aufgestellt. Eine solche Inschrift enthält der in der Mitte des nubischen Saales aufgestellte üb ermannshohe und klafterbreite Denkstein des Naftescn, der wiederum ein überaus wertvolles Stück der Sammlung ausmacht. Die Inschrift erzählt von der Berufung des Königs durch den Gott Aman, seinen.guten Vater'. von seiner Krönung im Tempel und seinen Besuchen in den Heilig- tümern benachbarter Gottheiten. Besonders aber feiert sie seine Schenkungen an den Gott Bmon und seine Feldzüge gegen verschiedene Feinde, deren Beute an Menschen. Vieh und Gold er dem Amon weiht. Darunter erwähnt er seinen.Sieg' über Kambyses — und wir haben somit auf diesem Steine eine authentische Be- stätigung der sonst nur aus den griechischen Schriftstellern be- kannten Notiz von dem verunglückten Zuge des Kambyses nach Nubteu(WS v. Chr.). Das„Aeghptisch" dieses Königs ist schon von ziemlich fragwürdiger Güte. Er schreibt.ich liebe dir', und Ungeheuerlichkeiten wie„die Vater' und.der Mutter" find bei ihm ganz gewöhnlich. Die letzteren Fälle sind interessant als Belege dafür, daß seine wirkliche Sprache eben nubisch war. Denn gerade dem Nubischen — im Gegensatz zu den Sprachen der um- wohnenden Völker— fehlt eine grammatische Unterscheidung der Geschlechter. Aus wesentlich späterer Zeit stammt ein Türpfeiler der Königin Amen-ari-Kandake. gleichfalls noch mit ägvptischer Inschrift. Ihr Name erinnert uns an die in der Erzählung vom.Kämmerer aus dem Mohrenlande' erwähnte äthiopische Königin Kandake (Apostelgeschichte 8, 27). Ein merkwürdiger, wie ein Altar auS- sehender, steinerner Untersatz für die tragbaren GLtterkapellen. der von dem nubischen Könige Netek-Amon und seiner Gemahlin in den Tempel der Isis in Ben-Naga geweiht worden war. hat (wie der oben erwähnte Widder) seinen Platz in der Mitte des „SäulenhofeS" gefunden. Der Herrlichkeit der nubischen Könige ist nicht von sehr langer Dauer gewesen. Aus den Denkmälern, die aus römischer Zeit in Nubieu gefunden worden sind, ersieht man. daß das Volk in- zwischen wieder in völlige Barbarei versunken ist. Die ägyptische Kunst ist entartet. Die Religion hat sich in verknöcherter Gestalt zwar erhalten, aber nur mit Muhe erkennen wir in den der- zerrten Darstellungen auf den Grabsteinen die alten ägyptischen Göttergestalten wieder. Selbst die ägyptische Schrift gerät mehr und mehr ausser Kurs. Die einheimische nubische Sprache gewinnt nun wieder ganz die Oberhand. Wir finden sie in eigentümlichen Schriftzeichen, teils hieroglyphischen, teils kursiv verkürzten, nieder- geschrieben— doch ist die Entzifferung dieser Zeichen zurzeit noch nicht gelungen. Einen der längsten erhaltenen Texte in nubischem Kursive findet sich auf der Rückseite einer grossen Granitstatue der Göttin Isis, die fitzend, ihrem Söhnchen HoruS die Brust reichend, dargestellt ist. Sie stammt etioa aus der Zeit um Christi Geburt . AuS derselben Zeit stammt das Geschmeide einer nubischen Königin, das durch den Glanz seiner goldenen Ringe und Amulette und der mit Schmelzarbeit verzierten goldenen Armbänder noch heute jeden Beschauer überrascht— wenn auch die von nubischen Künstlern in ägyptischem Sttl ausgeführte Arbeit die Höhe der altägypfifchen Goldschmiedekunst nicht zu erreichen vermag. Die Königin, welche diesen Schmuck trug, war eine richtige Negerin. Ihr'in Relief gearbeitetes Porträt befinde t sich ebenfalls in unserer Sammlung— auf den Wangen erblickt man die für die Nubier charakteristischen drei Einschnitte. Hatte Rubien in alter Zeit die ägypttsche Götterverehrung angenommen, so wurde es nun auch von Aegypten auS christianisiert. Die in oft barbarischem Griechisch und Kopttsch geschriebenen Grabinschristen unseres Museums— großenteils von dem.Kirchhof eines christlichen Klosters in Wadi Gazal stammend— geben von dieser Zeit Zeugnis. Die Worte, welche sie enthalten, erinnern uns an unsere eigenen Kirchhöfe:„Nach Gottes Ratschluß ent- schlief der Gott liebende Bruder Marankutscha, am 6. Choiak. Gott gebe seiner Seele Ruhe!' Nur die seltsame Form des Namens verrät, daß wir uns auf nubischem Gebiete befinden. Auch von der Zeit der sog..Blemmyer-Einsälle' weist die Berliner Sammlung einige Stücke aus Nubien auf. Die Blemmyer waren ein räuberischer Slamm auS der Wüste zwischen dem oberen Nil und dem Roten Meere, der zur Zeit der römischen und by- zantinischen Kaiser wiederholt in Aegypten und Nubien einfiel und vorübergehend sogar Teile davon in Besitz nahm. Sie wurden erst unter Justinian letwa SSV n. Chr.) endgültig zurückgedrängt, und ihr heidnischer Kult auf der Insel Philae fand dann ein ge- waltsamcs Ende. Ausser einigen in Oberägypten gefundenen Ge- schäftsurkunden auf Eazellenleder, in denen uns die seltsamen Namen der blemmyschen Zeugen auffallen(Sle Tasapip, Amatepszhöi usw.) besitzen wir Bruchstücke eines griechischen Helden- gedichts in homerischer Art auf die Besiegung der Blemmyer durch einen byzanttnischen Feldherrn Gennanos. Der uns er- Haltens Teil beschreibt eine Schlacht am Nilufer sowie die Er- stürmung des Blemmyerlagers. Auch auS noch späterer Zeit befitzt das Museum Inschriften, welche in der nubischen Landessprache abgefasst find. Sie stammen aus Aloa am blauen Nil, südlich vom heutigen Chartum, wo bis ins Mittelalter hinein ein christliches Reich bestanden hat, in dem mit Anwendung des griechischen Alphabets und einiger Zusatz- buchstaben die einheimische Sprache geschrieben wurde. Diese Schrift und Sprach« deckt sich im wesentlichen mit der kürzlich ge- fundenen Pergamentblätter mit christlichen Texten aus dem 8. Jahrhundert, und eS bleibt zu hoffen, daß von hier au? späterhktk auch die Entzifferung und das Verständnis der nubischen Hiera» glyphenschrift gelingen wird. Die ganze nubische Sammlung ist durch eine ausführliche Karte von Nubien sowie durch photographische Aufnahmen de» nubischen Landschaft den Besuchern anschaulicher und lebendige» gemacht worden. Zu bedauern bleibt eS. daß bei den ungünstige» räumlichen Verhältnissen dem größten Teil der interessante» Sammlung nur ein Zimmer mit gänzlich unzureichendem Licht zur Verfügung gestellt werden konnte kleines feuilleton. Theater. Kleines Theater:.Baterund Sohn', Lustspiel k» drei Alten von- Gustav ESmann , deutsch bearbeitet von Rudolf Presber. — Das Lustspiel deS unlängst verstorbenen dänischen AutorS rief im ersten Akt eine angenehme, erwartungsvolle Stimmung hervor. In den Szenen zwischen dem solid geradfinnigen Grosshändler Holm und dem mokant leichtfüßigen Sohn, auf welchen jener all seine Hoffnungen gesetzt hat, überrascht da manche scharf geprägte originelle Wendung. Amüsant wird der tägliche Kleinkrieg des patzigen Bürschchens gegen die väterliche Kontordisziplin ge« schildert. Nicht genügend im einzelnen motiviert, aber sehr wirksam im Aufbau und Kontrastiernng gibt fich der Austritt, in dem der Kaufmann seinen Sprossen wegen einer Liebschaft zur Red« stellt. Eine gründlich« Moralpauke voraussehend, setzt Pauk die»m» verschämteste Miene auf. Unerfahren, aber auch unverdorben hat der Junge das betreffende Fräulein aus dem Kaffeehaus in seiner Phantast« mit einem Strahlenkranz der Schönheit und Reinheit umgeben. So legt er dann in flotter Pose los gegen den Bater, als vermeintlichen Philisterrepräsentanten: Sie oder keine! Mit zwanzig Jahren ist man mündig und kann heiraten, wen man will! Jedoch der Wider« stand bleibt aus. Der Alte erklärt in überlegen kluger Freundfchaft, er wünsche nur, dass der Sohn, wenn er es wirklich Ernst meine mit dem Mädchen, sie zu ihm führe. Diese Vorstellmig, die Fräulem Camilla als gelungenen Ulk betrachtet— leider gleitet die Ausführung hier ins Plump- Karikierte—, bringt mit einem Schlage zustande, was keine Gegnerschaft vermocht hätte: die luftige Illusion verfliegt und der Beschämte läßt sich willig ins Ausland schicken. AuS dem witzigen Komödieneinsall, daß der Sohn nach ein paar Jahren als ein Muster von Energie und Umsicht zurück« kehrt imd nun seinerseits dem schlaff gewordenen Vater die nöttgen Direktiven in einer verfahrenen LiebeSgeschichie erteilt, hat Esmann in dem Folgenden nichts Rechtes zu machen gewußt. Die auf Satire abzielende Zeichnung der Familienglieder kommt un- beholfen grell heraus. Der Dialog, m dem eine radebrechende recht altklug moderne Amerikanerin, die Gattin des zurückgekehrten, die Führung hat, schweift aus ins masslose Breite; das Verhältnis deS Alten zur Kapitänswitwe, welches auf Drängen PanlS durch Heirat legittmiert wird, vermag nicht im geringsten zu interesfieren. Unter den Damen zeichnete sich Angelina Gurlitt in der Figur der Amerikanerin ans, von den Herren boten Klein-Rhoden als alter, Otto Gebühr als junger Holm vorzüglich durchgeführt» Leistungen. dt Volkswirtschaft. u e b e r die Weinernte der Welt im Jahre 1006 veröffentlicht jetzt der in Frankreich , dem größten weinbauenden Land der Erde, erscheinende„Moniteur Vinicole' eine statistische Uebersicht. Danach wurden auf der ganzen Erde 134 128 008 Hekto- liter Wein gewonnen, wovon Frankreich allein mit mehr als 8 Millionen über ein Drittel erzengte. An zweiter Stelle stand Italien mit 32'/, Millionen, an dritter Spanien mit 16 900 000 Hektoliter. Den vierten Rang nimmt dann wieder ein fianzösisches Gebiet ein, nämlich Algier mit 6 OOS 720 Hektoliter, so dotz Algier mit seinem Mutterland zusammen sogar rund 55 Millionen Hekto- liter geliefert hätte. Bon der Reihenfolge der übrigen Länder wird der Laie kaum eine richtige Vorstellmig haben und sich namentlich nach dem Ruf der deutschen Weine darüber wundern, dass Deutsch- land in der Menge seiner Wcincrzeugunz erst so spät in der Liste kommt. An fünfter Stelle steht nämlich erst Portugal mit 3 900 000, an sechster Oesterreich mit 3 100 000, an siebenter Ungarn mit 2 805 000, an achter und neunter Rumänien und Chile mit je 2'/, Millionen und erst an zehnter Deutschland mit 2 150 000 Hekto- liter. In der vorjährigen Ernte wurde Deutschland nach der Quan- tität nahe erreicht von Russland mit 2100 000 und sogar von dem kleinen Belgien mit 1 900 000 Hektoliter. Zlvischen 1 und 2 Millionen Hektoliter Wein haben dann ferner noch hervorgebracht die Türkei mit Cypern, die südamerikanische Republik Argentinien , die Der- einigten Staaten und die Schweiz . Griechenland und seine Inseln find nnt 900 000 Hektoliter vertreten, Serbien mit 500 000 Hektoliter. Ganz Australien hat nur 265 000 Hektoliter hervorgebracht, nahezu ebenso viel Tunis und Brasilien . Das durch seinen Kapwein be- rühmte Kapland erzielte 190 000, Korsika 164 000 und Luxemburg 120 000 Hektoliter. Mit noch kleineren Ziffern schließen dann die amerikanischen Staaten Peru , Uruguay . Bolivieu und Mexiko die Liste ab. Verantw. Redakt.: Carl Mermuth, Berlin -Rixdorf.— Drrck u. Verlag; Vorwärts Buchdruckerei u. Berlagsanstalt Paul Singer �Co..Bcr:inLVk.
Ausgabe
24 (6.7.1907) 129
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