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erscheinen die Männchen, und wenn zufällig mehrere Männchen in Zweifel zu nehmen, hat nach einer vom Prometheus" übernommenen derselben Gegend zusammentreffen, so lassen sie in der Nacht ihr Mitteilung des Scientific American" ein Arzt das folgende, an Lied erschallen und suchen sich zu überbieten, um die vorüber geblich untrügliche Mittel angegeben, um den Scheintod zu erkennen. ziehenden Weibchen anzuloden. Das Lied der Nachtigall ist von Im Falle des Zweifels wird eine Lösung von Fluorescin, das be Alters her von den Menschen gepriesen worden. Wenn man den tanntlich in sehr starker Verdünnung noch deutlich färbt, tief in das Heinen, unscheinbaren Bogel betracht- t, so fann man sich füglich Gewebe eingesprigt. Besteht dann noch die geringste Zirkulation wundern, daß eine so fleine Kehle so traftvolle Töne hervor der Säfte, ist also das Leben noch nicht völlig aus dem Körper ent zubringen vermag. Die Laute werden nicht von dem hinter flohen, so tritt nach furzer Zeit eine deutliche Gelbfärbung der Haut Ser Kehle fizenden Kehlkopf, sondern bon einem zweiten und der Schleimhäute ein, während die Augen eine smaragdähnliche Kehlkopf, der am Ende der Luftröhre in der Brust liegt, erzeugt. Farbe annehmen. Hat aber der Säfteumlauf aufgehört, so tritt die Die fünf inneren und zwei äußeren Stimmbänder werden durch Erscheinung nicht ein. Falls das Leben noch nicht erloschen war, so fechs Muskelpaare gespannt, und diese Singmuskeln sind besonders schadet die Injektion dem Patienten nicht und die Färbung ver fräftig entwickelt. Nicht alle Nachtigallenarten fingen gleich schön. schwindet nach kurzer Zeit.

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Notizen.

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Ein Industriemuseum wird für Essen geplant. Die Unterstützung der Großindustrie ist gesichert.

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-Russische Zensur in Deutschland . Die vereinigten Theater in Breslau beabsichtigten im Stadttheater in Beuthen ( D.- Schl.) die letzte Niete des Berliner Deutschen Theaters: Der Gott der Rache" von Schalom Asch aufzuführen. Die russisch zartfühlende Polizei tam indes mit einem Verbot dazwischen. Bielleicht stellt sich noch heraus, daß unsere Wohllöbliche russischer denn die zarische Zensur empfindet. Sintemalen unseres Wissens das Stück in Rußland nicht verboten ist.

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Die Aunachtigall oder der Sproffer aus dem Osten und Norden Europas fingt schmetternder und fräftiger als die in Deutschland heimische Art, deren Gesang dafür schmelzender ist. Es gibt Nachtigallen, die vorzugsweise in der Nacht fingen, und andere, die erst mit Morgengrauen zu fingen anfangen und den Tag über das Mufizieren fortsetzen. Nur wenige- Ein burlest- romantisches Lustspiel Sulla " von Baul Wochen des Jahres bieten den Genuß des Nachtigallgefanges. Ernst, das in Bagdad zur Zeit Harun al Raschids spielt, erivies Nach dem Johannistage verstummt er, man hört dann nur noch das sich im Kölner Schauspielhause als ziemlich theaterfremd. Zwitschern der Jungen, die fich die Kunst des Vaters anzueignen Der Münchener Hoftheaterstandal, der durch bemühen. Die Nachtigallennester befinden sich gewöhnlich in dichtem die Artikel des Bayer. Kur." gegen den Generalintendenten Gebüsch oder in hohem Grase, dicht über dem Erdboden oder unv. Speidel, den Musikdirektor Mottl und den Regisseur Heine vers mittelbar auf ihm. Sie sind aus dürren Blättern. Gräsern und anlaßt wurde, wird vor dem Münchener Amtsgericht aufgerollt. trockenen Wurzeln hergestellt. Die Eier, 4 bis 6 an der Bahl, Die Verhandlungen, zu denen zahlreiche Zeugen aufgeboten sind, werden vom Weibchen und vom Männchen abwechselnd in 14 Tagen begannen am Donnerstag. ausgebrütet. Die Nahrung der Nachtigallen besteht aus fleinen Raupen, Schmetterlings und Ameisenpuppen, Larben, Fliegen und Käfern. Im Hochsommer werden von ihnen auch allerlei Beeren( Johannes, Wachholder und Faulbaumbeeren), verzehrt. Mit Vorliebe nisten diese Vögel in der Nähe eines Gewässers, eines Waldsees, eines Wasserfalles, eines Flusses usw. Von dem Wohnort der Nachtigallen soll ihr Gesang sehr wesentlich beeinflußt werden. Die an Flußufern lebenden sollen besonders schön fingen. Es heißt, daß das Rauschen des Wassers die Bögel zu immer neuem Gefange reizt. Auch der Umstand, daß sich in den wafferreichen Gegenden zahlreiche Nachtigallen im Unterholz ansiedeln, bewirkt, daß die Dem verdienten Biologen Theodor Schwann ( 1810 bis Männchen, die meistens in der Ueberzahl find, einander in der 1882) soll in seiner Vaterstadt Neuß ein Denkmal errichtet werden. Leidenschaftlichkeit ihres Gesanges zu übertreffen suchen, um im Wett Armeemarsch volkslieder". Das Wort flingt bewerb um das Weibchen zu fiegen. Während des Singens pflegt die barbarisch, aber es entspricht den Tatsachen. Der Minister gegen Nachtigall eine erhöhte Stelle aufzusuchen, damit ihr Gesang die Kultur, Herr Studt, hat zur Belebung des Patriotismus die möglichst weithin schallt. In der Zeitschrift Natur und Offenbarung deutsche Literatur um diesen Begriff bereichert. Es bersah der Musik­erinnert Eduard Bode an die zahlreichen Versuche, die feit langem direktor Hummel achtzehn beim Kaiser besonders beliebte Armees angestellt worden sind, um den Gefang der Nachtigallen in sprach- märsche mit volkstümlichen Dichtungen" und Herr Studt empfiehlt lichen Lauten nachzuahmen oder zu versinnlichen. Aber keiner der diese Armeemärsche in Liedern" den Lehrern und Schülern zur An­menschlichen Laute vermag den Reiz wiederzugeben, der in dem schaffung. Was dabei herausgekommen, fann man sich ungefähr Nachtigallenliebe liegt. Bahllose Dichter haben ihre Leier zum Preise vorstellen. Die Frankf. Big.", der die schönen Baarungsprodukte der Nachtigall erklingen lassen. Auch die Sage hat sich dieses Vogels des patriotischen Blechs mit der patriotischen Phraseologie vorgelegen bemächtigt und die klagenden Baute ihres Gesanges zu begründen ges haben, gibt einige Proben davon. Bornemanns Infanterielied" fucht. Die Griechen erzählten, daß die Schwester des thratischen Königs entwidelt den schönen Reim: Tereus Philomele , beffen Söhnchen tötete und nach ruhelosem Umber­irren die Götter anflehte, fie in einen Vogel zu verwandeln. Das geschah und bis zum heutigen Tage flagt fie als Bogel ihr Leid. Vielleicht will, wie Bode meint, die Philomelesage bie Trauer um die so schnell verblühende Kindheit und Jugend zum Ausdruck bringen. Wie Frühling und Nachtigallfang ist auch die menschliche Jugend schnell verrauscht. Geibel glaubte aus den Lauten des Nachtigalliedes die Worte: Burüd, zurüd! oder: Bu spät, zu spät! herauszuhören. Die deutsche Sage hat die Nachtigall in ber schiedener Weise mit dem Tode in Verbindung gebracht. Ein in Süddeutschland berbreiteter Glaube läßt läßt die Nachtigall als Todkünderin erscheinen. Singt fie im Garten eines In anderen Liedern" feiert der wüftefte Kannibalismus Drgien. Kranten, so stirbt er; pidt fie an ein Fenster, fo Auch die Mädchen, für die eine besondere Ausgabe bestimmt ift, meldet sie den Tod eines in der Ferne weilenden Berwandten sollen vom Fahneneid, blanken Waffen und lebendem Feindesblut oder Freundes. Zu allen Seiten haben die Menschen die Nachtigallen fingen. gefchont. Im Jahre 1532 wurde ein Erlaß veröffentlicht, nach dem der Nachtigallenfang verboten wurde. Friedrich Wilhelm III be. drohte im Jahre 1798 jeden, ber eine Nachtigall fing oder hielt, mit 50 Talern Strafe und sicherte dem Angeber 30 Taler Belohnung สน. Die Römer haben allerdings nicht immer genügendes Gefälschte Statuen. Es ist wohl faum bekannt, schreibt Verständnis für den poetischen Reiz des Nachtigallengefanges ber Gil Blas", daß die Statuen der großen Generale und bewiesen. In der Zeit ihrer Entartung haben fie Nachtigallen Marschälle der Revolution und des ersten Kaiserreiches, die auf verzehrt und ungeheure Summen aufgewandt, um sich diesen ver dem Ehrenhofe von Versailles stehen, fast alle gefälscht" find. Als meintlichen Genuß zu verschaffen. Leider find die Nachtigallen auch Louis Philipp beschlossen hatte, Versailles allen Ruhmeserinnerungen heute in Italien ihres Lebens nicht sicher. Sie werden dort, wie Frankreichs au widmen, besuchte er auch ein Depot, in dem Tausende andere Bugvögel fortgefangen und verzehrt, allerdings Marmorarbeiten aufgefpeichert waren, da er hoffte, hier einige nicht aus Schwelgerei, sondern aus Hunger. Gelegentlich werden Statuen von berühmten Kriegsmännern zu finden, die im Hofe des Nachtigallen auch gefangen, um in einen Käfig gesetzt zu werden. Balastes Aufstellung finden fonnten. Er fand aber nur Statuen Diese Unfitte war auch schon bei den Römern verbreitet. Für gute von Generalen Napoleons L, wie Colbert, Despagnes, Roussel; da Sänger wurde kein Gold gescheut. Plinius erzählt, daß 950-1000 m. es ihm schien, daß die Uniformen sehr schön, die dargestellten für einen einzigen Bogel geboten wurden. Die Nachtigall stirbt in Bersönlichkeiten aber nicht genügend berühmt wären, fo kaufte der der Gefangenschaft gewöhnlich bald. sparfame Monarch den ganzen Satz Generale, ohne die Köpfe, für einen billigen Preis auf. Für die enthaupteten Statuen wurden nun die Köpfe von Masséna , Lannes usw. bestellt, man sette ste den Marmorleibern auf und stellte dann die neuen Generale auf Sodeln auf. Es blieb nur noch übrig, Inschriften auf dem Sodel anbringen zu lassen Dem berühmten General Soundfo", und alles war fertig. So hat Versailles seine gefälschten Statuen

Medizinisches.

Regimenter der Armee Aufmarschiert in Linie."

Der Dessauer Marsch ist folgendermaßen verdichtet worden: Wenn wir im Feld marschieren, so leiden wir nicht Rot, Wenn unser Herz nur fröhlich und uns're Wangen rot. Und wenn wir bitvadieeren, so brauchen wir ein gelt, Wir wissen, daß auf uns tein Sternelein fällt. Doch weckt uns die Trompete, wer frägt da lange: wann? Mit Trommeln und mit Pfeifen fängt erst das Leben an."

Bächerlichkeit tötet im Kulturstaate Preußen bekanntlich nicht. Aber was fagt die Lehrerschaft zu diesen Bumutungen, die eine Schmach und ein Hohn find auf die färglichen und mühsamen Ver­suche, die Kunst im Bolle zu entwideln?

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Die Furcht vor dem Scheintode und seinen furchtbaren Folgen ist heute bei weitem nicht mehr so verbreitet wie früher, da die Fortschritte der medizinischen Wissenschaft den Arzt in den Stand fegen, mit großer Sicherheit den wirklichen Tod vom Scheintode zu unterscheiden. Um aber auch ängstlichen Gemütern den letzten erhalten.

Verantwort!. Redakteur: Hans Weber, Berlin , Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.