stadium überwintert u. a. der gewöhnliche große Kohlweißling. Seine Raupe heftet sich im Herbst an einen Baumstamm, einen Ast, einen Zweig, eine Mauer oder eine Bretterwand an und der- wandelt sich in eine Puppe, die, ohne sich iegend eines besonderen Schutzes zu erfreuen, alle Fährnisse der Witterung übersteht. Andere Puppen werden in weiche Gespinste eingebettet. Diese be- stehen zuweilen nur aus wenigen Fäden, zuweilen aber auch auS einem sogenannten Kokon, der bei manchen Schmetterlingsarten verschiedene Schichten«ifweist. Die Form, Beschaffenheit und Farbe des Gespinstes kann ganz verschieden sein. Zu den Schmetterlingen, die im ausgebildeten Zustande überwintern, ge- hören der kleine und der große Fuchs, der Trauermantel, der Ad- miral, der Zitronenfalter und noch manche andere. Sie halten sich natürlich in denselben Verstecken auf, in denen auch die Eier und Puppen untergebracht werden. Diese Falter sind gewöhnlich die ersten, die in warmen Frühlingstagen zum Vorschein kommen. HuinoristiftheS. HhmnuS eines Hundes an seinen Schwanz: O edelstes der Hundeglieder, Wie bist du zierlich, fein und schlank I Dir klingt das schönste meiner Lieder, Dich rühmt mein hündischer Gesang. Man kann dich senken, kann dich drehen, Man kneift dich ein, du edler Schwanz. Du bist geehrt und angesehen, Besonders bist du's in Byzanz. Du hast die herrlichste Bestimmung, Die jemals einem Gliede ward. Dein neidenswertes Los heißt Krümmung, Bescheidenheit ist deine Art. Erscheint der Herr mit Wehr und Waffen, So fängst du gleich zu wackeln an. Es hat ein Gott den Schwanz geschaffen, Damit man mit ihm wedeln kann. Frida. Der evangelische Pfarrer eines Dorfes in Schlesien   besucht einen alten kranken Tagelöhner, der es nicht mehr weit zum Grabe hat. Er spricht ihm Trost zu mit den Worten, in der Ewigkeit könne er ja ausruhen von aller Arbeit und Last des Lebens. Der Alte will aber nichts davon wissen. Langsam und traurig ant« wartet er: »Nee, nee, Herr Paster, das iS nich a su. Wan ich ei n Himmel kumme, da wird der Petrus sprechen:»Körle  , Du bist de schwere Arbeet gewohnt. Du kannst dunnern l" Der Sachverständige.»Als sehr wirksam in der Be« Handlung geisteskranker Personen hat sich bisher die Leibmassage erwiesen. Sie besteht in kräftigen, wohlgezielten Bauchtritten, die eine Höchstzahl von 20 pro Stunde erreichen dürfen. Wenn der be» treffende Wärter diese Zahl überschritten hat, so ist dies seiner be» sonderen Fürsorge für die Pattenten zuzuschreiben." (»Jugend'.) Vorstellung.»Sie find betrunken? DaS ist nicht hübsch I Und diese hohe Kriegsauszeichnung l Wie haben Sie die erworben?'»Da war i a b suffa 1" Auf einer mitteldeutschen Hofbühne hatte ein Tenor gastiert, der sollte nun die Ehrenmedaille für Kunst und Wissenschast er- halten. Aber welche? Die silberne oder die goldene? DaS war die große Frage. Der Intendant stimmte für die goldene, denn der Tenor war ein berühmter Tenor. Der Oberhofmarschall für die silberne.»Denn', sagte er, »traditionell bekommen nur Künstler, die ganz umsonst gastieren. die goldene. Der Tenor aber hat sich die Reisespesen ersetzen lassen." Er bekam die silberne Medaille. Am nächsten Tage erschien er zur Abschiedsaudienz mit der... goldenen. »???' »Ich habe sie mir auf eigene Kosten vergolden lassen', erklärte er bescheiden. Roda Roda  . (»SimplizissimuS.') Notizen. Robert Schweichel   in der bürgerlichen Presse. Während die reaktionäre Presse den Tod Robert Schweichels tot- schiveigt, von der Kohorte hat der verstorbene Volksmann und Volksdichtcr auch sicher keinen Nachruf erwartet bringt ein großer Teil der liberalen Blätter es fertig, die Zugehörigkeit Schweichels zur Sozialdemokratie zu unterschlagen. Man spricht Wohl von Schweichels Teilnahme an der Revolution von 43, lobt seine Werke, aber sagt wohlweislich nicht, daß Schweichel die Konseguenzen aus den Idealen seiner Jugend gezogen hat. DieNat.-Ztg.' nennt Schweicheleinen treuen Anhänger entschieden liberaler An» fchauungen'. Wenn damit gesagt sein soll, daß entschieden liberale Anschauungen nur noch in der Sozialdemokratie Raum finden, dann mag es stimmen. Aus der Berliner   Theaterwelt. Das Berliner  Theater wird demnächst den Verlust einer seiner stärksten Schau- spielerindividualitäten zu bellagen haben. Rudolf Rittner   wird am 4. Mai zum letzten Male alsFlorian Geyer  " auftreten und damit seine Bühnenlaufbahn beschließen. Im kräfttgsten Alter zieht er sich von dem Lärm und der Unrast des Theaterlebens zurück, um irgendwo in Schlesien   seinen Kohl zu bauen. Seine kraftvolle Ur- sprünglichkeit, mit der dieser klassische Vertreter des Naturalismus auf der Bühne so manchen: modernen Drama den Weg hat bahnen helfen, wird so bald nicht zu ersetzen sein. Agnes S o rm a will vom Deutschen   Theater, wo sie nicht genug in Novitäten beschäfttgt ist, in denen sie in der Provinz gastspielen kann, ans Kleine Theater überfiedeln. Ob das künstlerisch klug ist? Am Sonnabend hat sich Sigmund Lautenburg  , der lang­jährige Beherrscher des Residenz-TheaterS, von Berlin   verabschiedet, um in Wien   das Raimund-Theater   zu übernehmen. Der Schau- spieler Lautenburg   ist schon beinahe vergessen. Der Theaterdirektor weniger. Bald 20 Jahre lang hat er uns mit ftanzösischen Schwänken versorgt, die mit Kunst sehr wenig zu tun hatten. Er hat dabei sein Geld gemacht. Sollen wir ihn deswegen auch noch loben? Sein große? Schuldkonto wenn dem kapitalistischen   Theaterunternehmertume gegenüber derartige Begriffe überhaupt angebracht sind hat einig« Verdienste um die Kunst aufzuweisen. Er hat HalbesJugend", er hat Ibsen   und Tolstoi seine Bühne geöffnet, als das noch nicht zum guten Ton gehörte.-. Und dann die vielen Bonmots und Kalauer, zu denen der ungarische Franzose Lautenburg   durch seine hartnäckigen Korrettnren an der ftanzösischen Sprache Veranlassung gab. Vielleicht werden ihm zu Ehren die Calembourgs in Lautem- bourgS umgetauft. Im Lessing-Theater wird die Direktion Karczag- Wallner vom Theater an der Wien   am S. Mai ein auf drei Wochen berechnetes Gastspiel eröffnen. Zur Aufführung gelangt die OperetteDer Bettelaraf"(Vergelt's Gott"). Musik von Leo Ascher  , Text von Victor Leon  . In den Kammerspielen deS Deutschen Theater» findet Donnerstag, den 2. Mai, die erste Aufführung von Hebbel  » TragödieGygeS und fein Ring" statt. Zum Nachfolger deS kürzlich verstorbenen Ehirurgen Bergmann ist Prof. August Bier in Aussicht genommen. Bier, der zurzeit Dozent in Bonn   ist, hat sich durch die nach ihm benannte künstliche Blutstauung, die zu Heilzwecken dient, sowie durch die Ein- spritzungen von Flüssigkeiten in den Wirbelkanal, wobei EmpfindungS- lofigkeit bei Operationen erzielt wird, bekannt gemacht. Ueber die im Bau begriffene Berliner   Untergrund- bahn in» Stadtinnere bringt die WochenschriftDie Umschau' (Frankfurt   a. M.) einen Auffatz mit instrukttven Abbildungen von Heinz Krieger. Eine Maifeier mit Glockengeläute. Da» sozialistische Blatt»Le Combat" in Saint Ouentin veröffentlicht da» Programm, das der sozialistische Bürgermeister dieser Stadt für die Maifeier festgesetzt hat. Es lautet: Am Borabend, 30. April, von 8 S'/z Uhr, Geläute vom Belfried und vom Glockenturm des Rathauses. Am 1. Mai, 99'/, Uhr morgens. Festgeläute von den Türmen; um 8 Uhr: Verteilung von Kuchen und Bonbon» in den Schulen; von 2'/, 5 Uhr nachmittags in der Stadthalle: Kinderfest mit Verteilung von Erfrischungen. Um 10 Uhr abend» öffentlicher Ball. Außerdem wftd von 3 S Uhr in der Arbeitsbörse eine Versammlung abgehalten, der ein Konzert folgt. Anläßlich de» Feiertages werden im städttschen Wohltätigkeitsamt Anweisungen auf Fleisch an die Armen ausgegeben. Merkwürdig in diesem Programm mag das Glockengeläute erscheinen. Aber darf man nicht ein bedeutungsvolles Symbol darin sehen, daß von dem ehrwürdigen Wartturm, der einst das Sinnbild mittelalterlicher Bürgerherrlichkeit war, nunmehr der Weck- und Sammelruf an das zu seinem geschicht- lichen Herrscheramt emporsteigende Proletariat erschallt? Der weiße Mann und die Eskimo». Dr. Wilfted Grenfell, ein Missionar von Labrador, der gegenwärtig auf einer Reise nach England ist, erhebt Beschwerden gegen die Polarforscher. die durch ihre Fahrten viel zum Untergang der Eskimos beitragen. »In wenigen Jahren", erklärte er,werden keine Eskimos mehr leben, wenn die arkttschen Forschungsfahrten nicht aufhören. Ich kann beweisen, daß sich die Forschergesellschaften schwere Vergehen gegen die nördlichen Stämme zu schulden kommen lassen. Die Eskimos als Rasse find dem Untergange geweiht, und der weiße Mann ist es, der sie durch seine Laster tötet. Man sehe auf die Bilder von Eskimos, die die Forscher mitbringen und zeigen, und man wird erkennen, daß diese sogenannten Eskimos fast weiß find. Das ist eine der Sünden des weißen Mannes. Die Eskimos ver­fahren auch unklug bei ihren Handelsgeschäften. Für ein paar Zinnpfeifen kann ihnen der weiße Händler jederzeit alle ihre Pelze abnehmen." Vcrantwortl. Redakteur: Haus Weber, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer L:Cv., Berlin 3 V/.