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-Anz Schülerauffäßen. Der Kudud legt Eier und

Man darf kein Zier quälen, außer es ist tot.

Die Eintagsfliege lebt immer von einem Tag auf den andern. Die Fische sind deshalb stumm, weil ihnen beim Sprechen das Wasser in das Maul laufen würde.

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Notizen.

( Luftige Blätter.")

liefert. Wie Maupassant  , Descabes, Paul Margueritte  ] und die meisten anderen schwenke er von der Schule ab, die ja glaubt damit seinen elterlichen Pflichten Genüge geleistet zu haben. schließlich auch der Meister selbst in seinen idealistischen Gesellschafts- Der Hering pflanzt sich wegen seiner Beliebtheit mit unheim romanen seiner letzten Epoche verlassen hat. Huysmans aller- licher Geschwindigkeit fort. dings wählte eine besondere Richtung. Sein Pessimismus sching in religiöse Mystik um. Diese Wendung zeigte sich im be= rühmtesten Noman Huysmans" A rebours" an, dessen Held Des Esseintes an einem zum perversen Raffinement gesteigerten Genußleben leiblich und seelisch zugrunde geht. Wie Brumetière bom naturwissenschaftlichen Positivismus zur positiven Religion überging, so rettete sich Huysmans   aus dem materialistischen Steptizismus in einen schwärmerischen Katholizismus. 1892, acht Jahre nach dem Erscheinen seines Bekenntnisromans trat Huysmans  , der bis dahin ein kleiner Ministerialbeamter gewesen war, in ein Trappistentloster ein. Die Klerikalen taten sich auf diese Belehrung natürlich sehr viel zugute, indes erfüllte der reuige Sünder nicht ganz die Hoffnungen, die sie auf ihn gesetzt hatten. Zwischen einer Beschaulichen Bassivität und künstlerischem Bildnerdrang hin und Herschwankend, verleugnete er feine Abneigung gegen die Politik auch nicht gegenüber dem politischen Geschäftsgetriebe des Ultramontanismus. In einer, wohl ans Mittelalter anempfundenen Marienanbetung ver­harrend, vertauschte er in der Folge das Klosterleben mit einem Einsiedler­Opernaustausch. Die deutsche Opernpolitik, die mit dasein in Klosternähe, ohne Verkehr und Gunst der Großen der dem Operngastspiel des Spielerfürsten begann, wird zur weiteren Kirche zu suchen. Seine späteren Werke: En route"( Auf dem deutsch  - franzöfifchen Annäherung einige Werke des französischen   Kom Wege"), La- Bas"(" In der Tiefe") ,,, La Cathédrale"," L'Oblat", ponisten Massenet   in der Berliner   Hofoper in Szene gehen die heilige Sydonie von Schiedam  " find Dokumente dieser lassen. Herodias und Therese" sollen dafür in Aussicht genommen mystischen Stimmung, die sich zu ihrem Ausdruck eines symbolischen sein. Es scheint, daß die ausländischen Opern und die Nach Stils bedient. Huysmans   legtes Werf Les Foules de Lourdes" ahmungen ausländischer Schwänke als weniger gefährlich für das ( Die Scharen von Lourdes") haben durch die darin hervorgetretene deutsche Volksgemit eingeschäzt werden. Aber an ausländischer Abneigung gegen das unästhetische Wundergeschäft des Wallfahrts  - Malerei darf sich ein braver Untertan nicht erfreuen. Kapitel Rinn ortes den Aerger der Klerikalen erweckt. Indes ist der Autor, den steinkunst. Außerdem eignen sich Bilder nicht so sehr zu pomphafter eine grausame Strankheit langfam verzehrte, christlich gestorben" und Inszenierung. die Menge der schriftstellerischen Talente des Katholizismus ist auch

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Die Marcell Salzer Abende im Kleinen Theater werden am Sonnabend mit einem Einafter von Raoul Auernheimer   eröffnet. Hierauf wird Marcell Salzer eine Reihe von heiteren Dichtungen in Vers und Prosa vortragen. Den Abschluß wird Hans Brennerts Burleste Die Hasenpfote" mit Marcell Salzer in der komischen Hauptrolle bilden.

in Frankreich  , wenngleich hier unvergleichlich bedeutender als in und die von Amts und Lehns wegen getreuen Anhänger kaiserlicher Hebbel, Lauff, Erler. Die freiwilligen Nugnießer Deutschland  , nicht groß genug, um allzuviel Strenge der Prüfung Aesthetik   haben schwere Lage. Während der Wiesbadener   Festspiel­von Herz und Nieren zu gestatten. Huysmans   ist 59 Jahre alt geworden. Mit ihm ist der bedeutendste Künstler der französischen   zeit sind ihre Rezepte ziemlich derangiert worden. Daß Lauff ob Dekadenten vom Schauplatz abgetreten. Sein Talent war start die verdiente Ordenserhöhung erhielt, verstand sich. Die Affäre mit feiner großzügigen, schönen und reichen Sprache" belobt wurde und genug, um ihm die Aufmerksamkeit auch dann noch zu sichern, als dem Münchener   Maler Erler ist schon weniger flar. Is er ganz in die von ihm eingeführte literarische Mode überwunden war start genug, um auch den Anteil übersehen zu lassen, den Spleen und bann belegt, das ist die Frage. Die Gebärdenspäher sind eifrig an Ungnade gefallen oder nur mit dem kleinen vorübergehenden Hof­eine gesuchte Bizarrerie an seiner merkwürdigen Erscheinung gehabt der Arbeit, das Problem zu lösen. Die einen versichern, der Kaiser haben mögen. sei kein Gegner der modernen Malerei, er würde auch der Kunst Physikalisches  . Erlers eine Gasse bahnen. Sie sei ihm nur noch zu neu. Andere versichern, auf ebenso gute Quellen sich stüßend, alle möglichen Versuche seien gemacht worden, den Kaiser noch einmal zum Anschauen der mißfälligen Fresten im Muschelsaale des Wiesbadener   Kursaales zu bewegen. Umsonst. Wer hat nun recht?

Ueber die Lebensdauer der radioaktiven Glemente. Das Bild von der Abstammung des Radiums ist nach Dr. F. Stähli( Apotheker- Zeitung") das folgende. Als Mutter­substanz ist das Uran anzusehen, das schon in den ältesten Perioden der Urgeschichte der Erde als Element existiert haben muß. Aus ihm entwickelte sich dann im Laufe der Zeit das Radium gewissermaßen als Zerfallprodukt, und diese Umwandlung geht auch heute noch vor fich und wird so lange dauern, als überhaupt noch Uran vorhanden ist. Fortwährend bildet sich also aus der Ursubstanz, dem Uran, mittelbar, d. h. unter Durchlaufen einer oder zweier Zwischenstufen, neues Radium, und dieses Radium zerfällt dann weiter, nachdem es zirla 2000 Jahre als beständiges Element existiert hat, in Emanation und die verhältnismäßig rasch aufeinander folgenden Stufen A, B, C, D, E und F. Nach ungefähr 588 Jahren ist dieser Zerfall­prozeß beendet, und es bleibt ein vermutlich inaktives Endprodukt übrig, dessen Natur wir heute noch nicht kennen. Nutherford glaubt, daß dieser letzte Sprößling des Stammbaumes das Blei sei. Es tverden aber erst noch Jahrzehnte vergehen müssen, bis es gelingen wird, den direkten Beweis für die Nichtigkeit dieser Vermutung zu Liefern. Am ehesten wird man wohl zum Ziele kommen, wenn man festzustellen sucht, was sich für ein chemisches Element aus reinen Radiotellurpräparaten( Radium F) im Laufe der Zeit bildet.

Humoristisches. Anti- HaedeL

Und die Mans haßt ihre Falle,

Und der Türk den Christenhund

Aber stärker haßt als alle Reinke den Monistenbund.

Neinte wirkt als Schüßer, Retter Deutscher Seelen. Donnerwetter.

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Einem Großen( und Kollegen) Wirft er sich zu fühnem Strauß Mit der Feder nicht entgegen, Sondern mit dem Herrenhaus.

Wie einst Bäpfte Stetzer brieten, Möcht er ihn komplett verbieten.

Eifernd- geifernd, mit Geberden,

Sprüht er frominen Rache- Gifcht. Studt, mein Studt, was will das werden?

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Und nun erst der Fall Hebbel  ! Der Kaiser soll gesagt haben: Unsere Theater sollten weit mehr die Hebbelschen Dichtungen pflegen. Wie stimmt das mit seiner sonstigen Vorliebe für Charleys Tante, Sherlock Holmes   usw. Bei der dermaligen Hize könnten die Hofs ästhetiker bedenkliche Zustände bekommen, wenn nicht bald Klarheit geschaffen wird. Möge der Reichsanzeiger" authentische Aufklärung bieten, oder wir stehen für nichts ein.

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-Anzengruber auf bem Index. Ein Schlierseer  Bauerntheater gastiert im heiligen Köln   und gibt, was löblich ist, neben den Spektakelstücken der Bauerntheater die echte und tiefe Boltsfunst Anzengrubers. Darunter auch den Pfarrer von Kirch feld". Die schwarzen Blätter, voran die Köln  . Volkszeitung", die doch sonst sich von dem durchschnittlichen literarischen Tiefstand der gotivollen Bresse abzuheben versucht, suchen den unangenehmen Anzengruber auf eine eigenartige Weise aus der Welt zu schaffen. wird Anzengruber tonsequent gestrichen. In den Juſeraten wird wenn aber am gleichen Theater die Lustige Witwe  " gespielt wird, so darf sie unbehelligt ihre offenbar sehr sittlichen Lockungen im Anzeigenteile entfalten. Das ist übrigens von jeher ein bewährtes Prinzip der Frommen gewesen: die Lebemännerei und die ver­dummenden Kitzeltünste zu fördern, aber die wahrhaft sittliche Kunst, die ihre Interessen gefährdet, zu verdammen und zu unterdrüden. Auf die Art erweisen sie dem echten Kunstwesen unbewußt und widerwillig- ihren Respekt.

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-An May Stirners Geburtshaus in Bayreuth  wurde auf Anregung J. H. Madays, des Stirner- Herausgebers und -Biographen, eine Gedenktafel angebracht. Sie trägt auf fchivarzem schwedischem Granit die Inschrift:" Dies ist das Geburtshaus Mag Stirners   25. Oftober 1806."

Ein herrliches Wert griechischer Kunst wurde vom italienischen Staate für das römische Thermemmuseum ans getauft. Es ist die Statue einer Priesterin oder eines opfernden Mädchens, die 1878 in Anzio   an der römischen Meerestüste auf dem Gute des Fürsten Lanzelotti, dem Terrain einer Villa Neros, bom Sturme freigespült wurde. Die meisterliche Figur aus der hellenistischen   Zeit wird mit der reifen Kunst Lyfipps in Verbindung gebracht. Sie wird als schönste und vollendetste Vertreterin griechischer Knust in Italien   bezeichnet. Der Befizer, dem ein Zufall das foftbare Wert schenkte, erhält 450 000 Lire. Und man ist noch froh, daß er es nicht für mehr Geld nach Amerika   verkauft hat. Berantwortl. Rebatteur: Hans Weber, Berlin  , Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u. Berlagsanstelt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

Tust du in der Sache nischt?

Meng' dich in die Bundesstaaten!

Laß den Haeckel endlich braten!

( Alfred Kerr   im Lag".)