O .Na, etwas wird sie doch aber geantwortet haben 1' Seine Frau zuckte die Achseln. Als wenn das eine Antwort wäre!... Als ich die ganze Bescherung gesehen hatte und nun sagte:Wer, Amalie, wie kannst Du denn nur so erwas tun? Geht es Euch denn wirklich schon so schlecht? Und warum hast Du uns denn davon nicht vorher gesagt?" Nun, was glaubst Du, was sie da antwortete?Ja, siehst Du. Kind, von der Pension von der Oper können wir nun doch mal nicht leben. Denn mehr als dreitausend Mark hat Robert als Flötist nicht gehabt, und was da noch so nebenbei war, bei den Bayreuther Festspielen und durch Stunden, das ist auch so nebenbei mit draufgegangen. Und wenn Else nun auch mit Sticken noch ein paar Mark verdient für zwei Menschen ist es trotz alledem knappt" Die Amtsgerichtsrätin lehnte sich in den Stuhl zurück und sah gespannt zu ihrem Gatten Hinuber, der langsam den Rauch der Zigarre vor sich hinblies. Ja und dann meinte sie:Warum soll ich denn da nicht ein Zimmer vermieten, wenn es für mich eine Erleichterung ist? Ist das etwa eine Schande?" Konrad I " Der Amtsgerichtsrat legte die Stirn in Falten.Das hätte ich mir nicht träumen lassen," sagte er dann. Und nach einer Weile: Wer wohnt denn nun da bei ihr?" Wer?" Die Amtsgerichtsrätin lachte laut auf.Ja, das ist das beste: ein Rüssel So einer, weitzt Du, wie sie manchmal durch die Straßen laufen, mit großem, schwarzem Schlapphut und Haaren bis auf die Schultern. So ein ganz waschechter, schmieriger..." Die Amtsgerichtsrätin schauderte. Ihr Mann war aufgestanden und durchmaß das Zimnier mit großen Schritten. Nein, und was mich am meisten wurmt", brach er dann los, ist noch, daß sie uns gar nichts davon gesagt hat. Denn schließlich sind wir doch die Verwandten. Und wir hätten doch am Ende" Was am Ende?" Der Schwager hatte bis dahin teilnahmslos auf die Straße hinabgesehen, jetzt blickte er interessiert auf. Sinn doch... irgendwie Rat geschafft." Ach?" Der andere lächelte.Aber, lieber Konrad, dazu ist«S ja nie zu spät. Und wenn Amalie auf andere Art den Zuschuß von 8040 Mark bekommt" Er hielt plötzlich inne, denn der Schaukelstuhl stand mit einem Ruck still und die Amtsgerichtsrätin starrte den Bruder fassungs- los an. Das heißt, ich glaube, Du hast meinen Mann wohl nicht recht verstanden, Hans. Denn erstens sind wir denn doch noch keine Millionäre und zweitens..." Ihr Blick irrte hülfesuchend zu ihrem Manne hinüber. Der AmtsgerichtSrat verstand. Ja, und dann haben wir auch selbst so enorme Ausgaben, daß wir an so etwas gar nicht denken können I" Der Schwager lächelte nur.Aber Ihr habt doch Euer gutes Auskommen. Und das Vermögen bringt doch auch ein nettes Sümmchen. Klagen könnt Ihr doch nicht." Klagen?" Die Amtsgerichtsrätin warf den Kopf zurück.Na, das wäre ja wohl auch noch schöner. Ich glaube, meine Mutter würde sich im Grabe umdrehen. Diese vornehme alte Frau... Nein, klagen brauchen wir, Gott sei Dank, nicht. Wer von der Wirtschaft verstehst Du nun mal nichts, mein Junge. Da spielen 3040 Mark eure große Rolle. Da verlangt alles Geld. Und wenn es nur der Tischler ist mit der Garurtur für den Salon. Neunhundert Mark! Weg sind fiel Und dann ist das eine und dann ist das andere und was man nicht hat, kann man nicht ausgeben." Sie lehnte sich wieder in den Schaukelstuhl zurück und wiegte sich langsam hin und her. Ja, und warum sollen sie schließlich nicht arbeiten? Amalie ist eine Frau in den besten Jahren und die Else ein kräftiges Mädel. Da sehe ich gar nicht ein" Ach, davon kann ja auch gar keine Rede sein", unterbrach sie ihr Mann,jeder innß sich eben selbst durchs Leben bringen. Heut- zutage kümmert sich einer um den anderen nicht. Wer hat denn uns lemals etwas gegeben? Niemand." Er warf sich in den großen Klubsessel und schlug langsam, be- haglich ein Bein über daS andere. Darum sollen sie nur ruhig vermieten und sich durchschlagen, so gut sie können. Arbeit schändet nicht und es fällt ihnen davon kein Stein aus der Krone. Und wenn wir nicht unser Auskommen hätten, würden würden wir eben auch vermieten." Er warf einen Blick zu seiner Frau hinüber die zustimmend nickte. Denn irgendwo muß es doch herkommen...." Die letzten Worte sagte der Amtsgerichtsrat schon ganz leise. wie zu sich selbst. Dann schloß er mit sanftem Lächeln die Angen. In dem großen behaglichen Zimnier war Schweigen, nur hin und wieder drang von fern das Geräusch der Straße herauf. In der Nische am Fenster saß der Schwager, ein leises, feines Lächeln um die Lippen. Draußen dämmerte ein Frühlingstag seinem Ende entgegen. W. P. Larsen. Kunst. e. 5. Die Große Berliner Kunstausstellung, die am Donnerstagnachmittag für die Presse zugänglich war, hat sich unleugbar zu ihrem Vorteil verändert. Die Zahl der Bilder ist beschränkt; es ist osfcnjichtlich Wert auf gutes Hängen gelegt (meist nur in einer Reihe). Die großen Formate sind ver- schwanden; die Motive streben zur Einfachheit hin. Und da die Gliederung dadurch leichter wurde, hat man nicht mehr das Ge- fühl, sich in einem Warenhaus der Kunst zu befinden! Zu dieser erfreulichen EntWickelung trägt die Raumkunst erheblich bei. Die Decken sind teilweise niedriger gelegt. Boden, Wand und Decke sind farbig zu einander gestimmt; die Räume geben in ihrer lichten Haltung einen vorzüglichen Hintergrund für Bilder. Besonders hat dadurch der große Plastikensaal ge- Wonnen, der durch Nischeneinteilung und Verwendung von Epheu- ständern eine architektonische Einteilung erfuhr. Zwei kleine Gärten sind eingefügt, in denen keramische Arbeite», Brunne: stehen; der Ausblick ins Grüne tut Wohl. Rechts und links vom Eingang sind in zwei Sälen eine inter» nationale Sammlung und eine Bildnisgalerie untergebracht, deren Auswahl Geschmack verrät(man sieht Steinhausen, Zwintscher , Toorop einerseits, und gute Schotten und Schweden andererseits). Das gibt von vornherein eine gute Stimmung, die beim schnellen Rundgang im wesentlichen anhält. Die Münchener Gruppen, Luitpoldgruppe und Künstlergenossenschaft, sind nicht so be. friedigend. Interessanter sind Hamburg , Dänemark , Schweden . Einige Künstler erhielten besondere Kabinette, wie Bürger, Langhammer, Kampf. Die Baukunst ist gut mit modernen Arbeiten vertreten; sie hat zwei Kabinette bekommen. Eine Medaillen- und Plakettenabteilung gibt eine gute Auswahl dieser feinen Kunst. Die Raumkunst ist reich vertreten; die Abteilungen sind allerdings noch ganz un- fertig. Bruno Paul erscheint mit acht Räumen; derVerein für deutsches Kunstgewerbe" stattet zwei Zimmer mit Arbeiten seiner Mitglieder aus. Prof. Schmuz-Baudiß zeigt den Raum, den er auf der Dresdener Kunstausstellung hatte, mit neuen Arbeiten der Kgl. Porzellanmanufaktur. Der begabte Architekt Geßner hat ein Zimmer entworfen. Die Graphik ist reich und gut vertreten, sie hat eine seh» gute Raumausstattung(helle, rauhe, bespannte Wände mit wenig Schwarz) erhalten. Auch die Plastik hat sich gesäubert und gebessert. Das religiöse und das patriotische Pathos fehlt; auch die Allegorien fehlen und natürliche, ehrliche Arbeit zeigt sich vorherrschend, L e d e r e r dominiert hier mit dekorativen Plastiken. So ergibt sich im ganzen eine Ausstellung, die manches Inter - essante bietet. Man erhält in Auswahl einen Ucberblick über die künstlerischen Bestrebungen der Gegenwart und gerade die Mannig» faltigkeit(Architektur, Raumkunst, Plastik, Graphik, Malereih gibt den charakteristischen Eindruck. Damit hat die Ausstellung endlich den Weg betreten, den sie betreten mußte, um im Kunstleben Berlins wieder eine Rolle zu spielen. Hauswirtschaft. Reis und Kartoffel in der Volksernährung. Der Reis spielt im Haushalte der Chinesen, Japaner und Inder dieselbe Rolle wie bei uns die Kartoffel. In den Blättern für Volksgesundheitspflege wird nun der Beweis geführt, daß der Reis im Vergleich mit der Kartoffel als das zweckmäßigere Nahrungs- mittel zu bezeichnen ist. Ein Arbeiter muß nämlich bei mittlerer Anstrengung im Laufe des Tages 500 Gramm Kohlehydrate zu sich nehmen, um dem Körper seinen Kraftverlust zu ersetzen, und wenn er diesen Bedarf ausschließlich durch den Genuß von Kar- toffcln decken wollte, so müßte er täglich 5 Pfund davon essen. Während ein Pfund Kartoffeln 100 Gramm Kohlehydrate im Haushalte des Körpers zu ersetzen imstande ist, ersetzt ein Pfund Reis 382 Gramm. Man braucht also fast viermal weniger Reis als Kartoffeln zu essen, um dem Körper eine gleich große Menge Kohlehydrate zuzuführen. Der Genuß sehr großer Mengen von Kartoffeln ist schon deshalb nicht zweckmäßig, weil dadurch eine starke Belastung des Magens herbeigeführt wird, die zu einer Magencrweiterung führen kann. Solche Folgen lassen sich z. B. an der ärmsten Bevölkerung Irlands beobachten, die auf die Kartoffel als fast ausschließliche Nahrungsquclle angewiesen ist. Stark aufgetriebene Bäuche bei schwach entwickelter Muskulatur sind dort die Regel. Ein weiterer Nachteil des übermäßigen Kartoffelgcnusses ist darin gegeben, daß dem Körper mit der Kartoffel eine allzu große Menge Kalisalze zugeführt wird. Der Körper verlangt infolgedessen, um des Ausgleiches willen, nach Kochsalz, und wir versäumen daher nicht, die Kartoffel mit Salz zu essen. Die Ausscheidung doppelter Salzmengen ist aber für die Nieren nicht nebensächlich, sondern kann ihnen sehr wohl zum Schaden gereichen. Die Reisnahrung dagegen verursacht den Nieren viel weniger Arbeit, da der Reis 20 bis 30 mal weniger Kali enthält als die Kartoffel. Dieser geringe Kaligchalt ist auch die Ursache eines geringen Bedürfnisses nach Salz der reisesscnden Völker. Wenn aber dem Körper weniger Salz zugeführt wird. so ist auch der Durst geringer, und darauf ist es wohl zurück- zuführen, daß jene Völker weniger alkoholische Getränke zu sich nehmen als die Europäer . Der Reis hat überdies den' Vörie l, vom Organismus sehr gut ausgenützt zu werden, so daß Rubi.: ihn in dieser Beziehung dem feinsten Weizenmehl gleichstell rc. Die Kosten einer Rciscrnährung sind im Vergleich zum hoh>..r Nährwert des Reises gering. Wenn 1 Pfund Reis dreimal sovi.l kostet als 1 Pfund Kartoffeln, so ist ja sein Nährwert, wie c:- wähnt, fast viermal größer. Alle diese Umstände lassen es wünschenswert erscheinen, daß der Reis im Haushalt der Arbeiter mehr als bisher Verwendung fände. Daß der Reis in Nordeuropa