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höchsten Punkte der Stadt. Bis zu 30 Exemplaren saßen Sie Ueberpflanzen auf einem Baume beisammen.
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Und ich gehe bis an die Guiskaten, bis dahin, wo der Wald das Dörfchen umfängt. Vor mir sehe ich eine Männergestalt. Mit großen schweren Schritten geht er von einer Kate zur anderen, flopft an jedes der kleinen Fenster und„ Uppstohn" sagt er mit dumpfer, Harter Stimme. Dann werden die Hausthüren geöffnet und auf den Herden flammt Reisigfeuer auf. Sie müssen raus, um 5 Uhr geht es an die Arbeit und 2 Stunden sind nicht viel, um alles für das Vieh und die Kinder zu besorgen. Von 11 bis 1 ist Mittagsstunde, aber der Weg vom Feld ist manchmal so weit, daß die Frauen gerade das Vieh füttern können. Die Kinder gehen erst um 6 Uhr zur Schule, darum werden sie erst um 5 Uhr geweckt, wenn die Eltern gehen. Ihre Pflichten für den Tag fennen sie und das bißchen Essen steht fertig im Flurfenster. Um 9 ist die Schule für die Großen zu Ende, dann werden die ganz kleinen, die noch die Mutterbrust haben müssen, aufs Feld gebracht; die Stillzeit ist des armen Weibes Ruhepause. Manche mögen mit einem Seufzer die bleischweren Glieder erheben, aber es geht nicht anders, es ist Sommer, da muß gearbeitet werden und verdient, damit der Mann das ganze Jahr durchschnittlich 8 M. Wochenlohn hat.
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Es ist verständlich, daß die für ihren luftigen Standort wenig oder gar nicht ausgerüsteten Ueberpflanzen der zuletzt gedachten Art in ihrer Entwickelung nicht selten zurückbleiben, wie auch, daß mehrjährige Gewächse tein allzu großes Alter als Ueberpflanzen erreichen. Aber auch hier wieder sind nicht wenige Ausnahmen anzuführen. In der Umgegend von Klagenfurt wurde der Weserdarm auf Robinien 1½ Meter lang herabhängend, reichlich mit Blüten besetzt angetroffen. In Darmstadt fühlte sich das Springfraut in Beständen von 20-30 Exemplaren auf Robinien fizend äußerst wohl, gut ein Drittel der Anzahl blühte. Ebenda wurde ein fräftiger Fliederbusch von etwas über 1 Meter Höhe beobachtet, desgleichen ein schwarzer Hollunder, der nahezu 1 Meter hoch geworden war. Vom mittleren Neckar wird über viele Fälle durch aus normalen Wachstums berichtet, ein Hollunderstrauch war gegen 2 Meter hoch. Der Bitterjüß fand sich vor in großen mehrjährigen Stöcken, deren unteren Stengel eine Dicke von 2 Zentimeter aufmeisen konnten. Der Hohlzahn war bis 1 Meter hoch und reich verzweigt gewachsen, Schöllkraut stand in dichten Büscheln. Auf einer alten verwitterten Kopftreide im Galizischen war eine Birke bis zur Höhe von 1 Meter aufgewachsen, als ihr ein Forscher das Weitergedeihen unmöglich machte. In Vorpommern fiel eine Eberesche der Anlage eines Entwässerungsgrabens zum Opfer, die ihrem Hausherrn, einer Kopfweide, mehrere Meter über dem Kopf gewachsen war. Eine vollständig ebenmäßig entwickelte Wehmutstiefer von etwa 35 Zentimeter Höhe mit 3 Wirbeln wurde auf ciner Robinie in Darmstadt vielfach bewundert. Manchmal bringen es die Ueberpflanzen troh jahrelangen Strebens allerdings nur zu einer recht fümmerlichen Entfaltung, so tam eine Rottanne in der Umgegend von Klagenfurt in 19 Lebensjahren nicht über eine Höhe von 2 Meter hinaus. Im Steigerwald bei Erfurt hatte sich im Geäst einer starken Eiche eine Fichte angesiedelt, die es auch über eine fümmerliche Entfaltung nicht hinaus brachte und nach einer Reihe von Jahren wieder einging. Um dem Sonntagspublikum diese Sensation" zu saugen und Euren Brüdern auch. Der Tag, an dem Ihr nicht zu rauben, wurde das verdorrte Fichtenbäumchen durch einen frischen Säumling ersetzt, der seit einigen Jahren unter sorgender Pflege ein notdürftigcs Dasein fristet. Derartig durch Menschenhand versette Pflanzen haben mit den natürlichen Ueberpflanzen selbstverständlich nichts gemein Herm. Krafft.
Kleines feuilleton.
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Es werde Licht.... Dicht vor dem Dorfe liegt das Sägewerk. Die Chaussee führt an dem Werk vorüber, die lange, grauweiße, staubige Chaussee. Sie führt durch Laub- und Nadelwald und verbindet die Kreisstadt mit dem Marktflecken, der vier Meilen entfernt liegt. Sommer und Winter liegt der steinerne Weg einförmig, grauweiß und müde zwischen dem Grün. Sägewerk hört der Wald auf der einen Seite der Chaussee auf, an der anderen Seite geht er noch ein paar hundert Schritte weiter, bis zu den Gutstaten.
Am
Das Dörfchen ist wie viele Dörfer der Mark, still, friedlich, mit kleinen Häusern, uralten schattigen Bäumen und dem Kirchhof in der Mitte. Aber die Chaussee macht es lebendiger und das Sägewert hat es zur Hälfte aus einem Agrardorf zu einem Induftriedorf gemacht. In dem Sägewerk bekommen sie, wenn sie bekannt tüchtige Arbeiter sind, einen Lohn von 14 M. die Woche. Das ist wenig, blutwenig, aber es ist fast das Doppelte von dem, was sie durchschnittlich bei der Gutsherrschaft verdienen und die Frau braucht nicht mit, fie fann die kleine Landwirtschaft neben der Häuslichkeit besorgen. Dadurch kommt man weiter als die Gutsarbeiter, kommt schließlich von einem Stückchen Bachtland zum eigenen, wenn man selbst noch mitarbeitet, und das Sägewerk lägt einige Stunden flau, denn man arbeitet nicht 14 Stunden im Sommer, sondern 10, man hat feinen Sonntag, alles, was man unter der Gutsherrschaft nicht hat. Die Woche hat zwar immer nur 6 Wochentage, so oder so, aber zum Lohn des Gutsarbeiters gehört ein Stückchen Land, das ihm die Kartoffeln und was er sonst braucht zu seinem färglichen Leben, tragen soll, und dieses Land muß er am Sonntag bestellen, in Ordnung halten und abernten. Sechs Tage sollst Du für die Herrschaft arbeiten und der siebente Tag sei Dein" wenn nicht gerade ein Zufall eintritt, der Dich auf den Gutshof ruft.
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es
Und darum drängen sich die Männer um die Stellen zu 14 M. Wochenlohn im Sägewerk. Und darum ist es dem Sägewerk möglich, tonturrenglos billig zu liefern. Darum hat es jetzt soviel Aufträge, daß die gewöhnliche Arbeitszeit nicht mehr ausreicht, müssen Ueberstunden gemacht werden. Und als die Arbeit immer mehr anwächst, entschließt man sich zu Nachtschichten. Diese Nachtschichten sind die von den Arbeitern am begehrtesten; da gilt nur eine Arbeitszeit von 8 Stunden für 14 M. Wochenlohn.
Das kleine Dorf liegt still und verschlafen. Und ich schreite durch die duftenden Wildrosen- und Jasminhecken hinter den Gärten. Der Mond gießi sein silbernes Licht über die kleinen Häuser und einzelne hohe weiße Grabsteine leuchten gespenstisch zu mir herüber. Verschlafen zirpt hin und wieder ein Vögelchen in den Hecken auf. Friede- Friede. Die Turmuhr kündet die dritte Morgenstunde
Ich wende mich um und gehe bis zum Sägewerk. Zwei große Bogenlampen erhellen den Platz. Die Maschinen stöhnen, die Kreissägen freischen und die Menschen arbeiten hart und schwer. Hier schweigt der Friede dieser wundersamen Julinacht; die Menschen arbeiten, arbeiten, arbeiten und verdienen 14 M. die Woche bei achtstündiger Nachtarbeit. D, Jhr, warum versteht Ihr uns nicht, wenn wir mit unserem Evangelium der Bruderliebe zu Euch fommen? Warum? Lacht über mich, wenn Ihr noch lachen könnt, Ihr in den dumpfen Katen und Ihr im Lichtkreis der großen Bogenlampen. Ihr solltet Zeit haben, ein Evangelium zu empfangen und in Euch aufzunehmen, Ihr, die Ihr nicht einmal Beit habt darüber nachzudenken, daß es die Menschsehnsucht ist, die Euch im Blute brennt. Und doch muß die Zeit kommen, wo Thr Euch selbst versteht, wo Ihr es begreift, daß man Eure Armut und Euren Hunger nimmt, um Euch das Mark aus den Gliedern begreift, daß Ihr mit 14 M. Wochenlohn dazu helft, Eure Brüder zu treten, die den Nacken nicht mehr beugen wollen unter jedem Beitschenhieb. Kämpfen wir nicht denselben Kampf mit dem Leben wie Ihr? Aber wir haben dabei noch etwas Zeit auch für Euch zu kämpfen und um Euch. Die Arbeit ist schwer. Noch gibt es una endlich viele Dörfer, in denen die Menschen bei 7 und 14 M. Wochenlohn stumpf und zufrieden sind. Aber die Sehnsucht der Menschwerdung brennt ihnen im Blute, wenn sie sie auch noch nicht verstehen, und das ist unsere Hoffnung. Und im Winter werden im Sägewerk, oder wie es heißen mag, auch nur 10 Stunden gearbeitet und der Acker liegt still, da bleiben ein paar Stunden Zeit, und das ist auch unsere Hoffnung. An jedem Morgen steigt die Sonne neu empor und einmal wird es auch bei Euch Licht werden.
Physikalisches.
Die Wahrnehmungsgrenzen beim Gehen häns gen bekanntlich von der Farbe der Lichtstrahlen ab, welche der betreffende Gegenstand aussendet oder, da das Licht aus sehr kleinem wellenförmigen Schwingungen des Aethers besteht, von der Wellenlänge der betreffenden Lichtstrahlen. Unsere Augen sind nun so eingerichtet, daß sie nur Wellenschwingungen wahrnehmen, die eine Länge von 400 bis 760 Millionstel Millimeter pro Welle haben. Die dazwischen liegenden Wellenlängen enthalten in einer sogenannten Ottave" alle Farben, die es gibt. Die längsten Wellen von 760 millionstel Millimeter bilden das äußerste Rot, die von 400 das äußerste sichtbare Violett. Nun gibt es aber Körper, die sehr viel einer sind als eine solche Wellenlänge. Unterschreitet die Größe eines Körpers den Betrag einer halben Wellenlänge, so kann der Körper kein Licht mehr aussenden und infolgedessen nicht mehr gesehen werden. Alle Körper also, die kleiner sind als 200 Millionstel Millimeter, bleiben unseren Blicken stets verborgen. Das sind aber schon die äußersten Grenzen; Helmholz und Abbe haben auch möglich ist, wirkliche Einzelheiten zu sehen, wenn deren Größe mathematisch nachgewiesen, daß es mit Hülfe von Mikroskopen un 0,00025 Millimeter unterschreitet.
Neuerdings ist nun die Grenze der Wahrnehmbarkeit nach unten noch etwas erweitert worden. Zwar kann man Körper dann nicht mehr als solche sehen, sie aber noch sichtbar wahrnehmen als optische Scheibchen, die durch die Beugung der Lichtwellen an ihren Rändern entstehen. Siedentopf und Zsigmondy in Jena haben das zum erstenmal getan, indem sie die bisher übliche Beleuchtungsweise unter dem Mikroskop abänderten. Gestalt und Form besitzen die Körperchen in unserer Wahrnehmung dann nicht mehr, man kann nur ihre Existenz durch Beugungsbilder auf diese Weise nachweisen. Um eine Anschauung davon zu geben, was diese neue Methode noch leistet, geben die beiden Physiker das folgende Beispiel an: Gin Goldrubinglas enthielt in einem Kubikmillimeter 80 Millionster Milligramm Gold. Durch eine Auszählung einer Anzahl äußerst fleiner Raumelemente überzeugten sich die beiden Physiker, daß in einem Kubikmillimeter Rubinglas mehrere Tausend Millionen winziger Goldteilchen enthalten sind. Nimmt man, um hier runde Zahlen zu erhalten, auch nur 1000 Millionen solcher Teilchen in dem angegebenen Raume an, so beträgt seine Masse nur den tausendbillionsten Teil von einem Milligramm. Solche Teilchen konnten die Genannten noch nachweisen. Die Größe diefer Goldteilchen schwanken bei den verschieden gefärbten Rubingläsern awischen