« die WorteJtablar* und.Seit" gehört und gelesen, als etwas, daS einem persönlich nichts angeht. Dreißig Jahre saß Schüller auf dem Drehstuhl. Nicht hier, nicht auf diesem. Bis vor einem halben Jahre hatte ein anderes Pult ihn gehabt. Ein Pull, an dem sein Gesicht gelb, sein Haar dünn, sein Hals mager und trocken geworden. Da hatte er wohl mal gemurrt, weil es nie ein Erholen, nie ein Ausspannen gab. Und sein damaliger Prinzipal, der alte fette Gauner, antwortete ihm: »Wissen Se, Herr Scheller, mit de Fersen da Hab ich Se nischt im Sinn. Geld lost'S den Leuten, in'S Faulenzen kommen se rein und am Ende sind se unzufriedener als vorher. Nee, nee. Herr Scheller! Wenn ich nich um meine Gesundheit nach Marienbad müßt', weeß Gott I ich blieb Se viel lieber hier. Also sei'n Se vergniegt und passen Se gut uff's Geschäft uff I" Na ja, und dann war der alte Geizkragen abgereist und Schöller blieb täglich zwei Stunden länger im Bureau als sonst. .Hahaha I' Schöller mußte lachen. D i e Zeiten waren vorüber. Er hörte von Pult zu Pult die Ottsnamen fliegen; vom Gebirge sprachen die Kollegen, vom Meer, vom Angeln, vom Rudern, vom Schwimmen ein liebliches Geläute wars, wenn dabei auch tüchtig aufgeschnitten und die Tiroler Alpen mit den Alpen von Buckow ver- wechselt wurden. »Wo machen Sie denn hin, Schöller?" Er erschrak. Ueber seine gelben Wangen flog ein leises Rot. .Ich weiß noch nicht." Ja, wohin eigentlich? fragte er sich selber. WaS anfangen mit dm Ferien? Ein Fest muhten fle werde», ein einziges großes Fest! Ein Fest, das den übrigen Teil des JahreS erleuchtete und erwärnile. Und ein besonderes Fest diesmal, weil eS das erste Mal war. Das Blut strömte dem Grübelnden zu Kopf. Tausend Möglich­keiten drängten mit verlockender Macht aus ihn herein. Geradezu erstaunlich war es, wie Landschaften, Ortsnamen und allerlei Reiie- geschichten in ihm aufstanden, deren Ursprung ihm ganz dunkel war. Woher kamen sie und wie sollte er sich da herausfinden? Aber diese Verwirrung und Hülflosigkeit gab ein köstliches Gefühl; es war herrlich in all diesen bunten Borstellungen umher- zuschwimmen und unterzutauchen. Ferien I Wirklich, dies Wott war Musik und zaubette Oase um Oase nach langer, langer durstiger Wüstenwanderung vor sein Auge. Die Noten hüpften da auf dem Papier herum. Der Radiergummi schlug lustige Purzelbäume auf dem Pult. Das Linial wand sich in fröhlichen Schlangenlinien, und das Tinteufaß schwenkte seinen dicken Bauch umher und jodelte: Fetten! Ferien I Nein, nun war es bald zu toll. Jetzt schaukelte sich auch der Abreißkalender; die Bttefbogen hüpften aus dem Kasten und das Kontobuch begann fich zu wälzen. Die Flasche mit dem Gummi arabikum lief im schönsten Gleich- gewicht pultab und pultauf, ohne einen Tropfen zu verlieren. Ich werde närrisch, dachte Schöller. Aber ist's denn«in Wunder? Dreißig Jahre warte ich auf diesen Augenblick, auf ein paar Tage, die mir gehören, nur mir. Tage, die mich frei sehen. Ja, das war's I Die Freiheit I Unabhängigkeit und Sonnenschein I Mensch sein einen halben Monat lang I... Holdrio l"... Na, Schöller, Sie bleiben wohl da heute?" Er sah auf. Da stand schon einer und setzte fich den Hut auf. Also Feierabend. Schöller war bald draußen. Außerordentlich hell und freundlich kani die Straße ihm vor. Die Sonne warf einen schmalen Streifen auf's Pflaster, und oben zwischen den Häusern sah blaublanker Himmel herein. Wie schön war das Leben I Er konnte nicht anders, er mußte zum Bahnhof gehen. DaS bunte Reiseleben wie interessant es ihm nun geworden war. Die Droschken mit den Koffern, Körben, Hunden und Kanatten- vögeln. In endlosen Reihen kamen die Gefährte heran. Er schlängelte sich, lustig nach allen Seiten blickend, hindurch. Und dachte: Bald werde auch ich verreisen. Ich, Ferdinand Schöller.... Eine Pferdeschnauze streifte sein Ohr. Der Kutscher riß das Pferd mit einem Fluch zur Seite. Die Elektttsch« läutete heftig. Eine Schutzmannsfausl packte Schöller am Kragen und riß ihn auf einen Jnselperron. Mann I Sie sind hier doch nicht auf dem Buxtehuder Markt- platz I Um ein Haar und Sie waren futsch." Er stand da, von dem«inen Gedanken beherrscht: daß er jetzt fast sein Leben verloren. Jetzt! Er lachte wütend und sagte feindlich:Ja, so ein Schafskopf bin ich wohl, was? Daß ich mich kurz vor meinem Urlaub unter die Elcktttsche lege?!"... Medizinisches. Ickg. Berusskrankheit der Bergarbeiter. Die nachteilige Arbeit der Bergarbeiter ist im allgemeinen größer, als man für gewöhnlich annimmt, selbst wenn man die Wurmkrank- heit und die mannigfachen äußeren Verletzungen, denen der Berg- arbeiter ausgesetzt ist, außer acht läßt und nur die Schädlichkeiten in Betracht zieht, welche bei der Ausübung der regelmäßigen Ar- bcit die Gesundheit des Bergarbeiters bedrohen und langsam unter- graben. Diese schädlichen Momente lassen sich nach Dr. Horn (Deutsche Medizin. Wochenschrift") in zwei große Gruppe» ein- teilen: 1. solche, die bedingt sind durch die Beschafscuheit der Arbeitsstätte(vermehrter Luftdruck, hohe Temperatur, künst- liche, zum Teil mangelhafte Beleuchtung, Fehlen der Sonne, ver- dorbene Luft, häufiger Temperaturwechsel, einseitige Körper­haltung usw.); 2. solche, die durch das zu verarbeitende Material (Kohlenstaub) hervorgerufen werden. Bei der Mannigfaltigkeit der schädlichen Einflüsse wird nicht nur vorzugsweise ein Organ betroffen, sondern es erkrankt der ganze Organismus. Wir finden Krankheiten der Lungen(Emphysem und chronischen Bronchial- katarrh, Kohlenlunge usw.), Krankheiten des Herzens(Vergrötze- rung und ungenügende Arbeit der linken Herzkammer), Krank- heiten des Magen-Darmkanals(Magenerweiterung, Muskel- schwäche des Magens und Darms, chronische Stuhlverstopfung, Brüche usw.), Krankheiten des Blutes(Blutarmut und Bleichsucht), Krankheiten der Muskeln und Gelenke(Rheumatismen, Nerven- schmerzen, Lähmungen, Versteifungen, Krampfadern usw.). Krank- heiten der Augen(Augenzittern, chronische Lid- und Bindehaut- erkrankungen). Augenfällig gering ist das. Vorkommen der Lungentuberkulose unter den Bergarbeitern. Dys Rc- sultat all dieser schädlichen Einwirkungen ist ein vorzeitiger Ver- fall, welches den Bergarbeiter in verhältnismäßig jungen Jahren zur Bergarbeit unfähig, bergfertig, macht. Diese Bergfertigkeit tritt um das 50. Lebensjahr ein, also zu einer Zeit, wo andere Ar- beitcr noch voll leistungsfähig sind. Der bcrgfcrtige Bergmann stellt sich uns dar als ein vorzeitig gcalteter, kraftloser, hinfälliger Mann mit schlaffer, gebückter Körperhaltung, müden, schwerfälligen Bewegungen, eingeknickten Knien, fahler, welker Haut, vergrämtem GesichtSausdruck, schlaffer Muskulatur, aufgetriebenem Unterleib und kurzer, erschwerter Atmung. Die allseitige Abnutzung fast sämtlicher Organe ist so allgemein, wie sie sich in solcher Regel- Mäßigkeit und Vielseitigkeit bei keinem anderen Berufe vorfindet, so daß man wohl berechtigt ist, den vorzeitigen Verfall(Marasmus) der Bergarbeiter als die Berufskrankheit der Bergarbeiter zu bc- zeichnet' Hauswirtschast. Allerhand Flecken. Vielleicht wird kein Gebiet fort- gesetzt mit so vielen wirklich oder angeblich neuen Erfindungen bereichert als das der Fleckcnreinigungsmittel. Man sollte eigcnt- lich denken, daß bei dem heutigen hohen Stand der Chemie die Auf- gäbe, für jeden Flecken ein gutes und billiges Reinigungsmittel zu schaffen, längst gelöst sein müßte. Die Schwierigkeit aber besteht darin, daß man nach einem Mittel verlangt, das möglichst für alle Flecken gleichzeitig zu gebrauchen ist. und dieser Wunsch ist schwer oder wahrscheinlich überhaupt nicht erfüllbar. Wer sicher gehen will, wird daher gut daran tun, sich ein kleines Verzeichnis von Rezepten anzulegen, das für alle vorkommenden Fälle Auskunft gibt. Die Flecken auf Kleidern sind in zwei große Gruppen unter- scheidbar, je nachdem sie von mineratischcn oder von Pflanzen- stoffcn herrühren. Zu der ersten Gruppe gehören z. B. Tinten» und Rostflecke, zu der zweiten Tee-, Kaffee-, Obst-, Weinfleckcn und viele andere. Eine mittlere Stellung nehmen Flecken von Fett» Oclfarbe und ähnlichem ein. Mineralische Flecke sind durch eine Säure herauszubringen, in frischem Zustand schon durch Butter- milch oder Essig, in veraltetem Zustand durch Oxal- oder Salz- säure. Gegen Flecken pflanzlichen Ursprungs helfen alkalische Stoffe. Jeder guten Hausfrau ist z. B. bekannt, daß man einen Rotweinfleck auf einem frischen Tischtuch möglichst schnell mit Salz bestreuen soll. Nachträgliche Wäsche mit Borax und Wasser voll- enden dann das Reinigungswerk. Teeflecke sollten immer vor der Berührung des Stoffes mit Seifenwaffer entfernt werden, und zwar entweder mit reinem kochendem Waffer oder wiederum mit einer Mischung von Borax. Gegen Fettflecken hilft ein wiederum recht bekanntes Mittel, das in einem Löschpapier und einem heißen Eisen besteht, aber auch nur wirkt, wenn der Flecken noch nicht ver» altet ist. Außerdem empfehlen sich Ammoniak, Benzin und Paraf- sin. Für feine Wollsachen, die besonders empfindlich in Gewebe und Farbe find, wird folgendes Rezept angeraten. Man nimmt etwas reinen Alkohol und etwas weiches altes Leinen, halt ein Stück Leinen hinter den Fleck und trägt den Alkohol auf diesen mit einem anderen Leinenstück auf. Nach Befeuchtung muß das Leinen gewechselt und mit dieser Behandlung fortgefahren werden, bis nichts mehr von dem Flecken zu sehen ist. Nachdem der Alkohol verdunstet ist, kann der Stoff noch auf der linken Seite gerieben werden. Grasflecken weichen gleichfalls dem Alkohol sowie dem Cremor tartari(Weinstein). Für Flecken auf Porzellan»st fcuchteS Salz zubenuhcn, für Flecken auf Silber eine Waschung in Am- moniok oder Boraxwaffer oder auch einfach in Buttermilch. Flecken in weißen Strohhüten werden mit einer Mischung von Zitronensaft und Schwefel behandelt. Bei einem größeren Unglücksfall mit Tinte, wenn z. B. ein graßes Tintenfaß über eine Tischdecke aus- gegossen worden ist, muß die Flüssigkeit zunächst so gründlich wie möglich mit Löschpapier aufgenommen und dann der Fleck mit Milch und später mit Ammoniak und Waffer gewaschen werden. Schwarz gewordener Marmor wird mit einer Mischung von Chlor» kalk und Waffcr gebürstet oder auch mit einer solchen aus zwei Teilen Soda, einem Teil Bimsstcinp.llver und einem Teil Kalk- pulvcr mit Zusatz von Wasser, wobei uocki mit Seifenwaffer nach- gewaschen werden soll. Flecken auf poi'erten Tischen und Tee- brettcrn, die durch heiße Teller verursacht sind, weichen einer Be» Handlung mit einer dünnen Mischung von Salatöl und Salz. Für Flecken auf Mahagoniholz eignet sich besonders eine Mischung von einem Teil Salmiakspiritus und einem Teil eines zitronensauren SalzcS. Um Flecken au» einer Vergoldung herarszubekouimen»