feine Meinung, daß davon all das Schlimme kommt. Aber ich glaub eher, daß es an der schlechten Zucht liegt. Seht bloß mal an, was das für Häuslerjungens sind, die man hier in der Gegend zum Hüten kriegt. Was is denn das eigentlich für'n Zeug? So'n elendes Gewächs, oas sich auf nichts versteht: so kräsig und verhätschelt, daß sie nicht wissen, wo sie noch hinaus sollen." (Schluß folgt.1 (Nachdruck««rboten.j Zur Gcfdncbte cles MKrolKops. Die älteste Geschichte des Mikroslops ist in vollständiges Dunlel gehüllt. Weder die Zeit seiner Erfindung noch der Name des Er- findcrs ist mit Bestimmtheit zu ermitteln. In seiner allereinfachften Form, wo es nur eine aus Glas oder einem anderen durchsichtigen, lichtbrcchenden Körper bestehende Kugel oder Linse darstellt, mag es schon den ältesten Kulturvölkern des Ostens bekannt gewesen sein. Waren diese doch schon Meister in der Kunst des Glas- und Eteinschleifens und kommen unter den von ihnen aus durchsichtigen Edelsteinen, namentlich auch aus Berg- kristall geschliffenen Kunstgegcnständen kugel- und linsenförmige Formen vor. Bei den Schriftstellern der Griechen und Römer finden sich schon entschiedenere Beweise dafür, daß ihnen schon ftühe die zündende Kraft der Glaskugeln, mochten sie nun massiv, oder hohl und mit Waffer gefüllt sein, bekannt war. Auch war ihnen die Kenntnis der vergrößernden Kraft erhaben geschliffener Gläser und durchsichtiger Edelsteine nicht entgangen. So spricht z. B. Aristophanes in seinen Wolken von einer zündenden Kugel(oder Linse?), durch welche man mittels der Sonnenstrahlen ein in der Nähe ihrer Oberfläche befindliches Papier entzünden könnte. Die Vestalinncn zündeten mittels Brenngläser ihre Feuer an. Plinius der Jüngere erwähnt gleichfalls die zündende Eigenschaft der Glas- linsen. Aus den Schriften dieses Naturforschers geht auch fast mit Sicherheit hervor, daß sich der kurzsichtige Nero eines hohl- geschliffenen Smaragdes gleichsam in der Art einer Brille bedient habe. Vom zweiten Jahrhundert an findet sich im Zeitraum von tausend Jahren keine einzige Spur mehr vor, durch welche das über den Mikroflop herrschende Dunkel aufgehellt zu werden der- möchte. Erst der um das Jahr 1100 lebende arabische Gelehrte Alhazen Ben Alhazen spricht einmal von der vergrößernden Kraft erhabener geschliffener Gläser. Während dieser Zeit und noch lange nachher hatte die Kenntnis der Vergrößerungsgläser und die Kunst, dieselben herzustellen, wie Kunst und Wissenschaft überhaupt ihren Sitz vorzugsweise in den Klöstern. Wenigstens ist es ein Mönch, der im 13. Jahrhundert lebte, dem wir aus jenen Zeiten ausführlichere Nachrichten über das Mikroskop verdanken. Roger Baco zeichnet sich unter einer dummen stumpfsinnigen Umgebung durch seine Kenntnisse von der Natur und ihren Erscheinungen rühmlichst aus. Er kannte den Gebrauch der Linsen nicht nur im allgemeinen, sondern hafte auch eingesehen, wie nützlich dieselben Personen in hohem Alter oder mit schwachen Augen werden könnten; endlich versuchte er auch mehrere Linsen zu zusammengesetzten In- strumentcn zu verbinden. Ein Schriftsteller des 16. Jahrhunderts berichtet, Baco habe zu Oxford   ein Glas geschliffen, durch welches man so wunderbare und autzerordenthche Dinge gesehen, daß seine Wirkung allgemein der Macht deS Teufels zugeschrieben worden sei. Daß Baco auch der Erfinder der Brillen sei, ist nicht wahrscheinlich. da die von ihm zum Auflegen oder zum Nahehalten an die Schrift empfohlenen Glaser nur eine kurze Brennweite gehabt hatten, während diejenigen, welche zu Brillen verwendet werden sollen, eine große Brennweite besitzen müssen. Jedenfalls aber fällt die Er- findung derselben in die Zeit kurz vor oder nach seinem Tode. Be° kannt wurde die Kunst des BrillenschleifenS gegen das Ende des 13. Jahrhunderts, durch den Pisaner Pater Alexander de Spina, welcher dieselbe nach glaubwürdigen Zeugnissen dem Florentiner Armati, dem wahrscheinlich ersten Brillenverfertiger, abgelernt hatte. Im Laufe des folgendenJahrhundertS verbreitete sich die Brillen- fchleiferei immer weiter und wurde zu einem eigenen Gewerbe er- hoben, welches man fast an allen einigermaßen bedeutenden Orten ausübte. Diese allgemeine Ausbreitung der Kunst, Glaslinsen zu schleifen, führte aber zur Entdeckung der beiden für die Natur- sorschung so bedeutend gewordenen Instrumenten Fernrohr und Mikroflop. Aus den schriftlichen Erklärungen von Wilhelm Borcels, Pcn- sionarius von Amsterdam  , eines Zeitgenossen Drcbbels, sowie aus anderen Urkunden geht mit Sicherheit hervor, daß die beiden Middelburger Brillenschleifer Hans und Zacharias Janssen   die- jenigcn waren, welche gegen Ende des 16. Jahrhunderts die ersten zusammengesetzten Mikroskope verfertigten. Diese Mikroflope, deren innere Einrichtung nicht einmal bekannt ist, bestanden aus einer einen Zoll weiten Röhre von vergoldetem Kupfer, getragen von drei messingenen, in der Form von Delphinen gearbeiteten Pfeilern, welche auf einer Scheibe von Ebenholz befestigt waren, auf der zugleich die Vorrichtung zum Festhalten der zu betrachtenden Gegen- stände angebracht war. Nachdem erst 1624 durch Bcrmittelung Drebbels und Galileis das Mikroflop in Rom   bekannt geworden war, untersuchte schon 1625 der dortige Gelehrte Francesco Etclluti verschiedene Teile der Honigbiene mit seiner Hülfe und machte seine Beobachtungen durch eine in demselben Jahre erschienene Schrift bekannt. Diese Instrumente, welche unter dem Namen Floh- oder Mückengläser bekannt waren, dienten indessen keineswegs ernsteren Forschungen, da ihre Vergrößerung zu unbedeutend, ihre ganze Einrichtung viel zu mangelhaft war und ihnen namentlich auch jede Vorrichtung fehlte, um Objekt und Linse in gehörigen Abstand von einander zu bringen. Erst Leeuwenhoek(sprich: Lowenhuk), dieser treffliche Beobachter, gab dem einfachen Mikroskop eine solche Ein- richtung und versah eS mit solchen Linsen, daß es fernerhin zu wissen- schaftlichen Beobachtungen verwendet und durch seine Leistungen die oes zusammengesetzten Mikroskops tief in Schatten stellen konnte. Für Beobachtungen mittels auflallenden Lichtes hatte Leeuwenhoek  schon kleine, den Lieberkühnschen ähnliche Spiegelchen konstruiert, so daß also er der Erfinder dieses kleinen Beleuchtungsapparates ge- nannt zu werden verdient. Einen wesentlichen Bestandteil des BeleuchtunasapparateS bei Mikroskopen führte Hertel ein. Er versah seine Mikroflope nämlich mit einem ebenen Spiegel, mittels dessen das einfallende Licht auf den Gegenstand reflektiert wurde. In dem Hertelschen Mikroflop haben wir das erste Vorbild unserer vollkommeneren Instrumente mit ihren wesentlichen Teilen. Es wurde aber seinerzeit wenig bekannt und, wie gewöhnlich, mußte erst aus der Fremde, namentlich von England auS, das Mikroflop eingeführt werden. Die Ver- größerung aller dieser Instrumente ging indes wenig über 100', sehr selten über 200mal hinaus. Dabei war, obgleich seit Doolond schon das von Huyghens zuerst beim Fernrohr angewendete ver- besserte Ocular auch für das Mikroflop eingeführt worden war, der optische Teil, namentlich in Beziehung auf Reinheit und Schärfe der Bilder, noch immer höchst mangelhaft. In Deutschland   ver- fertigte zuerst Fraunhofer achromatische Objektivlinsen, d. h. ohne Brcchungsfarbstrahlen(1811), welche indessen die van Dchlschen lange nicht erreichten. Dem ftanzösischen Gelehrten Ernst Seligue war es vorbehalten, den von Fraunhofer angeregten Gedanken der Verfertigung achromatischer Objekte zu einer für das zusammen- gesetzte Mikroskop wahrhaft ftuchtbaren Tat werden zu lassen und den Weg zu ebnen, auf dem es zu seiner heutigen Vollendung gelangte. Je weiter indessen die Naturforschung eindrang in die innersten Geheimnisse der Natur, desto deutlicher mußte sie die Schranken er- kennen, die sich ihr noch immer nach allen Seiten entgegenstellten, und desto höher steigerten sich ihre Anforderungen an das Mikroskop. Wir sehen daher während der verflossenen 60 Jahre die Optiker fort- während und rastlos bemüht, namentlich den Objektivsystemen in dem begrenzenden sowohl als in dem unterscheidenden und ver- größerndcn Vermögen größere Vollkommenheiten zu erteilen. Von den Deutschen   war es vorzüglich Merz in München  , Ploetzl in Wien  , Schick in Paris, Robert in Greifswalde  , Oberhäuser in Berlin  , welche Vorzügliches leisteten. Dennoch aber wurden ihre In- ftrumente in manchen Beziehungen, namentlich was die Unter- scheidung der feinen Zeichnungen auf den Kieselschalen der als Probeobjckte benutzten Diatomeen betrifft, von denen Amicis, Roß', Powells, Smiths und Becks in London   überflügelt. Die neuesten Instrumente Roberts und besonders die der Fabrik Zeiß in Jena  , deren noch nicht lange verstorbener Leiter der bekannte Professor Abbe war, dürfen sich mit den ausländisch«: Instrumenten ruhig messen. Mit diesen neuesten Instrumenten, die noch bis weit über das tausendfache gehende, sehr brauchbare Vergrößerungen ge- währen, ist eS möglich geworden, gegenwärtig Einzelheiten in der Organisation der Pflanzen und Tiere zu entdecken, wovon man vo» einigen Jahren noch kaum eine Ahnung hatte. E. Landgrebe. kleines Feuilleton. g. Urlaub. Der Chef sagte:«Wenn«S Ihnen paßt, Herr Schöller, dann können Sie die zweite Hälfte des Juli auf Ihren Urlaub verwenden." Schöller sah ganz verdutzt auf:.Urlaub?" .Ja. Paßt Ihnen die Zeit nicht? Vielleicht tauscht einer de» Herren mit Ihnen." .O doch, doch, die Zeit paßt mir schon." Er sagte eS eilig und stotternd, in demütiger Dankbarkeit fast. Die Hand mit dem Feder- Halter begann zu zittern. verwundert ging der Chef loeiter. Schöller dachte: träume ich? Er versuchte, das eben Ge- schriebene zu lesen. Als es ihm incht gelang, weil eS ihm wie ein Schleier vor den Augen lag, sah er sich mißtrauisch um. Dort stand der Prinzipal bei«inen, anderen Angestellten und verkündete diesem Schöller hörte es deutlich dieselbe Botschaft. Es war also kein Traum. Urlaub I Schüllers altes Herz be- gann ungeschickt zu hüpfe». Die Feder in der Hand auch. Urlaub! Holdriol Ich, Ferdinand Schöller. werde in die Ferien gehen. Ferien! Em Wort wie Engelgeiang und Sphärenmusik, ein melodiöses, harnionie- und freudevolles Wort. Schöller dachte an seine Schülerzeit, wie sie am letzten Tage vor den Ferien auS der Schule gesprungen waren, übermütig wie junge Böcklein, die sich vonr Strick gerissen. Seitdem hatte er das Wort nicht mehr gehört. Oder ja: gehört wohl, aber nur wie aus der Ferne. Etwa so. wie