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Strafgericht. Aber das alles kann dem unglückseligen Kandidaten| wagen, uns Blumen in dieser Form zu reichen. Wir lieben nicht helfen. Blumen, lose zu einem Strauß zusammengelegt, ohne die übliche Als ich zurüdkomme, steht er am Fenster meines Amtszimmers, harte Papiermanschette und suchen den langstieligen Blumen oder die Fäuste gleichsam in die Augen hineingedrückt.

" Das ist so furchtbar," sagt er leise und noch immer zitternd, daß ich nie dazu kommen werde, eine Klasse in Respekt zu halten. Warum behandeln mich die Jungens denn als ihren geschworenen Feind? Ich bin ja so leidenschaftlich gern Lehrer. Es gibt ja nichts Höheres. Alles Gute möcht ich den Kindern geben. Unterrichten ist herrlich. Sehen Sie, Herr Direktor: Damals, als Sie drin waren da wußt' ich, daß jeder nun still und aufmerksam ist. Da braucht' ich nicht zu fürchten, daß fie lärmen, Dummheiten machen, Frazen schneiden. Da ihnen alles geben mögen, was ich selbst hab. Aber wenn ich allein bin, wenn das Hüfteln anfängt, war mir so leicht, und ich hätt' Tage und Tage so stehen und wenn in meine Herzensbegeisterung die Papierfugeln fliegen-

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Er schüttelte nur den Kopf.

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" Nun bin ich am Gymnasium hier unmöglich. Selbst wenn Sie mich halten wollten die Schüler erlauben's nicht. Und ich hab' doch keinem was getan. Doch was die Jungens mir ge­tan, das weiß feiner."

Er drückte die Fäuste noch fester in die Augen. " Ich bin verlobt. Mit einem ganz armen Mädchen. Ihr Water ich Schneider, Herr Direktor."

Und so erzählt er mir, immer vom Fenster her, wie er an das Mädel geraten ist. Das scheint ein tapferes Menschenkind zu sein und ein hurtiges Regiment zu führen. Alles, was bei ihm Schüchternheit, Aengstlichkeit, Schwäche ist, soll bei ihr fröhlicher Mut, Vertrauen und Kraft sein.

Sie hat ihn immer gestärkt und ermuntert. Bei seinen glänzenden Gaben und Zeugnissen, meinte sie, würde er gleich nach dem Probejahr angestellt werden.

Sie fennt die Quintaner nicht," sagte Heinrich Tiedemann. " Und wenn sie fie tennte, würde sie den Besen aus der Ede nehmen und dreinfahren troh ihres guten Herzens. Und nun haben mir die Jungens aus Uebermut die Karriere verpfuscht, und meine Braut fann ewige Braut bleiben."

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Wenn man die ganze Sache hin und her überlegte es war da wirklich wenig zu machen! Fraglos wußte morgen das ganze Gymnasium von der Prima bis zur Serta, daß der Probekandidat mitten aus der Stunde davongelaufen war. Es war zehn gegen eins zu wetten, daß jede andere Klasse, in die man ihn schickte, nach dem gleichen Lorbeer streben würde. Wer einmal bei den Schülern verspielt hat, ist verloren.

Am besten war es, Heinrich Tiedemann meldete sich frank und wurde mit dem neuen Quartal an ein anderes Gymnasium geschickt.

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Bassen Sie auf," sagte er nur, es ist immer das gleiche. Bielleicht nicht ganz so schlimm wie hier dafür hab ich dann einen Direktor, der mich nicht kennt und der keinen Grund hat, mir Wohlwollen entgegenzubringen."

Er hatte Tränen im Auge. Schlimm, so etwas beim Manne zu sehen. " Ja, einen oder zwei Knaben, die gutherzig sind, zu unter­richten, das trau' ich mir zu. Da würd ich wohl auch ein guter Lehrer sein. Ich hab ja solche Liebe dazu, solche Begeisterung dafür. Aber glauben Sie nur: Zum Gymnasiallehrer bring ich es nie." Was ist da noch viel zu erzählen? Im Verlaufe seines Probe­jahres war er an drei Gymnasien beschäftigt worden. An jedem ward er über kurz oder lang unmöglich. Die Schüler haben ja Nasen Nasen, meine Herren! Wer die kennt, wundert sich über die Indianerfinne nicht mehr. Nach der ersten Stunde weiß die Bande Bescheid.

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Da hat die Schneidertochter eingesehen, daß ihr Heinrich wirk. lich so nicht vorwärts tam. Sie schrieb mir, weil ihr Verlobter meinen Namen wohl öfter in Briefen genannt hatte, und entwickelte mir einen fertigen Plan. Sie wollte ihn zur Aufgabe seiner Kandi­Datentätigkeit bestimmen, ihn heiraten, nach Berlin ziehen. Dort follte er Privatunterricht erteilen und als pädagogischer Schrift steller etwas dazu verdienen, während sie einen Kursus zur perfetten Erlernung der Schneiderei begründen wollte.

Ich hab heftig dazu geraten. Nur so konnte Heinrich Tiede­mann zu seinem Ziele kommen. Und es geht, meine Herren. Unsere Butterftullen," so schrieb er mir, find Sonntags sogar be­Tegt. Das allerdings ist mehr meiner Frau zu danken, die zwanzig Schülerinnen hat, während ich drei habe."

Aber er ist zufrieden. Und während nebenan die Nähmaschinen surren, hat er dieses Buch hier geschrieben. Das beste pädagogische Wert seit vielen Jahren, geschrieben von einem, der es nicht über den Probekandidaten hat hinausbringen können.

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Sie haben da vorhin geredet, wie viel unter Umständen der Lehrer dem Kinde zerstört. Man höri seltener es ist ja auch seltener wie viel die Kinder dem Lehrer zerstören können. Und das Herz allein, mein lieber Rat, tut es auch nicht. Beweis: Kandidat Tiedemann!"

Schnittblumen.

DBK. Blumen fest zusammenzuschnüren oder auf Draht zu stecken, daß sie eine steife Haltung bekommen, ist eine Barbarei, die heute ziemlich überwunden ist. Kein Blumenhändler dürfte es

Zweigen in den Vasen eine möglichst ungesuchte und ungezwungene Lage zu geben. Wieviel wir darin von den Japanern gelernt haben, läßt sich nicht bestimmen. Sicher ist, daß von dorther eine mächtige Anregung ausgegangen ist. In Japan gehört das Blumen­binden zur Ausbildung der jungen Mädchen und wird in der Schule gelehrt. Allerdings ist mit der japanischen Blumenanordnung ein gewisser Symbolismus verbunden, der uns fremd bleibt. Es soll zum Beispiel ein Blütenzweig in einer bestimmten Haltung in der Base die Vorstellung eines heimkehrenden Schiffes oder eine Ver­lobung andeuten. Es ist eine Art Blumensprache, die sich bei dem hochentwickelten Verständnis der Japaner für die Linienschönheit in der Anordnung ausdrückt. Diese Art von Motiven ist uns glück­licherweise fremd geblieben und wir suchen lieber einen Vorzug darin, die Blumen und Zweige auf natürliche Art zusammenzus fassen und in passende Gefäße zu stecken. Wir haben uns dabei nur zu fragen, ob die Blumen in dieser Zusammenfassung und in den Gefäßen, die wir verwenden, farbig schön wirken und ob sie in unsere Räume passen. Aus diesen Forderungen lassen sich eine ganze Reihe von Aufgaben ablösen, die zum Nachdenken veran­laffen und eine Menge künstlerischer Versuche anregen. In erster Linie ist für die richtige oder geschmackvolle Anwendung die Form maßgebend, die Form der Schnittblumen und Zweige und in Ab­hängigkeit davon die Form der Vasen oder Gläser, die wir ver­wenden. Blumen sind verschieden lang geschnitten und wenn die Stengel beim Tragen an den Enden gefaßt werden, können sich die Zweige frei und natürlich ausbreiten. Wenn wir nun einen bunten Strauß in eine Vase stellen, so ist darauf zu achten, daß die Vase nicht zu tief sei, um nicht die kurzstengeligen Blumen versinken zu laffen. Sind die Unterschiede der Stengellängen allzugroß, dann muß eine Trennung vorgenommen werden. Bon langstengeligen schönen Blumen wird man nur einige wenige vereinigen und in hohe schmale Gläser oder Basen stecken. Ein Stück Blattblei, auf den Boden versenkt, wird das leichte Umkippen schmaler hoher Basen mit weit ausliegenden größeren Zweigen verhindern. Kurz­stielige Blumen, wie Beilchen, Schneeglöckchen, Maiglöckchen, Pri­meln, müssen in flachen, möglichst breiten Schalen aufgestellt werden. Da sie überdies ungleichmäßig geschnitten sind, so sollen diese Blumen in der Schale durch etwas gestüßt sein. Die ungleich­mäßige Höhe der Stiele hat auch bei diesen niederen Blumen den Vorzug, daß die anmutlose Steifheit verhindert wird. Man kann die Stüßen in den Schalen durch Hollunder - oder Buchsbaumzweige, durch jeden hartstämmigen berästelten Strauch, wie Weißdorn oder Schlehen oder durch Birkenbesen herstellen. Am besten jedoch ist eine Stüße aus galvanisiertem Draht, schüsselartig geflochten und umgekehrt, mit der Spiße nach oben, in die Base gelegt. In dieses Geflecht werden die kurzftengeligen Blumen gestellt und dadurch bor dem Zusammenfinfen bewahrt. Man kann sich auch anders helfen, indem man ineinandergestellte Blumentöpfe in die Gefäße stellt und die kleineren inneren Töpfe durch Scherben hebt; diese Methode kommt namentlich bei den nicht ganz kurzftengeligen Blumen in Betracht. Wir wissen alle aus eigener Erfahrung, daß in den verschiedenen Jahreszeiten und nebeneinander verschieden hohe Blumen vorkommen und daß wir, um unsere Blumen im Raum gut unterzubringen und edle Wirkungen zu erzielen, ver­schieden geformte Gefäße haben müssen. Der Frühling bringt die furzftengeligen Pflanzen, die schon genannt worden sind und die wir in die besagten, flachen Schalen stellen. Aber die Büsche von blaubiolettem Flieder und gelbem Goldregen müssen wir schon in hohe und weitbauchige Basen stellen. Einen Zweig wilder Heden. rosen werden wir vielleicht am liebsten einzeln in einer schmalen, hohen Base anordnen, und ein Kirschenblütenzweig will ebenfalls für sich allein in einem angemessenen Gefäß wirken. Später werden die Gaben des Gartens und der Sommerwiesen üppiger: die Sonnenblumen, die Königskerzen, die Campanulen, die Cle matis, die Feuerlilien, die Pfingstrosen verlangen Töpfe, die an Umfang und Standfestigkeit nichts zu wünschen übrig lassen und obendrein in verschiedenen Höhen vorhanden sind. Um also das Jahr über sein Auslangen zu haben, werden flache, schmale hohe, weitbauchige, mittlere und große Vasen benötigt, im ganzen fünf oder sechs Größen. Man kann darin auch weitergehen und je nach den Ansprüchen die Formen vervielfachen oder von jeder Größe mehrere Stüde verwenden, je nachdem der Aufwand an Schnitt­blumen bemessen ist.

Als Blumenbehälter kommen in Betracht Glasgefäße, Bauern töpfe mit bunten Glasuren, chinesische, japanische und englische Por­zellangefäße, Keramiken aus ganz Europa , zum Teil aus Asien oder Afrika , Kübel, Krüge und Metallgefäße in der Form von Weinkühlern. Wenn die Blumenpracht am höchsten ist, wenn die Tulpen, Rhododendren und Pfingstrosen blühen, sind die weitesten Gefäße nicht zu groß. Im übrigen aber fommen die Metallgefäße eher für Topfpflanzen in Betracht. Am häufigsten finden für uns fere Verhältnisse Glasgefäße und Bauernkeramiken Verwendung. Bei Glasgefäßen hat man die Freude, die Stengel zu sehen und den Vorteil, die Reinheit und Menge des Wassers zu kontrollieren. Da farbige Gläser vorkommen, so braucht man hierbei farbige Stimmungen nicht entbehren. Die oben erwähnten Stüßen können jedoch nur bei undurchsichtigen Gefäßen Anwendung finden. Ueber­dies fommen für das bürgerliche Haus weitaus am häufigsten gla fierte Töpfe in Gebrauch. Das hat seinen guten Grund. Die