den Menschen durch diese neuen Untersuchungen auf eme höhere Stufe gehoben worden. Es ist z. B. wichtig, daß zum ersten Mal die Einflüsse von Klima, Rasse, Stadt- und Landleben, Lebens- alter und Lebenskraft, sowie von sozialen und finanziellen Ver- Hältnissen, auch der Einfluß von kriegerischen Ereignissen usw. in Betracht gezogen worden sind. Nach dieser Richtung hin ist aller- dings vieles noch problematisch, aber schon die Fragestellung wird anregend auf die Forschung wirken. Recht beachtenswert ist unter den Ergebnissen der Nachweis, daß aller Wahrscheinlichkeit nach mehr männliche Nachkommen gezeugt, aber mehr weibliche lebendig geboren werden. Auf diesen Schluß führt die Feststellung, daß mehr männliche Embryonen vor der Geburt sterben als weibliche und daß auch an den Totgeburten das männliche Geschlecht stark beteiligt ist. Soweit sich überhaupt eine Zahl dafür finden läßt, wird das Verhältnis der Geschlechter für die Zeit der EntWickelung, in der sich überhaupt die Trennung der Geschlechter vollzieht, zu 1.063 Söhnen auf 1000 Töchter angegeben. Für die weiße Rasse dagegen kehrt sich dies Verhältnis bei den lebenden Geburten durchaus um, indem auf 1000 männliche 1057 weibliche Geburten entfallen. Die erhöhte Sterblichkeit des männlichen Geschlechts erstreckt sich auch noch auf das erste und die folgenden Lebensjahre, obgleich sie allmählich abnimmt. Vielleicht hängt diese schwächere Widerstandskraft der männlichen Kinder mit den größeren Schwierigkeiten bei ihrer Geburt zusammen. Außerdem ist noch ermittelt worden, daß in großen Familien die Söhne zahlreicher sind als in kleinen. Meteorologisches. D i e L u ftreinigung durch den Blitz. Nach Physika- tischen Experimenten haben starke elektrische Entladungen unmittel« bar leinen zerstörenden Einfluß auf Bakterien, aber es entstehen dabei gewisse chemische Borgänge, die einen solchen Einfluß aus- üben können. Was von den elektrischen Entladungen gilt, die der Mensch künstlich im Laboratorium erzeugt, möchte er wohl auch auf die elektrische Funkenbildung der freien Natur, also im besonderen auf die Blitze und ihre Folgen, übertragen. Auch hier aber trifft man noch auf eine empfindliche Lücke in der Forschung, da sogar die allgemein verbreitete Annahme, daß der Blitz einen reinigenden Einfluß auf die Luft besitzt, erst noch eines genauen Beweises be- darf. Auf sein Gefühl kann sich der Mensch dabei nicht verlassen. denn sein Wohlbehagen ist nicht allein durch die Reinheit der Luft bedingt, sondern noch mehr durch ihre Temperatur, ihren Feuchtig- keitsgehalt und andere Eigenschaften. Daher kommt es auch, daß die abkühlende Wirkung von Gewittern so unzuverlässig ist. Zu» weilen ist eine ganz merkliche Erfrischung der Luft wahrnehmbar, ein anderes Mal bleibt die Stimmung schwül und drückend. Die Reinheit der Luft müßte zunächst überhaupt erst als ein bestimmter Begriff aufgefaßt Iverden, und zwar würde sie abhängig zu machen sein einmal von dem Gehalt an Staub, zweitens von der Menge der Bakterien oder anderer schwebend erhaltener lebendiger Keime und endlich von der Menge der Kohlensäure, die einen bestimmten Rormalgchalt nicht übertreffen sollte. Die Forschungen müßten also daraus ausgehen, den Einfluß von Gewittern auf diese drei Punkte zu ermitteln. Dabei wird weiter zu unterscheiden sein, welcher Teil der Wirkung auf den Blitz und welcher auf den Regen zurückzuführen ist. Nach den Erfahrungen im Laboratorium bilden elektrische Entladungen in der Luft salpetrige und Salpeter-Säure und außerdem wahrscheinlich Ozon und Wasserstoffsuperoxyd, die sämtlich als kräftige Baktericnfcinde zu schätzen find und demnach zur Reinigung der Luft im wichtigsten Punkt beitragen können. Medizinisches. E i n n e u e s H e i I s e r n m. In derUmschau" verbreitet sich Dr. I r i e d l i e b über ein neues tierisches Heilserum gegen mikrodische Infektionen beim Menschen, das von Prvf. Deutsch- manu in Hamburg   hergestellt worden ist. Der Hamburger Forscher hat einen ganz neuen Weg eingeschlagen, indem er ver- suchte, ein Serum zu gewinnen, das nicht nur für eine bestimmte Erkrankung brauchbar war, sondern bei den verschiedensten parasi- tärcn Infektionen, sowohl örtlicher Natur, als auch des Gesamt- organismus, Anwendung finden sollte. Der springende Punkt bei diesem Serium ist der. daß es weder eine Immunisierung noch, wie die anderen Heilsera, die Erzeugung von Antitoxinen bezweckt, sondern lediglich die Eigenschaft haben soll, die Zellen deS tierischen Organismus im Falle der Gefahr in ihrem Kampfe gegen die Bakterien zu unterstützen, und ihnen frische Energie zuzuführen. Zu diesem Zweck hat Prof. Deutschmann Hefe benutzt, die er in steigenden Tosen durch Fütterung dem Tieriörpcr beibrachte. Hefe wird in letzter Zeit mit gutem Erfolg gegen Furunkeln, infektiöse Katarrhe der Vsxfina und ähnliche Ertrankungen angewandt. Da Hefe Bakterien nicht abtötet, so ging Deutschmann offenbar von der Ansicht aus, daß Hefe die Produktion von Schutzstoffen im Organismus steigere. In dem Serum der mit Hefe behandelten Tiere kann man Schutzstoffe abfangen und dem menschlichen Orga- nismus zuführen. Wie erwähnt, ist auch der menschliche Organis- mus selbst imstande, wenn man ihm größere Dosen Hefe allmählich einverleibt, solche Stoffe in seinem Körper zu bereiten. Mit Recht könnte man deshalb einwenden: Warum denn der Umweg durch den Tiertörper? Aus dem einfachen Grund?, weil zur Bereitung der Hülfskräfte ein gesunder Organismus gehört und bei dem er- krankten, der doch nur in Frage kommt, diese Fähigkeit eine be- Berantwortl. Redakteur: HanS Weber, Berlin  . grenzte ist, häufig auch versagt. Wenn man dem kranken Organis- mus so große Quantitäten Hefe zuführt, wie nötig find, so reagiert er darauf in ungünstiger Weise. Deshalb ist die direkte Hefezufuhr. namentlich bei fiebernden Kranken ausgeschlossen. Hier entfalten die vom Tierkörper bereiteten fertigen Schutzstoffe ihre Wirksam- keit. Sie bringen frische Hülfs- und Reservctruppen, die nicht erst angeworben, einexerziert und formiert zu werden brauchen, auf den Kampfplatz. Mit anderen Worten: man hat den gesunden Tierkürper eine Arbeit vollbringen lassen, zu welcher der erkrankte menschliche nicht mehr befähigt war. Deutschmanns Bestreben ging davon aus, ein Serum für infektiöse Augenerkrankungen zu ge- Winnen. Es war aber sehr natürlich, wenn alle theoretischen Vor- aussetzungen und Ueberlegungen sich in praxi bewährten, das Serum auch bei den verschiedensten mikrobischen Infektionen des gesamten Organismus zu benutzen, und in der Tat erwies sich das Serum gegen verschiedenartige infektiöse Erkrankungen von ganz hervorragender Wirkung. Es sind von Deutschmann Infektionen schwerster Natur, unter Ausschluß jeder anderen Behandlung, nur mit Hülfe des neuen Heilserums geheilt worden. Ebenso bieten die Versuche mit dem Serum in dem St. Georger Krankenhaus von Prof. Denechi eine Bestätigung seines Heilwcrtes. Es handelt sich hier um 2i Fälle von kruppöser Pneumonie(Lungen- eutzündung). Ich selbst, schreibt Dr. Friedlieb, habe das Serum mit überraschendem Erfolg bei fünf Fällen von infektiöser Hals- cntzündung gebraucht und in allen nach einmaliger Injektion von 1 bis 2 Kubikzentimetern prompten Tcmperaturabfall beobachtet. Das Allgemeinbefinden der Patienten war vortrefflich und die Heilungsdauer sehr kurz. Inzwischen sind auch von anderer Seite Erfahrungen mit günstigem Erfolge gemacht worden. Humoristisches. Gemütlich. Herr(zur Frau des Baders):Der Steffel- bauer soll bei Ihnen sein l Könnte ich ihn nicht sprechen?" Baderin:»Jetzt net, es wird ihm a Zahn zogü l" »Gut. dann komme ich später I"(nach einer halben Stunde): »Könnte ich jetzt* Baderin(unwillig):»Ich Hab' Ihnen doch schon g'sagt, daß ihm a Zahn zog'n wird!" Bissiger T r o st. Frau:»Ich möchte gerne meine Tochter besuchen, aber das Geld langt nicht." Freundin:»Ach Gott  , fahren Sie nur hin, die Rückreise wird Ihr Schwiegersohn gewiß gerne bezahlen l' Umschrieben. Juwelier(zum Baron, welcher wieder daS Konto durch Einkäufe bedeutend belastet):»Und wenn Sie das nächstemal kommen. Herr Baron, da hoffe ich, daß Sie ein Ver« lobungspräsent kaufen!" Schwer zu machen. Vater(zu seinem Sohn, der beim Vorübergehen an einer Schwimmschnle bittet, ihn baden zu lassen): »Nein, Fritz, Du gehst mir nicht früher ins Wasser, als bis Du schwimmen kannst!" Rechen Methode bei P r o tz e n s. Besuch:»Wieviel ist zwei mal ztvei, Karlchen?"(Karlchen schweigt.) Vater:»Nu. wieviel Automobile ham' mer?" (»Meggend orfer- Blätter'.) Notizen. Joseph Engel, ein bedeutender Illustrator des»Sim- plicissimus", ift m München   gestorben. Die Wellmannsche Expedition. Die letzten Nach- richten von Spitzbergen   lassen es als zweifelhaft erscheinen, ob der Aufstieg Wellmanns noch in diesem Jahre wird erfolgen können: die Wittenmgsverhälwisse waren bislang andauernd ungünstig. Eine neue Halbmonatsschrift für Politik, Wissenschaft und Kunst beginnt unter dem Titel»Reue Revue  " am 1. Oktober in Berlin  (Verlag Caspari) zu erscheinen. Als Herausgeber zeichnen Dr. Josef Adolf Boudy und Dr. Fritz Wolff  . Der Landschaftsmaler Gabriel Thurner ist in Paris   g e st o r b e n. Ein Hölth-Denkma! wurde in Mariensee bei Neu« stadt, dem Geburtsort des Dichters, am letzten Sonntag enthüllt. Der Papiervcrbrauch der Zeitungen. Die 30000 Tageszeitungen der Welt verbrauchen nach den Berechnungen eines französischen   Statistikers alltäglich etwa 1000 Tonnen Holzteig, und da außerdem im Durchschnitt 200 Bücher täglich erscheinen, fo beträgt der Jahresverbrauch für Druckpapier etwa 375 000 Tonnen Papierbrei. Dabei ist aber das Schreibpapier, das Packpapier usw. nicht berechnet. Um nun diese ungeheure Menge Holzteig zu produ- zieren, müssen ganze Wälder niedergeschlagen werden. In jedem Jahre verschwinden so 1250 Millionen Kubikmeter Holz, die der geistigen Nahrung des Menschen dienen. Amerika   hat dabei einen noch stärkeren Bedarf als Europa  ; es braucht für sich allein 900 Millionen Kubikmeter Holz, während Europa   nur die übrig bleibenden 350 Millionen verwendet. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.BcrlagsaustaltPaul Singer Lr£o..Berli»SW.