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an Ausdauer fehlte. Ich habe versucht, mir das Fehlende aus dem Museum zu Bulat entnommenen Samen aus den Zeiten anzueignen. Aber eines nahm mir den Mut und die Freudig- der 21. bis 5. Dynastie, also im letzten Falle bis 6000 Jahre alter keit, das war die Zurückhaltung meiner neuen Kameraden. die Samen, abgesehen von der oft bräunlichroten Farbe, sehr gut Körner, die Unmöglichkeit der Reimung ergeben. Aeußerlich sahen Es war kein Mißtrauen, aber sie hatten wohl Zweifel an aus, die Reimlinge aber zeigten sich unter dem Mikroskop völlig ab der Aufrichtigkeit meines Willens, für die heilige Sache ein- gestorben. zutreten." Wir waren uns feines Wortes und feiner Damit lehnt die Wissenschaft aber keineswegs die Möglichkeit Handlungsweise bewußt, die Raisa zu diesem Glauben hätte sehr lange schlummernder Keimtraft ab; theoretische Erörterungen bringen können. Gewiß, wir waren wie alle Revolutionäre und praktische Prüfung des Problems haben sogar ergeben, daß die zurückhaltend, und mit Recht. Die geheime Arbeit bringt Natur dieser unscheinbaren und leicht zerstörbaren Samentörner es eben mit sich, daß man stets sehr vorsichtig sein muß, aber viel widerstandsfähiger ist, als man erwarten sollte. Leider ent­das ist nicht gleichbedeutend mit Mißtrauen! Zufälliger- siehen sich manche der interessantesten Fälle der Nachprüfung oder weise erinnerte sich da Anna Michailowna, ein paar Tagebuch- obachtete am Berge Laurion   in Attika das plöbliche Auftreten einer einer genauen Feststellung, wie der folgende. Prof. Heldreich be blätter von Raisa in Verwahrung genommen zu haben. Wir Art Hornmohn, die bis dahin unbekannt gewesen war, zugleich mit lasen sie und fanden dort einen Aufschluß über ihren frühen ihr in Menge die in Attika noch nicht gefundene Silene juvenalis, Tod. Die Blätter waren in der Zeit unseres Zusammenlebens als der seit dem Altertum lagernde drei Meter mächtige Minen­geschrieben und zeigten klar und deutlich, daß Raisa einen Abraum weggeschafft wurde. Die Ursachen des plötzlichen Er­Bwiespalt in fich trug, den sie nicht überwinden konnte. scheinens diefer beiden Pflanzen können nicht mit aller Sicherheit Einerseits trieb es sie, den Unglücklichen der großen Masse geprüft werden; hätten ihre Samen, seit die athenischen Stlaven Bu helfen, andererseits aber sehnte sie sich unendlich nach per graben gelegen, so böten sie das Beispiel einer mindestens 1500 dort in den Silberbergwerken frondeten, unter dem Schutt ber­fönlichem Glüd. In diesen Tagebuchblättern war nun ange Jahre erhalten gebliebenen Reimtraft. beutet, daß sie einmal unglücklich geliebt hatte und daß ihr Einige andere Fälle erscheinen schon besser beglaubigt. Der sehnlichster Wunsch, Mutter zu werden, nicht erfüllt worden älteste De Candolle erwähnt Samen der Mimose, die nach mehr war. Weitere Aufschlüsse fanden wir nicht, und über ihre als sechzigjähriger Ruhe sehr gut feimten. Girardin hat Bohnen persönlichen Verhältnisse hatte sie sonst so gut wie nichts er samen keimen sehen, die aus dem Herbarium Tourneforts stammten Bählt. Es war das tragische Schicksal einer, die nicht start und sich mehr als hundert Jahre darin befunden hatten. 1850 säte genug gewesen war, das Persönliche für eine große Sache Rob. Brown einige Samen der Sammlung des Sir Hans Sloane   aus, zu überwinden. Auch ein Opfer der gärenden Zeit. Ihr die länger als 150 Jahre dort aufbewahrt worden waren. Es gelang Kod machte auf uns alle einen erschütternden Eindruck. Wir Lotosart, der Nilrose. Dabei ist zu bemerken, daß sich die Umstände, ihm, mehrere davon zum Reimen zu bringen, besonders den einer mußten aber nun endlich vorwärts. Der erste Schritt sollte unter denen diese Samen aufbewahrt wurden, nur als die die Errichtung der Druckerei sein. denkbar ungünstigsten bezeichnen lassen, und daß eine in dem Dunkel und der Feuchtigkeit des Erdreichs abgehaltene Samenruhe für die Erhaltung der Keimtraft sicher weit günstiger wirken würde. Ein italienischer Botaniker hat bei Versuchen mit Samen aus Pompeji   und Hertulanum allerdings kein einziges lebendiges Korn gefunden; sie waren fast alle start verändert, wahrscheinlich infolge der Erhitung durch die Besüvasche. Die in den Kornkammern der Casa dell'Argo in Herkulanum   gefundenen Samen scheinen sich Erhaltung der Reimtraft günstig waren. Leider sind aber zurzeit jedoch unter Bedingungen befunden zu haben, die einer längeren ihrer Entdeckung keine Versuche mit ihnen angestellt worden, und inzwischen muß die Wirkung der feuchten Luft und die Aenderung der äußeren Bedingungen den etwa in ihnen noch vorhandenen Rest von Lebenskraft vernichtete haben.

Ich fnüpfte wieder Verbindungen mit verschiedenen fauf­männischen Firmen an und erhielt nach kurzer Zeit eine Ber­tretung für landwirtschaftliche Maschinen in einer kleinen Stadt. Diese Kleine Kreisstadt lag nach dem Bericht einiger Kameraden sehr günstig für uns. Ich reiste hin und fand eine bequem gelegene Wohnung, ganz am Ende der Stadt. Es war ein kleines Haus mit Garten, bestehend aus bier oder fünf Simmern; es hatte einen großen Schuppen, wo ich mein Maschinenlager errichten konnte. Hinter dem Hause Bog sich ein großer Garten bis zum Flusse hin, und an dem Abhang, der zum Fluß hinabführte, lag ein kleines Luft­häuschen. In ein paar Tagen fonnte ich schon einziehen; ich verschaffte mir die nötigen Möbel, machte eine Reihe Bisiten und entfaltete eine reiche kaufmännische Tätigkeit.

( Bortfehung folgt.)

( Nachdrud verboten.)

barangegangen, die Bedingungen, unter denen sich die Keimkraft der Samen am längsten hält, durch Versuche festzustellen. Diese Versuche haben allerdings einige merkwürdige und sehr interessante Ergebnisse gezeitigt, aber über die Gründe, weshalb tiefer ins Erd­reich gelangte Samen Jahrzehnte und vielleicht Jahrhunderte. leben, fagen fie doch fast gar nichts aus. Sie zeigen zunächst, daß Samen imftande find, geraume Zeit hindurch gewaltige Stältegrade

Man ist im Anschlusse an diese Bermutungen und Tatsachen

Huferftebung im Pflanzenreich. ertragen, ohne die Keimkraft einzubüßen. Der jüngſte De

Von Hermann Berdrow( Berlin  ).

Die Hoffnung auf leibliches Auferstehen, einer der ältesten und am hartnädigsten festgehaltenen Gedanken des menschlichen Geistes, Inüpft sich eng an das Keimen der zahllosen Samen im Lenz und beruht zum Teil sicher auf der Beobachtung dieser unablässig wiederkehrenden Naturerscheinung. Und wie der Leib nach der An­schauung der Väter der chriftlichen Kirche noch nach tausenjährigem Schlafe aus der Todesruhe auferstehen kann, so soll auch das Samenkorn Jahrtausende im Erdenschoße ruhen können, ohne Leben und Keimkraft einzubüßen.

Fehlen die Bedingungen zur Begetation, so vermögen die Samentörner nicht bloß wenige Jahre, nein, selbst Jahrhunderte und Jahrtausende ihren Schlaf ruhig und und ungestört zu halten. Sprechen dafür nicht jene Weizenkörner aus den ägyptischen Mumiengräbern, die 3000 Jahre und länger abgeschlossen von der Luft scheinbar im Tode lagen und dennoch wieder auferwachten, um Menschengeschlechter durch das Wanten ihrer emporgeschossenen Halme gleichsam zu begrüßen, die nicht das Klingen der Sicheln hörten, durch die die Mutterpflanzen niedersanken? Welch eine Auferstehung nach langer, langer Zeit, in der selbst der Roft das blante Eisen fraß, in der die Städte niederfanten, die stolz zur Erntezeit standen, als wären sie für die Ewigkeit gegründet! Sprechen dafür nicht die Samen, die man in den beigesetzten Ge­fäßen römischer und feltischer Gräber fand, und aus denen nach anderthalbtausend Jahren bei der Aussaat wieder vollkommene Pflanzen sich entwickelten?

Kritischere Zeiten haben diesen poetischen Bericht, der einem angesehenen naturwissenschaftlichen Voltsblatte aus dem Jahre 1860 entstammt, ebensowenig unbeanstandet gelassen wie die Lesart bon der Mumienerbse", die, im Jahre 1902 auf einer Blumenaus ftellung in London   gezeigt, aus dem in der Hand einer Mumie ge­fundenen Samen gezogen sein sollte. In beiden Fällen, namentlich bei dem Mumienweizen, foll eine beabsichtigte Täuschung stattges funden haben. Ferner hat die mikroskopische Untersuchung solcher

Candolle hat Samen von Weizen, Hafer, Fenchel, Mimose und Lobelie bis zu 118 Tagen 8 bis 20 Stunden täglich in einer Kälte­maschine einer Temperatur von durchschnittlich 42 Grad Celsius unter Null ausgesetzt und dann ausgefät. Fast alle Weizen-, Hafer. und Fenchelsamen gingen auf, während von den beiden anderen Arten viele versagten. De Candolle schließt daraus, daß durch die Kälte die Lebenstätigkeit in den Samen nicht nur verlangsamt fei, sondern daß ihr Protoplasma nach einiger Zeit in den Zustand bölliger Ruhe übergehe, in dem es die stärksten und schnellsten Temperaturverminderungen ohne Schaden ertragen tönne.

Sehr tonservierend wirkt ferner auf das latente Leben der Samen ein recht geringer Waffergehalt. Je trockener, desto wider standsfähiger zeigten sie sich gegenüber den verschiedensten äußeren Einflüssen. Erbsen- und Kressensamen mit 11 bis 12 Prozent Wassergehalt, unter Quedfilberverschluß und in Quecksilberdampf aufbewahrt, hatten ihre Atmung völlig eingestellt und teimten noch nach vier bis zehn Jahren. Ueberhaupt zeigte sich bei diesen und anderen Versuchen, daß Samen ihre Lebenskraft unter Bedingungen. bewahren können, wo jeder Stoffwechsel durch Atmung eine lange Reihe von Jahren( bis zu 16 Jahren und darüber) ausgeschlossen war.

Diese Versuche, sagt der Botaniker und Physiologe Giglioli, stüßen die Vermutung, daß das latente Leben unbegrenzt dauern fann, wenn genügend Garge getragen ist, um jeden Austausch mit dem umgebenden Medium zu verhindern. Es liegt kein Grund vor, um die Möglichkeit zu bezweifeln, daß die Lebenskraft im Samen, die mehrere Jahrhunderte lang aufbewahrt worden sind, erhalten bleibt, borausgesetzt, daß diese Samen von Anfang an unter Be dingungen konserviert worden sind, die der chemischen Veränderung ungünstig waren. Die ursprüngliche Trockenheit der Samen und ihre Behütung vor Bodenfeuchtigkeit oder feuchter Luft müssen die allerersten Bedingungen für ein Jahrhunderte währendes latentes Leben bilden.

Diese Bedingungen, die ja für die Konservierung von Samen förnern über der Erde ohne Zweifel zutreffend sind, erscheinen zum Teil wenigstens für die Erhaltung von Samen im Erdboden un