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fährt man in der Weise, daß man zur Weiterzucht, zur weiteren[ Aussaat, solche Eremplare aussucht, die sich dem gewünschten Jdeal am meisten nähern. Indem man das in den nächsten Jahren wiederholt, bekommt man schließlich nach vielen Jahren eine reine Art, die jedoch niemals so vollständig als eine reine Art gelten konnte, das alle Nachkommen stets auf der gleichen Höhe der Vollkommenheit blieben. Vom Standpunkt der Selektionslehre aus ist eben die Züchtung noch nicht lange genug fortgesezt. Nilsson verfuhr zunächst in ganz derselben Weise. Aber schon im zweiten Jahre fand er, daß auf ganz vereinzelten Feldchen der Bestand ein völlig gleichförmiger war, sodaß es unmöglich war, auf diesen Feldchen unter den einzelnen Exemplaren noch eine Auslese zur weiteren Züchtung zu treffen. Die aus diesem Samen gewonnenen Getreideraffen erwiesen sich auch späterhin als durchaus konstant. Infolge einer sehr genauen Buchführung stellte sich nun heraus, daß auf diesen Barzellen immer nur Körner einer Aehre ausgesät waren. Im folgenden Jahre wurde dieser Versuch in großem Maßstabe angestellt und das Ergebnis genau kontrolliert, es übertraf faft noch die Erwartungen, denn es ergab sich in der Tat, daß reine und konstante Getreiderassen durch einmalige Auswahl entstanden waren. Die Bedingung hierfür ist, daß jedesmal nur eine einzige Mutterpflanze als Ausgangspunkt genommen wird.
Für die Landwirtschaft sind diese Versuche von eminenter praktischer Bedeutung, da der Landwirt nach diesen Ergebnissen in 3 bis 4 Jahren danach ein besseres Ergebnis erzielen kann, als bisher durch mühsame Arbeit in 20 bis 30 Jahren.
Auch wissenschaftlich bilden diese Versuche eine starke Stübe der Mutationstheorie gegenüber der Selektionslehre. Allerdings wird man nicht so weit gehen können, wie manche Verfechter der Mutationslehre, welche behaupten, daß das Selektionsprinzip überhaupt als unwirksam in der Natur erwiesen sei. Es wird vielmehr der Zukunft vorbehalten bleiben, zu entscheiden, in welchem Umfange das Prinzip der natürlichen Auslese und Zuchtwahl neben anderen Momenten oder in welchem Umfange andere Momente neben ihm bei der Bildung neuer Arten wirksam sind. Bt.
Aus dem Pflanzenleben.
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Notizen.
Streben, in Sachen der Zenfur hinter niemand zurückzubleiben, - Der Wettlauf der 8ensur. In dem löblichen herrscht ein rührender wetteifer in den deutschen Vaterländern. Auf irgend einem Gebiet muß doch auch der vielfach gehemmte Kulturdrang der staatlichen Anstalten ans Licht. In Berlin , in Breslau , in Hamburg , in München , überall wird ficbernden Atems gearbeitet. Es muß eine Luft sein, mit solcher Intensität das Wohl der unmündigen Untertanen zu befördern. München hat augenblicklich den höchsten Rekord erreicht. Die Wohllöbliche hat dort Wedekinds Drama Frühlingserwachen" verboten, das in Berlin den ganzen Winter über unbeanstandet aufgeführt wurde und einer der stärksten fünstlerischen Erfolge in dem sonst so ergebnislosen Theaterwinter gönnt, sich am meisten blamiert zu haben, wird wohl der Münchener Da keine deutsche Zensurbehörde der anderen den Ruhm Rekord bald geschlagen sein. Ans Wert, ihr Herren!
war.
- Die Hohenzollern als Kulturträger. Friedrich der Zweite gilt als der geistig bedeutendste der Hohenzollernfürsten. Und er gilt nicht minder als echt deutsches Vorbild, obwohl er in feinem ganzen Leben nicht seine Muttersprache beherrschen lernte. Wie wenig an dieser ganzen borussischen Mythologie dran ist, beweist u. a. Friedrichs Verhalten gegen die deutsche Literatur, die zu feiner Zeit ihre große bürgerliche Epoche begann. Der König fümmerte sich einen Deut darum. Und wie er zu der älteren deutschen Literatur stand, daran erinnert ein Brief von ihm, der in dem eben erschienenen Buche„ Der Sagenkreis der Nibelungen" von Professor Holz( Verlag Quelle u. Meyer, Leipzig ) mitgeteilt wird. Ein Schüler Bodmers, Myller, hatte das Nibelungenlied, die Perle der älteren deutschen Literatur, zum ersten Male herausgegeben und dem Könige zugesandt. Darauf erhielt er folgende Antwort: Hochgelahrter, lieber getreuer.
Ihr urtheilt, viel zu vortheilhafft, von denen Gedichten, aus dem 12., 13. und 14. Seculo, deren Druck Ihr befördert habet, und zur Bereicherung der Teutschen Sprache so brauchbar haltet. Meiner Einsicht nach, find solche, nicht einen Schuß Pulver, werth; und ver dienten nicht aus dem Staube der Vergessenheit, gezogen zu werden. In meiner Bücher- Sammlung wenigstens, würde Jch, dergleichen elendes Zeug, nicht dulden; sondern herausschmeißen. Das Mir davon eingesandte Exemplar mag dahero sein Schicksal, in der dortigen großen Bibliothec, abwarten. Viele Nachfrage verspricht aber solchem nicht, Euer sonst gnädiger König Frch.
wird eine eigenartige Aufführung in Rom vorbereitet. Im Amphi-Julius Cäsar " im Kolosseum. Für den 15. Juni theater des Kolosseum sollen zwei Bilder aus Shakespeares Julius Cäsar ", die Ermordung und das Leichenbegängnis, dargestellt werden. Die Hauptrollen haben die Schauspieler vom Argentina- Theater übernommen, während als Statisten 300 Studenten mitwirken.
In welchem Alter blühen unsere Waldbäume? Die Frage ist interessant. Die Eiche wird 60 bis 80 Jahre alt, ehe Sie zu blühen beginnt oder samenfähig wird. Die Tanne blüht oft erst im 60. Lebensjahre, die Föhre und Fichte zwischen dem 30. und 40., die Bitterpappel schon im 20. Aeußere Vegetationsbedingungen Spielen dabei eine große Rolle. Buchen nahe der Meeresküste blühen Felten und spärlich, im Binnenlande sind sie mit Blüten geradezu überschüttet. Trockener, sonniger Standort fördert die Blüte, feuchter Boden, Luftfeuchtigkeit und Wärme begünstigen die Laubbildung. Auf trodenem, sonnigem Boden blüht die Föhre oft schon bor dem 10., die Bitterpappel vor dem 20. Jahre. Freistehende, lichtumgebene Buchen werden schon nach 40 Jahren ſamenfähig, im Waldesdunkel erst nach 60. Eichen und Götterbäume blühen, wie Nördlinger in seiner Forstbotanit" berichtet, ausnahmsweise Die Photographie in natürlichen Farben im 1., 2. oder 3. Lebensjahre, wenn sie in Samenbeeten gezogen soll wieder einmal zu einem befriedigenden Abschluß geführt sein. find, alsdann gehen sie aber bald zugrunde. Auch die Häufigkeit Das wurde zwar schon oft behauptet, aber in der Praxis erwiesen des Blühens ist verschieden. Während die Stauden wohl alljährlich sich die Lösungen des Problems meist als wenig brauchbar. Nunzur Blüte gelangen, blühen Tannen in Zeitabständen von 2 bis 8, mehr soll es den französischen Forschern Louis und Auguste Lumière Buchen und Eichen in Intervallen von 4 bis 6 Jahren. Kirsche, in Lhon gelungen sein, von photographischen Aufnahmen in natürAhorn, Kastanie, Silberpappel, Tarus und Juniperus blühen all- lichen Farben auch negative Platten herzustellen und von ihnen jährlich. Im allgemeinen ist das Blühen nur die Folge der Tätig- Papierabzüge in den natürlichen Farben zu machen. Platten und keit der grünen Begetationsorgane, weil nur diese jene plastischen Papier sollen in einiger Zeit in den Handel kommen. Stoffe erzeugen können, die zur Blütenbildung erforderlich sind." ( Wiesner.) Also find bei den Gewächsen, die vor der Belaubung blühen, die notwendigen Stoffe noch vom Jahre vorher im Innern der Organe aufgespeichert. Nicht selten blühen Roßkastanie und manche Obstbäume zweimal im Jahre, wenn sie sonnig und trocken stehen. An der Rebe beobachtet man dasselbe. Auf dem Lande * nüpft man daran allerlei unmögliche Schlüsse auf die Länge des kommenden Winters! Die Waldbäume während der Blüte zu beobachten, ist sehr anregend. Die wenigsten Menschen haben z. B. ein Nadelgewächs blühen sehen, sie reden nur von Schwefelregen", wenn der Wind den gelben Blumenstaub wolkenweise in den niederprasselnden Regen wirbelt.-
Humoristisches.
Derweil die Nachbarn laut verkünden Wie sie sich lieben Tag um Tag, Kann Ruhe nicht noch Friede finden Der Friede selbst im Rosenhaag.
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Der Eisenbahnbau unter der Behring straße, den eine amerikanische Gesellschaft zur Verbindung Ameritas und Afiens plant, hat nicht die zarische Genehmigung ge funden. Die Untertunnelung der Behringstraße wird also aus militärischen Gründen genau so unterbleiben wie die des Aermel tanals. Wir leben ja auch nicht umsonst im Zeitalter des Verkehrs.
- Telephonin Japan . Wer in Tokio Telephonanschluß hat, ist ein Glückspilz, ein Unglückswurm, der ihn braucht. Der Abonnent kann sein Telephon um schweres Geld verkaufen, wenn er stirbt, geht es als wertvoller Bestandteil der Hinterlassenschaft auf seine Erben über und gilt unter Brüdern ein kleines Vermögen, 2000 Mart und darüber. Wer sich aber heute als Teilnehmer anmeldet, der hat 8000 Vorleute und es bedarf eines zarten Lebensalters und robuster Gesundheit, den Anschluß zu erleben, von Kriegszeiten und Pestilenz abgesehen. Das ist für die Tokioten, wie die Zeitschr. f. Schwachstromtechnik" bemerkt, um so schmerzlicher, als das Abonnement billig ist 160 Mart per Jahr bei un
-Im Kolonialdienst. Als äußerst brauchbar erscheinen hier beschränkter Benutzung und der Betrieb nichts zu wünschen
Dernbürgerliche,
Im übrigen aber halten wir
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Fern Bürgerliche.
übrig läßt. Die Verwaltung kommt eben aus Mangel an Material und Personal nicht nach. Das ist verwunderlich genug, da der Telephonbetrieb in Japan für die Verwaltung eine sehr einträg
Braunschweiger Nörgler." Zwei Mart fuffzigliche Sache ist, was vor allem auf den niedrigen Arbeitslöhnen Postet uns pro Kopf der Hof, und dafür friegen wir man bloß' n Regenten? Anderswo haben sie schon for vierzig Pfennig' n König!"
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der beste Leitungsmonteur erhält nicht mehr als 2 Mark pro Tag bei zehn- und mehrstündiger Arbeitszeit- beruht.-
Guter Rat. Es ist doch ein Jammer! Was soll man- 8eitschriftenschau: Kunst und Künstler", Jahrdenn tun, daß unsere deutschen Klassiker an unseren Gymnasien gang V, Heft IX( Bruno Cassirer , Berlin , vierteljährlich 6 M.) mehr gelesen werden?" Aus dem Inhalt: Karl Scheffler , Berliner Sezession . Fr. Perzynski, Hm, Herr Kollege: Uebersetzen Sie sie doch ins Lateinische von japanischen Tänzen". Robert Graf Briefe von Hans oder Griechische." ( Lustige Blätter.") von Marées.
Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co..Berlin SW.
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