ES jeiflt sich dabei, wie schön daS natürliche Grün der Um- zebung mitwirkt. Wie eine Gestalt sich dunkel aufreckt vor Sem Blätterwerk, wie eine kniende Figur sich einfügt, wie der glatte Rasen einen wohltuenden Fonds abgibt für die Plastiker, daS isi reizvoll zu beobachten. Davon können auch die Museumsleiter lernen, denn wir sind nicht sehr geübt in der ilufstelliuig solcher Werke im Freien, wie vorliegendes Beispiel zeigt, wo alles zu reglementmäßig aufgebaut ist. Wieviel Plätze haben wir noch zur Verfügung I Wie vielen, Schlechten gilt es noch ein Gegen- gewicht zu schassen. Müssen es immer Denkmäler oder Brunnen sein, die eine» Platz schmücken. Genügt nicht eine schöne, nackte Einzelfigur, um die Gesetze der Schönheit auszusprechen? Ja, ist sie nicht gerade imstande, das Gefühl für die Schönheit zu wecken? Wie gesagt, es ist ein Bersuch, dem Volk ein Musen», im Freien zu schaffen. Als solcher sei er unbedingt anerkannt und mit Freuden begrüßt. Weiterhin hoffen wir. daß die Auswahl künftighin noch mehr sondere. Neben der schönen Amazone von Tuaillon halten sich die meisten der genannten Bildwerke schwer, und es sieht fast aus. als habe man der Verlegenheitsstücke sich entledigt, für die nian in der Galerie nicht gern einen Platz behielte. Für die Oeffent- lichkeit ist aber gerade nur das Beste gut genug. Denn nur das rinwandsfreie, reine Kunstwerk spricht auch für den fachmännisch nicht Vorgebildeten nachhaltige Lehren auS. Aus dem Gebiete der Chemie. Flußsäure im Süßwasser. Die Flußsäure hat durch- vuS nichts mit Flüssen zu tun, so daß der jetzt erbrachte Nachweis ihres Vorkommens im Süßwasser sogar eine große Ueberraschung für die Naturforscher sein wird. Der Name Flußsäure rührt viel- mehr davon her, daß das zu ihrer Herstellung benutzte Mineral Flußspat, dessen meist schön blau gefärbte Würfelkristalle wohl schon jeder gesehen hat, seit langer Zeit als sogenantes Flußmittel beim Schmelzen von Metallen, und zwar von Eisen-, Kupfer- und Silber- erzen, benutzt wird. Das Element, das dem Flußspat und der Flußsäure eigentümlich ist, heißt Fluor. Außer in diesem und einigen anderen seltenen Mineralien ist es im Meerwasser nach- gewiesen worden. Im Seewasser findet sich überhaupt eine große Zahl der Grundstoffe, aus denen sich die Erde zusammensetzt, viele aber nur in äußerst geringen Mengen, die nur durch die ungeheure Masse des Meerwassers bedeutend werden. Das Fluor ist ver- hältnismäßig reichlich im Meerwasser vorhanden, denn auf jedes Liter kommen 12 Milligramm eines Fluorsalzes. Außerdem ist ermittelt worden, daß sich in Austerschalen und anderen Muscheln das Fluor anreichert, so daß es den zehnfachen Betrag der gewöhn- lichen Menge erreicht. Immerhin ist auch diese Menge noch zu gering, um den Genuß der Seemuscheln gefährlich zu machen, wie es sonst der Fall sein würde, da die Flußsäure eins der schärfsten Aetzmittel ist, die überhaupt bekannt sind. Dr. Carles, dem die Wissenschaft schon grundlegende Untersuchungen über das Vor- kommen des Fluor im Meerwasser verdankt, hat seine Forschungen in letzter Zeit auf das Süßwasser ausgedehnt und nun, wie er der Pariser Akademie der Wissenschaften mitgeteilt hat, eben die un- erwartete Entdeckung gemacht, daß auch im Wasser der Flüsse und Sümpfe der gleiche Grundstoff weit verbreitet ist. Auch in diesen Gewässern nehmen die Muscheln besonders große Mengen von Fluor in sich auf und benutzen es zur Verfestigung ihre Schale. Zu gleichem Zweck brauchen es die Schnecken, die es aus den von ihnen verzehrten Blättern aufnehmen. Medizinisches. Gine neue Aufklärung über die Seekrankheit, die gleichzeitig erfreulicherweise auch den Weg zu einer neuen Be- Handlung zu zeigen scheint, wird von Medizinalrat Dr. Schläger aus Oldenburg   im letzten Heft derMünchener Medizinischen Wochenschrift" gegeben. Dieser Arzt vergleicht das Gefäßsystem des Menschen mit einem geschlossenen System kommunizierender Röhren von verschiedener Weite. Wenn ei» solches unter Schwingungen versetzt wird, so werden keine erheblichen Wirkungen auf die in den Röhren enthaltene Flüssigkeit eintreten, wenn sie vollständig gefüllt sind und das Material der Röhren nicht elastisch ist. Die Adern und Gefäße des menschlichen Körpers aber sind elastisch und unter diesen Umständen werden durch Schwingungen, wie sie beim Auf» enthalt auf einem Schiff auftreten, Schwankungen in der Füllung der einzelnen Blutwege erfolgen, indem entweder eine Ueberfüllung mit Blut oder eine Blutleere erzeugt wird. Dr. Schläger ist auf Grund eigener Beobachtungen zu der Anschauung gelangt, daß die Seekrankheit mit dem Magen überhaupt nichts zu tun hat und daß wenigstens die hauptsächliche Störung vom Gehirn ausgeht. Die eigentliche Ursache für die Erscheinungen der Seekrankheit erblickt er auch nicht in der Blutleere oder Blutübcrfüllung, sondern in dem unregelmäßigen Wechsel der Blutfülle und die dadurch ausgeübte Reizung auf das Gehirn. Es würde demnach bei der Behandlung oder Verhütung der Seekrankheit darauf ankommen, die Wirkung der Schiffsschwankungen auf den Blutstrom zu verhindern, und Dr. Schläger macht den Vorschlag, die in so kurzer Zeit berühmt gewordene Biersche Stauung dabei zu erproben. Er glaubt bereits die Beobachtung in einigen Fällen gemacht zu haben, daß eine Er- zeugung von Halsstauung selbst bei starken Stürmen die Entstehung von Seekrankheit bei Leuten verhindert, deren Anfälligkeit gegen dies Uebel durch frühere Erfahrungen auf das Unangenehmste er- wiesen worden war. Es wird daher den Aerzten empfohlen« gelegentlich weitere Versuche mit diesem ziemlich einfachen Ve» fahren auf Seereisen zu machen. Humoristisches. Eine Prinzen» ot. Der preußische Minister des Innern ersuchte die beteiligten Kreise, die an den Kaiser gerichteten Ein- ladungen um Entsendung eines Prinzen zur Eröffnung von Aus- stellungen und Kongressen tunlichst einzuschränken, da es nicht mehr möglich sei, allen diesen Gesuchen zu entsprechen. Zur Abstellung dieser drückenden Notlage gibt eS zwei Wege: 1. Eine Einschränkung der Zahl der Ausstellungen und Kon- gresse. Wer diese Zahl einschränken wollte, müßte sich aber dem Rade der Zeit entgegenwerfeu; das war früher möglich, aber seit- dem die Zeit in einem Automobil dahinfährt, gerät derjenige, der sich ihr entgegenwirst, unter die Räder. 2. Eine Vermehrung der Zahl der preußischen Prinzen. Diese kann wieder auf zweierlei Arten geschehen. a) Auf natürlichem Wege. Aber selbst weim diese Sache mit der ihrer Wichtigkeit entsprechenden Eile behandelt würde, würden die neuen Prinzen doch erst in etwa 20 Jahren zu verwenden sein. d) Auf künstlichem Wege. Verdienten Männern, die bisher zu Geheimen Kommerzienräten ernannt wurden, könnte der Titel und Rang eines preußischen Prinzen verliehen werden. Aber das geht auch wieder wegen der Ebenbürtigkeit nicht. Unter diesen Umständen sieht der Patriot mit tiefer Trauer in die Zukunft. ES nützt nichts, die Augen vor dem kommenden Unheil zu verschließen. Männern geziemt es offen auszusprechen, was sie befürchten. DaS Vaterland geht einem neuen Jena   entgegen: �Es wird bald eine Ausstellung ohne einen Prinzen eröffnet werden müsset» I Heut wie alle Tage schließt der kleine Max sein Abendgebet mit der Bitte:Behüte auch den lieben Vater und die Mutter, die Tante und den Onkel" und dann mit einem ungeduldigen Seufzer:Ach, lieber Gott, nun»nerk Dir's endlich, ich hab'S Dir doch schon oft genug gesagt!"(Jugend.") Notizen. Im Neuen Theater findet die Erstaufführung des phantastischen Schauspiels:Ein seltsamer Fall" von I. Morton und I. F. Gunniver, daS ein Ensemble Berliner   Künstler in den Monaten Juli und August zur Darstellung bringt, am Sonnabend, den 20., statt. Der Planet Mars   hat gegenwärtig, wie derKöln  . Ztg." geschrieben wird, seine diesmalige größte Annäherung an die Erde erreicht. 61,5 Millionen Kilometer, während er uns im günstigsten Falle bis auf 56,3 Millionen Kilometer nahe konnnen kann. Die gegenwärtige Opposition dieses Planeten ist also für astronomische Beobachtungen seiner Oberfläche recht günstig, leider steht er aber für unsere Gegenden zu tief am Horizont, so daß er hier nicht mit Erfolg untersucht werden kann. In Berlin   beträgt die größte Erhebung deS Planeten über den südlichen Horizont nur 9, in Paris   13, in Rom   26 Grad, weshalb selbst bei günstigster Witterung auch von den größten in Mitteleuropa  vorhandenen Fernrobren nicht viel zu erwarten ist. Dagegen dürste in südlichen Breiten die Beobachtung des Mars   auch in diesem Jahre wichtigere Resultate ergeben, besonders auf dem Observatoriun, zu Arequipa   und demjenigen von Parcival Lowell. Lowell hat bereits über mehrere seiner dies- maligen Beobachtungen Meldungen gemacht. Eine Beobachtung am 26. Mai ergab, daß die Grenze der südlichen Eiszone bei 51 Grad Breite lag, sie war im Durchschnitt pro Woche um zehn Kilometer zurückgewichen. Die dunklen Flecken der Marsoberfläche zeigten Ivieder sonderbare Veränderungen. Ein mit dem Namen I-acus solis bezeichneter wenig dunkler Fleck, wahrscheinlich eine große sumpfige Region auf dem Mars  , hat jetzt neben sich einen kleine», ninden, dunklen Fleck, und von beiden laufen dunkle Linien(Kanäle) aus. Einen ähnlichen Anblick hatte diese Marslandschaft 1894 dargeboten, aber seitdem nicht mehr. Der Astronom Comas Sola   in Barcelona   bestätigt die Wahrnehmung Lowells. Es ist hiernach nicht zu bezweifeln, daß auf der Ober- fläche des Mars   wiederum große Veränderungen vor sich gegangen sind, die wahrscheinlich zu den dortigen Jahreszeiten in Beziehung stehen. Ein neues Bild von Botticelli  . In Paris   ist ein neuer Botticelli entdeckt worden; das Gemälde befand sich in Privat- besitz und die Eigentümer ahnten nicht, daß es ein erlesenes Werk des berühmten Florentiner Meisters war, das sie in ihrem Hanse bargen. Es ist eineMadonna mit dem Kinde". Die Jungfrau ist sitzend dargestellt, den Blick gesenkt, das Haupt an das Kind ge- schmiegt, das austecht auf ihrem Schöße steht. Links von der Gruppe gewahrt man das Profil eines anbetenden Engels. Die Figuren sind vor einen Arkadenbogen gestellt, der Ausblick gibt auf eine weite, amnutige Landschaft, durch die ein Flußlauf sich schlängelt. Verantw. Redakt.: CarlWcrmuth, Berlin  -Rixdorf. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckcrei u.VerlagtanstaltPaul Singer L-Co,.Berlin   SW,