Son 19 Knoten erzielt; da indessen diese Geschwindigkeit un-genügend erschien, wurden Versuche mit neuen Turbinen gemacht,und zum Schluß hatte die„Turbinia" drei Turbinen, deren jedeeine Achse mit drei Propellern trieb; in dieser Gestalt erreichtedm„Turbinia" bereits die außerordentliche Geschwindigkeit von35 Knoten.Dieses Ergebnis verfehlte natürlich nicht, die Aufmerksamkeitder englischen Admiralität auf die neue Erfindung zu lenken, undParsons hatte bald den Erfolg, zwei Torpedobootzerstörer mitTurbinen ausstatten zu dürfen. Leider waltete über diesen keingünstiger Stern. Dieses Mißgeschick wirkte ungünstig auf dasUrteil der Interessenten zurück, und vielleicht wäre trotz aller An-strengung Parsons die technische Verwendung der Turbine wiederin den Hintergrund gedrängt worden, wenn nicht der GlasgowcrReeder Williamson das Wagnis unternommen hätte, einen großenmit Turbinen getriebenen Personendampfcr zum Gebrauch aufdem Elhde erbauen zu lassen. Dieses 1901 vom Stapel gelasseneSchiff, der„King Edward", bewährte sich so vortrefflich, daß als-bald auch ein zweiter Turbinendampfev ähnlicher Größe zumgleichen Zweck erbaut wurde. Auch dieser Dampfer entsprach dengroßen Erwartungen, die durch die früheren Leistungen derTurbinenschiffe erweckt worden waren, und von diesem Zeitpunktean darf die Turbine als durchgedrungen und vom technischen wiekauftnännischen Standpunkte aus anerkannt gelten. Um nur einenVergleichspunkt der Leistungen und Erfordernisse dieser Schiffegegenüber den Dampfern mit Kolbenmaschinen zu geben, sei er-' wähnt, daß der„King Edward" bis jetzt rund 48t) Tonnen Kohlenweniger gebraucht hat, als ein nahezu gleich großes Schiff altenSystems, das mit ihm in dieser Zeit fast genau die gleiche Zahl— rund 12110 Seemeilen zurückgelegt hat.Solche Erfolge mußten natürlich alsbald den Bau weiterer'Turbinenschisfe nach sich ziehen. Zunächst war das im Verkehrzwischen Calais und Dover, sowie zwischen Liverpool, FIcetwoodund Douglas der Fall; auch hier zeigte sich eine große Wirt-schaftliche Ueberlegenheit der Turbine über die Kolbenmaschine,indem z. B. auf der Strecke Calais— Dover sich die Geschwindig-keit der Turbinendampfer durchschnittlich drei Prozent größer alsjene der anderen Dampfer erwies, während der Kohlcnvcrbrauchum 25 Prozent bis 50 Prozent und der Verbrauch an Schmierölgar um über 80 Proz. geringer war als bei jenen, ganz abgesehendavon, daß die Turbinen auf dem Schiffe einen wesentlich geringerenRaum beanspruchen als die Kolbenmaschinen.Die nächste Etappe war jetzt naturgemäß die, daß das neueBeförderungsmittel auch bei Pen großen Ueberseedampfern ein-gefuhrt wurde. Die Allanlinie von Liverpool wagte mit denSchiffen„Vikwrian" und„Virginian" Zuerst diesen Schritt undsah ihre Erwartungen durchaus gerechtfertigt. Es folgte sodanndie Cunardlinie mit den Schwesterschiffen„Earonia" und„Earmania", von denen das erste mit Kolbenmaschinen, das zweitemit Turbinen ausgestattet wurde; der Vergleich, zu dem wohlniemals vorher so günstige Bedingungen gegeben waren, fiel auchhier zugunsten der Turbinen aus, die seitdem selbst auf so gewaltigenSchlachtschiffen wie der„Dreadnought" mit 28 000 Pferdekräftenihre Leistungsfähigkeit beweisen.Heute kann die Kraft der auf den gesamten Kriegs- undHandelsflotten der Welt verwendeten Turbinen auf 800000 Pferde-kräfte geschätzt werden. Allerdings haften der Turbine als Schiffs-beförderungsmittel zurzeit noch einige llnvollkömmenheiten an, sovor allem der Mangel, daß dieselbe Turbine zurzeit nur die Fort-bewegung des Schiffes nach einer Richtung gestattet. Man hatdieser Unvollkonnnenheit dadurch abzuhelfen gesucht, daß man dieSchiffe außer den zur Vorwärtsbewegung bestimmten großen auchmit besonderen kleinen Turbinen zur Rückwärtsbewegung aus-stattete, was immerhin nur als ein Aushülfsmittel angesehenwerden kann; sollte es je gelingen, eine umkehrbare Turbine zuerfinden, so würde dadurch die Verwendbarkeit der Turbine ge-steigert werden und kein Unterschied hinsichtlich der Manövrier-fähigkeit der mit ihnen ausgestatteten Schiffe mehr zwischen Tur-binen und Kolbenmaschinen bestehen.Turbinen von 13 000 am Niagara. Am Niagarastellten, wie„Prometheus" berichtet, die von Eschcr, Wyß u. Co.in Zürich für die Canadian Niagara Power Co. gebauten Turbinenvon 10 000 PL und die von I. M. Voith in Heidenheim für dieOntario Power Co. gebauten Turbinen von 11 340 PL die größtenEinheiten dar. Sie sollen jetzt von den Anrerkkanern noch überholtwerden, denn die Electrical Development Co. of Ontario, die eben-falls am Niagara ein Kraftwerk besitzt, hat bei der I. B. MorrisCo. in Philadelphia vier Turbinen von 13 000 PL in Auftrag ge-geben, von denen zwei bereits aufgestellt sind. Diese werden bei41 Meter Gefälle 250 Umläufe in der Minute machen. Sie werdenebenso wie die deutschen Turbinen als Doppelturbincn mit senk-rechter Achse ausgeführt und mit einem Wechselsicomgeuerator von1000 Kilowatt Leistuug gekuppelt.Hnmoristisches.— Ein Schlanke l. Auf der Fahrt von Roseuheim nachTraunstein sitzt in einem Eisenbahncoupö Herr v. Stritzow; ihmgegenüber ein alter Bmier aus dem Chiemgau. Herr v. Stritzow:»Nu, sagen Sie mal, mein Vcrehrtester, warum heißt denn eigent-lich dieser See.Simsee'?*— Bauer(sich kurz besinnend):»Werdscho' desweg'n so hoaß'n, weil ma''n finunal ssiebenmal) fleht imVorbeifahrt 1"— Herr v. Stritzow fängt, um sich zu überzeugen,zu zählen an; wie er aber bereits fünfzehnmal gezählt hat, stellt erden Bauer zur Rede.—.Ja," lacht der pfiffig,„hättsst D' halt netso oft außi geschaut. Du gar Gescheiter l"— Karriere. Tourist(der mit seinem Bergführer im HotelMittag macht):»Ist das wahr, der Hotelier hier soll ja ein ganzarmer Teufel gewesen sein?"— Führer:»Dös stimmt! Als Echohat er angefangen."(»Fliegende Blätter".)— Humor des Auslandes. Politiker:»Ehe Sie IhrenBericht über dieses Interview einsenden, wünsche ich ihn zu sehen".— Reporter:»Unmöglich I Ich habe ihn schon eine halbe Stundevor Vcgmu dieses Jiuerviews eingeschickt 1*(»Life".)— Im Seebade. Kurgast:„Sie sagen in Ihrer Anzeige,daß die Zimmer vor Beginn der Saison billiger sind."— Wirtin:„Ja, aber da Sie mit sechs Personen zugleich gekommen find, habeich die Saison sofort eröffnet."(„ S l o v o.")Notizen.— Waldemar Kaden, ein populärer Jtalienschristfleller,ist in München gestorben. Kaden war 1838 in Dresden geborenund feit 1878 in Neapel ansässig, wo er jahrelang als Lehrer derdeutschen Sprache tätig ivar. Seine zahlreichen Schriften überItalien sind im Feuilletonstil gehalten.— Eine Grillparzer-Ausgabe in kritischer Be«arbeitung wird von der Wiener Gemeinde miter Leitung des Prof.A. Sauer veranstaltet werden. Sie soll schon am— 31. Januar 1917fertig vorliegen. Ein Jahr nach Absatz dieser Ausgabe wird auchschon eine Volksausgabe erscheinen. Hoffentlich erlebt das WienerVolk diese weise Literaturfürsorge noch.— Ein Gemälde Daumiers, dieses hervorragendstenund tiefften französischen Karikaturisten, der auch als Maler feineQualitäten besitzt, soll für die Berliner Nationalgalerie erworbenwerden— falls sich Privatmittel dafür auftreiben lassen. DennStaatsmittel sind im Laude der nationalen Wirtschaft nur für in-ländische Werke verfügbar. Das Bild, daS sich bei einem PariserKunsthändler befindet, betitelt sich„Das Drama" und stellt Bühneund Zuschauerraum dar. Die Bereicherung unserer Nationalgaleriedurch dieses Werk würde eine sehr erfreuliche sein.— Die Sixsche Gemäldesammlung in Amsterdam,die Perlen holländischer Malerei enthält, wird größtenteils von derholländischen Regierung angekauft und damit Holland erhaltenbleiben. Es wird ein Kredit von 550 000 Gulden von den Kammerndafür verlangt.— Im Lande des MandarinentumS. An derUniversität Jena wird im nächsten Semester ein staatSwissenschast-licheS Dipkomexamen eingeführt werden. ES wäre auch gar zugrausam, wenn eine Klaffe akademischer Bürger noch länger ohneeine staatliche Beglaubigung verbliebe.— Drahtlose Telegraphie über den At-lan tischen Ozean. Von Marconi wird wieder einmal angekündigt, daß demnächst die drahtlose Telegraphie über denAtlantischen Ozean eröffnet werden soll. Der italienische Erfinderkehrt soeben aus Kanada nach England zurück, nachdem er dortExperimente geleitet hat, die. wie berichtet wird, die Möglichkeit derdrahtlosen Telegraphie über den Ozean bewiesen haben. DerBetrieb soll in nächster Zeit für das Publikum eröffnet werden.— DaS Automobil in der Antarktis. Am nächstenDienstag wird die neue englische antarktische Expedition unter derFührung des Leutnant Shackleton ihre Ausreise antreten. Eshandelt sich für die englischen Forscher zwar nicht um einen„Vorstoßnach dem Südpol", sondern in erster Linie um die Lösung wissen»schaftlicher Ausgaben; aber ein Teil der Mitglieder der Expeditionwill doch eine Fahrt nach dem Süden unternehmen und man hatum so bessere Hoffimug, weiter zu gelangen als alle bisherigenReisenden, weil man großes Vertrauen zu dem besondersfür antarktische Zwecke konstruierten Automobil hat. DasAutomobil soll nicht die Personen selbst führen, sondernnur zum Schleppen dienen; deshalb konnte es sehr leichtkonstruiert werden, da es außer dem Motor nur das not-wendige Gerüst trägt. So hofft man, daß eS in dem gefrorenenSchnee nicht einsinken wird. Wenn es die Umstände erfordern,können die Vorderräder durch Schlittenkufen ersetzt werden. DieExpeditton will König Eduard VII.- Land berühren, m,d dortwird sich die Landexpeditton, die aus zwölf Mtgliedern besteht, aus-schiffen. Gerade nach Süden erstreckt sich eine weite ebene Eisfläche,während sich zu beiden Seiten hohe Berge, darunter der 13 000 Fußhohe tättge Vulkan Mount Everis, erheben. Ueber diese Gletscher«bahn soll nun der Motor die Schlitten ziehen.Verantw. Redakt.: CarlWermuth, B; rlm-Rixdorf.— Druck u. Verlag: Vorwärts Buchtruckerri u.VerlagianstaltPaul Einger Lido.. Berlin L W.