-

315

-

auf uns lastet. Goethe gibt in Mignon" dieser Sehnsucht nach| Den Nathan Feigheit verbanden mannigfache Wechselbeziehungen dem Süden beredten Ausdruck:

Kennst Du das Land, wo die Zitronen blüh'n, Jm dunklen Laub die Goldorangen glüh'n, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht, Kennst Du es wohl? Dahin, dahin

mit den Ulanen. Er war also fühn genug, an die Türe des 11: Offizierzimmers zu pochen. Herr bün Datterleben," sagte er, hier im Drt is' e sterbenstkrante, arme Frau, möchten Sie sie nig By anſeh'n?"

Möcht ich mit Dir, o mein Geliebter, zieh'n. Genua   la superba, wie die Genueser selbst seit Jahr­hunderten ihre Vaterstadt mit Stolz nennen, ist in der Tat eine der schönsten Städte Italiens  !

-

Dr. Ridel tut einen Blick durch Fenster in die regnerische Wildnis und brummt bös: Ich bin kein Doktor."

-

Dos wollen Sie uns einreden! Ma' seht doch an Ihrem Geficht, daß Sie ja sind e Dakter. Es is' e sehr e'n' arme Frau und toidkrant." Wenn in Zolfiew eine Frau als todkrank ausgegeben wird, kam fie noch recht wohl Urgroßmutter werden. Dr. Rickel weiß das und bleibt ruhig fizen.

-

Da kommt die ganze Schar herein und beschwört ihn. Das geniert den Bezirksarzt sellschaft.

bittet und bittet und vor der großen Ge

-

" Ju Gottes Namen," sagt er, ich gehe. Laßt's eine Later bringen!"

Man bringt die Laterne und sie waten d'rauf los. " Ist es weit?"

Stund'."

Am End' vom Drt, Herr vün Dakterleben. E'ne fleine halb Janket Pinke, den man von der Ankunft des Arztes verständigt hat, kommt dem Zuge auf halbem Wege entgegen, übernimmt den Doktor und die Laterne und führt weiter, immer weiter durch den grundlosen Brei.

" 1

-

-

Kunft.

-

Wenn wir aus dem Bahnhofe heraustreten, fällt uns gleich eine große Statue auf, es ist Christof Columbus, der Entdecker Ame­ rikas  . Von da aus führt fast eine einzige lange Straße, die halb­wegs breit ist, ohne anzusteigen, durch die ganze Stadt. Auf der einen Seite gehts hinunter nach dem Meere zu, auf der anderen Seite in die Höhe. Die armen Droschkengäule find in Genua  wirklich zu bedauern, denn sie müssen alle im Trapp ziemlich steil bergan laufen. Ein Tierschutzverein müßte hier sämtliche Droschkentutscher und Privatkutscher denunzieren. Weiter ober= halb befindet sich eine herrliche Rundfahrt mit einem Ausblick über ganz Genua  , vom Hafen bis hinüber zum Montafino und rück­wärts in die Berge bis ins Tal des Campo santo( Friedhof). In der Nähe des Hafens sind die Straßen so eng, daß sie von Fuhr­werken nicht passiert werden können, nur vor der letzten Häuser­reihe vorm Hafen zieht sich eine breitere Straße hin, die den Ver- Gott soll's Ihnen zahlen tausendmal, Herr vun Dakter, daß kehr mit dem Hafen vermittelt. Die Häuser sind in den engen Sie sich e so bemühen für en armen Wienschen," sagte Janken Pinte Straßen 8-9 Stockwerke hoch und es fällt daher kein Sonnenstrahl So lang' ich leb', werd' ich Ihnen das nig bergeffen und in Grab in dieselben. Aber trotzdem spielt sich hier in den engen Straßen erein wer ich noch die Dankbarkeit for JIhnen mitnehmen." der größte Verkehr ab. Um nicht ganz im Finstern zu fißen, re­Sie gehen inimer weiter, Dr. Nickel fühlt die Befriedigung eines flettieren die Bewohner der untersten Stodwerke mit Sülfe weißer guten Wertes. Tücher etwas Licht in ihre Wohnräume. Die Tücher haben sie Tate Tate!" schreit auf einmal ein Bengel aus dem Dunkel schräg unterhalb der Fenster angebracht; seltener wird das Licht der Nacht. Komm schnell heim, de Mutter is toibt." auch einmal vermittelst eines Spiegels reflektiert. Neben Krämer­" Toidt?" sagt Jantew. De brave Frau!" bläst die Laterne buden findet man hier auch die besten und ältesten Geschäfte. Das aus und geht. Leben scheint sich in alter Zeit überhaupt nur hier abgespielt zu haben. Erst später, als man die Felsen sprengen fonnte, hat sich nicht den Weg ins Wirtshaus zurüd. Dr. Ridel stelt heute noch dort in der Stodfinsternis und findet Roda Roda  . die Stadt mit breiteren Straßen weiter oben aufgebaut. In einer nicht den Weg ins Wirtshaus zurück. dieser breiteren Straßen befindet sich auch das Wohnhaus des Nationalhelden Garibaldi, der unweit Genuas  , zwischen Genua   und Nervi  , mit seinen berühmten 1000 Mann sich nach Neapel   einschiffte. Die Stelle, wo er sich einschiffte, ist durch einen einfachen Stein, den man felten unbekränzt findet, bezeichnet. Die dankbarsten Verehrer Garibaldis   sind die Sozialdemokraten, die Kränze mit roten Schleifen sprechen deutlich dafür. Garibaldi ift jetzt der überall in Italien   gefeierte Nationalheld; jede fleine Stadt hat ihr Garibaldidenkmal. Als Garibaldi   sich 1871 in den Vogesen   festsetzte, geschah dies, um für die internationale Re­ publik   Europas   zu kämpfen. Leider war die Zeit dafür noch nicht reif. Die deutsche Kapitalistenpresse nannte damals Garibaldi  nicht anders als den alten Vagabundenbater, ich aber freute mich als mein Freund Hasenclever damals, gleich nach 1871, mit Garibaldi   in Korrespondenz trat wir wußten, welche Ideale der alte Vagabundenvater im Herzen trug!- Auch die Börse befindet sich in unmittelbarer Nähe des Hafens und nur ein kleiner vierediger Platz ist es, den man als Börsen plak bezeichnen kann. Er ist fast stets dicht, aber nur mit Männern besetzt, die da meistens außerhalb der Börse ihre Geschäfte machen. Amphitheatralisch baut sich Genua   vom Meere aus ziemlich hoch bis hinauf in die Berge auf. Unten am Meere, die Front ihm zugekehrt, befindet sich auch der Palazzo Fiesto, jetzt das Hotel de la ville. Hier wurden in früheren Zeiten Ränke gegen die ehemalige Republik Genua   genug geschmiedet. Verschiedene Säle, die jetzt als Fremdenzimmer dienen, sind noch ganz so erhalten, wie sie es in den früheren Jahrhunderten waren. Ein solcher massiver Bau mit seinen bis ins erste Stockwerk hinaufreichenden Kreuzgewölben und zahlreichen Zimmern konnte wohl eine größere Anzahl von Söldnern beherbergen und mit seinen eisernen Toren zu damaliger Zeit als eine kleine Festung gelten.

-

-

Der starre Republikaner Berina in Schillers Fiesto hat mir als Jüngling schon sehr imponiert. Die Freiheit und die Re­ publik   stand ihm höher als sein Freund Fiesto, und wenn auch mit blutendem Herzen, opferte er ihn doch der Freiheit!" Ift erft der Mantel hin, muß auch der Herzog nach!

( Schluß folgt.)

Kleines feuilleton.

-

-

Die Laterne.( Nachdr. verb.) Als Dr. Ridel noch Bezirksarat in Galizien   war, blieb er auf einer Fahrt über Land gerade vor dem Wirtshaus von Bolliet im Rot steden, verlor ein Rad vom Wagen und mußte über Nacht bleiben. Der Doktor ging ins Offizierszimmer zu den Ulanen; Srole Leimbauch, der Kutscher, aber begann in der Schwemme ein Gespräch mit den Gästen. Wen führst du da?" fragte man ihn.

E'n Datter."

"

Büh, e'n Datter! Hast e Glück! Wo doch Jankev Pinte's e fo frant is', fümmt grod e Dakter. Da wer'n m'r ihn doch gleich bitten, er soll sie anseh'n.1

Von der Münchener Frühjahrs- Secession. Es gehört zu den alt eingebürgerten Gewohnheiten des Mün chener Lebens, im Frühjahr eine Secessionsausstellung zu ber anstalten. Diese Frühjahrssecession, die zwischen Salvator und gl. Hofbräuhaus- Maibod fällt, soll eine Art Vorschau auf das den bekannten jungen Talenten" Gelegenheit geben, zu zeigen, große Sommerrennen unserer Rinnstein- Maler sein und namentlich was fie den Winter über geschaffen. Die großen Namen von Weltruf, die Stuck, Habermann, Uhde, Herterich usw. halten sich bei diesen Vorläufen vornehm zurück, um im Sommer den End­spurt um die Gunst der Kenner und der Käufer desto ficgreicher zu machen. Ach es gibt so viele Maler in München  . Wieviel Künstlerelend verbirgt sich in den zahllosen Dachstubenateliers im Norden und Westen der Stadt! Welch ein bejammernswertes Künstlerproletariat fristet hier sein Leben von Ausstellung zu Aus. die in der Regel, wenn der Künstler nicht einer einflußreichen Clique stellung in der Hoffnung auf Annahme der Bilder. Eine Hoffnung, angehört oder einen Better im Hause der Jurh aus- and eingehen weiß, dauernd vergeblich ist. Und so fällt er den Kunsthhänen, wollte sagen den Kunsthändlern in die Hände, die ihm die Bilder auf Kommission" abnehmen und sie jahrelang in einem Wintel ihres Bilderſpeichers unbeachtet stehen haben oder ihm Regel ist einen erbärmlichen Hungerlohn für das Werk zahlen. Das Elend der Münchener   Atelier- und Staffeleimalerei ist so groß, daß es garnicht größer werden kann. Ein Notausgang freilich bleibt. Das Aufblühen der angewandten Kunst, das moderne Kunst­gewerbe, das für seinen immer größer werdenden Markt so viele in der hohen idealen Kunst" verkümmernde Arbeitskräfte zu sich herübernehmen kann. Und schon beginnen biele blasse Staffelei. Maler durch diesen Ausgang ins reale Leben zu schreiten!

was die

Die Jurh der Frühjahrsseceffion 1907 hat mit grausamer Strenge ihres Amtes gewaltet und viele Hoffnungen gefnidt. Von 1200 eingesandten Werken der Delmalerei, Plastik und Schwarz­weißkunst hat sie nur zirka 200 für würdig befunden! Man sollte nun denken, nur vortreffliche Kunstwerke an den Wänden der 10 Secessionssäle im forinthischen Tempel am Königsplay zu finden. Aber diese hochgespannten Erwartungen werden bitter enttäuscht. Der Nachwuchs der alten Secessionsgarde von 1890 scheint fein jugendfrohes Borwärtsblicken nach neuen Zielen mehr zu kennen, dafür ein bequemes sattes Ausruhen im ererbten Besitz. Was früher Secession hieß, ist heute Tradition geworden. So zeigt die allgemeine Signatur des linken Flügels der Münchener   Maler auf Stillstand. Jahr für Jahr bringen dieselben Maler dieselben Sachen, in derselben zur Manier erstarrten Technik. Der eine malt Pleinair, der andere flächig und breit", dieser bevorzugt grelle dice Lichtpazen, die er nach Art der Dachauer Schule rücksichts­los auf Baumstämme, Pferderüden und Damengesichter fnallt, jener liebt die pointielistische" Tüpfelei. Zu den Stehengebliebenen gehören die beiden bekannten Landschafter der Secession Richard Kaiser, der immer mehr die Boecklin'sche Grimasse auffeßt und Richard Pießsch, der einst tiefsinnige blaue fartal- Land schaften komponierte, nun aber, da er in Schweden   Farben dichtet,