löeniger Zucker zu. so erhalten wir ein leichteres dem Notwein mehr ähnliches Getränk. Das ist ein Fingerzeig für diejenigen, die den Heidelbeerwein selbst im Haushalte vergären. Trotz dieser erschwerenden Umstände hat der Heidelbeerwein doch eine Zukunft und wird sich im Laufe der Zeit mehr und mehr durchringen. Dann wird auch die Nachfrage nach diesen Waldbeeren noch mehr steigen: die Scharen der Frauen und Kinder, die zur Sommerszeit in unsere Wälder und Heiden hinausziehen, um die Heidelbeerbüsche von den schwarzen Früchten reinzukämmen, werden die Ansprüche der Käufer nicht befriedigen können, die billige Beere wird im Preise steigen und dann wird die Frage auftauchen, ob es nicht an der Zeit ist, das heilende Kräutlein in Kultur zu nehmen. Es ist noch nicht lange her, kaum einige Jahrhunderte sind ver- gangen, daß man die Erdbeere, die Stachel- und Johannisbeere, die Himbeere und Brombeere aus dem Walde in Gärten mit Erfolg verpflanzte. Die Heidelbeere und Preitzelbcere warten noch auf den findigen Mann, der mit ihnen eine Feldkultur versucht. Ein- mal wird er kommen und scheinbar unnütze Sandflächen werden dann reiche Früchte tragen. Bis dahin aber bedarf die Heidelbeere in unseren Waldungen einer vernünftigen Schonung. Die Ausflügler und Sommerfrischler gehen gern in den Wald und es macht ihnen Spatz und Freude, Heidelbeeren zu suchen, aber nur die reifen Beeren pflegen sie zu schätzen. Auf das Heidelbcerkraut blicken sie mit unwissender Per- achtung herab und zertreten es rücksichtslos, wenn sie kreuz und quer im Walde laufen. Je besuchter eine Sommerfrische ist, desto sichtbarer sind die Folgen solcher Verwüstung-, immer lichter wird das grüne Gestrüpp, mit dem die Heidelbeeren so malerisch den Waldboden bedecken. Nötig ist das nicht und den Forstmann ärgert es. Wenn dieser und anderer Waldschaden sich häuft, so sieht er sich schlietzlich veranlatzt, Verbotstafeln aufzustellen und den Wald zu schlietzen. Das Publikum will sich an dem Walde und an seinen Früchten erfreuen, es mutz ihn aber auch zu schonen verstehen, sich seiner würdig erweisen. kleines Feuilleton. Siesta. Die Uhr der Uraniasäule zeigt 2 Uhr nachmittags. Auf den inneren Bänken des Bellc-Alliance-Platzes haben Frauen Platz genommen. Sie schwatzen eifrig und schieben dabei mit den Fützen ihreEhestandslokomotive" hin und her. Eine Gruppe junger Spreewäldlerinnen, aus deren Brüsten das Blut der entnervten Grotzstadt aufgefrischt wird, hat sich mit ihren Schutzbefohlenen im Schatten der Sträucher ein Stelldichein gegeben. In ihrer uralten Muttersprache führen sie eine lebhafte Unterhaltung. Mitunter geben sie auch ihren Herrschafts- sprötzlingen einen Klaps, wenn diese es gar zu toll treiben, und die Schürze oder das weitze Kleidchen beschmutzt haben. Männer jeden Alters sitzen herum und schlafen, oder lesen ihre Zeitung. Dazwischen Damen von Rang und Stand, auch solche zweifelhafter gesellschaftlicher Stellung, schlummern oder der- schlingen irgendeinen Schmöker. Junge Handwerksgesellen aus der Probinz zugereist studieren noch imSllavenmarkt" von gestern, der ihnen leider keinGlück" gebracht hat. So viele standen schon vor dem Fabrik- tor oder an der Türe des Meisters, als sie an Ort und Stelle an- kamen. Sehnsüchtig erwarten sie die Ausgabe des heutigenAr- beitsmarktes". Ihre Berliner Altersgenossen schmökern in einem Schund- roman, bis die Hitze ihnen gewaltsam die Augenlider herabdrückt und sie auf kurze Zeit in Morpheus Arme entführt. Auf den Bänken der Peripherie schnarchen zweifelhafte Ge- stalten. Alkoholiker in zerlumpter Kleidung. Ganze Bänke voll roter, aufgedunsener Gesichter. Noch nicht'mal Gelegenhcits- arbeiter. Zwischen ihnen sitzen heruntergekommene Weiber von gleichem Aussehen. Ein widerlicher Geruch strömt von ihnen aus. Dort erwacht einer. Der erste Griff in die Tasche. Die Finne" kommt zum Vorschein. Ein langer Zug und der brennende Fusel stürzt hinab. Neben ihm schnarcht ein verlumptes Weib mit gleich rotem, aufgedunsenem Gesicht. Der Galan führt seine Flasche an ihren halbgeöffneten Mund und schüttet das ostelbisch-agrarische Junkerprodukt zwischen die defekten Zahnstümpfe. Die Dulzinea erwacht und streichelt zärtlich die Wange des Spenders, der dann das Objekt seiner Zuneigung plump um die Taille fatzt und die Augen schlietzt. Beide schlafen weiter. Ich wende mich zum Gehen. Ein alter in Lumpen gehüllter Bettler, der jedenfalls auf den Bänken nicht zugelassen wurde, sitzt auf der eisernen Um- friedigungsstange. Den Hut hat er vor das Gesicht gestülpt. Neben ihm liegt Stock und Bcttelsack. Er schläft ohne jede Rückenlehne auf dem unbequemen Sitz in voller Sonneuglut. Einen letzten Blick werfe ich noch auf die aus der Provinz ge- kommenen jungen Arbeitsuchenden. Im Schlafe lllchclt dort einer. Jedenfalls träumt er von Muttern oder von irgendeinem geliebten Wesen. Auf wenige Minuten ist er dem Jammer der Grotzstadt entrückt. Gönnen wir ihm den Schlaf, in dem man wenigstens vergessen kann, Bald mutz er wieder in der Sonnenglut Pflaster und Asphalt treten, um eine Existenz zu erlangen. Mag er im Mittagsschläfchen Kraft dazu sammeln. WilliamBromme. Physikalisches. Kugelblitze. Von Gewittern hat unser Mitteleuropa in der kurzen Zeit, seit der diesjährige Sommer das Regiment führt, nicht gerade genug bekommen. Auch»st dabei manches besonders merk« würdige zu beobachten gewesen. Die auffälligste Erscheinung war wohl die Folge von Gewittern, die in der ersten Juliwoche bei un» gewöhnlich niedriger Temperatur niedergingen. Außerdem wollen einzelne Beobachter festgestellt haben, daß sich seit einiger Zeit die Gelvitter durch das Ueberwiegen von Blitzen auszeichnen, die nur zwischen den Wolken überspringen und gar nicht zur Erde gelangen. Unter den Blitzen herrscht nach Form und Art überhaupt eine erstaunliche Mannigfaltigkeit. Die sonderbarste Er- scheinung ist der sogenannte Kugelblitz, der freilich mit anderen Blitzen verhältnismäßig wenig gemein zu haben scheint, auch in seinem Austreten nicht in gleicher Weise mit dem Eintritt eines Gewitters zusammenhängt. Man kann sich überhaupt schwer eine wundersamere, man mochte sagen geisterhaftere Erscheinung vorstellen wie einen solchen Kugelblitz. Das Geheimnisvolle dieses Phänomens geht so weit, daß vielfach Zweifel darüber geäußert worden sind, ob es vorkommt und nicht etwa nur in der Ein- bildung der Leute besteht, wie e!wa die große Seeschlauge. Die Bevorzugten, die einen Kugelblitz einmal gesehen haben, schildern ihn als eine seltsame leuchtende Masse, die langsam ihren Weg zieht, so daß man ihr leicht nachfolgeir kann, und die dann plötzlich mit großem Knall zerplatzt, nachdem sie vielleicht vorher durch diesen oder jenen Gegenstand mit Hinterlassung einer Durchbohrungs- öffnung hindurchgegangen ist. Soweit eine derartige Erscheinung bei einem heftigen Gewitter auftritt, ist das Bedenken berechtigt. daß ihre Beobachter sich dabei vielleicht in einer Erregung be« funden haben, die eine hinreichend genaue Betrachtung des Vor- ganges beeinträchtigt hat. Das Rätsel der Kugelblitze scheint nur von physikalischer Seite aus eine Lösung erwarten zu dürfen. Schon vor einigen Jahren hat der Physiker Töpler in einer wichtigen Arbeit über elektrische Stürme auch die Kugelblitze behandelt und wenigstens die bestinimte Ansicht ausgesprochen, daß sie nicht in den Bereich der Sage gehören, sondern tatsächlich vorkommen können. Dann hat der hervorragende italienische Physiker Professor Righi als erster festgestellt, daß elektrische Einladungen solche leuchtenden Massen mit langsamer Fortbewegung bilden tonnen. Er benutzte bei seinen Versuchen, deren Beschreibuitg in den Veröffentlichungen der Akademie der Wissenschaften in Bologna niedergelegt worden ist, eine große Elektrisiermaschine, mit deren Hülfe er einen Kondensor von gewaltiger Ausdehnung lud. Dieser wurde dann wieder ent- laden unter Anwendung eines großen Widerstairdes, der durch eine Masse von destilliertem Wasser und eine mit verdünntem Stickstoff gefüllte Glasröhre dargeboten wurde. Diese Experimente hat nun Professor Trowbridge an der Harvard-Universität nach» geahmt unter Benutzung des Stromes von einer gewaltigen Akku- mulatorenbatterie von 20 Mg Zellen. Auch diesem Forscher gelang es, die leuchtende elektrische Masse zu erzeugen. Diese bewegte sich langsam zwischen den beiden Polen und zwar von der Anode nach der Kathode bei zunehmender und in umgekehrter Richtung bei ab- nehmender Stromstärke. Als elektrischer Widerstand wurde fließendes Wasser benutzt. Die künstlichen Kugelblitze wurden in diesem Falle sogar photographiert. Die imEnglish Mcchanic " wiedergegebenen Abbildungen zeigen, daß diese sonderbaren elektrischen Entladungen nicht einfach runde Kugeln bilden, sondern eine etwas längliche und an einem Ende verdickte Gestalt besitzen. Trowbridge hält nach seinen Versuchen den Kugelblitz für eine Ionisation, die während eines Gewitters in verdünnten Teilen der Atmosphäre eintritt. Bei einer plötzlichen Zunahme des Luftdrucks gehen auch bei den Experimenten leuchtende Wolken von der Anode aus, die langsam nach dem anderen Pol hingleiten. Uebrigens hält Trowbridge die heute noch weit ver« breitete Annahme, daß die Elektrizitütsmenge in einem gewöhnlichen Blitz nur klein sei, für durchaus falsch. Nach seinen Forschungen genügt ein kurzer Funke, um den Widerstand in der Luft so weit zn überwinden, daß durch dieselbe Bahn eine sehr große Strommenge hindurchzugehen vermag, und bei der Bildung eines Kugelblitzes muß diese Menge jedenfalls sehr erheblich sein. Völkerkunde. Ein Mondfest in Kambodscha . Einem dieser orientalischen Liebesfeste, die vor 200 Jahren schon durch den König Noroudam verboten worden waren, hat der französische Welt» reisende Lecläre beigewohnt. Es war in einem Dorf des König» tums, wo das Fest von einer Anzahl, den alten Sitten treu» gebliebener Dorfbewohner gefeiert wurde. Es heißt:Dbovoeu-boa gk amnok sampah terah khae", auf deutsch :Das Fest des Kuchenschluckens und des schönen Mondgrußes". Es wird an dem» jcnigen Tage des Monats Oktober gefeiert, wo gerade Vollmond ist. Der Mond, welcher nach chinesischen Begriffen ebenso wie im Französischen, Englischen und anderen Sprachen weiblicher Natur ist, wird als glückbringende Gottheit der Fruchtbarkeit gedacht, die nachts herabsteigt und denjenigen Glück bringt, die wachen. Am Morgen des Festtages resp. der Festnacht backen die Frauen einen großen Bananenkuchen, welcher bei Einbruch der Nacht zusammen mit Reis, Blumen und wohlriechenden Essenzen in den Garten vor das Haus gelegt wird. Uebcr diesen Opfergahen wird ein