486 Ich Habs nachgedacht... ich mochte-» i ich möchte im M6tro fahren." Ausruf des Vaters:Unmöglich! Aber daran ist nicht zu denken. Du mußt mit Deinen Wünschen im Bereich der Möglichkeit bleiben." Aber die Mutter mischte sich ein, und in einem Ton des Bedauerns, doch wie veranlaßt durch ihr Gerechtigkeitsgefühl, meinte sie: 'Nein, nein. Was versprochen, ist versprochen. Du hast selbst gesagt, jeder noch so kühne Wunsch!" Der Vater schien nachzugeben, sich zu fügen. Da hatte er ja etwas Schönes angerichret. Man hatte nicht Mehr als 14 Tage, um Vorbereitungen zu treffen. Ninie sollte die Vorfreude oft die Beste der Freuden des Pläne- und Entwürfemachens genießen. Endlose Besprechungen fanden statt, immer gerade beim Auftragen der Suppe, die Ninie dann, ohne es zu merken, hinunterschluckte. Welchen Tag wählen? Den Ostersonntag oder Montag? Und welches war die günstigste Stunde, um die Tour an- zutreten, das war eine schwierige Frage. Und die Marsch- route? Und wie sollte man sich dazu anziehen? Denn zu solchere Expedition gehörte doch wirklich eine besondere Aus- rüstung. Und was wollte man mitnehmen für den Fall, daß man von einem Unwohlsein befallen, eine Wunde davon tragen oder ohnmächtig werden würde? Ninie, die ein wenig gewachsen war, sollte eine neue Bluse einweihen selbstverständlich etwas im Genre Tennis, Seebad, Landaufenthalt. Natürlich kamen alle Nachbarinnen, vom Erdgeschoß bis zum siebenten Stock, fünf- bis sechsmal, um Näheres über das Ereignis zu erfahren. Würden sie fertig werden? Würde das Wetter gut sein?Was für eine Bluse, liebe Ninie? Gewiß ein englischer Stoff. Nirgends könnte man für weniger als sieben Frank etwas derartiges bekommen." Der festgesetzte Tag! Der Ostermontag! Aufbruch um 2 Uhr nachmittags. Die Eltern bemühten sich, jede Enttäuschung für Ninie unmöglich zu machen. Man ging bedächtig, nahm sich Zeit, so daß der Weg beträchtlich, jeder Zwischenfall bedeutsam erschien. Karlchen gab Ninie den Arm; diese zitterte und fieberte vor freudiger Aufregung. Vater und Mutter lenkten all , wechselnd ihre Aufmerksamkeit auf jede bemerkenswerte Ein zelheit, deren Bedeutung sie noch besonders hervorhoben. Achtung, Ninie, wir nähern uns der Station." Spürst Du es, schon wird die Luft heißer?" Ja, es ist, als streichelte sie mich." Nun, da wären wir ja. Noch ist es Zeit, sich die Sache zu überlegen... niemand weicht zurück? dann vorwärts. ... Die Höhlung ist hier.... Nun setzen wir den Fuß auf die erste Stufe, die hinunterführt." Achtung, Ninie? Wir verlassen den festen Erdboden, die Straße, die Häuser, wir dringen in die Tiefe ein." Und der Geruch, Ninie?" Nicht wahr, solche Luft hast Du noch nie eingeatmet?" Und wie die Hitze zunimmt!" Schon 15 Stufen! Wir wollen ein wenig Atem schöpfen ,,. wir sind schon in recht beträchtlicher Tiefe; wenn einer hier herunterstürzte, wäre er zerschmettert! Die Wagen hört man fast auch nicht mehr." Du erstickst nicht, Ninie? Sage es lieber gleich." Nein, nein!" (Schluß folgt.) Der Regen. (Nachdruck verboten) Von Dr. I. Wiese. Eine große Anzahl von sogenannten Bauernregeln, nach denen der Landmann auf Grund von früheren Beobachtungen in der Natur die Tcmperaturdcrhältnisse, den Witterungswechsel und be- sonders den Eintritt de? Regenwetters bestimmt, sowie zahlreiche volkstümliche Redensarten beweisen, daß der Regen im Wirtschaft- lichen Leben eine große Rolle spielt, bald als befruchtende Gabe der Natur, bald als vernichtendes, die frohen Hoffnungen deS Land- Wirtes zerstörendes Unwetter. Aber auch der gewöhnliche Sterb- liche ist in vielen Handlungen und Absichten vom Regen abhängig. Erscheint er uns oft, zumal nach langer Sommerhitze, als ein er- «plickendes Labsal, als ein willkommener Gast, der uns von der drückenden Schwüle befreit, so macht er doch auch häufig unsere Pläne in des Wortes wahrster Bedeutung zu Wasser. Diese Be- deutung des Regens in volkswirtschaftlicher Hinsicht und sein Ein» fluß aus das Volksleben lassen es angemessen erscheinen, dem»Ratz des Himmels" einmal auf Grund der neuesten wissen­schaftlichen Forschungen einige allgemein interessierende Ausführungen zu widmen. Zunächst: Wie entsteht und woher kommt der Regen? Ganz populär gesprochen, lautet die Antwort durchaus richtig: Aus den Wolken! Unerläßliche Voraussetzung zur Entstehung aller Nieder- schlüge ist der Wasscrdampf; nach Talton soll unsere Atmosphäre TO Trillionen Tonnen( je 1 Kubikmeter) Wasser in Tampfsorm führen, was etwa der hundertfachen Wassermenge des Genfer Sees entsprechen würde. Allgemein nimmt man an, daß Regen entsteht, wenn die mit Wasserdampf gesättigte(gespannte) Luft abgekühlt wird, wodurch sie sich verdichte und gezwungen werde, den der Verminderung des Volumens entsprechenden überschüssigen Wasserdampf abzugeben, d. h. als Regen fallen zu lassen. Anderer- feits aber soll die Luft auch mit Wafferdampf übersättigt werden und in diesem Zustand längere Zeit verharren können, allerdings unter der Bedingung absoluter Ruhe; ob aber diese jemals vor- Händen ist, erscheint sehr fraglich. Nach I. Houston   hört der Wasser- dampf auf, wenn eine große Menge Luft unter die für die Kon- densation des in ihr befindlichen Wasserdampfes nötige Temperatur erkaltet; bei geringer Temperaturerniedrigung bilden sich dann Nebel und Wolken, bei beträchtlicherer Erniedrigung der Temperatur weiterhin Regen oder Schnee. Regen wird hervorgebracht, wenn sich Massen warmer und kalter Luft mischen, oder wenn kalte Luft mit warmer, die mit Wasserdampf gesättigt ist, in Berührung kommt. Im ersteren Falle wird niemals eine beträchtliche Regen- menge entstehen, es müßten denn sowohl die warme als auch die kalte Luft eine große Menge Wasserdampf enthalten. Andere, wie W. Hentschel, nehmen für die Entstehung von Reger» die Mit- Wirkung elektrischer Spannung und Ströme an; doch ist die Frage nach der letzten Ursache, die den ersten Anstoß zur Regenbildung gibt, die eauza movens, noch nicht endgültig gelöst; sicher ist nur, daß Vorbedingung für die Entstehung des Regens der Wassergehalt der Luft ist. Wenden wir uns nunmehr der Beantwortung der Frage zu. woher der Regen stammt. Auch in dieser Hinsicht gehen die An- sichten der Meteorologen noch auseinander. Doch dürften im großen ganzen die folgenden Erwägungen zutreffend sein. Wieviel Wasser wir überhaupt auf unserem Planeten haben, davon kann man sich eine ungefähre Vorstellung machen, wenn man bedenkt, daß das Areal der Meere sich zu dem des Landes verhält etwa wie 5:2 und der Wasservorrat der Erde 1279 Millionen Kubikkilometer enthält. Aus diesem gewaltigen Wasserbecken steigt fortwährend Wasser- dampf auf. Man hat die Verdunstung von Binnengewässern durch Verdunstungsmesser, sogenannte Evaporimeter, gemessen; bei Binnengewässern ist aber die Verdunstung relativ größer als auf dem offenen Meere, weil die über dem Meere stehende Luft- schicht, selbst bei wechselndem Winde, immer mehr vom Wasser geschwängert, also weniger durstig als die über die Binnengewässer ziehende Luft ist. Gleichwohl ist das Weltmeer wegen seiner un- fcheurcn Ausdehnung das eigentlich speisende Kapital der Regen- älle auf der Erde. Die starke wasserhaltige Luft gibt nun den bei weitem größten Teil dieses Wassergehaltes in das Meer selbst wieder ab, und zwar dürften dies 93 Proz. der Regenmenge sein, so datz auf diese Weise der sogenannte»kleine Kreislauf des Wassers" geschlossen wird. Steigt nämlich der Wasserdampf auf und kommt er in kühlere Luftschichten, so nimmt die Fähigkeit der Luft, Feuchtigkeit zu halten, ab, und es entsteht, wie bereits bemerkt» Regen. Die übrigen 7 Proz. der aus dem Meere aufsteigenden Wasserdämpfe aber gehen an geeigneten Stellen, von den Winden getrieben, auf das Land und geben für den Kreislauf deS Wassers auf dem Lande gewissermaßen das Betriebskapital ab. Dieses wird von dem Lande, dessen Binnenseen und Flüsse den Bedarf an Regen allein nicht decken können, mehrfach umgesetzt, ehe es durch Quellen und Flüsse dem Meere wieder zugeführt wird. Vom Meere aus. an nicht gebirgigen Stellen, tritt also eine große Menge wasserhaltiger Luft aufs Land, bei Westwind von der Küste Europas  aus z. B. so viel, daß diese Wasserdämpfe bis nach Sibirien   ge­tragen werden. An Gebirgen aber stoßen sich bekanntermaßen die Regenwolken, sie müssen an diesen emporsteigen und entledigen sich dabei ihres Wasserdampfes. Daher der Regcnrcichtum der Gebirge. Eine weitere Veranlassung zur Ausscheidung des Wassers aus der Feuchtigkeit haltenden Luft bietet auch die aufsteigende Bewegung der Luft in den Zyklonen, d. h. in Luftwirbeln, die über die Erd- oberfläche hinziehen. In diesen Wirbeln, die sich durch einen niedrigen Luftdruck auszeichnen, steigt die Luft, die hier von allen Seiten herangezogen wird, auf werten Gebieten in kühlere Re- gionen empor und so kommt es hier zu Wolken- und Regenbildung. Befinden wir uns also in Zyklonen, so haben wir Regen, stehen dagegen Antizyklone an Europas   Westküste, so halten diese die Regenwolken fern und Trockenheit herrscht im europäischen Binnen» lande, wie es in Mittel- und Westeuropa   im Jahre 1893 mit seinem trockenen Frühling und Spätsommer der Fall war, und ebenso in dem trockenen Sommer 1994. Unter Berücksichtigung all der inter  - cssanten Verhältnisse, die bei dem Kreislauf des Wassers eine Rolle spielen, hat Professor E. Brückner Kurven entworfen und gefunden, daß sich bei ihnen eine periodische Tendenz zu erkennen gibt, nach der trockene mit feuchten Zeitläuften abwechseln.