Liedes an. Beim Ertönen der lustigen und bewegten Melodie des LiedesCo irz." in D-Dur dagegen, das von den? ganzen Orchester gespiekl wurde, sind die Tiere von einer Art Fieber er- griffen. An ihrem Entzucken, an ihrem Freudengeschrei, das zu- weilen ernst, dann wieder gellend Hingt, aber in seiner Betonung stets verschieden ist. an ihrem Pfeifen, an ihrem Kommen und Gehen bemerkt man. daß der Rhythmus dieser Melodie sie erregt und verfolgt und sie zwingt, sich nach seinem Takt zu bewegen. Ein ähnlicher Versuch wurde im Zoologischen Garten in London mit Bären angestellt. Sie hörten mit geradezu komischer Auf- merksamkeit zu und steckten, aufrecht stehend, Pfoten und Schnauze durch das Gitter des Käfigs. Bei einem absichtlich falsch ange- schlagenen Akkorde zogen sie sich fast erschrocken in die Tiefe ihres Kerkers zurück; beim Ertönen eines Marsches gingen sie im Käfig auf und ab und suchten ihre Schritte dem Takte anzupaffen. Bei den Löwen war der Erfolg ein gleicher. Alle kamen dem Instrumente so nahe wie möglich; einer bewegte wie im Takte das Büschel schwarzer Borsten, mit denen sein Schwanz endigt, hin und her; eine Löwin stieß ihn beiseite, um seinen Platz einzu- nehmen und dem Violinspieler näher zu sein. Bei den Wölfen ist das Resultat ein ganz anderes; die Musik erschreckte sie. Der gemeine Wolf hob seinen Rücken und knirschte in gräßlicher Weise mit den Zähnen; der indische Wolf schien den furchtbarsten Schrecken zu empfinden; zitternd und mit zu Berge stehenden Haaren kroch er auf dem Bauche in den äußersten Winkel feines Käfigs. Schakale und Füchse werden durch Musik weniger erschreckt als der Wolf. Tic Schafe scheinen durch die Musik bezaubert; sie unterbrechen ihr Fressen, um dem Violinspiel bester zuhören zu können. Besonders aber bei den Affen bewirkt die Musik das größte Erstaunen und die höchste Aufreizung. Große Affen find eher er- schrocken als entzückt. Ein junger Orang-Utang kehrte sogleich dem Musiker den Rücken und kletterte in seinem Käfig so hoch als möglich. Einer hörte ernst und mit verschlungenen Händen zu; bei einem Crescendo ließ er ein sehr deutliches Zeichen von Ver- ständnis vernehmen. Sämtliche Affen, wie übrigens auch alle arideren Tiere, scheinen durch falsche Akkorde erschreckt zu werden. Der Hund ist ebenfalls für ZWufik sehr empfänglich, nur ist er sehr wählerisch. Man weiß z. wie sehr ihn ein« Barbarie- Orgel(ein Modeneser Fabrikat) in Wut versetzt und ihn dazu veranlaßt, ein unheilverkündendes Geheul anzustimmen, was mich übrigens bei einem so haarsträubenden Instrumente nicht wundert. Aber gewiste Akkorde können dem Hunde angenehm sein. Nichts ist interessanter, sagt Gnenon, als der Gesichtsausdruck, den ein junges Tier dieser Gattung annimmt, wenn es zum erstenmal den To» einer Flöte oder einer Violine hört. Bei tiefen, langsamen Tönen streckt es den Hals vor und nimmt eine höchst komische, niedergeschlagene Miene an; um bester hören zu können, hebt es die Ohren und neigt den Kopf so tief, daß es um sich selbst einen Halbkreis beschreibt; diese Entzückung kann einige Minuten währen, hört jedoch auf, sobald das Tempo sich beschleunigt oder die Töne durchdringender werden; in diesem letzteren Falle ist das Tier peinlich erregt und zeigt es auf seine Weise, indem es bellende, gedehnte und sehr durchdringend heulende Laute ausstößt; diese schließen meistens mit der Ursache, die sie hervorbrachte. Auf dem Klavier erzielte Resultate sind ungefähr die gleichen. Der Eindruck, den die Musik auf Schlangen macht, ist bekannt. DieSchlangenkünstler" benutzen diese ihre Neigung, um sie lebend zu fangen oder Objekte, die sie dem Publikum vorführen wollen, aus ihrer Schlaftrunkenheit zu wecken. Bei der.Schlangenausstellung" machen die Hindus mit einer kleinen Klarinette ununterbrochen Musik. Sogleich kommt die Schlange aus dem Korbe, in dem sie eingesperrt ist. hervor und richtet sich auf; manchmal bewegt sie ihren Körper, als wollte sie die Musik begleiten. Während dieser Zeit sind sie nicht gefährlich und denken nicht ans Beißen; sie werden erst wikd, wenn die Musik aufhört; die Hindus wissen das Wohl und trachten meist, ihnen die Giftzähne vorher auszureißen. Auch die Eidechsen lieben die Musik ganz besonders. Sie ziehen die langsamen Töne den rauhen heiseren vor. Actis spricht von einer Eidechse, die mit besonderer Freude daS Adagio in f-Dur aus dem E-Dur-Ouart«tt von Mozart anhörte; so oft man iefcS Stück spielte, kam sie aus ihrem Loch hervor und blieb unbe- weglich; sobald man zu spielen aufhörte, beeilte sie sich, in ihr Bersteck zu kommen. Dr. H. Chomet begab sich einmal in einen Wald und begann eine Melodie aus einer italienischen Oper zu singen; plötzlich sah er sich von kleinen Eidechsen umgeben, die ihn tllit vergnügten Mienen betrachteten. Auch die Mäuse lieben die Musit außerordentlich. Sie lockt sie aus ihrem Loch und läßt sie alle Furcht vergeffen. Sie wagen es bei helllichtem Tage in ein Zimmer zu laufen, in dem Musik gemacht Ivird. Zum Schluß erinnern wir noch an die deutlichen Beweise einer Musikempfänglichkeit bei Spinnen. Man kennt die Sage von Peliffon, der eines dieser Tiere bezauberte, indem er ihm Dndelsack borspielte. Gretrh erzählt, daß eine Spinne bis auf sein Klavier kam, wenn er spielte, und verschwand, sobald er aufhörte. Michclet berichtet vor einem ähnlichen Fall. Eines jener kleinen Opfer, aus denen man schon in jungen Jahren Virtuosen macht, Berthome, der im Jahre 1800 gefeiert wurde, verdankte seine staunenerregen- "---- i I I-...., Verantwortl. Redakteur: HanS Weber, Berlin. Druck u. Verlag: den Kenntnisse der absoluten Einsamkeit, in der er lernen mußte. Mit acht Jahren entzückte er alle durch sein wundervolles Liolin- spiel. In seiner fortwährenden Verlassenheit hatte er einen ein- zigen Kameraden, von dem niemand eine Anhnung hatte, nämlich eine Spinne. Zuerst hielt sie sich in einem Winkel der Mauer auf, dann nahm sie sich die Freiheit, bis zum Notenpulte vor- zudringen, endlich kam sie auf den Arm des Kindes, der so geschickt den Bogen führte; von da aus konnte diese immer zitternde, er- regte Musikschwärmerin die Töne aus nächster Nähe hören. Sie bildete sein ganzes Auditorium. Das Kind hatte unglücklicherweise eine Ziehmutter, die eines Tages das empfindsame, kunstliebende Tier aus seinem Platze sah. Ein heftiger Schlag mit dem Pan- toffel und das ganze Auditorium war vernichtet. Der Knabe fiel rücklings zu Boden, er war drei Monate krank und dem Tode nahe. Humoristisches. Aus der Schule. Lehrer:.Ein Sprichwort sagt: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Nennt mir Beispiele dazu! Fritz:.Dem Herrn Lehrer seine Nase." I e nachdem..Wie Ihre Aelteste beim Zeitungslesen die Farbe Ivechselt l" Ja, beim politischen Teil bleibt sie gleichgültig, bei den TageS- Nachrichten wird sie blau, beim Roman rot und bei den Verlobungs- Nachrichten grün und gelb." DeplazierteFrage. Der Lnftschiffer gewinnt in unserer Gegend immer mehr an Boden. A ch s o I Richter:.Zwei Jahre lang haben die beiden Herren miteinander stets friedlich gefischt, warum find Sie denn gerade bei diesem Fisch m Streit geraten?" Kläger (zögernd):»Herr Richter, das war der erste, den wir überhaupt gekriegt haben...* l.Meggendorfer-Blätter ".) Notizen. Im Goethe-Berein hält am Sonutag, den 10. März, nachmittags S Uhr, im Saale der Secession, Kurfürstendamm , Fritz Stahl einen Vortrag mit Lichtbildern über Michel Angela. Karten bei Wertheim , Plothow, Kantstr. 21, sowie Sonntags an det Kaste. Roman 'und Novelle nach englischen Begriffen. Es gibt in der englischen und der deutschen Sprache ähnliche oder sogar dieselben Worte, die aber verschiedene Bedeutungen haben. Zu ihnen gehören auch die Worte: Roman (englisch : Romanos) und Novelle(englisch : dlovel). In» Deutsckien unterscheiden sich Roman und Novelle durch ihren Umfang und ihre Verwickelung. Ein Roman ist umfangreicher und verwickelter als eine Novelle. Im Englische » sind beide inhaltlich unterschieden. Ein Roman(Romanos) ist eine Erzählimg, ursprünglich in Versen, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat und u»§ durch phantastische Abenteuer, idealifierte, ritterliche Liebesszenen unterhält; das Wort bedeutet nichts weiter, als daß der Stoff auS romanischen Sprachen und Ländern(Frankreich . Spanien ) genommen wurde. Eine Novelle(Novsl) dagegen ist eine Erzählung'von Begebenheiten, die möglich sind imd die so geschildert werden, als wären sie ganz natürlich. Im Laufe der Zeit ist daS WortRomanos" ganz verschwunden und man nannte die Werke der schönen Literatur(englisch : Fiotion, ausgesprochen: Filschon) Novsls. Im 16., 17. und 18. Jahrhundert findet man auch anstatt.Novel" das WortTale" oderHystory"(Erzählung, Geschichte). Zur Geschichte der politischen Terminologie. Die Bezeichnungen: Monarchist. Aristokrat. Demokrat sollten nach bisheriger Annahme zuerst gegen Ende des 13. Jahrhunderts in den Pariser Salons entstanden sein. Wie indes die.Revue d'Histoire littsraire de la France" nachweist, kommen sie bereits in den gegen 1500 ver­faßten»Genfer Chroniken" des Genfer Geschichtsschreibers BonivardS vor. Da es an einer grundlegenden Geschichte der Politik fehlt Roscher? Werl ist nur eine fleißige Kompilation ist eS keines­wegs ausgeschlossen, daß diese Bezeichnungen noch älteren Ur- sprungeS sind. Die Indianer in Nordamerika vermehren sich wieder naib den neuesten Untersuchmtgeit. Gegenwärtig lvird ihre Zahl auf 284 000 in den Vereinigten Staaten angegeben. 150 000 Indianer tragen ganz oder teilweise dieselbe Kleidung wie die Weißen und 70 000 können Englisch lesen und sprechen. 28 000 indianische Fa« Milien leben in modern eingerichteten Häuschen. Der Stamm der Cherokee-Jndiancr ist am weitesten in der Kultur vorgeschritten und auch sehr vestlcbt, die Bildung der Weißen unter seinen Mitgliedern zu verbreiten. Die Chcrokee-Jndianer geben 200000 Dollar jährlich für Schulen und andere Bildungszwecke auS. Vor kurzem trat der erste Indianer als Mitglied in den Senat in Washington ein: Senator CurtiS von Kansas, ein Angehöriger des Stammes der Kaw-Jndianer._ Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Siitge r&Co..Berlin S W.