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methode nicht zu befreunden vermochte. Man gab ihm also einen Nachfolger.

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der tut gut daran, für jedes Wissensgebiet eine Woche, gleich drek Besuchstage, anzuwenden. Er wird dann ungefähr in einem Jahre Es war ein feierlicher Auftritt. Die Schulstube war mit dem Deutschen Muſeum fertig" geworden sein und am Schluß mit weißem Sand und Tannen ausgestreut. Es ward ein sicher das Museum als ein ganz anderer Mensch verlassen, als wie er es am ersten Tage betrat: nämlich als ein Wissender, ein geistliches Lied von den Schulkindern gesungen, in welches Sehender, der mit stolzer Stirne den Himmel und die Mutter deren anwesende Eltern in den gewagtesten Modulationen Erde betrachten darf, denn er kennt ihre Geheimnisse, soweit einstimmten. Dann hielt der Herr Schulinspektor eine feier- fie durch Forscherarbeit enthüllt wurden. Aber wer könnte liche Anrede an den alten Lampe, der blind vor Tränen und das ermöglichen in unserer jagenden, hastenden, ruhelosen Zeit? taub vor Erschütterung dastand. Er konnte es nicht fassen, Nur ein arbeitslos Genießender, ein Privatgelehrter etwa, ein An­daß er zur Ruhe gesezt werden sollte, und von den Bauern gehöriger der liberalen Gewerbe, ein junger Künstler, der seinen wollte es manchem ebensowenig in den Sinn. Sie begriffen intellektuellen Horizont erweitern will. Nimmermehr aber ein genuß­los Arbeitender, ein Proletarier. Denn dem Arbeiter fehlt das Köft nicht, warum der Alte und seine Methode, nach der sie lesen lichste des Lebens!" Nur Zeit, nur Beit 1" flagt Richard Dehmels gelernt hatten, nicht mehr taugen sollten? Der Herr In- Arbeitsmann. spektor sprach dem Alten die Zufriedenheit seiner Vorgesetzten aus, welche ihm in Anerkennung seiner langjährigen Dienste huldvollst ein Gnadengeschenk von fünfzig Gulden überreichen ließ. Dann folgte die Vorstellung seines Nachfolgers, der jung und hungrig aus dem Seminar fam.

( Fortsetzung folgt.)

Der erste Saal, den der Besucher auf seiner nach wissenschafts lichen Gründen bestimmten" 8wangsroute" im Erdgeschoß betritt, ist der Saal der Geologie. Die Geschichte der Erdschichtungen in plastischen Reliefs, der Werdegang unseres Planeten! Die vorgeführten Gebiete betreffen die Entwickelung der Erkenntnis der Gesteine", Entwickelung der Ansichten über den Bau der Erde und den Bulkanismus", Versuche fossilen Ueberresten die Tiere und Pflanzen der verschiedenen geo­logischen Perioden zu rekonstruieren. Aus den vorhistorischen Zeiten, da die alten Saurier durch die rauschenden Schachtelhalme krochen,

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Das Deutsche Mufcum in München . führt uns der folgende Saal: Berg- und Salinen weien,

Von W. Mauke.

in eine Epoche unseres Planeten, da der Mensch bereits der Allein­Ein stolzes Seitenstück zum Londoner Kensington- Museum und herrscher geworden ist und in der Kruste des Planeten nach nüg dem Pariser Conservatoire des arts et métiers bildet das Münchener lichen Salzen, Erzen, Erden und Kohlen zu wühlen beginnt. Wir " Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik". Im eines Gangbergbaues aus dem zweiten Viertel des XIX. Jahr fehen hier die ersten wertvollen Betriebsmodelle, so das Modell Herbst 1904 erst wurde von einer Anzahl deutscher Gelehrter und Techniker mit Karl v. Linde, dem Erfinder der Eismaschine, Julius hunderts, im Maßstab von 1: 25, das Modell einer vollständigen Roentgen und dem Architekten Dstar v. Miller an der Spize, die Schachtbohreinrichtung nach System Kind- Chaudron, ferner eine von Werner Siemens 1880 fonftruierte Erzscheidemaschine mit elektrischem Gründung des Museums beschlossen und schon zwei Jahre Antrieb, eine elektrische Förderanlage System Schuckert und andere später waren die Sammlungen, die Staatsanstalten, Unis versitäten und Private in ungeahnt freigebiger Weise aus maschinelle Anlagen, die uns die gewaltige Entwickelung des Berg­aller Herren Länder geschenkt und gestiftet hatten, so zahl- und Hüttenwesens bezeugen. reich geworden, daß sie nicht nur die 50 großen Säle des alten Bayrischen Nationalmuseums in der Maximilianstraße , sondern auch noch Teile einer großen leerstehenden Reiterlaserne anfüllten. Der Ge­danke der Errichtung eines eigenen monumentalen Ausstellungs- und Studiengebäudes war somit nicht mehr von der Hand zu weisen. Dank der Opferwilligkeit der Stadt München in erster Linie, die den Baugrund im Werte von fast 7 Millionen Mark auf der Kohlen­insel unentgeltlich hergab, dank der großen in Aussicht gestellten mittel". Ein Seitenkabinett zeigt hier zunächst die Entwicklung der Beiträge des Reiches, der Staaten und vermögender Stifter, fonnte Landstraße. Da sehen wir im Original ein Stück Bohlenweg aus dem im November 1906 in bekannter Weise in München der Grundstein Jahre 5 v. Chr., den die Römer im Dievenmoor bei Dsnabrück an zu dem Gabriel von Seidlichen folossalen Neubau des Museums, gelegt hatten und mit Bewunderung blieben wir gleichzeitig nebenan das jetzt als eine nationale Gründung den Namen: Deutsches Museum erhielt, gelegt werden.

Was will das Deutsche Museum? Mit Kurzen Worten: es stellt die Entwickelungsgeschichte des menschlichen Geistes und menschlicher Kultur dar, sotveit sie sich technisch und empirisch fund taten. Das Deutsche Museum ist die praktische Darstellung der Geschichte der naturwissenschaftlichen Forschungen, Entdeckungen und Erfindungen, der Geschichte der Technit, Landwirtschaft, der Industrie und des Verkehrs, veranschaulicht durch historisch oder technisch besonders wichtige Meisterwerke in Modellen oder im Original. Eine Ruhmes­Halle für die großen erfinderischen Geister der Menschheit, deren Schöpfungen die moderne Kultur erst ermöglichen, ein lebendiges Buch der Erfindungen, in deren Seiten jeder ungehindert blättern darf, eine nationale Anstalt von höchstem sozialen Bildungswert.

Mit einem kurzen Blick auf den heftigen Kampf zwischen Panzer­platte und Granate, der mit dem vorläufigen Sieg der Kruppschen gehärteten Nidelstahlplatte sicher noch nicht abgeschlossen ist und sicher den ingeniösen Menschengeist noch öfter dem gefräßigen Moloch des Militarismus dienstbar machen wird, verlassen wir die Säle für Eisenhüttenwesen und Eisenbearbeitung und betreten die friedlicher gewidmeten Hallen der Landtransporte Kulturarbeit

auf die hochentwickelte Technik der Beschottierung, Profilierung und Makadamisierung einer römischen Landstraße, die Titus einst zwischen atvei rheinischen Kastellen anlegen ließ. Moderne Gegenstüde zu diesen glänzenden Proben antiker Straßenbaukunft sind die asphal tierte Landstraße mit Eisengleisen und das Modell der durch die Herkomer- Konkurrenz berühmt" gewordenen Kesselbergstraße zwischen Kochel - und Walchensee im oberbayerischen Gebirge. Sonst enthält das Stabinett noch die zwei Modellschauftücke der Jungfrau- und Pilatus­bahn und eine Darstellung der ersten Zahnradbahnanlage. In den Haupts hallen feffeln namentlich das Interesse: die Entwickelung des Fahrrades bom alten Draisschen Laufrade von 1817 bis zum modernen De Dion- Motor, ferner das Original des Lilienthalschen Flugapparates, der 1896 dem unglücklichen Erfinder bei Berlin den Tod brachte; das Modell des verkehrstechnisch berühmt gewordenen elektrischen Schnellwagens, der zwischen Bossen und Marienfelde über 200 Kilo Das heilsame Prinzip des modernen Wirtschaftsbetriebes: Be- meter fuhr, um dann resigniert dem Dampf wieder den Vorrang zu diene dich selbst, ist hier zum erstenmal auf ein wissenschaftliches überlassen; die erste von Maffei 1876 gebaute bayerische Schnell­Museum übertragen worden und, wie der Erfolg lehrt, ohne Schaden zugsmaschine im Durchschnitt, die elektromotorisch langsam mit für die Maschinen und Instrumente. Es ist selbstverständlich, daß schwebenden Rädern in Bewegung gesetzt werden kann, endlich das die historischen Originalapparate der großen Chemiter, Physiker, berühmteste Schaustück des Deutschen Museums: Pupping Billy". Astronomen in gebührender Weise geschützt sind, denn sie repräsen- die getreue Kopie der ersten Lokomotive aus dem Kensington tieren oft einen Wert, der in die Zehntausende geht. Die meisten Museum, der ehrwürdige Urahne unserer modernen Dampfkoloſſe. der Modellmaschinen und Modellapparate kann jedoch der Besucher Der erste Stock durchläuft alle Gebiete der angewandten Wissen­selbst oder auf ein Wort einer der dienstfertigen Museumsbeamten schaft von der Astronomie bis organischen Chemie. Im Saale der ( denen Trinkgelder anzunehmen strengstens verboten ist) durch Drücken Astronomie steht die polytopische Uhr: Europa , die Kalender, auf einen elektrischen Schalterknopf in Betrieb sezen. Neben jeder Maschine Sonnen- und Sternenzeiten aller Planeten gleichzeitig zeigt. Sie find deutlich lesbare und allgemeinverständlich abgefaßte Erklärungen wird später im Münchener Rathause aufgestellt werden. Mit Ehr­in Wort und Bild angebracht. Einzelne Typen von wichtigen Ber- furcht betrachten wir die Original- Teleskope, die Himmelskanonen" tehrsmaschinen sind sogar im Durchschnitt zu sehen, mit Bloßlegung Newtons und Kopernikus ' und lächeln leise über den Theater- Trid, aller charakteristischen Teile, so eine bayerische Schnellzugsmaschine, der uns mit Hülfe von Glühbirne und Bappkartons den Saturn die zudem elektromotorisch mit freilaufenden Rädern angetrieben im Weltenraume schwebend" erbliden läßt. An der Decke hängt werden kann, ein elektrischer Straßenbahnwagen. Der Besucher das gewaltige Tellurium, in dem eine Bogenlampe die Rolle der fann z. B. praktisch die Geschichte des Mikroskops studieren, indem Sonne spielt. Unsere Geometer wird im Saale der Geodäsie er dasselbe Objekt durch die Okulare der Mikroskope der ver- das Driginal der ersten Reichenbachschen Kreisteilmaschine schiedenden Systeme betrachtet, er kann die Entwickelung der Tele- besonders interessieren, die der bayerische Staat um 30 000 M. an graphie und Telephonie vor Augen sehen vom ältesten Morsetisch kaufte, nachdem sie 100 Jahre Dienst getan hat. Reiches Studien­bis zum modernen Vielfach umschalter in den großstädtischen Telephon- material für die mechanisch- physikalischen Grundgesetze( Bendelgeseze, zentralen. Hebelprinzip, Galileis Untersuchungen über die Fallbewegung, Kräfte Der Leser möge uns jetzt auf einem Rundgang durch das Barallelogramm, Zentralbewegung, Barometer seit Zoricelli, Guerides Deutsche Museum begleiten. Um nur ganz flüchtig die Schäße, die Magdeburger Halbfugeln) bieten die Säle für Mathematit bier Stockwerke füllen, in Augenschein zu nehmen, find wohl zweimal und Mechanit. Es folgen Optit, Wärme, Physi. je drei Stunden notwendig. Wer aber das im Museum Gebotene talische Atustit, Technische Akustit( hier eine fast lüden­mit bleibendem geistigen Gewinn wirklich für sich ausnügen will, lose Darstellung der Entwickelung unserer Musikinstrumente, vom

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