und Alleinherrscher wird. Wenn aber das ganze Völk herrscht, so bilden sich Cliquen auf Gegenseitigkeit, und die wirtschaften, bis einer von ihnen daS Land aus ihrer Gewalt befreit und Allein- Herrscher wird. Warum also die Umwege l" Diesem fielen die anderen vier bei; und sie machten aus, wessen Roß am anderen Morgen zuerst wiehern werde, der solle König sein. Dareios   aber sagte seinem Stallmeister davon und mahnte ihn. daß er Vorsorge treffe. Und sein Stallmeister sprach:«Herr, wenn es darauf ankommt, so seid Ihr gewählt; laßt mich sorgen." In der Nacht aber, die diesem Tage folgte und dem Morgen der Königswahl vorausging, führte der Stallmeister des Dareios seines Herrn Hengst vor daS Tor, durch das die Fürsta, der Sonne entgegenreiten sollten, zu einer Stute, die er dort ange- bundeu hatte. Und als am anderen Morgen die Fürsten   dort heraus ritten, und der Hengst an die Stelle kam, da warf er die Nüstern in die Luft und wieherte. Die anderen aber sprangen von den Pferden und huldigten. Und als Dareios fest in der Herrschaft saß, da ließ er ein Reiterstandbild setzen und die ironischen Worte darunter ein- graben: .Dareios  , deS Hhstaspes Sohn, wurde König über die Perser durch das Verdienst seines Pferdes und seines Stallmeisters." Franz im.März". Völkerkunde. Die indische Witwenverbrennunz. Die Sitte der Witwenverbrennung in Indien   gilt als ein überwundener Standpunkt, nachdem die regierenden Briten mit energischen Matz» regeln dagegen eingeschritten sind. Ganz verschwunden ist er aber noch nicht, und er scheint vielmehr noch insoweit in den Anschau- ringen der indischen Eingeborenen fortzuwuchern,.daß es noch immer einer Frau hoch angerechnet wird, wenn sie nach dem Tode ihres Mannes freiwillig aus dem Leben scheidet. Freilich scheint da? Sati, wie dieser alte Brauch in Indien   genannt wird. wenigstens andere Formen angenommen zu haben. Mit der feierlichen Verbrennung eines lebendigen Menschen will es nicht inehr recht gehen, aber eS gibt neben diesemheißen" Sati noch ein kaltes", das von dem Gebrauch des Feuers absieht und sich heim- licherer Mittel bedient, gegen deren Benutzung denn auch wohl schwer etwas zu machen sein wird. Nach einer Mitteilung des Lancet"-Korrespondenten aus Kalkutta   ist erst ganz kürzlich wieder ein Fall dieser Art vorgekommen, in dem sich eine Frau nach dem Tode ihres Mannes vergiftet hat. nachdem sie eine schriftliche Mitteilung für ihren Bruder hinterlassen hatte, worin stand:Traure nicht um mich, lieber Bruder; ich folge ihm. wie eS mir durch die Lehre meiner Eftern geboten worden ist." Aller- dingS sind die Jndierinncn viel vernünftiger als die Europäerinnen, denn sie nehmen in solchen Fällen wenigstens nicht Lysol, sondern das sanft einschläfernde Opium. Es wird versichert, daß namcnt- lich ,n Bengalen das Sati durch Gift noch immer viel häufiger ist, als die Behörden wissen und annehmen, und daß es auch noch immer als etwas besonders Ehrenhaftes für eine Witwe ge- schätzt wird. Aus der Pfiauzenwelt. Die botanischen Gärten der Insel Java, die von Bujtenzorg und Tjibodas, gehören zu den größten©ÄjcnS» Würdigkeiten ihrer Art auf der ganzen Erde, mit ihren mächtigen Lianen von 1 Fuß Durchmesser, Muskatbäumen, Brotfruchtbäumen, Tapiokapflanzungen, wundervollen Hainen aus Farnbäumen mit Stämmen von über 50 Fuß Höhe usw. Der botanische Garten in Bujtenzorg liegt mehr als 900 Fuß über�dem Meere und ist deshalb weit kühler gelegen als die Niederung an der Küste. Regen fällt fast zeden Tag und fast gleichmäßig daS ganze Jahr hindurch, nur die Vormittage sind gewöhnlich sonnig und klar. Die Pflanzen wachsen dort unter Verhältnissen.die denen des Treibhauses gleichkommen. Zur einen Seite deS Gartens erhebt sich ein tätiger Vulkan, auf der anderen Seite ein erloschener, zwischen beiden strömt ein sehr veränderlicher Fluß. Die Ge- schichte des Gartens geht zurück auf den bekannten britischen Gouverneur Raffles, der im Jahre 1811 einen malerischen Park um seinen Palast anlegte, von dem noch einzelne Ucberbleibsel zu sehen sind. Die Pflanze Rafflesia. die seinen Namen verewigt hat, ist dort aber nur selten. Während der letzten Verwaltungs- Periode von 1889 ab. hat sich der Garten großartig entwickelt. Für ousländische Gelehrte stehen dauernd acht Plätze im Laboratorium zur Verfügung. Viele wertvolle Arbeiten von unmittelbarem Nutzen für die Landwirtschaft find hier schon geleistet worden. Nachdem die Kaffeepflanzungen durch einen Pilz zerstört waren, wurde ihier in diesem Garten zuerst der Chinarindenbaum aus Süd« amerika akklimatisiert, der dann auf den verwüsteten Kaffee» feldern angepflanzt wurde. Jetzt sind Versuche für eine neue Kautschukgewinnung im Gange, andere zur Verbesserung der Er- zeugung von Vanille und Kokain. Bewirtschaftet wird der'Garten von 89 Europäern und 299 Eingeborenen. Die Pflanzen sind nicht in einer strengen Folge der Ordnungen gepflanzt worden, sondern in gemischten Gruppen. Von jeder Art werden wenigstens zwei Exemplare gepflanzt und wenigsten» eines mit einer Namens» bezeichnung versehen. Ein rotes Schild unterscheidet die aus- ländischen Pflanzen von den heimischen. Hier gedeihen manche Pflanzen im Gartenboden, die ursprünglich auf dem salzigen Boden des MeereSufer» wuchsen. Die Sammlung der Palmen ist eine der größten der Welt, besonders ausgezeichnet durch ihr« herrlichen Exemplare der Areca und Livingstonia. Die Kasuarinen, die auf den Hügeln Javas   ähnliche Wälder bilden wie unsere Lärchen, sind ebenfalls in prächtigen Gruppen vertreten. Ferner ist zu erwähnen die Fülle der Feigenbäume, die als Schatten. spender in den Straßen der javanischen Städte besonders bevor- zugt werden, und die kostbaren Orchideen, die auf den sogenannten Kandelaberbäumen wachsen. Der Berggarten von Tjibodas, in einer Erhebung von 4599 Fuß über dem Meere, bildet eine not» wendige Ergänzung zu dem eigentlichen botanischen Garten. Dort werden gute Kartoffeln gezogen, und auf dem Wege dahin kommt man durch Reisfelder und Teepflanzungen. Schließlich führt der Pfad durch einen mächtigen Dschungel auf die Berghöhe. In diesem Sumpf entwickeln sich die tropischen Eichen zu dichten Knäueln, überall wachsen schmarotzende Farnkräuter auf den Bäumen, gefallene Baumstämme sind über und über mit Moos  überwuchert, und das Wachstum ist hier ein so üppiges, daß der Weg schnell versperrt wird und von Zeit zu Zeit neu auf- geschnitten werden muß. Auf der Höhe erinnert die Pflanzenwelt etwas mehr an die europäische mit ihren Veilchen, Lobelien usw. Die eingeborenen Malayen besitzen übrigens eine bewundernswerte Sicherheit im linterscheiden der Pflanzen und wissen zwei ver- schiedene Eichenarten zu erkennen, bei denen selbst der Botaniker auf den ersten Blick keinen Unterschied finden würde. Humoristisches. Poesie und Prosa. Schauspieler(in ein Cafö tretend): .Kellner, bringen Sie mir einen Kognak so groß wie die Narrheit der Menschen und so echt wie die Falschheit der Welt!" Kellner (trocken):Soll er 29 oder 39 Pfennig kosten?' Unter Malern. A.(renommierend):In den letzten vier Wochen Hab' ich ungefähr zehn von meinen Gemälden an den Mann gebracht." B.:Bei mir hat er auch gepfändet." Kennzeichen. HiaS:Dem Pfarrer sei Obst muß aber Heuer großartig geraten sein,'s ist höchste Zeit, daß wir uns'was holen." Seppl:Wieso meinst Du denn?" Hias:Na, seit drei Sonntagen predigt er schon gegen da» Obststehlen I" (Meggendorfer Blätter.') Notizen. Die Freie Volksbühne eröffnet ihre Veranstaltungen für ihre zwanzig Abteilungen am 1. S e p t e m b e r im Neuen Schauspielhaus mit Gerhart Hauptmanns  Fuhr- mann Henschel" als erste Vorstellungsserie. Die zweite Serie bringt im Berliner   Theater   am 1. September mit der 19729. Abteilung beginnend Artur Schnitzlers Freiwild". Die Konzert- und Festveranstaltungen im Mozartsaal mit dem Mozartsaal-Orchester und die Kunslabende im Rathaus beginnen unter Mitwirkung erster Solisten in» Oktober. EineKreuzigung" vonKonrad Witz ist von Bode in London   für das Berliner   Kaiser Friedrich- Museum kürzlich neu erworben worden. ES ist ein beinerkens- werte» und in mancher Beziehuug eigenartiges kleines Gemälde, von dem Baseler Maler, auf den inan erst in neuerer Zeit allgemein aufmerksam geworden ist, in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gemalt. Das Bild ist mit herbem Realismus, dtr air die EyckS er- innert und mit einein leidenschaftlichen Pathos geinalt; die Kreuzigung ist in einer Landschaft von überraschender Wahrheit der Luststiinmuirg dargestellt. Ein Seminar für Kultur- und Universal- g e s ch i ch t e soll unter Professor Lamprecht an der Leipziger  Universität errichtet werden. DieSeelen Häuser" der alten Aeghpter. Auf der Jahresversammlung derBritish Association" hielt Professor FlinderS Petrie   einen Vortrag über.Seelenhäuser", die während der Ausgrabungen deS letzten Winter? von bei» britischen Archäo- logen in Assiut   zutage gefördert sind. Sie wurden in solchen Mengen gefunden, daß»nan sich eine genaue Vorstellung von ihrer EntWickelung machen kann. Zunächst wurde auf das Grab eine ein- fache Matte»md darauf eine Pfanne mit Nahrung gelegt. Dann wurde die Opfergabe in Stein dargestellt, um den Bedürfnissen der Seele auf die Dauer zu genügen. Weiterhin wurde eine Vorrats- kannner hinzugefiigt, die zuerst in ihrem Aeußeren den Wüstenzelten entsprach und die sich im Laufe der Zeit zu ganzen Miniaturhäusern entwickelte, die»nit allem Notwendigen ausgerüstet waren. Da sah man eine Feuerstätte, Stühle und Lagerstellen in Ton, und selbst Frauen, die Brot buken. Diese Tonhauser wurden auf daS Grab gestellt, um der Seele den ewigen Frieden zu schenken und sie zu verhindern, zum Dorfe zurückzuwandern. Die Seele batte auch einen Esel zu ihrer Verfügung, für den natürlich auch der nötige Futtertrog bereit stand. Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Druck u. Verlag: VorwärtsBuchdruckerei u.Verl  «g»anstaltZaul Singer LtCo., Berlin   LV/.