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In jenen Jahren hielt Lazarus im Verein Rütli" sowie in einem Berein junger Kaufleute" einige Zyklen von literarischen Vorlesungen.
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ausgeübt hat, so genügt es wohl, auf eine Reihe Poeten, wie| Werk von Lassalle Ueber das Recht der Westgothen" sich knüpfte. Rückert, Keller, Heyse, Spielhagen, Bodenstedt, Auerbach u. a. hin- Ich war nämlich verwundert, daß der klassische Philolog, der über zuweisen. Kaum einer Roquette allenfalls ausgenommen Heraklit geschrieben, sich bis an die Säulen des Herkules begeben, der nicht bei Lazarus Belehrung gesucht und gefunden hätte! Auf- um dort Licht über das Rechtsleben zu verbreiten; und er seiner richtige Verehrung, innigste Freundschaft hat die besten Geister mit seits war verwundert, daß ich mit der ganzen Materie nicht unbe dem allezeit zu Rat und Tat bereiten Mann verbunden. Und nicht fannt schien. Wie sehr die Auflösung dieser Verwunderung das bloß deutsche Schriftsteller, Künstler, Gelehrte, Politiker und Kunst- Gespräch ins Hohe und Weite führte, ist offenbar....„ Dem„ Hut finnige waren es. Mit Lazarus stand, so darf man sagen, alles, berein" ist Lassalle niemals näher getreten er hatte stets nur was zur geistigen Elite aller Kulturnationen zählte, in regem Aus- den vierten Stand im Auge." tausch der Gedanken wie im warmherzigen persönlichen Verkehr. Er selbst hat es einmal- berichtet Alfred Leicht als den größten Vorzug seiner Entwickelung bezeichnet, daß er so viele und vielseitige Beziehungen zu den verschiedensten Menschen und Kreisen gehabt habe. Und in der Tat, wenn man die Namenstafel der Hunderte von erlauchten Geistern aller Länder, denen Lazarus in diesem Buche ein schönes Denkmal dauernder Grinnerung gefeht hat, durchmustert, so stellt sich uns ein Pantheon dar, welches ein halbes Jahrhundert europäischer Kultur in deren -höchsten Spizen in sich schließt. Von seiner Persönlichkeit ergießt sich ein wunderbares Fluidum über alles und alle. Jegliche fonfessionelle, politische, soziale und gesellschaftliche Schranke fällt, wo dieser einzige Mann und Gelehrte, sei es im Kreise gemütfroher Geselligkeit, sei es als bezaubernder Redner oder humaner Helfer erscheint. Selten stehen Leben und Lehre so eng, so unzertrennbar fest mit einander in Einklang, wie bei Lazarus . Alles ist bei ihm Hingebung an die Gesamtheit: So nämlich hat er die Ethit und Völkerpsychologie erfaßt, und so, aus derselben Quelle, sein Wollen und Handeln getränkt. Jede seiner Taten, hinter deren Glorienschein der Mann so unendlich bescheiden und so namenlos glücklich sich fühlend zurüdsteht, ist deß Beweis.
das Verdienst seiner in Meran lebenden Witte, der auch als Schriftstellerin geschäßten Nahida Remy, jene Aufzeichnungen und Gespräche der Mit- und Nachwelt überliefert zu haben.
Seit 1860 wirkte er als Professor in Bern , und 1868 wurde er in gleicher Eigenschaft an die Berliner Kriegsakademie berufen. Diese Tätigkeit dauerte indes nur vier Jahre. Die Direktion hatte gewechselt; und der neue Leiter, ein General von Ollech, hatte es auf Beseitigung des jüdischen Gelehrten abgesehen. Da aber Lazarus angesichts seiner bedeutsamen Erfolge wie seines Ansehens nicht so ohne weiteres beseitigt werden konnte, so griff Ollech zu dem Mittel, die philosophischen Vorlesungen einfach aufzuheben. Nur diese aller Höflichkeit bare Nachricht, aber nicht ein Wort der Anerkennung oder des Dantes ließ er dem berühmten Gelehrten übermitteln, dem er, um seiner Pflicht zu genügen, zufolge Befehls anheimſtellt, noch ein Jahr das Honorar an der Kasse zu empfangen." Dies Anerbieten lehnte Lazarus lakonisch ab. Daß die zur Kriegsafademie komman dierten Offiziere nicht gegen diese schnöde Entlassung ihres berehrten Lehrers reagieren durften, liegt auf der Hand. Aber auch der Kaiser und der Kronprinz erklärten sich außerstande, in der uns erquicklichen Angelegenheit eine Aenderung herbeizuführen. Der Jude mußte eben dem antisemitischen Gelüfte zum Opfer fallen! Er war vielleicht der erste, der lange vor der Säkularfeier Lazarus erhielt dann 1873 die Ernennung zum ordentlichen ProFriedrich Schillers die Anregung zur Begündung der Schillerstiftung feffor honorarius in der philosophischen Fakultät der Berliner Uni gegeben; er war es, der für deren Verwirklichung unermüdlich durch bersität. Ihr hat er bis zu seinem am 13. April 1903 erfolgten Schrift und Rede gewirkt. Er war es, der den Lebensabend so Tode angehört. manches verdienstvollen Schriftstellers durch namhafte petuniäre zu- Wesens. Von ihm zeugen diese Lebenserinnerungen" und es ist Treu und Frei": das war so recht die Devise seines lauteren wendungen verschönern half. Es sei da an sein tatkräftiges Eine greifen für die Erhaltung des Rüdertschen Heims nach des Dichters Tode erinnert. Nur Moriz Lazarus hatte Theodor Fontane als er 1780 in Frankreich , der Spionage verdächtig, gefangen genommen war, seine Befreiung zu verdanken. Daß der biedere märkische Dichter hernach in seinem nahezu 300 Seiten umfassenden Buche Kriegsgefangen" nicht einmal den Namen seines Retters genannt hat, war gewiß fein schöner Charakterzug. Um so heller erstrahlt Lazarus ' Edelmut, wenn wir nun durch den Mund seiner Witwe Nahida erfahren, daß dieser niemals über jenen Mangel an dankbarer Gesinnung ein Wort verloren. Als in den siebziger Jahren eine infame antisemitische Heze begann, deren fanatische Spike gegen Auerbach, Lazarus u. a. gerichtet war, da antwortete dieser( 1880) in einer Schrift Was heißt national?", in welcher er bon großen edelsten Gesichtspunkten aus diese schwebende Frage erwog und behandelte. Ernest Renan ( Paris ) griff das Echo der Erde haben bis heute Gefeße zum Schutz von Erfindungen eins Der menschliche Erfindungsgeist im Jahre 1906. 65 Staaten davon in einem 1882 im März in der Sorbonne gehaltenen Vortrag: geführt und vergeben demzufolge Patente. Soeben ist nun von der Qu'est ce qu' une nation? auf, berschwieg aber, daß sich dieser Regierung der Vereinigten Staaten eine statistische Uebersicht vera böllig auf die vorhin erwähnte Broschüre des deutschen Philoscphen stützte. Was tat nun Lazarus , als man ihm dies aus Baris öffentlicht worden, die ziffernmäßig die in all diesen Ländern schrieb? Er freute sich, daß Renan Propoganda nicht für seinen während des Jahres 1906 ausgegebenen Batente namhaft macht. Namen, sondern für seine völkerpsychologischen Gedanken Dbgleich es ohne Zweifel verfehlt wäre, den Erfindungsgeist der einzelnen Nationen nach dem Maßstab dieser Ziffern abzuschäzen, so Gleich nach Erscheinen der ersten zwei Bände des Werkes geben sie doch einen gewissen Anhalt für die Beurteilung des Anteils " Leben der Seele" hatte Lazarus im Verein mit H. Steinthal der verschiedenen Völker an den Fortschritten von Industrie und die Beitschrift für Völkerpsychologie und Sprach- Technik und sind zum mindesten für sich allein interessant. Einen missenschaft" ins Leben gerufen, die dann, nach zwanzig- weiten Vorsprung vor allen Ländern in der Zahl der Batente haben jährigem Bestehen( 1891) von Weinhold übernommen und unter selbstverständlich die Vereinigten Staaten , denn es ist genugsam dem Titel„ Zeitschrift für Volfskunde" weitergeführt wurde.
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Von seinen sonstigen Schriften find noch zu nennen:„ Ursprung der Sitten"," Ideen der Geschichte"," Zur Lehre von den Sinnes täuschungen "," Ein psychologischer Blid in unsere Zeit"," Rede auf Serbart"," Erziehung und Geschichte"," Ueber die Reize des Spiels", Schiller und die Schillerstifung"," Treu und Frei. Gesammelte Reden und Vorträge über Juden und Judentum",
Kleines feuilleton.
bekannt, daß die Amerikaner an Quantität, obgleich nicht auch uns bedingt an Qualität der Erfindungen alle anderen Völker hinter sich Ende der fünfziger Jahre fällt auch Lazarus' Bekanntschaft mit laffen. In den Vereinigten Staaten wurden im vorigen Jahre insFerdinand Lassalle. Es war 1857, anläßlich des Festes des fünfundzwanzigjährigen Bestehens der von Joseph Lehmann be- geſamt 849755 Batente genommen. An zweiter Stelle in dieser Liste steht gründeten Zeitschrift Magazin für die Literatur des Auslandes". Frankreich mit 385 689, an dritter Großbritannien mit 266 404, an vierter Belgien mit 203 292; Deutschland folgt erst an fünfter Hierzu war auch Lassalle geladen. Seine eigenartige und an Stelle mit 197 873 Patenten, und das beweist wohl am besten, daß ziehende Persönlichkeit, die später selbst einen Bismard zu ge- biefe Biffern feine zuverlässigen Schlüsse auf die tatsächliche Bewinnen wußte, feine Abenteuer, feine fortwährend wachsende teiligung der Nationen an industriellen und technischen Erfindungen Tätigkeit zur Ausgestaltung des deutschen Sozialismus, nebenher gestatten. Abgesehen davon, daß in Deutschland der Musterschutz sogar die fieberhaft literarische Beschäftigung usw. hatten aller Auf- neben den Patenten eine große Rolle spielt, ist auch zu berücksichtigen, merksamkeit auf ihn gelenkt. Zudem erzählte man sich von dem daß die Zahlen in den einzelnen Ländern auch einen größeren oder persönlichen Gintreten Böchs beim Minister des Innern gegen Lassalles drohende Ausweisung. Der alte Gelehrte scheute sich nicht, geringeren Teil von ausländischen Erfindungen umfassen. Um die Liste für den jungen Agitator energisch Partei zu nehmen der Gerech weiter zu verfolgen würde nach Deutschland Kanada mit 106 218 tigkeit wegen. Freilich schäßte er ihn schon wegen seines Buches 82 933, Italien mit 79 703, die Schweiz mit 36 697, Spanien mit Patenten zu nennen sein und weiterhin Desterreich- Ungarn mit über die Philosophie Heraklits, durch seine persönliche Be- 351900, Schweden mit 24 726, Rußland mit 17 868, Norwegen mit mühung machte er die Ausweisung rückgängig. Ich fannte Laffalle wohl von Ansehen, hatte ihn aber noch nicht gesprochen; Staaten noch geringere Ziffern aufweisen. Die Gesamtzahl der 17 479 und Japan mit nur 11 349 Patenten, während alle anderen dieser ging mit einem alten gemeinsamen Bekannten, dem Abgeordneten Franz Dunder, lebhaft gestikulierend auf und ab. Ein am 31. Dezember 1906 gültigen Patente wird auf 2 626 947 an schönes Männerpaar, beide gleich hoch gewachsen, Dunder mit dem gegeben. wallenden Bart und Haupthaar, Lassalle, noch stattlicher, eine elastische, imposante Erscheinung. Wenn man in sein Gesicht fah, ertannte man sofort die außerordentliche innere Bewegung in diesem Kopfe, der eine seltene Vielseitigkeit der Inhalte bis zu schöpfe rischer Produktion in sich verarbeite. Während ich nun gerade mit Lehmann plauderte, trat Lassalle heran und ließ sich vorstellen. Von da ab unterhielten wir uns eingehend, indem wir zunächst unsere Verwunderung austauschten, welche an das damals neueste
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Literarisches.
Joris Karl Huysmans ist, wie bereits furz gemeldet, am Sonntag in Paris gestorben. Er war eine der eigenartigsten Erscheinungen des neueren französischen Schrifttums, der Begründer einer Richtung, deren Einfluß sich eine Zeitlang auch im Auslande geltend gemacht hat. Er war vom Naturalismus ausgegangen, aus der Gemeinde, die sich um Emile Zola sammelte. Er hat auch zu der berühmten Sammlung„ Abende von Médan" einen Beitrag ge