Vier ist es gut sein", sagte Abramosf,still und ruhig. Kein Mensch wird auf die Idee kommen, daß wir hier weilen." Da rief uns Kolja, und langsam kehrten wir zum Hause zurück.Peter wird Ihnen alles zurecht machen", sagte der Knabe.Wenn wir viele Gäste haben, schläft immer ein Teil hier." Wir waren von unserem letzten Aufenthaltsort fast ohne Sachen geflohen, ich hatte bloß eine kleine- Handtasche mit dem Allernotwendigsten mitgenommen: wir hatten auch keine Hoffnung, daß unsere Sachen etwa nachgeschickt würden. Als wir wieder nach dem Gute kamen, bat ich daher unseren Wirt, er möchte jemand in die Stadt senden und für uns etwas Wäsche besorgen lassen. Zum ersten Mas jn meinem Leben zähste ich jeden Kopeken. lFortsetzung folgt.) MlKelm ßufcb* lZum 76. Geburtstag.) Von Ernst Schur. Mt Wilhelm Busch hat eS eine eigene Bewandtnis. Er ist populär geworden wie kaum ein Künstler und doch weiß man wenig von ihm. Sein Werk ist bekannt, feine Gestalten, die er geschaffen, Sab typisch geworden; die Namen Hans Huckebein , der heilige ntonius, Herr und Frau Knopp, Max und Moritz kennt ein jeder. Und die Kunstgeschichte kann diese Popularität in jeder Beziehung uneingeschränkt gutheißen. Von seiner Persönlichkeit aber weiß man so gut wie nichts. Man hört, daß er einsiedlerisch lebt, wortkarg und menschenscheu geworden ist, fich in einem kleinen, abseits ge- legenen Dörfchen, aus dem er stch nicht hervorlocken läßt, intensiv der Bienenzucht widmet. Das ist alles. Nichts verlautet über ihn. Schon zu Lebzeiten ist er eigentlich gestorben. Unleugbar hat das einen Zug von Größe. Man wird lange suchen können, bis man diese Selbstkritik, diese Selbsterkenntnis bei einem so genialen Künstler findet. Zu rechter Zeit legt er den Stift aus der Hand. Er erfüllt seine künstlerische Mission, giebt Werke, die immer bleiben werden und weiß selbst, wann die Grenze seines Schaffens erreicht ist. Gerade heutzutage, wo mmi oft von einer Persönlichkeit mehr erfährt, als von seinen Werken.�vo die Reklame fast immer der unangenehme Begleiter des Künstlers ist, ist diese bescheidene und doch stolze Haltung eines Wilhelm Busch über- raschend und bewundernswert. »» In Wiedensahl bei Hannover ist Wilhelm Busch am 16. April 1832 geboren. Er sollte, da er sich in der Mathematik auszeichnete, ssür den scharfsehenden Karikaturisten bezeichnend I) Ingenieur werden und studierte einige Jahre an dem Polytechnikum in Hannover . Er gehörte also zu denen, denen nicht die Wege geebnet sind, die fich erst mühsam den Weg zu ihrer Kunst eben müffen. Er ging dann nach Düffeldors und kopierte im Antikensaal voller Hin- gebung nach den Gipsstatuen. Freunde schrieben ihm begeistert aus Antwerpen ; so sSnürte er sein Ränzel und zog ihnen nach. Er trat in die Malklasse der Antwerpener Kunstschule. In einem Brief cnt- wirst er folgende Schilderung: Ich wohnte am Eck der Käsbrücke bei einem Bartfcherer. Er hieß Jan und fie hieß Mie. Zu gelinder Abendstunde saß ich mit ihnen vor der Haustüre, im grünen Schlastock, die Tonpfeife im Munde und die Nachbaren kamen auch hinzu; der Korbflechter, der Uhrmacher, der Blechschläger; die Töchter in schwarzlackicrtcn Holz- schuhen. Jan und Mie waren ein zärtlich Pärchen, sie dick, er dünn; sie barbierten mich abwechselnd, verpflegten mich in einer Krankheit und schenkten mir beim Abschied in kühlen Jahreszeiten eine warme, rote Jacke nebst drei Orangen.' In diesem lakonischen Stil haben wir schon den ganzen Busch. Knapp, sachlich, charakteristisch. Und dem Maler hasten besonders die rote.Jacke' und die drei.Orangen'. Leise klingt ein Humor- doller Unterton hindurch, der anzeigt, wie der Künstler diese Stim- mungen durchlebt, fich getrennt hat und nun von anderer Warte aus das Verflossene überschaut. Seine Freunde schildern ihn nicht als fleißig, wohl aber als begabt. Er geht viel spazieren, spricht gern dem Biere zu. Aber niemand ahnt, wohin er steuert. Er selbst am wenigsten. Dann aber trat der seltene Fall ein, daß die Entwickelung ihn schließlich seiner Bestimmung zuführte. Er kam nach München . Das war cnt- scheidend. München , das schon so viel Künstlercharaktere zur Reife brachte, balf ihn, zu seiner Art. DaS Volksleben, die Ruhe der Existenz, daS Künstlerische, Humorvolle gaben ihm viel. Der Einfluß War so entscheidend, daß Busch künftighin nur noch zwischen seinem HeimatSort Wiedensahl und München seinen Aufenthalt teilte. Er arbeitete zuerst bei Lenbach im Atelier, der bescheidenste Mnstlcr bei dem Maler, der am meisten sich in Szene zu setzen verstand und schließlich in München wie ein Herrscher refidierte. Aber während dio Bedeutung eines Wilhelm Busch im», er fester sich «inprägt, beginnen die Werke Lenbachs, die einst so himmelhoch ge- vriesenen, zu verblaffen. Lenbach wirkte mit seiner Persönlichkeit, die die Pose liebte. Busch wirlte mit seinem Schaffen, mit seiner Arbeit. Es find zwei entgegengesetzte Anschauungen, die ich diesen beiden Künstlern verkörpert sind.<Für Norddeutschland wäre der gleiche Gegensatz Begas und Menzel.) Dieses Eigen- brödlerische findet man oft speziell bei süddeutschen Künstlern, die sich ganz nach ihrer Fasson ausleben und schließlich die Außenwelt gar nicht mehr brauchen. Dieses Sinnende, Betrachtende ist auch dem Humoristen Busch eigen. Wenn man ein Porträt von ihm betrachtet, nimmt man diesen Zug des Jn-sich« Versunkenseins in den männlichen Zügen desKönigs der Karikaturisten", wie ihn die Franzofen nennen, wahr. Aus der Zeit, in der er bei Lenbach lernte, gibt es eine ganze Reihe Bilder, die in dem bekannten, braunsaucigen Atelierton gehalten sind, den Len- bach bevorzugte. Diese Bilder sind vornehmlich in Privatbesitz , und die Besitzer hüten ihre Schätze. DaS Eigene daran liegt in der feinen Beobachtung, der vornehmen Farbenwahl, die auf wenige Nuancen, hauptsächlich Braun und Schwarz, beschränkt ist, und vor allem in der unermüdlichen Beobachtung, die aus de» vielen Skizzen zu entnehmen ist. Von Wilhelm Busch als Maler hat man jedoch wenig gehört. 1859 wurden dieFliegenden Blätter ' gegründet und Wilhelm Busch , der im Künstlerverein als Karikaturenzeichner eine Rolle spielte, obgleich er schon damals als verschlossen bekannt war. ge- hörte fortan mit zu dem Stab der Zeichner. Seit 1860 kamen dann dieMünchener Bilderbogen' heraus, bei denen Dichter und Zeichner in einer Person vereint waren. Späterhin kamen dann die Bücher, in denen Busch die seitdem bekannten Typen schuf: Die fromme Helene, Max und Moritz, Hans Huckebein. Herr und Frau Knopp , in denen eine ganz eigene Anschauung einen besonderen Abschnitt der deutschen Kulturgeschichte mit souveräner Künftlerschast schilderte so souverän, daß man glaubt, ganz sei sich Busch seiner Tal nicht bewußt gewesen..Leicht wurde es ihm jedenfalls nicht, das Malen aufzugeben, in einer Zeit, in der nur die hohe Kunst Ansehen hatte und Karikatur wie Krinstgewerbe nur als untergeordnete Nebenfächer geduldet wurden und die Illustration in unserem, modernen Sinne überhaupt noch nicht existierte. Und doch bedeutete gerade die Zeichnung in dem lebendigen Sinne, wie Busch sie gab. daS Anbrechen einer neuen Zeit. Die Kunst hatte den Zusammenhang mit dem Leben ganz vor- koren. Nach der strengen, klassizistischen Periode war die Romantik gekommen. Man malte italienische Landschaften, man imitierte RubenS . Die großen allegorischen und historischen Bilder galten als Höhepunkte der Kunst. Nicht das Leben war Vorbild, sondern das historische Schema. Darum waren die Gebiete, die speziell auf das Leben, auf die Gegenwart angewiesen waren, die Illustration, das Kunstgewerbe nicht besonders angeschrieben; sie waren keine Kunst. Aber gerade darum beginnt mit dem Emporkommen der auf daS Leben angewiesenen Witzblattzeichnung eine neue Äcra. Nur langsam kam dieses neue Streben hoch. Speziell Deutschland ver- harrte noch lange und gern bei dem alten Schema. Ludwig Richter war einer der ersten, der es wagte, fich immer an die Natur und an das Leben zu halten. Die Jahre nach 1848 brachten künstlerisch ein frischeres Leben und als die Münchener Fliegenden Blätter ', die uns jetzt schon so idyllisch anmuten, gegründet wurden, und die Mündhener Bilderbogen erschienen, da begann eine neue Zeit. Jetzt allerdings sind uns dieFliegenden" zu gemütlich. Auch hier ist das Schema eingezogen, feststehende, altmodische Typen kehren immer wieder; scheinatrsch wiederholen sich die Witze, für die sich einzelne Rubriken feststellen lassen. Erst in unserer Zeit lernten wir immer mehr dem Moment seine Reize abzulauschen und da- durch dem Schema, der Wiederholung aus dem Wege zu gehen. Oberländer und Busch waren die beiden Künstler, die dieFliegen- den" berühmt machten. WaS fie gaben, die ganze Sammlung ihrer Blätter, ist ein Stück deutscher Kulturgeschichte. Lenbach hat ein Bildnis von Wilhelm Busch gemalt. Auffallend ist der sinnende Blick des halb zugekniffenen Auges. So blickt der beobachtende Zeichner, der die flüchtige Bewegung erhascht. Busch liebt in seinen Darstellungen die gewaltsamen Situationen. Schars erfaßte er das Karikaturistische einer Gestalt. Er erkennt klar, daß die Uebertreibung das Wesen, der Sinn der Karikatur ist. Dieses genaue Sehen gibt seinen Blättern die kecke Wirkung. Das Leben ist darin flüchtig gebannt. Nicht genug damit. Er fügt zu der Zeichnung den Vers. Auch im Poetischen hat er diese ganz einzige epigrammatische Schärfe, die witzig und prägnant Zufall und Wesen eines Vorganges mit höchster Berechnung künstlerisch zusanimenfaßt. Es ist eine Knappheit und wiederum ein Sichgehenlassen in diesen Versen, die in dem Leser Freude am Witz und Lust an dem tieferen Sinn wecken. Dieser tiefere Sinn ist der Humor, der Ausfluß einer ernsten, reifen Lebens« betrachtung, die das Kleine lachend einschätzt und nichts verdammt. Durch die groteske Form bricht die Lebensweisheit hindurch. Die Karikatur verdeckt nicht diese tiefere Anschauung, sie bringt dieses Menschliche ans Licht; sie steht im Dienste dieser Anschauung. Wenn man will, kann man die Kunst eines Busch mit der Kunst der Holländer, der Kunst eines Ostade z. B. zusammenbringen, der die Bauern so übertrieben lustig malt, daß sie beinahe wie eine Karikatur wirken. Busch fiihrt diese Linie weiter. Er ist noch leb- hafter, moderner. Und er beschränkt sich nicht auf den Bauern. Er gibt, wo die Holländer grobstofflich wirken, eine karikaturistische, künstlerische Schöpfung, die ihren eigenen Stil hat. So führt Busch