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Dunkelheiten und glühender Farben. Und inmitten jener Welt die Gestalt jenes Malers, die uns noch jest so modern anmutet, deffen Farben so fühl und ruhig, dessen Charakteristik so prägnant war. Ein glühendes Künstlertum unter einer starren Oberfläche. Mit gewandtem Stift zaubert uns Muther jene Kultur, jene Kunst bors Auge.

leber Mar 2iebermann schreibt N. Klein in etwas pedantischer Art, die künstlerisch eigene Anschauung öfter vermissen fäßt. Gleichfalls von Liebermann handelt in den zuerst angeführten Künstler- Monographien Hans Rosenhagen  . Der Vorzug liegt in den Abbildungen, deren reiche Auswahl eine flare Vorstellung von der Arbeit des Künstlers gibt.

Beiden Sammlungen tritt ergänzend eine Serie fulture geschichtlicher Monographien zur Seite. Ed. von Mayer spricht von den Beziehungen zwischen Fürsten   und Künstlern" und schreibt damit eine Geschichte des Mäcenatentums in teilweise zu ausführlicher, dann zu knapper Weise. Er behandelt das Kulturelle, bergißt aber das Soziale. Des öfteren ist seinen allzu engpersönlichen Liebhabereien zu sehr Spielraum gelaffen und die schönfärberische Phrase stellt sich ein. Gerade dieses Kapitel müßte fritischer behandelt werden, um endlich einmal mit fest haftenden Vorstellungen aufzuräumen.

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Aus der fulturgeschichtlichen Monographiensammlung, die bei Belhagen u. Klasing erscheint, ist als neue Erscheinung das Werk über Ex libris"( Buchzeichen) zu erwähnen, deren Geschichte der als Sammler dieser kleinen graphischen Blätter bekannte W. von zur Westen schrieb; der Ton ist etwas trocken, gar zu sammelmäßig beschreibend und registrierend; die Ab­bildungen find überaus zahlreich und geben an sich einen Ueberblid über die verschiedenen Stile dieser graphischen Kleinkunst.

So find diese Monographien wohl geeignet, in spezielle Gebiete einzuführen und die allgemeine Darstellung, die notwendigerweise nur die Hauptpunkte berühren, nur die Grundlage geben tann, zu ergänzen, wobei die reiche Auswahl dafür sorgt, daß man in jeder Hinsicht nach seinem Gefallen wählen lann.

Kleines feuilleton.

Medizinisches.

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192 Badzähnen, in deren Befit sich die betreffenden Kranken hätten befinden sollen, nur zwölf in normaler Leistungsfähigkeit waren und daß infolgedessen die Tätigkeit des Kauens, die mit Recht als erftes Glied in der Reihe von Vorgängen einer gefunden Verdauung betrachtet wird, nur zum vierten Teil geleistet wurde. Es bedarf teiner weiteren Ausführung, um noch nachdrücklicher zu zeigen, daß diese Verhältnisse des Mundes für das Zustandekommen und den Verlauf von Lungenkrankheiten von schädlichstem Einfluß sein müssen. Dr. Dodd schließt mit dem fräftigen Ausdrud: Alle Vorsichtsmaßregeln müssen zu einem Selbstbetrug werden, wenn der Kranke seine Speisen, bevor er sie hinunterschluckt, in einem solchen Totenhause faut."

Astronomisches.

Ein neuer Komet wurde Mitte Juni von dem Astronomen Daniel in Princetown entdeckt, dessen Helligkeit seitdem so stark zu­genommen hat, daß er schon Ende Juli heller war als ein Stern bierter Größe. Damit tritt er in den Bereich der Sichtbarkeit für das unbewaffnete Auge. Seine Helligkeit nimmt aber noch fort während zu, und hat jetzt bereits die Helligkeit eines Sternes zweiter Größe erreicht, das ist so hell wie die hellsten Sterne in dem uns allen bekannten Sternbilde des großen Bären. Der Komet zeigt sogar einen furgen nach rechts oben geftredten Schweif, der vermutlich noch an Helligkeit zunehmen wird, je mehr sich der Komet der Sonne nähern wird. Ueber die Natur dieser Schweife, die man bei den meisten helleren Kometen sieht, läßt sich End­gültiges noch nicht aussagen, weil wir auch über die Natur der Masse, aus welcher die Kometen bestehen, nicht in Gewißheit sind. Die Kometen bestehen aus so feiner Materie, daß die schwächsten uns fichtbaren Sterne ohne merkliche Schwächung ihres Lichts durch fie hindurchstrahlen.

Die Helligkeitszunahme des gegenwärtigen Kometen wird noch anhalten. Es wird deshalb interessieren, wo wir dieses merk würdige Gebilde am Himmel zu suchen haben. Man wird ihn un­schwer auffinden, da er sich vorzugsweise in der Nähe beller Sterne bewegen wird. Er geht der Sonne borauf und ist infolgedeffen am Morgenhimmel sichtbar. Man hat ihn daher am Osthorizont unter den dort um Uhr bis 4 Uhr stehenden Sternbildern zu fuchen. Dann steigt gerade der Orion über dem Horizont empor, den unsere Leser alle kennen, da er im Winter den schönsten und auffallendsten Schmud unseres Sternenhimmels bildet. Noch weiter öftlich stehen die Zwillingssterne Caftor und Pollur. Ber bindet man den helleren von beiden, Bollug, mit dem hellsten links oben im Sternbilde des Orion stehenden Beteigeuze durch eine gerade Linie, so geht durch die Mitte derselben am 15. Auguft gerade der Nomet hindurch. Jezt steht er in den Hyaden, einer Sterngruppe, bekannt, das Sternbild des Stieres bilden. Sein Weg wird ge­die zusammen mit den Plejaden, unter dem Namen Siebengeftirn fennzeichnet durch die Verbindungslinie des auf die beschriebene Weise für den 15. August gefundenen Ortes des Kometen mit dem hellen Sterne erfter Größe im Stier, Aldebaran. In den wenigen Wochen dieses Monats durchläuft er vermöge feiner außerordentlich schnellen Bewegung in der Sonnennähe ungeheure Strecken an unserem Himmel; mit jedem Tage tann man sein Fortschreiten unter den Sternen feststellen. Man bedient sich zu diesem Zwecke mit Vorteil der kleinen Sterntarte von A. Klippel, die im Verlage der deutschen Lehrmittelanstalt von Klodt in Frankfurt   erschienen ist( Preis 1,25 M.).

8usammenhang von Bahn- und Lungenkrant. heiten. Einer der wichtigsten gesundheitlichen Ratschläge, die fich aus hygienischen und medizinischen Forschungen in der letzten Beit ergeben haben, liegt in dem immer stärkeren Hinweis auf den Busammenhang zwischen einem krankhaften Zustand der Zähne und der Entstehung anderer Krankheiten. Es wird heutzutage gefor dert, daß schon der gesunde Mensch, noch mehr aber der krante, in einer reinen Luft lebe, namentlich möglichst wenig Staub atme, eine geeignete und von krankheiterregenden Keimen freie Nahrung zu sich nehme usw. Man soll sich doch aber einmal flar machen, was das alles nüßen kann, wenn die krankheiterregenden Keime im Munde selbst vorhanden sind. Und angesichts der Tatsache, daß die Stockung der Zähne überhaupt die weitestverbreitete aller Strant­heiten ist, ist es sicher, daß nur bei einem geringen Teil der Men­schen der Mund von solchen Keimen frei ist. Namentlich muß es begreiflich erscheinen, wenn ein Zusammenhang zwischen Zahn- und Bei seinem Umschwung um die Sonne erreicht der Komet seine Lungenkrankheiten geargwöhnt wird. Um diesem Berdacht eine festere Unterlage zu verschaffen, hat Dr. Dodd, wie er in den Ver- größte Annäherung an diese am 4. September 4 Uhr nachmittags. handlungen der englischen Odontologischen Gesellschaft ausführte, erscheint uns deshalb nicht mehr morgens, sondern am Abend. Nach diesem Zeitpunkte geht er für uns erst nach der Sonne unter, an einem Krankenhause und in einem Sanatorium Untersuchungen Dann wird er am Abendhimmel vielleicht ein auffallendes Gestirn der Zähne an Lungenkranken vorgenommen. Die Ergebnisse sind, werden. Der Komet würde uns noch viel heller erschienen sein, um es gleich zu sagen, vollkommen beweisend für jenen Verdacht und mit Bezug auf den Zustand, in dem sich das Innere des wenn die Erde der Kreuzungsstelle ihrer mit seiner Bahn nicht so Mundes sogar bei vielen sonst gebildeten Leuten befindet, geradezu Kilometer von diesem Orte ab, tann aber auch dem Kometen nicht entfernt gestanden hätte. Die Erde stand aber fast 120 Millionen niederschmetternd. Schon bei Kindern fand Dodd trotz der noch mehr näher kommen, weil dieser sich bedeutend schneller bewegt nicht vollen Entwickelung des dauernden Gebisses in vier von sechs als die Erde. Er müßte uns also nach der Kreuzung der Erd­Fällen tote Zähne und offene Wurzelhöhlen im Verein mit einer starken Besiedelung des Mundes mit Batterien. In dem Kranken- bahn wieder lichtschwächer erscheinen, wenn seine Helligkeit mit Wie haus wurden 35 weibliche Lungentrante im Alter von 13-40 feiner Näherung an die Sonne nicht gewaltig zunähme. Jahren untersucht, die zusammen 1088 Zähne hätten haben sollen. Gemüter sogleich wieder an einen Zusammenstoß mit der Erde ge­beim Erscheinen jedes helleren Kometen haben übrigens ängstliche Es stellte sich aber heraus, daß 42 Proz. dieser Zähne entweder fehlten oder im Verfall begriffen waren. In 16 Fällen waren tote glaubt. Nun ist zwar die Bahnebene des gegenwärtigen Kometen nur verhältnismäßig wenig gegen diejenige der Erde geneigt; sie Zähne oder bloßgelegte Gaumenhöhlen vorhanden, und in dem beträgt nur 9 Grad. Hätte aber felbft die Erde an der Kreuzungs Mund vieler Patienten war die Zahl solcher Verlegungen eine ganz stelle gestanden, als der Komet diefe passierte, so wäre der Abstand beträchtliche. Eine Krante trug ein fünstliches Gebiß, das sie gar beider noch immerhin so erheblich gewesen, daß ein Zusammenstoß nicht aus dem Munde zu bringen vermochte und gegen dessen nicht hätte stattfinden tönnen. Der Komet ging eine sehr große Herausnahme zu Reinigungszwecken sie sich sträubte. Die 31 unter- Strecke unterhalb( d. H. südlich) der Erdbahn hinweg. Seine größte fuchten Männer hätten 970 Zähne haben sollen, von denen aber 263 Annäherung an die Sonne beträgt rund 78 Millionen Kilometer, fehlten oder so schlecht geworden waren, daß sie als nublos betrachtet werden mußten. Außerdem waren noch 175 stockig, so daß sich die liegt also etwa in der Mitte zwischen der Merkur  - und der Venus­Zahl der beschädigten oder fehlenden Zähne zu 45 Proz. ergab. Die Vernachlässigung der Mundreinigung war bei den Männern eine noch größere, so daß die Untersuchung dem Arzt zuweilen eine Höchst   peinliche Aufgabe stellte. Die Nachforschungen, die an ins­gesamt 53 Lungenkranken des Sanatoriums gemacht wurden, liefer­ten ganz ähnliche Ergebnisse, indem bei den Männern über 42, bei den Frauen etwa 36 Proz. der Zähne fehlten oder unbrauchbar maren. Ein zweiter Arzt hat in einem anderen Sanatorium noch ungünstigere Verhältnisse festgestellt, indem er ermittelte, daß von

bahn.

Hygienisches.

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F. L.

Der schwache starke Mann". In einem, dem jüngst herausgegebenen Gesundheitsbericht über die englische Flotte für 1905 als Anhang beigegebenen Aufsatz legt, wie wir den Blättern für Volksgesundheitspflege" entnehmen, der englische   Marineftabs. arzt Gastell in beherzigenswerter Weise dar, wie einseitige Aus­bildung zu förperlicher Kraft keineswegs immer auch eine voll fommene Gefundheit bedeutet, sondern im Gegenteil sehr häufig