tz!sr stehen prächtige Rosenstämmchen in duftiger Blüte> dort er- freut eine Serie von Kakteen, diesen Humoristen der Pflanzenwelt. den Liebhaber. Allerlei neue Züchtungen werden zum ersten Male gezeigt; Geranien, Fuchsien und hundert andere Zierblumen ent- falten ihre Reize. Der Kenner und der Liebhaber wandert be- friedigt und neubelehrt durch diese bequeme Schaustellung. In anderen Sälen wieder hat man FloraS bunte Kinder gezeigt, wie sie. in Freud und Leid das Leben des Menschen begleiten. Hoch- geitstafcln im Blumenschmuck sind aufgestellt, ein Tauftisch ist eigenartig mit Rosen dekoriert, Blumenkörbe und Vascnsträutze, und allerlei geschmackvolle Musterstücke der Bindekunst, Blumenfenster und Balkonschmuck, Trauerkränze und Palmenzweige sind von zahl- reichen Dresdener   Firmen aufgestellt. Ueberrcich liegt diese Blumenschönheit ausgebreitet, die zum Welken geboren ist. An den dauernden Nutzen gemahnt; der Formobstgarten im zweiten Jnnenhof, der Spalierobst in kühnster Wachstumsform, in Pyra- rnidcn, Bechern, Säulen, Ranken und mannigfachsten, dem weichen Obstbaumholze abgezwungenen Richtungen zeigt. Im Parke draußen sind eine Menge von Freianlagen zu finden, von denen die Konifercn-Sammlung der Forstakademie in Tharandt   und die der Baumschul« PoschaMh in Laubegast   die herrlichsten Pflanzen- exemplare aufweist. ES ist auch keine Ausstellung bekannt, wo jemals eine so große Zusammenstellung von kleineren und größeren, vis gegen 4 Meter hohen Laubholzern frisch angetrieben zur Schau gestellt wäre. Für die praktische Förderung deS Gartenbaues, der den Jnter- essenten in anregendster und bequemster Weife vorgeführt wird, ist also alles Mögliche getan. Die ganze Ausstellung erhält aber durch die schon erwähnte Beachtung der Perioden des Garten- daues noch eine tiefere wissenschaftliche Grundlage. Durch die Farbe der Pflanzenschilder hat Prof. Drude in einfachster Weise die Zugehörigkeit eineS Schaustückes zu einem der fünf Abschnitte in der Geschichte der Gartenkultur gekennzeichnet, so saß reiche Be- lehrung bequem erworben werden kann. An den Fachmann wie an den Laien wendet sich auch die Ausstellung botanisch- gärtnerischer O u e l l e nwe r k e, die hauptsächlich der Bibliothek de» botanischen Instituts der technischen Hochschule Dresden   entliehen find und unter Glaskästen in oft seltenen Exemplaren die Literatur des Gartenbaues umfassen. Mit diesen geschichtlichen Vorführungen nicht zufrieden, hat man auch noch eine Abteilung für Pflanzenschutz eingerichtet, die in einer sorgsamen Aufstellung von Dr. Arno Naumann über die Pflanzen» patbalogie belehrt. Unter 40 Mikroskopen sieht man Präparate der wicktigsten Pflanzenkrankheiten, durch beiliegende Tafeln leichtver- pändlich erläutert. Obergärtner Bogel stellt Tafeln mit präpa- rierten Pflanzen auS, die 200 wichtige Krankheiten gärtnerischer Kulturen vorführen. In Kästen find Jnsektenschädling« in bi» logischen Eii�elgruppen aufgestellt. Krankheiten der Wald» und Obstbäume werden vom Botanischen Institut der Forstakademie Tharandt gezeigt, ebenso Zersetzungserscheinungen des Holzes durch Fäule und Schwamm. So fit in dieser wissenschaftlichen Abteilung eine Fülle von Belehrung geboten, die sicherlich ehren Segen spüren lassen wird. Die Erkenntnis von der schaffenden und zerstörenden Kraft der Naher Wied jedenfalls durch solche Sammlungen am Rarsten und schönsten gefordert. F. Z. Kleines femlleton. Geographisches. Uebe r die neueste Reise von Sven Hedin   in Tibet   gibt ein Schreiben, das von Schigatse, 20. Februar, datiert und jetzt imGeographica! Journal" veröffentlicht wockden ist, eine etwas �genauere Auskunft. Zunächst bringt eS eine Auf- klärung darüber, von welcher Seite aus Hedin  , nachdem ihm der Uebertritt aus Nordindien nach Tibet   von der englischen   Regierung verboten worden war, in das Hochland hinein gelangt ist. Er hat dabei einen Pich benutzt, der nördlich von Leh   gelegen ist. Der Paß hat eine Höhe von S850 Meter und führt in ein- eigentümliches Plateau hinab, das die Namen Lingzi-thang und Aksai-tschin -sWeiße Wüste) trägt und vor. mehreren großen Seen erfüllt ist. In diesem Gebiete hatte Hedin ein« leichtere Reise als er er- wartet hatte. Man hatte ihm vorausgesagt, er würde schon hier, also während des ersten Monats seiner Reise, wenigstens die Hälfte feiner Karawane verlieren. Bor diesem Schicksal wurde er be- wahrt, weil er täglich Wasser und ausgezeichnetes Gras fand. Dies Glück war um so notwendiger für den Erfolg seiner Reise, als seine Karawane, ehe er bewohnte Gegenden wieder erreichte, doch fast vollständig ausgerieben wurde, indem von 36 Maultieren nur eines und von öS Ponys nur fünf, und zwar in jämmerlichstem Zu- stände als wandelnde Skelette, gerettet wurden. Die Landschaft jenes Plateaus beschreibt Hedin als eine der großartigsten, die er je gesehen hat. Im Norden ragen die mächtigen Parallelketten de? Kwcnlun, im Sude« die nicht weniger mächtigen Verzwei­gungen des KarakorumgebirgeS empor. Am östlichen Ende der Weißen Wüste liegt der Lightensee. wo ein« Hülfskarawane und die dem Klima der Wetterreise nicht gewachsenen Hindudiener zurückgeschickt wurden, desgleichen eine Eskorte von Radschputen, verantwortl. Redakteur: Ha«» Weber» Berlin, Druck u. Verlag: so daß der Reisende nunmehr ohne jeden militärischen Schutz blieb. Der Lightensee ist einer der größten und reizvollsten Seen Tibets  . Hedin   befuhr ihn in mehreren Richtungen auf seinem Faltboot. Der See zeichnet sich auch vor seinen unzähligen tibetischen Ge- Nossen durch besonders große Tiefe aus, die mit einem Lot von 68 Meter Länge an einigen Stellen nicht mehr ausgemessen werden konnte. Die ostwärts folgenden Salzseen Jeschilkul und Pultso erwiesen sich dagegen als sehr flach. Die Bootfahrten waren zum Teil sehr gefahrvoll, und mehrmals entging der Forscher mit Mühe dem Untergang. Am Pultso wurde eines der Ponys von Wölfen verfolgt und in den See gehetzt. Bald darauf traf Hedin auf die Stelle, wo der englische   Reisende Daisy einen erheblichen Teil seiner Vorräte vergraben hatte. Es war davon nichts mehr übrig als ein Buch des Tibetforschers Bowcr, da alles andere von tibetischen Jägern kurz zuvor ausgeplündert war. Hedin wandte sich nun nach Nordnordost und drang in das Gebiet ein. wo sich auf den heutigen Karten zwischen den Reisewegen von Bower und Dutreuil de Rhin? ein großer weißer Fleck unbekannten Landes ausdehnt. Hier be- gannen die eigentlichen Schwierigkeiten, die der Karawane täglich Verluste brachten. Bei einem schweren Schneesturm in hohem verschneitem Gebirge gingen im Verlauf von nur zwei Tagen 11 Maultiere und mehrere Ponys verloren. Vor allem fehlte es an Gras und sogar an Aackmist, der in Tibet   den einzigen Brenn- stoff liefert. Durchschnittlich wurde jeden zweiten Tag ein Paß überschritten, was trotz der geringen Vermehrung der Höhe immer eine große Anstrengung kostete. Auch wurden zahlreiche neue Seen entdeckt. Einmal entging Hedin mit knapper Not dem An- griff eines angeschossenen Jack. Gerade zur rechten Zeit, als die Männer aus Ladak   schon einen Teil des Gepäcks hatten über- nehmen müssen, traf Hedin auf die ersten Spuren von Menschen, nämlich auf zahlreiche Goldminen, die aber ijur im Sommer bearbeitet werden, und wenige Tage später auch auf Nomaden, die ersten Menschen seit 83 Tagen. Bei ihnen fand der Reisende eine vorzügliche Aufnahme und konnte sein« Karawane durch den Ankauf von ausgezeichneten Jacks auffrischen, was geradezu einer Rettung des ganzen Unternehmens gleichkam. Von nun an standen auch stets Führer aus der Nomadenbevölkerun-g zur Verfügung. Bei Bogtschang-Tsangpo kreuzte Hedin seine eigene Route vom Jahre 1001 und erreichte dann einen See, der vermutlich der Am« moniaksee von Dutreuil de Rhins   war. Ein Nomadenhäuptling kündigte dem Forscher an, daß er Nachricht über seine Ankunft nach Osten senden würde, wogegen Hedin   nicht? einzuwenden hatte und unbeirrt weiter nach Süden zog. Hier wurde das Gelände wioder äußerst sdjrvierig, und täglich waren enge Schluchten und hohe Pässe zu überschreiten. Zu Weihnachten am Dumbok-tso war die Kälte außerordentlich stark und erreichte 35 Grad. Dazu kamen einige Stürme aus Wiest und zeitweise Schneestürme. Hcdin nennt diesen Winter den härtesten, den er bisher in Asien   erlebt hat, obgleich er später von Tibetern erfuhr, daß diese den Winter in anderen Teilen als besonders milde befunden hätten. Seine Begleiter waren nunmehr fast alle krank und vermochten kaum, sich aufrecht zu erhalten. Im Zustande großer Erschöpfung er­reichte die Karawane das Nordufer des großen SeeS Ngantse-tso, der 1874 von dem indischen Reisenden Nain-Singh entdeckt worden war. Bor allem wird sich die Hydrographie dieses Gebietes völlig auf den Karten ändern, da die Flüsse nicht ostwärts zu dem See Kjaring.-tfo, sondern westwärts zu einem Nebenfluß des Tsangpo  , des Oberlaufs deS Brahmaputra  , fließen. Von dem Ngantse-tso, der sich als ziemlich flach erwies, übrigens trotz des Salzgehalts feines Wassers mit einer Eisdecke von Meter Dicke befroren war, wurde eine sehr genaue Karte aufgenommen. Hier wurde Hedin von einem Reitertrupp aufgehalten, der ihm die Weiter- reise verbot, außerdem der Besuch des Gouverneurs von Nantsang angekündigt. Dieser erschien auch wirklich am 11. Januar und Hedin war nicht wenig erstaunt, in ihm denselben Mann zu finden, der ihn im Jahre 1901 auf dem Marsch gegen Lhassa   aufgehalten hatte. Unerklürlichcrweise gestattete dieser Würdenträger nach zwei Tagen dennoch das weitere Vordringen nach Süden, und hier machte Hedin die größte Entdeckung seiner Reise, nämlich die einer gewaltigen Bergkette, die zu den höchsten Gebirgen der Erde ge- hört und die Wasserscheide zwischen dem abflusstosen Gebiet de? inneren Tibet   und dem Oberlauf des Brahmaputra   biS&et. Außer kleineren Pässen hatte Hedin   hier nicht weniger als 5 Pässe von 5700 Meter unter Schneestürmen und schärfster Kälte zu über- schreiten. Auch hier wird also die Karte ein völlig neues Bild gewinnen. Ueber seine Aufnahme in Schigatse beim Taschilama, dem höchsten Würdenträger Tibets   nach dem Dalai Lama  , ist einiges schon in die Oeffentlichkeit gelangt. Hedin nennt die dort verbrachte Zeit das außerordentlichste Abenteuer, das er je in Asien   erlebt hat. Bei der Absendung deS Briefes befand sich Hedin in großer Verlegenheit, weil ihm nach allen Seiten hin mit Aus- nähme derer von wo er gekommen war, die Weiterreise untersagt wurde. Nach einem Schreiben dagegen, das er unter dem Datum vom 23. Februar an den Herausgeoer derAllg. Wiss. 53er." ge­richtet hat, war er angewiesen worden, nach Nordwesten zurück- zukehren, und Hedin hebt in diesem letzten Schreiben hervor, daß dieser Weg gerade mit seinen liebsten Plänen übereinstimme, weil er dabei Gelegenheit haben werde, die noch rätselhaften Quellen deS Tsangpo  (Brahmaputra  ) und seine großen Nebenflüsse zu er- .forscheu._ Dr. ffi. Tießen. Vorwärts Buchdruckerei u.Vcrlagtanstalt Paul Singer L-To.. Berlin   L W,