Kleines f euiUeton* Humoristisches. — Bon einem Sensationsprozesse�Mttamou« rösem Interesse. Nachdem man sich lange herumgestritten Und manche Themen totgeritten. Entstand nach reiflicher Ueberlegung Auf beiden Seiten die weise Erwägung: Die Liebe erhebt, es erniedrigt der Haß, Und überhaupt, was soll uns das? Und also wurde im Friedensbestreben Am Ende zu Protokoll gegeben, Daß sich die Parteien die Hände reichen Und sich in folgender Weise vergleichen: Der eine hat nichts geschrieben im Blatte, Wodurch man zum Aergernis Anlaß hatte» Wogegen die andern willig erklären. Daß sie durchaus nicht beleidigt wären! Die dortige Bühne, das ist klar, Stellt eine der besten Welten dar, Man hat sich nie an der Kunst versündigt Und nie einem brauchbaren Mitglied gekündigt, Kein Regisseur hat geflucht und gebrummt, Frau Mottl hat niemals wen angepumpt; Herr Speidel, die Blüte der Exzellenzen, Hat keine amourösen Tendenzen; So ist's noch heute, so ist es gewesen, Im Blatte war nie eine Silbe zu lesen Von Mißwirtschaften und Protegieren, Von kargen Pensionen mid heimliche» Türen, Ins Blatt kam nie solche Zeile hinein, Das muß ein Irrtum gewesen sein. Geschrieben und protokolliert in München , Und wer nun noch zweifelt, den sollte man lynchen. (.Lustige Blätter".) >—■———— bunten Töpfe werden in starken schönen Farben glasiert und bilden in Uebereinstimmung oder im Gegensatz zur Blumensarbe einen ganz hervorragenden künstlerischen Reiz. Es muß gleich von vorn» herein gesagt werden, daß an den Blumenvasen das Ornament nicht die Hauptsache ist. Es kann in vielen Fällen eher störend als vorteilhaft wirken. Wenn wir Blumen in die Vasen verteilen, müssen wir stets aus die f artige Uebereinstimmung der Pflanzen und der Gesäße achten, nachdem wir, wie vorhin besprochen, die passenden Größen und Formen gewählt haben. Hier ist also über das bedeutsame Wesen der farbigen Erscheinung einiges zu sagen. Das farbige Element kommt gerade bei den Blumen sehr in Be- tracht, denn die stärkste künstlerische Wirkung, die wir durch die Blumen in unseren Zimmer» hervorbringen« besteht eben in der schönen, reinen, ungebrochenen Farbigkeit, die wir in unserem heu- tigen Alltagsleben in der Stadt fast nirgends mehr antreffen als bei den Blumen. Wenn wir den Wert und die Schönheit der Blumensarbe erkannt haben, dann werden wir auch an die farbige Glasur unserer Lasen gewisse Ansprüche stellen und eine Farben- Harmonie zwischen Gefäß und Blumen herstellen wollen. Von den Blumen und ihren Gefäßen geht alsdann der Blick weiter und sucht schließlich den ganzen Raum in Uebereinstimmung mit der farbigen Erscheinung zu bringen. Man steht ganz leicht, daß in der Blumen- pflege etwas sehr Edles liegt, der Anfang von Kunst. Ein Raum, in dem die Blumen gut wirken, ist ohne Zweifel farbig gut ge- stimmt. Ein Raum, in dem die Blumen nicht zur Geltung kommen. ist sicher mißlungen, was die Farbe betrifft, selbst wenn er mit Kostspieligkeit ausgestattet wäre. Hinsichtlich der Blumen und ihrer Gesäße soll der Grundsatz gelten, daß die komplementären Farbengegensätze die stärkste Wirkung ergeben. Wir werden also gut tun, Blumen in allen Abschattungen von Gelb in blaue Vasen zu stecken, wobei zu bemerken ist, daß natürlich auch das gegenteilige Farbenverhältnis, also Abschattungen von blauen Blumen in Vasen von Zitronengelb bis Dunkelorange vortrefflich aussehen. Es bleibt natürlich dabei immer noch dem persönlichen Geschmack ein großer Spielraum zur Betätigung, denn es ist nicht gleichgültig, welch« Abschattungen in den beide« gegensätzlichen Farben zu- sammengeführt werden. Blaßgrüne Farben wirken, wie Grün überhaupt, zu allen Farben harmonisch. Aber Blaßgrün in Ver- bindung mit rosig angehauchtem Weiß oder grünlichem Weiß ergibt einen besonderen Reiz, so z. B., wenn man Maiglöckchen oder Hecken- rosen oder grünlich weiße Rosen in hellgrüne Vasen steckt. Hier hatten wir ein Beispiel, daß zarte Wirkungen nicht durch Gegen- sätze. sondern durch Uebereinstimmung der Karben hervorgebracht werden können. Wenn wir aber in diesem Falle statt der Ueber- einstimmung den Gegensatz wählen, und statt der blaßgrünen Vasen schwarzgrüne Gefäße wählen, dann wird die Wirkung unendlich gesteigert. Weißer Flieder in bläulich-weißen Tonkrügen ergibt eine zarte Farbenharmonie, bläulich-violetter Flieder in hellgrünen Gefäßen wirkt zauberhaft. Dagegen würden sich gelbe Gefäße für diese Blumenfarben gar nicht eignen. Man wird bei ewiger Beobachtung dahin gelangen, auch an die farbige Erscheinung der Wohnräume gewisse Ansprüche zu stellen. Auch in dieser Hinsicht kann eine Andeutung gegeben werden, in welcher Richtung das Streben nach Veredelung aus- sichtsvoll ist. Wenn Blumen in einem Raum gut wirken sollen, dann darf der Raum nicht schmutzige, gebrochene, stumpfe Farbe« enthalten. Einfache klare Farben sollen an den Wänden und an den Holzteilen stehen, so wie eS einst in den großelterlichen Woh- nungen der Fall war. wo Fenster und Türen weiß gestrichen waren. Helles Zeug an den Fenstern hing, bnntfarbene Ueberzüge die Sitz- möbel deckten und die Wände in einer einfachen hellen Farbe ge- strichen waren. Hier kamen die Blumen zur Geltung. Wenn wir eine Bauernstube betreten, finden wir Decke und Wände geweißt, oder an den Wänden lichtes Blau odes helles Grün. Und da fragen wir uns noch, warum die roten Geranien in den Fenstern so wundersam aussehen? In der Wiederbelebung der Farbenfreude und des Farbensinnes haben wir alles von den Blumen zu lernen. wir müssen auf das gewissenhafteste Fragen an sie stellen und nichts unversucht lassen, um ihnen die Geheimnisse der farbigen Wirkung abzuringen. Nicht nur der Frühling und Sommer, auch der Herbst . und Winter gibt uns einen Reichtum von schönen Farben, die wir in unser Zimmer bringen können. Ich meine Zweige von wildem Wein und Bluteichcn, gelbe Birken, rötliche Heckenrosen- und Schneeballenzweige mit Beeren behängt, immergrüner Efeu, Hirschzunge und Farnwedel, die zinnoberroten Früchte der Inden- kirsche, die silberfarbenen Fruchtblätter der Luna und andere zahl- reiche farbige Zweige, die in blnmenarmen Jahreszeiten reichlichen und schönen Ersatz bieten. Hinsichtlich der Gefäße geben die bäuer- lichen Töpfermärkte in den Kleinstädten und Dörfern geeignete? Material in schönen kräftigen Farben zu wohlfeilem Preis, alles, dessen wir für unsere schöne Aufgabe bedürfen. Wenn die Blumen- freude allgemein ist, wird auch das Verständnis und die Liebe für die Keramik erwachen, für die bäuerliche, volkstümliche Keramik, die wir noch an jenen Töpfermärkten antreffen, und die mit Un- recht geringschätzig behandelt werden. In dieser volkstümlichen Keramik harrt ein bedauerlicherweise sehr vernachlässigter Kunst- zweig der Wiederbelebung. Joseph Aug. Lux. Notize«. — Frank Wedekind wird im Kleinen Theater in feinem Dialog.Rabbi ESra" und in der Komödie»Der Kammersänger" als Schauspieler austreten. — Der internationale Kongreß für historische Wissenschaften wird vom 6. bis 12. August in Berlin tagen. — Die Promotion zweier Frauen wurde in der Berliner medizinischen Fakultät vollzogen. Die reaktionäre Presse hat leider übersehen, daß es zwei Russinnen waren und ihre Eni- rüstung über das»schamlose Treiben ausländischer revolutionärer Elemente an den deutschen Hochschulen' abzuleiern vergessen. Wir wollen sie kollegial auf diese Unterlassung aufmerksam machen. — DaS Recht auf Ohrfeigen. Da» Mühlhaufer Schöffengericht sprach einen Schauspieler frei, der in der Entrüstung über eine unbequeme Kritik den Kritiker in der Wohnung aufgesucht und geohrfeigt hatte. Und da klagen die Leute noch über die Rechtlosigkeit der Presse. Man muß nur die richtige philosophische Betrachtnngs- weise anwenden und die Mühlhaufer Richter haben die beneidens- werten Rechte des Journalismus um ein neues vermehrt. Denn wie nach Hegel der Verbrecher das Recht auf seine Strafe hat, so der Redakteur das Recht— auf Ohrfeigen. Und die Kosten darf er obendrein zahlen.' — Die Kirche al» Theaterunternehmerin. Die Vorsteher der St. Francis Eatholic Church in Chicago haben ein Theater gebaut, und zwar aus den Fonds der Kirche. Ueber 1 200 000 M. wurden für das Gebäude ausgegeben, das für die Aufführung großer Opern dienen soll. Alle Teile der Verwaltung werden in den Händen von Geistlichen liegen, die den anderen Theatern der Stadt erfolgreiche Konlurrenz bieten zu können und die Fonds der Kirche beträchtlich zu mehren hoffen.— Ob sich dieses Rezept auch für Berliner Kirchenbauten eignet? — Die Statistik der Mekka -Pilger. Die diesjährige Pilgerfahrt nach Mekka und Medina . den heiligen Städten des JSlam, hat rund 281 100 Menschen in Bewegung gesetzt, ein Beweis, welch« Lebendigkeit noch immer in diesem alten Brauch steckt. Von der genannten Zahl waren 113 000 türkische Untertanen, 40 000 stammten aus Indien , 17 000 aus Marokko , 16 000 aus Ruß land , 15000 ans Persien , 13000 aus dem Sudan , 12 000 aus Buchara ; dazu kamen 4500 Malayen. Wenn diesmal der Gesund- heitszustand unter den Völkern ein sehr viel besserer gewesen ist als früher, so ist diese erfreuliche Tatsache univesentlich der schnelleren Beförderung durch die neue HedschaS-Eisenbahn und auch der schärferen sanitären Aufsicht in Dscheddah , dem Hafen von Mekka , zuzuschreiben. Lkerantwortl. Redakteur: Hau» Weber, Berlin ,— Druck u. Verlag: Vorwärt» Buchdruckerei u.VerlagsanstaltPaul Singer L:Eo..Berlin LW.
Ausgabe
24 (6.6.1907) 107
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