischen Dar. stellungen, welche die letzte große Sendung der Ausbeute der preußischen Expedition nach Turfan ausmachen, und die in denselben eigentümlichen Höhlentempeln gefundenen, höchst merkwürdigen Manuskripte und andere Gegenstände. Gleichzeitig ist als Geschenk eines ungenannten Gönners die größte und wertvollste Samm­lung altperuanischer Altertümer, die Sammlung des fürzlich von Peru wieder nach seiner Heimat Hannover über­gesiedelten Kaufmanns Greger, in den Besitz des Völkerkunde­museums gelangt. Sie enthält die zahlreichsten Prachtstücke der ältesten peruanischen Kunst, meist aus der Vor- Intazeit, angeblich bis in die Zeit um Chrifti Geburt zurück. Sehr merkwürdig sind darunter die trefflich erhaltenen, farbenprächtigen, reich mit Figuren versehenen Stoffe. Eine andere, einseitigere, aber ähnlich reiche Sammlung, gleichfalls ein Geschenk, stammt aus Argentinien und umfaßt die von Peru abhängige lokale Kultur dieses Landes. Sehr wertvolle Stücke aus verschiedenen Ländern hat Geheimrat Bäßler, der alte Gönner der Museen, geschenkt. Auch die prähistorische wie die afrikanische Abteilung haben fleinere Sammlungen zum Geschenk erhalten. Alle diese Sammlungen sollen in einiger Zeit in den neu hergerichteten Ausstellungsräumen des Kunstgewerbemuseums vorübergehend aufgestellt werden.

Schillertheater O.: Narrenglanz, Ein Spiel­mannsdrama in vier Akten von Rudolf Rittner. ( Buchaus­gabe im Verlage von Oesterheld u. Co., Berlin ). Der ausgezeich­nete Schauspieler, einer der bewährtesten im Brahmschen Ensemble, der in den besten Mannesjahren stehend mit Ablauf der Saison von dem Theater auf immer scheiden will, wurde bei der Aufführung seines Stückes mit stürmischen Ovationen gefeiert. Nach Recht und Billigkeit, wenn der Beifall dem Bühnenkünstler gelten sollte, der wie kein anderer den Zauber spezifisch männ­licher, selbstsicherer, herber Kraft in der Verkörperung dramatischer Gestalten wiederzugeben wußte. Das Werk aber, mit dem er hier als Bühnendichter auftrat, an sich genommen, abgelöst von den Erinnerungen, die der Name Rittner lebendig macht, verdiente leider solchen Enthusiasmus ganz und gar nicht. Die Sprache hat jene aufgebauschte, schellenlaute, prätentiöse Art, die zu den Re­quifiten des üblichen Kostümstückes gehört. So kleidet, um ein fleines Beispiel anzuführen, ein verliebtes Fräulein ihren Wunsch, der Spielmann solle die Treppe heraufkommen und sie füssen in die schönen Worte:" Bring mir Deinen Mund". Die Gestalten schwanken schattenhaft, und schattenhaft bleibt gleichfalls der Zu­fammenhang von Handlung und Idee. Hier und da klingt etwas wie persönliches Empfinden an. So, wenn der Spielmann, der am Hofe eines Fürsten hohe Ehren und mächtigen Einfluß ge­wonnen, in Klagen ausbricht über die Leerheit seiner Gautler­Künste, wenn er aus dem Glanze dieses fremden Kreises, der ihn zur Unterhaltung braucht und ihn als hörigen im Grunde doch berachtet, sich hinaussehnt in ein schlichtes, tätiges Leben, in dem er gilt nach seinem wahren Manneswerte. Der Wunsch, derartige Stimmungen, die wohl aus eigenem Erleben wuchsen, in einem Bilde künstlerischen Ausdruck zu verleihen, mag wohl den ersten Anstoß zu der Dichtung gegeben haben. Aber die Ausführung biegt weit von diesem Kern ins Gleichgültige, Beziehungslose ab. Die Züge männlichen Stolzes in dem Spielmann und Hofnarren bermischen sich mit so viel Aeußerungen hochfahrenden Parvenu­finns und blinder Ueberhebung, daß die Figur, die nach der Ab­sicht doch gewiß sympathisch wirken sollte, das Anziehende verliert, in ihrem Schicksal völlig talt läßt. Dieser Sänger, der seine Stellung in der Gunst des Fürsten ausnußt, um nach Laune das Höflingspack so schroff als möglich zu brüskieren, der die Ver­führung hochgeborener Damen als Sport betreibt, die Verliebten zwingt, ihm die Hand zu küssen, der ein boshaft- niederträchtiges Spottlied an einem bornierten Junker rächt, indem er den Un­bewehrten mit einem Schwertschlag niederstreckt wie kann der fich wundern, wenn Schimpf mit Schimpf gelohnt wird! Daß der Fürst, um sich den Lautenschläger zur Zierde seines Hofstaates zu erhalten, ihm nicht wie einem Freien nach dieser Tat die Hand abhaden läßt, sondern ihn als Hörigen den Geißelhieben der Ritter für eine Stunde preisgeben will, dünkt den Narren der schlimmste aller denkbaren Despotenfrevel. Prügel find Schande, Ver­stümmelung nicht! In endlosen Deklamationen ergeht er sich Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Drud u. Berlag: Vorwärts Buchdruderei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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Herbst Eulenbergs Jugendwerk Münchhausen" wurde im Mannheimer hoftheater ohne Erfolg gegeben. Die große Gemeinde", ein Lustspiel nach fran­ zösischen Mustern, das das Thema von den betrogenen Ehemännern wißig erörtert, von Lethar u Lipschüz wurde im wiener Burgtheater zum erstenmal aufgeführt. Es soll auch im Bealiner Neuen Schauspielhause gespielt werden.

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Ein neues Verfahren der Fernphotographie soll von einem Brüsseler erfunden sein. Der Apparat übermittelt telegraphisch Photographien, Zeichnungen usw. und zwar in Gestalt eines Metall­flischees, das direkt zur Reproduktion durch den Druck dient. Bur Neproduktion eines Bildes von 20 Quadratzentimeter Größe soll nur eine Minute erforderlich sein.