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ftüde... Jetzt aber träumt er von der Linde, der schönen| Linde mit ihren biegsamen, lebendigen Zweigen und Millionen prächtiger, feidenweicher Blätter. Und Vögel singen in ihren Zweigen, die Sonne vergoldet sie mit ihren Liebkosungen, und durchsichtige Schatten senten sich auf die Erde herab. Jugendfrische Farben, füß und zart- o, wie zart!- Minna, bist Du hier?..
Der Wind fährt liebkosend durch die schlummernden Zweige, und die Blätter träumen und flüstern liebeerfüllt, und ihr Flüstern ist so zart und rein.... Minna, bist Du hier?
Unschuldiges Gras wächst unten am Stamme; so freundlich und lieblich ist es, daß man ihm leise zulächeln muß und es am liebsten mit der Wange berühren möchte und nur tiefe Scham und ehrfürchtige Schüchternheit halten davor zurück. Minna, Minna, bist Du hier?..
Armes Herz, warum weinst Du? Vorahnungen künftigen Leids erfassen Dich, dunkle Trauerweisen drücken Dich nieder, zuweilen durchbohrt Dich ein Funke plöglicher Verzweiflung...
O, armes Herz! O, finstere Zeit!...
( Fortsehung folgt.)
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Die Berliner Künstler erhielten besondere Säle. Bürger, anghammer, Kampf. Unter ihnen ist Kampf( Saal 41) der begabteste. Man muß diese Studien eingehend betrachten; eś find Arbeiten eines ernſten Talents voller Sicherheit und genauer oft und gibt Dußendbildnisse. Durcharbeitung. Bürger( Saal 46) ist Porträtist. Er berflacht findet man geschmackvollere Arbeit. Langhammers Landschaften Auf einigen besseren Arbeiten ( Saal 42) wirken monoton. Sie sind stimmungsvoll, aber matt, und erscheinen nicht eigen.
wenden wir uns nun den auswärtigen Gruppen zu. Die Haben wir uns bisher mit der Berliner Kunst beschäftigt, so in Seal 10 geschlossen aus. Es ist hier nichts Aufrüttelndes zu Münchener Künstler- Vereinigung Luitpold Gruppe" stellt sehen, wohl aber manches Gute und jedenfalls nichts Verlebendes, direkt Geschmacloses, was man immerhin schätzt. Dadurch ist das Allgemeinniveau gekennzeichnet.
Im übrigen ist auf folgende Bilder zu achten: Karl H. Müller( 624, 627) stellt hübsche Zeichnungen aus. Mit sparsamen Mitteln weiß er aus alten Städtchen eine eigene Heimkehr"( 635) bon Gerhard wirkt gut durch die Gestalten, Stimmung herauszuholen, die er gut interpretiert. Die Fröhliche die aus dem Schatten sich herausbewegen, während im Hintergrunde sonnige Aussicht sich breitet. Hellers„ Korallenkette" ( 640) gruppiert aus Toilettengegenständen mit Raffinement ein Stilleben; der mattrote Rock mit dem grünen Fächer auf grauem Stuhl hat feine Farben, während die Dame weniger interessiert. Beer führt einen Wolfentanz am Eigergletscher"( 644) vor;
1907.
II.
In Saal 25 fällt eine dekorative Landschaft von Hain( 1207) auf; bor bioletten Bergen im Grünen ein weißes Haus. Bendrats Danziger Fischmarkt"( 1208) hat etwas Lustiges, Herzliches; die kleinen, schmalen, gelben Häuschen am gelb und blau blinkernden Wasser, die die Frühsonne bescheint, sind mit viel Intimität gezeichnet. Der Pflüger"( 1210) bon Dettmann hat eine gewisse Größe; einfache Farben, der Acker steigt schön an. Saal 26 bringt ein kleines Aquarell von Obronski, das aus einem märkischen Städtchen mit Geschmack eine einfache Größe herausholt; ein hoher Turm, grüne Laubmassen am Teich.
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Von hier nach den Sälen 38 und 39, die am Eingang liegen. In Saal 38 sind die Bilder von Arel haartman zu betrachten, deren breite, ruhige Ausführung(" Die Dorfstraße" 1689 und„ Der Sandwagen" 1650) dem Stoff eine passende Darstellung gibt. Es ist etwas Dekoratives in der Bescheidung der Farben, in der Her borhebung der großen Kontraste. Saal 39 zeigt ein farbig sehr lebhaftes Interieurbild der Danziger Marienkirche von Brandis ( 1717) und ein fein in Grau gemaltes Hafenbild von Leipold ( 1721), dessen Einfachheit besticht.
Farben nahezubringen. Kräftig bunt präsentiert sich die " Dachauerin" von Ehrenberg( 645) mit dem alten Buzz bor hellem Fenster; eine schwere Pracht. Der Liegende Aft"( 652) bon E. Liebermann ist mit Delikatesse gemalt, auf grünem Grunde; matt schimmert die Wand; etwas Stillebenartiges ist in dem Bild. Kunz strebt zum Dekorativen; sein" Sabinisches Volkslied"( 653), sein" Jugendlicher Johannes"( 658) find breit und flächig gehalten; rote Gewänder vor großer Landschaft; brauner Körper bor blauem Hintergrund. Diehmann stellt in seinem etwas finster von unten blickenden„ Süd- Tiroler"( 655) einen Typus hin. Eine gute Landschaft gibt E. Liebermann in seinem " Herbstlichen Park"( 665); zwischen hohen, goldüberladenen Bäumen ein kleines, weißes Haus; rötlich dämmert der Himmel. Das Bildnis des Prinzregenten von Thor( 666) hat einige repräsentative Qualitäten. Durch eine gewisse Neuartigkeit des Motivs zeichnet sich Ubbeloh des Eisenbahnbrücke" aus( 668), die vor flimmernd hellen Bergen sich über eine Schlucht spannt. Die Münchener Künstlergenossenschaft", die in den Sälen 28 und 29 untergebracht ist, rangiert tiefer als die LuitpoldGruppe. Hier finden wir die schlimmsten Sachen. Süßliche Stimmungen, Kostümbilder, Anekdoten, grelle Landschaften, glatte Porträts, kurz das ganze Requisit der Kunst, die mit dem Oeldruck wetteifert. Für diese Kunst sind Bilder wie„ Die Blumenmacherinnen", von denen die eine Gift genommen hat( 1284), in Saal 44 enthält nichts Bemerkenswertes, es sei denn in ihrer hohlen Theatralit oder etwa 1279 mit dem Titel„ Gute Benegativer Hinsicht das verunglückte, auseinanderfallende Denkmal kannte"( ein Dackel steht vor zwei Salonsennerinnen) typisch. Die bon Harro Magnussen ( 1972). Bemerkenswert ist dagegen der Bilder, die einigermaßen gut sind, haben hier gute Chancen. So Saal 45. Es hängen hier fast nur gute Bilder: eine Landschaft" muß man" Unter Weiden"( 1283) von Strübel erwähnen, weil ( 1996) bon O'ynch von schottischer Art, Sonniges Ufer"( 1997) die stille, gelbliche Abendbeleuchtung, die alles umfängt, gut gebon Vierin, leicht, mit hellgrünen Farben; der stimmungsvolle, geben ist. Dann vielleicht noch das Schreibende Mädchen"( 1347) mattfarbige Dorfeingang"( 1998) bon R. Raiser; Schön- von Marie Lübbes in Saal 29, weil es in einfachen, grauen lebers Abend"( 1999) zeichnet sich durch feine, verschwimmende Tönen eine gute Arbeit zeigt. Das ist alles. Und über das andere Farben aus; Höniger versucht, von dem Gewimmel des Pots- geht man am besten mit Schweigen hinweg. Samer Plates( 2000) ein farbiges Momentbild zu geben, ein Großstadtbild, etwas zu grell; die„ Norddeutsche Stadt" von Bendrat ( 2003) wirkt eindringlich durch die Kontraste rot und grün in sonniger Beleuchtung. Hans Loofchen stellt zwei feine Stillleben von malerischem Reiz aus. Die„ Blaue Uhr"( 2007) ist feck angelegt; die Brunnen"( 2006) haben vornehmen, breiten Ton. Stilles Licht, Intimität der Beobachtung ist der Friesischen Stube" von Engel eigen( 2009). Die„ Südfranzösische Landschaft"( 2011) hat prickelnde, sanfte Farben. Schön wirkt das Mädchenprofil ( 2014) von Fabian. Durch die Feinheit der Lichtbeobachtung fällt der Sommertag"( 2015) von Hamacher auf, aufgelöste, Indere Farben, grün, gelb silbern. Primitive Intimität zeichnet die Flämische Landschaft"( 2016) von Genel aus. Durch die Kraft der Charakteristit fällt das Straßenbild"( 2018) von Jern bergauf. So gibt dieser Saal eine vorzügliche Zusammenstellung guter Bilder, die auch trefflich wirken, da die hellen Wände den Farben günstig sind.
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In Saal 47 ist das tiefgestimmte Bild Alt- Straßburg"( 2061) zu betrachten, aus dessen dunklen Farben ein Violettrot fein herborleuchtet. Das Hafenbild( 2069) von Sandrock hat feine, graue, schwebende Lufttöne, die die bunten Farben abdämpfen. Leipold zeigt ein mattes, graues Flußbild"( 2071). Intensives Leuchten des gelblichen Abendichtes hebt den Waldsee"( 2082) bon Kayser Eichberg heraus, dessen Ausschnitt gut gesehen ist. Alles in allem eine ganze Reihe guter Künstler, die beachtensmerte Arbeiten zeigen; denen man anmerkt, daß sie Acht haben auf die tünstlerische Haltung ihrer Werke. Auf solche Bilder wird man berweisen müssen, wenn man der Leitung flar machen will, nach welchen sachlichen Gesichtspunkten die Aufnahme der Bilder zu erfolgen hätte, um weniger und damit mehr zu geber
Schlimm ist auch die" Dresdener Künstlergenossent= schaft"( Saal 34). Es scheint zu dem Begriff der Künstlergenossenschaft zu gehören, daß sie schlecht ist, der Mittelmäßigkeit bereitwilligen Unterschlupf gewährt und eine Sammelstätte der Rückständigkeiten bildet. In allen Städten sind sich die Künstlergenossenschaften gleich, was das Niveau anlangt. Hervorzuheben wäre der Ziegenstall" von Weentig( 1472), in dem alles im Dunklen verschwindet und doch mit großer Form wirkt. Dann hat die Augustusbrücke "( 1504) von Scholtz gute, dunkle, blaue Töne und baut sich geschmackvoll auf. Alles andere ist schlimmer als Mittelware. Leider aber hört man gerade vor diesen schlimmen Sachen das Publikum ausrufen:" Wie entzückend!"," Ist das reizend!" Und gerade an den gräßlichsten, glattesten Genrebildern hängt der Zettel: Verkauft.
Auch die Düsseldorfer Künstlerschaft"( Saal 11 und 12) huldigt dem Prinzip der Mittelware. Man findet hier die traditionelle Auswahl: Genrebild, idyllische Landschaft, Jagdbilder, religiöse Bilder. Immerhin ist das Niveau höher als das der Dresdener und der Münchener Künstlergenossenschaft, ohne das der Luitpoldgruppe zu erreichen. Es hält sich zwischen beiden in der Mitte. Man kann eine ganze Menge guter Arbeiten heraussischen.
Gleich das erste Werk, eine„ Studie"( 678) von Janssen est in der sicheren Zeichnung der guten Beobachtung bemerkenswert. Großzügig ist das Bild„ Wolken"( 683) von Aldermann, das in seinen großen Kontrasten( des grauen Strandes, der dichten Wolfen, der winzigen Menschen) auffällt. Das Räumliche, die Luft kommt in den verwaschenen, grauen Tönen frei zum Ausdruck. Das" Jdyll"( 685) von Paul hat ein schönes, helles Leuchten in den Birkenstämmen. W. Heimia ist ein eigenes Talent. Das