Anterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 119.
Sonnabend. den 22. Juni.
( Nachdruck verboten.)
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1907
Es waren noch ticht die Bauern sie kamen später, wenn die Arbeit getan war-, sondern ihre Söhne, oder in
Frederik Tapbjergs Pflugeffen. Ermangelung solcher ihre Großknechte.
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Autorisierte Uebersehung von Theobald Völder. Aber ihm fehlte ja jede Art von Zugkraft. Wohl hatten Leute ihm den Rat gegeben, von seiner hängebäuchigen Kuh Gebrauch zu machen; aber sie mußte sich wahrhaftig genug plagen, ihren eigenen schlotterigen Leib auf den verwachsenen Spalthufen über die holperige Heide zu schleppen. Wie konnte fie auch noch Pflug oder Egge ziehen!
Da war fein anderer Ausweg, als, ebenso wie seine Standesgenossen, sich auf den Bettelgang zu den Bauern der Umgegend zu begeben und sie zu bitten, ihm einen Gefallen zu tun, wenn es ihnen am besten paẞte.
Und so wurde der Tag, da Frederik Tapbjerg Pflugleute Wohl sah Frederik dem Tage immer mit gemischten Gefühlen entgegen, denn kein anderer Tag im Jahre ließ die Rechnung beim Kaufmann so anschwellen wie dieser.
hatte, zu dem großen Tag der Heidehütte.
Sobald der Schnaps vertilgt war, wurde das Arbeitsgebiet verteilt, während man die Gerätschaften von den Fuhr werken hob.
Einen Augenblick später schnitten vier blanke Pflüge durch Frederik Tapbjergs sandiges Heideland, hinterher taumelte ein Rudel schnatternder kleiner Kinder, und alle Augenblicke stürzte eines in die von Erdfeuchte duftende Furche, um bald einen blanken Scherben, bald die vergänglichen Reste eines Holzschuhs aufzusammeln.
Die Zügel um den Hals gehängt, die Pfeife im Mund winkel, schlenkerten die Bauernsöhne oder Großknechte hinter ihren Pflügen einher und riefen einander, wenn die Gespanne sich begegneten, Scherzworte über den Acker zu.
weniger als vier Stunden aufs glücklichste vollführt war. Das Ganze war für sie ein behagliches Spiel, das in Dann wurden die Pferde wieder an die Wagen gebracht und erhielten ihr Futter. Die Leute aber waren zum Kaffee ein. geladen. Die Kinder dagegen freuten sich von ganzem Herzen Als die Dinge sich so weit entwickelt hatten, fanden sich darauf, denn der Anblick der vielen glänzenden, wohlgenährten nach und nach auch die Bauern ein, um dafür zu fressen, daß Bauerngäule mit den flatternden Mähnen und dem klirren- fie fich dem Häusler Frederik Tapbjerg als Wohltäter erden Geschirr hier auf Baters armseligem Stück Erde das wiesen hatten.. war doch ein königliches Bergnügen mitten in ihrer alltäg
lichen, engumgrenzten Heideeinsamkeit!
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Und selbst nur einen einzigen Tag so seltene Gerätschaften wie Wagen, Pflug und Egge zu betrachten und zu betasten, ja vielleicht gar eine richtige Peitsche anvertraut zu erhalten - denn man wußte ja gar nicht, welch abenteuerliche Ueberraschungen ein solcher Tag bringen fonnte, das war doch etwas anderes, als immer in demselben Aschenhaufen mit demselben Topfscherben herumzustöbern, oder immer mit der selben rostigen Eisenpfanne Staatskutsche über die Sandberge zu fahren!
Und dann konnte bei solcher Gelegenheit vielleicht auch ein leckerer Bissen abfallen, in angenehmem Gegensatz zu der ewigen Grüße und den schier unverwüstlichen Kartoffeln.
Kurz gesagt, der Pflugtag war einer von den wenigen Zagen im Jahre, der Möglichkeiten aller Art bot.
Aber die Person, von der der Erfolg des Tages abhing, war eigentlich Line.
Mit Recht fühlte sie eine große Verantwortlichkeit, denn, wie sie zu sagen pflegte: Es ist feine leichte Sache für ein einfältiges, armes Mensch, so'n leckeres Volk zu füttern.
Auch hier waren die Vorbereitungen das schlimmste gewefen. Es war auch wirklich keine leichte Sache, all das, was man brauchte, herbeizuschaffen.
durch die schmale Zür zwängen, um seinen ganzen Wanst mit hineinzubringen. Bevor er eintrat, sah er jedoch nach seinen Gäulen, um sich zu vergewissern, daß sie nicht überanstrengt worden waren. Er kraute sich hinter den Ohren und verteilte seinen Priem unter fie.
Zuerst tam Movns Vistisen. Er mußte sich seitwärts
Die Pflugleute saßen unterdessen beim Kaffee und schwatzten. Sie schwiegen aber sofort, als ihre Dienstherren nahten. Gleich darauf glitten sie mit einem„ Dank für Kaffee" aus der Stube. Dann schwangen sie sich auf die Fuhrwerke, fnallten mit den Peitschen und rasselten Staub aufwirbelnd davon, unter dem Kreischen der Eggen, mit Hufe. gestampf und Koppelgeflirr.
Der Nächste, der die Türschwelle überschritt, war Thames Moesbjerg, ein kleiner, dünnbärtiger Gnom mit Beinen wie ein Kalb, rapsfarbigen Händen und einem Gesicht wie eine fledige Runkelrübe. Die Farbe seines Haares hatte ihm den Namen Rot- Thames eingebracht.
In seinem Kielwasser segelte Esper Goul, ein Mann mit einer steifen und langen Remontefraße, bedeckt von einem furzgeschnittenen Vollbart, den er bei dem geringsten Affekt Er mit seiner rechten Hand liebfosend zu streichen pflegte. mußte das Haupt stark neigen, um unter Frederiks Balfen. Sie selbst hatte umhertraben müssen, um hier einen decke hineinzukommen, und gewann dadurch das Aussehen Kochtopf und dort ein paar Messer oder einen Präsentierteller eines Stieres, der sich anschickt zu stoßen. Seine Sprache und zu leihen, und Frederik mußte einen Tagelohn opfern, um seine Manieren hatten noch etwas Halbvornehmes an sich, nach der Stadt gehen zu können. Er fehrte zurück ganz was daran erinnerte, daß er seinerzeit einen Herrenhof ver überlastet mit einem großen Sad voll von Spezereien, Fleisch, geudete. Und obwohl jetzt sein Eigentum ein gut Teil ge Fisch und nicht zu vergessen mit einer folossalen Brannt- ringer, dafür aber bedeutend mehr verschuldet war als das weinkruke, die jedesmal, wenn er einen Fuß vor den anderen der anderen Bauern, war ihm viel daran gelegen, noch immer setzte, gluck, gluck sagte und ein gut Teil beitrug zu der tiefen zu den Herrenleuten gerechnet zu werden. Schramme, die der Eichenstock auf Frederiks knochiger Achsel machte.
Am Tage des Ereignisses sah man in der Windrichtung dem Dorfe zu eine große Staubwolfe treiben. Das war der Wagenzug; die Bauern hatten mit dem Ausrücken begonnen. Eine viertel Stunde später schwenkten vier Gespanne Langmähniger Pferde, kraftstroßend und glänzend von guter Pflege, über Frederik Tapbjergs armseliges bißchen Ackerland, so rasend schnell, daß die Koppeln klirrten und die Holzeggen sich freischend an den Pflugeisen rieben.
Nun hatte man es eilig in der Hütt.. Draußen vor der Tür wimmelten die Flachsköpfe der
Kinder.
Frederik kam heraus mit der Branntweinflasche, und Line, eine frischgewaschene und gestärkte Schürze vor, folgte ihm auf dem Fuße mit einem Teller voll fleiner Suchen.
Beide gingen sie von Wagen zu Wagen und sagten willfommen, während sie nacheinander jedem der Ankömmlinge Schnaps und Kuchen hinaufreichten
Jetzt fehlte nur noch der vierte Mann.
", wo bleibt nu Movst Kräsen ab," sagte Line, die während der ganzen Zeit zwischen der Küche und dem Tisch hin- und hergetrabt war, um die Speisen aufzutragen.
" Ich glaub', er ist fortgegangen, einen Knecht zu mieten, aber er wird gewiß gleich kommen," sagte Thames.
,, Ach, Frederik, lauf doch mal und sieh nach, ob er nich kommt," sagt Line in Angst, daß das Essen auf die Neige gehen könnte, ehe Kräsen eintraf.
Frederik faßte die Türklinke, aber als er den Kopf neigte, um hinauszugehen, trat der Erwartete zur Haustür herein.
„ Gu'n Tag, gu'n Tag," begann er in aufgeräumter Stimmung. Wahrhaftig, nu hätt' es mir bald gehn können wie dem Mads Fäg mit'm Pastor. Der hatte nämlich in der Kneipe gesessen, als der Pastor auf der Kanzel stand. Aber grad als der Postor aus der Kirche rausgehn will, kommt Mads und wil! ginein. Mads jammert, daß er zu spät gekommen. Ja, ja, Mads," sagt der Pastor, gebe Gott , daß wir uns jenseits im Reich der Ewigkeit auch treffen!"
" Ja,