Gomaso
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Seitdem schwärmen fie alle für Himbeeren und ich kann es ihnen[ doch jedenfalls dem Niederschreiben vorausgegangen sein muß, se nicht verdenken. Nun will Herr Priezke einige Ableger und nimmt man das Jahr 1300 als das wahrscheinlichste Datum der Senter", wie er sich ausdrückt, von meinen Himbeeren haben und, selben an. Gotthelf Fischer zitiert in seiner Abhandlung über was will ich machen, ich muß sie ihm schon verehren, wenn unsere Papierzeichen einen Auszug aus einem auf Linnenpapier 1301 ge Freundschaft nicht in die Brüche gehen soll. Er weiß es nur zu schriebenen Bericht. Sein Zeichen ist ein Streis, darüber ein Reis, gut, meine Sorten: Harzjuwel, Fastolf und Scheffers Kolossal und an dessen Ende sich ein Stern befindet. Das Papier ist dick, fest Lukretia find fein und echt. Ich brauchte ihm nicht erst zu sagen, und wohl genarbt; seine Wasserlinien und Wasserzeichen lassen sich daß er die Ruten gleich nach dem Pflanzen dicht über dem Boden deutlich unterscheiden. unbarmherzig abschneiden müsse, damit sich schon im ersten Jahre ein junger, kräftiger Trieb bildet, der im nächsten Jahre reichlich süße Beeren bringt. Das und noch viel, viel mehr hat Priezke aus dem„ Praktischen Taschenbuch für Gartenfreunde"( Verlag von Paul Parey, Berlin SW., Hedemannstraße 11) herausgezogen; er meinte die 2½ Mark, die er dafür angelegt, hätten auf seiner Barzelle reiche Zinsen getragen und im ganzen Naffen Dreied" sei fein Kolonist mehr, der nicht das gleiche Buch täglich zur Hand nähme. Auch über die Wechselwirtschaft im Gemüsegarten ist Briezte jetzt ganz genau orientiert. Alle Gemüse, sagt er, deren Blätter, Blüten oder Früchte man genießt, erfordern frische Düngung, auch darin hat er natürlich wieder einmal recht; er wird auch in diesem Jahre wieder die schönsten Tomaten, Gurken, Salat- und Kohlköpfe ernten, davon bin ich schon jetzt im März felsenfest überzeugt.-
Kleines feuilleton.
Hd.
Simulation von Geisteskrankheiten. Die Psychiatrie ist einer der jüngsten wissenschaftlich ausgebauten Zweige der Medizin. Da kann es nicht wundecnehmen, wenn die Psychiater, sowohl in prinzipiellen Fragen als auch besonders bei einzelnen praktischen Fällen, sich oft genug schroff gegenüber stehen. Ganz besonders ist dies der Fall bei der gerichtlichen Psychiatrie, welche ja die breite Oeffentlichkeit am meisten intereffiert, da ja wohl alle schon eine Reihe psychiatrischer Gutachten gehört haben, sei es nur aus Zeitungslektüre, oder als Zuschauer, Zeugen, Schöffen oder Geschworene vor Gericht. Besonders bleiben natürlich sensationelle Fälle im Gedächtnis, in denen sich verschiedene Psychiater gegenüber standen. Es sei nur an den sattsam bekannten Fall des cumänischen Hochstaplers Manolescu erinnert, über dessen Geisteszustand immer noch keine Klarheit geschaffen ist. Jahrelang erfiärten ihn bald weltberühmte psychiatrische Autoritäten für einen nicht verantwortlichen Geistestranten, bald andere ebenso gewichtige Stimmen für einen Simulanten. Kann es da wundernehmen, daß der Laie wozu in den meisten Fällen auch die Juristen zu zählen sind allzu geneigt ist, in jedem Verbrecher, der pathologische Symptome zeigt, einen Simulanten zu erbliden? Um so mehr ist dies der Fall, als der Laie sich nicht so leicht überzeugen läßt, daß sich Geisteskrankheit bei weitem nicht immer auf dem Gebiet des Verstandes allgemein bemerkbar macht, daß 3. B. raffinierte Schlauheit beim Ausbrechen von Verbrechern, die auf ihren Geisteszustand untersucht werden, oder ihre geschickte Selbstverteidigung vor Gericht, längst noch nicht auf ihre Geistesgesundheit schließen lassen.
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Da dürfte es denn wohl auch weitere Kreise, namentlich aber diejenigen, welche vielleicht einmal als Schöffen oder Geschworene sich selber ein Urteil über einen solchen" Simulanten" zu bilden haben, interessieren, zu erfahren, was die psychiatrische Wissenschaft in dieser Frage sagt. Im Archiv für Psychiatrie"( Band 46, 1906, Seite 254-285) veröffentlichte Dr. A. Schott einen längeren Aufsatz über„ Simulation und Geistesstörung", in welchem er auf Grund einiger ausführlich geschildeter prattischer Fälle und der eingehend berüdsichtigten allgemeinen und speziellen psychiatrischen Literatur zu folgenden Ergebnissen kommt:
Es ist überhaupt sehr fraglich, ob reine Simulation von Geistes störung bei böllig Geistesgefunden überhaupt vorkommt; jedenfalls ist sie verschwindend selten. Bei weitem am häufigsten findet sich Simulation bei degenerierten Individuen und ist als ein Ausfluß der Degeneration aufzufaffen. Selbst die Entlarvung eines Simulanten, sowie sein Geständnis, daß er fimuliert habe, beweisen noch nichts für seine geistige Gesundheit. Irgend ein besonderes charakteristisches Merkmal, das sicher auf Simulation schließen laffe, gibt es nicht, vielmehr bedarf es zu ihrer Beurteilung ebenso wie bei allen anderen psychischen Zuständen der umfassenden und borurteilsfreien Berücksichtigung aller Umstände und einer eingehenden törperlichen und geistigen Durchforschung des Individuums. Deshalb muß in allen irgendwie schwierigen Fällen, in denen anscheinend Geisteskrankheit simuliert wird, der Arzt darauf dringen, daß der Angeklagte zu einer mehrwöchentlichen Untersuchung in einer Jrrenanstalt untergebracht wird.
Kulturgeschichtliches.
Die Erfindung des Linnenpapiers. Kein Teil der Diplomatik( Urkundenlehre) ist häufiger erörtert worden, als die Frage nach dem Ucsprung des Linnenpapiers. Die Untersuchung ist um so intereffanter wegen des großen Einflusses, welchen dieser Stoff auf die Fortpflanzung der Wissenschaft und Zivilisation gehabt hat, und konnte auch dem Philologen nicht gleichgültig sein, da sie das Mittel zur Altersbestimmung von Handschriften bietet. Das älteste Dokument von Linnenpapier foll im Jahre 1308 geschrieben worden sein, und da die Erfindung
Schwandner, Oberbibliothekar der kaiserlichen Bibliothek in Wien , rückt das Datum der Erfindung des Linnenpapiers viel höher hinauf. Er fand unter den Urkunden des Klosters Göß in Obersteiermark eine ziemlich zerlumpte von nur sieben Zoll Länge und drei Zoll Breite, deren Wert er aber als seltsame Reliquie so hoch schäßte, daß er 1788 einen weitläufigen Bericht über deren Entdeckung herausgab. Das Dokument ist ein Mandat des Kaisers Friedrich II. Schwandner weist nach, daß es in das Jahr 1243 zu sehen sei. Was die Umstände angeht, welche zur Erfindung des gebräuchlichen Papiers führten, oder auch was das Land dec Erfindung betrifft, so findet man bei allen Schriftstellern, die über diese Materie geschrieben haben, nichts als Vermutungen. Eine Bemerkung des arabischen Arztes Abdallatif, welcher Aegypten im Jahre 1200 besuchte, wirft auf die Frage ein helleres Licht. Er sagt nämlich, daß aus dem in den Katakomben ge fundenen und zur Einhüllung der Mumien gebrauchten Zeuge ente weder Kleider gefertigt wurden, oder daß man es an die Schreiber verkaufte, die Krämerbücher daraus machten. Tychsen hat in einer Abhandlung bewiesen, daß Aegypten bis gegen Ende des 11. Jahr hunderts ganz Europa mit dieser Act Papier versorgte. Die Araber hatten infolge ihrer Eroberungen in der Bucharei um das Jahr 704 die Kunst der Baumwollenpapierbereitung erlernt, und durch sie oder die Sarazenen kam diese Kunst im 11. Jahrhundert nach Europa . Alle bekannten Schriftsteller über diesen Gegenstand vermuten, daß der Abt von Cligny mit der Bemerkung aus den Abschabsel alter Lumpen" nur auf wollene oder baumwollene, nicht aber auf Linnen angespielt habe. Allein, da zweifellos die Erfindung des Linnenpapiers in eine frühere Zeit zu sehen ist, und da die Erwägung bei Abdallatif den Schluß rechtfertigt, daß es in Aegypten einige Zeit vor seiner Bereisung dieses Landes 1120 bereitet wurde, so kann man mit Recht vermuten, daß Peter von Cligny, deffen angeführter Traktat um 1200 geschrieben sein soll, auch linnene Abschabfel" meinte. Die vorstehenden Tatsachen timmen mit der schon längst von Prideaug ausgesprochenen An ficht, daß Linnenpapier eine morgenländische Erfindung sei, und daß diese durch die Sarazenen Spaniens zuerst nach Europa gebracht wurde.
Aus dem Tierleben.
Musikempfängliche Tiere. Ueber eine Reihe höchst intereffanter Versuche zur Feststellung der Musikempfänglichkeit von Tieren berichtet der Türmer"( Verlag von Greiner u. Pfeiffer, Stuttgart ) in seinem letzten Heft.
Durch den Militärarzt Ad. Guénon wurde ein Versuch bei Pferden angestellt. Er bediente fich bloß einer Violine und einer Flöte; mit letterer erzielte er allerdings mehr Wirkung als mit bem Saiteninstrument. Nach seiner Beobachtung sind Pferde für wohlflingende Mufit, für kleine melodiöse Fragmente empfänglicher als für unzusammenhängende Töne; bei diesen hatte er fast gar keinen Erfolg zu verzeichnen. Bei dem ersten Ton der Flöte wendeten sich alle Pferde dem Musiker zu und sahen ihn aufbem Futtertrog zutehrten und ihre frühere Stellung einnahmen, merksam und neugierig an; man bemerkte, daß einige sich wieder sobald sie den Tonerreger gesehen hatten; das Verhältnis der In differenten zu den Empfänglichen beträgt aber ungefähr 1: 5; diese letzteren sind sichtlich erregt und bewahren, so lange das Instru ment sich hören läßt, eine besondere Haltung. Man kann ohne Uebertreibung fagen, daß diese Tiere geradezu bezaubert und tief erregt sind; man sieht deutlich, daß die Musik sie intensiv beschäftigt. Es ist merkwürdig und bloß den Pferden eigen, daß jede Auf regung, der sie unterworfen sind, sich in Blase und Darm fühlbar macht. Schon nach kaum einer Minute, wenn die ersten Töne hörbar werden, sieht man diese Wirkung, die sich im Zeitraum von zehn Minuten 3-4mal wiederholt. Junge Tiere sind viel empfänglicher als ältere; die erzielte Wirkung ist viel stärker, die Erregung lebhafter, was sich aus der heftigeren Darmtätigkeit schließen läßt. Endlich, und dies verdient besonders hervorgehoben zu werden, wurde öfters konstatiert, daß der Aufruhr, den die Musik bei Pferden hervorruft, seinen Höhepunkt bei scheuen Pferden er reicht; diese werden feige wie die Hasen, die ihr Leben in ewiger Angst zubringen; anstatt ruhig und unbeweglich zu bleiben und aufmerksam hinzuhorchen, ängstigen sie sich und krazen am Boden; sie bewegen die Ohren nach allen Richtungen; mit einem Wort, sie geben lebhafte Unruhe fund.
Unter den anderen musikalischen Tieren muß man in erster Reihe den Elefanten nennen. Das ist seit langem bekannt, da schon Kaiser Gallienus nach einer Rüdtehr aus Spanien bei einer Vorstellung in Rom Elefanten sehen ließ, die nach dem Ton eines Instrumentes nach dem Takte auf einem Seile auf und ab gingen. An zwei Elefanten im Jardin des Plantes wurde die Wirkung eines ganzen Orchesters erprobt. Die melancholischen Weisen einer Romanze ziehen sie wie mit einem Zauber an. Während des ganzen Liedes geben sie nicht einen Ton von sich; ihre Bewegungen sind langsam, gemessen und passen sich der feinen Melodie des