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interessante Tatsache nun dazu benutzt, um festzustellen, ob eine Tierart der anderen nahe verwandt ist oder nicht, und man ist manchmal zu nicht vorhergesehenen Resultaten gekommen. Es zeigte sich z. B., daß das Blutwasser des Frosches wohl die Blutzellen des Salamanders löst, nicht aber die der Kröte; diese ist also dem Frosch ungemein nahe verwandt.
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testen Ruf. Jm ganzen aber trat die stillere Atmosphäre des Cafés in einen wohltuenden Gegensatz zu dem wüsten Kneipenleben. Schulen und Universitäten sind nicht halb so gut, wie die schlech testen Kaffeehäuser," meint Gellert. Leibniz fand bei seinem Aufenthalt in Rom in einem Café den interessantesten Zirkel von Gelehrten, mit dem er später im Briefwechsel blieb. Noch 1785 Am interessantesten und für uns wichtigsten ist es natürlich, schreibt Schiller ganz entzückt aus Leipzig : Meine angenehmste zu erfahren, wie sich das Blut des Menschen in dieser Beziehung Erholung ist bisher gewesen, Richters Kaffeehaus zu besuchen, wo berhält. Es zeigte fich, daß unsere menschlichen Blutzellen im ich immer die halbe Welt Leipzigs beisammen finde." Blutwaffer aller, der hoch wie der tiefststehenden Tiere aufgelöst Beitungen waren schon damals ein wichtiges Anziehungsmittel werden, auch im Blutwasser der uns doch gewiß nahe- der Cafés. Dazu tam noch ganz wie heute das Kartenspiel, be= ftehenden Affen; nur das Blut derjenigen Affenarten, die man sonders das im Rokoto so beliebte„ königliche L'Hombre." Wie die auch sonst als menschenähnliche Affen zu bezeichnen gewohnt ist, englischen und französischen, so waren auch die deutschen Dichter bildet eine Ausnahme, nämlich das des Schimpansen, das des Freunde des Kaffees, ersehnten täglich die vielbesungene schwarze Orang- Utan und das des Gorilla. Die moderne Entwickelungs- Stunde", da der ambrosisch duftende Gott des Kaffeebaumes sich zu lehre hat schon früher behauptet, daß diese menschenähnlichen ihnen niederließ. Klopstock trinkt seinen Kaffee, worin das Gelbe Affen und die Menschen selbst von gemeinsamen Vorfahren ab- vom Ei gerührt ist, mit soviel Empfindung, wie Anacreon den stammen, also in einem sehr nahmen Verwandtschaftsverhältnis Wein" und lädt seinen Gleim zu sich auf einen Kaffee und einen zueinander stehen; diese Behauptung, die uns freilich vom Ge- Kuß." Die Sigungen des sich so wild gebärdenden Göttinger fühl unserer sonstigen Gottähnlichkeit zu einer heilsamen Be- Hainbundes waren eigentlich literarische Kaffeekränzchen, in denen scheidenheit zu bringen geeignet ist, findet hier in der Lehre von allerdings schon längst die Damen vorangegangen waren. ganz bestimmten Lebenserscheinungen eine unwiderlegliche Be- Café Inglese in Rom pflog Winkelmann seine archäologischen stätigung, zwischen menschenähnlichen Affen und Menschen besteht Gespräche mit den gelehrten Abbaten und Sammlern, im Café wirklich Blutsverwandtschaft. Greco fand sich die deutsche Künstlerkolonie in Rom zu Goethes Zeiten zusammen. Die Cafés der Pariser Boulevards waren die Szene für die wißigen Redeschlachten, die Kämpfe um die neue Kunst, die die Hugo, Musset, Gautier, Dumas führten. In dem berühmten Berliner Café von Stehelh sammelte Guzkow Bekannts schaften, trafen sich die Häupter des jungen Deutschland ". Später spielten das Café Tortoni, dann Josth eine wichtige Rolle im geistigen Leben Berlins .
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Kleines feuilleton.
H- G.
Das Kaffeehaus als literarische Anstalt. Die Poetiken des 17. Jahrhunderts lehrten, daß nichts besser sei, um den Genius poeticus zu farassieren" und die trägen Geister der Phantasie zu beleben, als ein Schälchen Kaffee. Aber diese Wirkung des braunen Trantes erscheint heute ebenso problematisch wie jede andere der guten und bösen Eigenschaften, die ihm in jener von Mokkaduft geschwängerten Aera nachgesagt wurden; wie z. B., daß er die Keuschheit befördere, die Verstandsschärfe erhöhe, hellsehend mache, dann auch, daß er ein degenerierendes Gift sei, da in den Familien, worin feit 50 Jahren Kaffee getrunken worden, feiner mehr seinem Eltervater an die Schulter reiche", dagegen wieder, daß er ein Panacee für alle Krankheiten sei. Damals, als der braune Sohn des Orients seinen schwer erkämpften Siegeszug durch Europa antrat und die Anhänger der alten morgendlichen Biersuppe erbittert die Hülfe der Regierung gegen den narkotischen Ankömmling anriefen, hätte man wohl eine Betrachtung, die die geistige Bedeutung des Kaffeehauses erörtert, mit einer solchen geheimen dichterischen Macht des Kaffees begründen können. Heute find wir von der relativen Harmlosigkeit dieses Getränks allzu fest überzeugt, als daß wir die aus dem brauenden Nebel irgend eines modernen Kaffee- Größenwahn" aufsteigenden Gedichte der Zauberkraft der kleinen Bohnen anrechnen möchten. Andererseits aber sind Kaffee und Kaffeehaus seit ihrer Einbürgerung in Europa aufs engste mit dem geistigen Leben verknüpft, sodaß der Historiker Michelet in allem Ernst die glänzende Geistesepoche des 18. Jahrhunderts zum nicht geringen Teil auf den Einfluß des Kaffees zurüdführen wollte.
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Die ersten Kaffeehäuser sind in England errichtet worden. Hier eröffnete schon Ende der 50er Jahre des 17. Jahrhunderts ein türkischer Kaufmann ein Etablissement, in dem der Trank der Levante gereicht wurde, während der Kontinent die Bekanntschaft mit den aromatischen Bohnen erst 1669 durch die türkische Gesandtschaft Soliman Agas in Paris machte. Die englischen Kaffeehäuser entwidelten sich bald zu einer wichtigen politischen Institution", wie sie Macanlah genannt hat. Hier strömten alle Neuigkeiten der Stadt, ja des Landes zusammen und wurden von bestimmten Rednern den Besuchern vorgetragen. So vertraten die Kaffeehäuser die Stelle von Zeitungen, und als die Regierung sie 1675 zu schließen wagte, erhob sich eine solche Erbitterung, daß sie bald wieder geöffnet werden mußten. In diesen Cafés wogte das ganze Leben des damaligen London durcheinander. Die geistige Elite tagte in Wills berühmtem Kaffeehaus; da drängte sich alles um den Sessel des Dichters Dryden, der im Winter am wärmsten Ofenplay, im Sommer auf dem Balkon stand. Bon hier aus teilte der lorbeergekrönte Poet Worte der Huld und der Weisheit an die ehrfürchtig Herumstehenden aus. 50 Jahre später saß an seiner Stelle die zierlich geistreiche Gestalt Popes, die wieder von dem vierschrötig derben Samuel Johnson abgelöst wurde.
Kunft.
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Im
e. s. Kamera Bildnisse. Es ist im Grunde gleich, ob man die neue, fünstlerische Photographie als Kunst ansehen will oder nicht. So interessant die Ergründung dieser Frage ist die oft genug ventiliert wird und so wichtig es ist, sich über manche hiermit zusammenhängende Probleme tlar zu werden auch für die Kunst wird da manches aufgehellt! so wenig dienen diese Erörterungen direkt der Photographie selbst. Es find theoretische Diskussionen. Die Photographie, tünstlerisch gehandhabt, nähert: sich der Kunst an bestimmten Punkten oder gliedert sich ihr: ein. Was besagt das? Es ist eine theoretische Festlegung. Sobald die Photographie selbst etwas ist, fragt sie nicht mehr danach, wie sie sich zu Früherem verhalte. Soll man immer nur nach Vergangenem, schon Bestehendem urteilen und messen? Die neue Photographie ist da. Sie ist eine Tatsache. Will man sie nicht in den alten, umgrenzten Bes zirken dulden, so muß man sie eben als etwas Neues gelten lassen. Schließlich haben wir nur Tatsachen zu registrieren, wenn wir mit offenen Augen die Entwickelung verfolgen.
Und da sehen wir, wenn wir unparteiisch sind, wie allmählich das Gebiet sich immer mehr erweitert. Immer neue Fragen werden aufgeworfen, angeregt und behandelt. Immer schärfer, prägnanter heben sich die einzelnen Künstler heraus, deren Eigenart fest umrissen ist. Gebiete, die bis dahin noch verschont blieben, werden in Angriff genommen. So bietet jede Ausstellung eine Fülle von Anregungen und immer stärker arbeitet sich das Gesamtbild einer neuen Betätigung heraus. Wir sehen, wie gerade auf diesem Gebiete die mannigfaltigen Fachzeitschriften dieser Richtung zeigen das immerfort neue Probleme aufgerollt werden, die von verschiedenen Persönlichkeiten verschieden beantwortet, verschieden behandelt werden. Darin liegt die Gewähr der Entwidelung.
wie
Diese Gedanken wurden angeregt durch die sehenswerte Ausstellung von Kamerabildnissen, die der Fachphotograph R. Dührkoop ( Hamburg ) im Lesesaal des Kunstgewerbemuseums veranstaltet. Es find Bildnisse von Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften. Markante Gesichter. Das Charakteristische der Einzelperson ist jedesmal ficher herausgeholt. Sicherer, als es oft ein Porträtmaler tut. Der Moment ist äußerst geschickt benutzt und dem Treffenden der jeweiligen Erscheinung dienstbar gemacht. Db der Betreffende in halber Figur, oder sigend oder nur mit dem Kopf erscheint, das gibt schon in der ganzen Art der Haltung Charakteristik. Dann ist je nach der Art des zu Porträtierenden das Gesicht genau auss geführt mit allen Zügen und Fältchen, oder es breitet sich eine malerische Undeutlichkeit darüber, die einen weichen Zusammenhang gibt. Es ist Leben und Bewegung in den Körpern, in den Händen, den Augen. Ueberall ist eine Einheit handen in dem Ausdruck der ganzen Persönlichkeit. Das Monotone ist vermieden, ebenso das Schema. Malerische Erscheinung gibt jedem Bilde einen eigenen fünstlerischen Wert.
bors
Im Jahre 1671 wurde in Marseille nahe bei der Börse das große französische Kaffeehaus errichtet, wie Paul Hoffmann in cinem Aufsatz der Zeitschrift für Kulturgeschichte" mitteilt; das erste deutsche Kaffeehaus tat sich 1680 in Hamburg auf. Die Segnungen dieser Kaffeehäuser hat Michelet begeistert gefeiert: Soll man da noch über den Wert dieser Photographie streiten? „ Die unedle Taverne war enttront, in der sich unter Ludwig XIV. Manch Porträtmaler, der seine Bildnisse nach dem Schema und ohne die Jugend zwischen Weibern und Tonnen wälzte. Kein wüstes| Eigenheit heruntermalt, könnte hiervon lernen. Er benußt seine Werk Brüllen mehr; teine Trunkenheit. Die elegante Kaffeeftube regt zeuge, Pinsel und Farbe, schlecht, während dem Photographen der die geiftvolle Plauderei an, veredelt die Sitten." Ganz so rojig Apparat Selbstzucht, Beobachtung und Ueberlegung anempfiehlt, so und fein scheint es allerdings in den Kaffeehäusern doch nicht daß das Technische nicht hindernd, sondern wegn eisend wirkt. immer ausgesehen zu haben. Eine Leipziger Polizeiordnung wendet sich gegen die Cafés, in denen zu verbotenen Spielen, Heppigkeit und anderen Lastern göttlichen und weltlichen Gesetzen Das Postmuseum in Beru. Jm Postgebäude der zuwider Anlaß und Gelegenheit" geboten werde, und die Kaffee- fchweizerischen Bundesstadt ist kürzlich das Postmuseum cröffnet mascher", die Mädchen, die bedienten, hatten den denkbar schlech- worden. In einem Saale des ersten Stodes find alle die Dinae