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Kleines feuilleton.

Was die innere Ausschmüdung anlangt, so ift die Lust am Hoffmann unterscheidet fich in seiner Wesensart markant von Material oft in Verschwendung ausgeartet, der die fünstlerische, formale dem anderen Baukünstler, den Berlin   besitzt: Messel  . Messel   ist Würdigung und Vereinfachung fehlt. Speziell im Hinblick auf den fühner. Aber Hoffmann hat dafür etwas anderes: in der liebe 8wed eines Restaurants dürfte diese Bracht eines mytenischen Balastes vollen Durchdringung der Architektur mit dem, was nötig, nüßlich geschmacklos zu nennen sein, zumal die Tische sich nicht sehr von und schön zugleich ist, steht er beinahe einzig da. Er bedenkt alles gewöhnlichen Wirtshaustischen unterscheiden. Sieht man von dieser und vergißt nicht das kleinste und behält doch den Hinblick auf das Disharmonie ab, so muß man auch hier noch die Kraft bewundern, Ganze, die Einheit, so daß schließlich nachher ein so ungeheuerer mit dem der Bautünstler Innenausstattungen von starker Material- Stomplex in allen Teilen Zeugnis seines Geistes ist. schönheit, die von Bildschmuck ganz absieht, geschaffen hat. Darin liegt der Wert: nicht in dem Schaffen einer neuen, dekorativen Architektonit, im wesentlichen bleibt er bei der barbarischen Ueberladung Berliner   Kunstanschauung, sondern in dem Verwenden des schönen, prunkenden Materials( feine Farbe ist aufgefeßt, Steine und Hölzer schimmern in natürlicher Schönheit) und die Arbeit ist ebenso sehr eine Glanzleistung des Berliner   Tischlerhandwerks, was Atturatesse, Genauigkeit und Fein­heit der Leistung angeht. Zweifellos liegt in diesem Materialwüten Unreife und Barbarismus, und nur selten spürt man, wie in dem mit Bronze tassettierten und verkleideten großen Saal, wie in dem feier­lichen, ganz in kostbarer Wassereiche erbauten Saal, deren Farbe so fein zwischen Grau und Schwarz schwankt, eine wirklich schöpferische Gestaltung. Man muß sich an Einzelheiten halten: an die einfachen breiten, nur mit wenig markanten Formen gegliederten Türen, an die zweckmäßigen Beleuchtungskörper, die aus geschmackvollem Arran­gement in breit ausladende Vierecke eine eigene Form gewinnen, an Sie resolute Gestaltung von Säulen, die in Vieredform auf wachsen.

An der Jungfernheide, in bevorzugter Lage( der angrenzende Teil darf bestimmungsgemäß nicht bebaut werden), hat Ludwig Hoffmann   das Rudolf Virchow  - Krankenhaus erbaut. Eine kleine Stadt für sich. Sorgen die Waldungen für gute Luft, so hat der Baumeister darauf Bezug genommen, daß die Sonne überall Zutritt hat. Alle Krankenräume sind nach der Sonnenseite gerichtet.

Um von der Größe und dem Umfang des Ganzen eine Vor­stellung zu geben: es sind 57 Einzelbauten, die sich in den Garten­anlagen befinden; sie nehmen 3000 Menschen auf. Das Baugelände ift 4000 Quadratmeter größer als das Viereck, das Wilhelm- und

Friedrichstraße einerseits, die Linden- und Kronenstraße andererseits begrenzen. Die Kosten betrugen 20 Millionen Mart.

Ludwig Hoffmanns besondere Begabung liegt in der fein­fühligen Art, wie er Nugbarkeit und Schönheit verbindet. Er schmiegt sich den Bedingungen, dem Zweck an und scheint nur eine ftrenge Sachlichkeit zu kennen. Aber unbemerkt fügt er dem Nüz­lichen eine heitere Schönheit bei. Er richtete sein Augenmerk darauf, daß alle Gebäude für sich wie in ihrer Gesamtheit einen äußerst beruhigenden Eindrud in dem Kranken auslösen. Er verzichtete auf unruhige Bauformen, auf beengte Gliederung, auf lebhaften Farben wechsel. Einfache Gestaltung, ruhige Durchbildung im Aeußern; im Innern Betonung des intimen Charakters. Das sind die Zweck­gebanken, denen der Baukünstler folgte, der allgemeine Rahmen, in dem er seine besonderen Absichten verwirklichte. Wo die Größe des Gebäudes( bei den Eingangskomplegen) es ver­langt, ist Hoffmann sachlich streng und von einer gewissen Groß­zügigkeit. Bei den kleineren Häusern, wie es die Krankenpavillons find, ist er intim, bescheiden und bevorzugt das Anheimelnde. Und dann sett er, in der technischen Anlage, einen Wasserturm hin von prägnanter Wucht, von imponierender Massigkeit. In folossaler Rundung strebt er empor; die rauhe, graue Umfassungsmauer ist ganz glatt gelassen, nur wenig Fenster, flein  , Iufenartig, unter­brechen die Fläche, die dadurch um so monumentaler wirkt. Ganz oben, bevor die Dachkrönung beginnt, legt sich ein Giebelsims herum wie ein leichter Stranz. Und dann setzt das Dach das fich nur tvenig erhebt; so daß das Massige, Gedrungene mit um so eindringlicherer Bucht sich einprägt. Man muß diesen Turm gegen den weiten Himmel ragen sehen, um die Kraft und Schönheit dieser von allen Kleinheiten befreiten Formen sprache, die in ihrer Schlichtheit an märkischen Baucharakter auffingt, zu empfinden.

an,

Man durchwandert das Krankenhaus und glaubt, in einer mo­dernen Gartenstadt zu sein. Eingeschossige Häuschen, villenartig, jedes umfäumt von Hecken und Sträuchern. Ueberall Blumen an den Fenstern. Bon jedem Bett aus hat man den Blick ins Freie. Die Fassaden find grauweiß in der Farbe. Die Möbel hellgran. Die Fensterumrahmungen weiß. Ein heiterer Anblick überall. Bor jedem Haus ein breiter Altan  , so daß die Kranken jederzeit ins Freie gelangen können. Eine lange Allee führt vom Ein­gang bis zum Ende. Dort blühen Blumen in wohlgepflegten Beeten. Unter Bäumen stehen hübsche weiße Bänke. Und zu beiden Seiten dieser Allee liegen die Häuschen, zwischen denen wiederum Anlagen grünen. Zu jedem Haus führen seitlich Stufen hinauf, die sich am Eingang teilen; ein leichtes Geländer; über der schmalen, grauen Tür mit der leicht durchbrochener Krönung ist jedesmal in Ser Mauer eine dunkelbronzene Laterne angebracht. So wirkt alles zu einem intimen Eindruck zusammen.

In dem Kleinen, anschließenden Bark gibt es einen erhöhten Standpunkt, von da aus sieht man weit über das rote, hellglänzende Dächermeer der Kleinen Stadt. Und zugleich hört man von fern das dumpfe Rauschen der Großstadt, ganz fern; und nur noch so hörbar, um die Nube hier tiefer empfinden zu lassen.

Der Bonbon. Ein Mädchen hatte einen Bonbon; der war in ein Papierchen eingewickelt, mit einem Bildchen darauf. Früher hatte sie viele davon gehabt, sie hatte sie jedoch auf gegessen und es blieb ihr nur einer übrig.

Da dachte das Mädchen bei sich:" Soll ich ihn selbst auf essen oder soll ich ihn Armen schenken?"

Und sie beschloß:" Ich will ihn einem armen Mädchen geben." Nachher aber überlegte sie sich: Ich will lieber mit den Armen teilen." Und sie die Hälfte vom Bonbon auf.

Nach einer Weile befann sie sich:" Ich tue wohl am besten, wenn ich das nächste Mal schon damit anfange, so lange ich noch alle habe. Und jetzt will ich ihnen nur die Hälfte vom Halben geben." Und fie die Hälfte von dem auf, was geblieben war. Da hatte sie aber ein so winziges Stückchen, daß es nicht mehr lohnte, es dem armen Mädchen zu schenken und sie auch das auf

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Der zärtliche Knabe. Paul liebte Süßigkeiten. Die Mutter jedoch gab ihm nicht viel davon, damit seine Zähne nicht verdorben würden.

Da kam er darauf, wie er von ihr etwas erbetteln konnte: so­

bald er nur weiß, daß die Mutter Bonbons hat, so beginnt er so­gleich sie zu küssen und ihr zuzureden. Du mein süßer Boubon, Du mein herzallerliebster Bonbon!" Die Mutter muß nun lachen und gibt Paul Bonbons.

mit.

Paul troch sofort zu ihm auf den Schoß und beginnt ihm zu­Dann kam der pockennarbige Outel und hatte Pfefferkuchen

zureden:

Du mein Pfefferkuchchen, mein Thorner Pfefferkuchchen du 1 Der pockennarbige Onkel aber sagte: " Ich liebe teine Schmeichelfaßen."

Und versteckte die Pfefferkuchen in die Tasche.

So

( Aus Feodor Sologubs Buch der Märlein".) Mehlfeinde und ihre Einschleppung. Es scheint selbst bei größter Vorsicht unvermeidlich zu sein, daß bei der Einfuhr von Getreide in Gestalt von Mehl gewisse Schmaroher eingeschleppt werden, die sich später als recht schädlich erweisen können. viel man weiß, sind die meisten Mehlschmaroßer auf diesem Wege aus dem Ausland gekommen. So soll der Kornkäfer, dessen Larve als Kornwurm berüchtigt ist, ursprünglich aus dem Orient stammen. Die Mehiniotte wurde erst vor 20 Jahren mit amerikanischem Weizen eingeschleppt, und auch der sogenannte Brotbohrer oder Brotkäfer ist ein Ausländer, der aber gleichfalls leider recht heimisch bei uns geworden ist. Diese Beispiele zeigen deutlich, wie nots wendig es ist, beizeiten auf solche Geschenke des Auslands zu achten. Hat sich doch die Mehlmotte innerhalb der kurzen Zeit von zwei Jahrzehnten derart in die Müllereibetriebe eingebürgert, daß ihre Ausrottung jest kaum mehr möglich erscheint. Dic Zahl dieser Beispiele ließe sich übrigens noch vermehren, und besonders verdienstlich ist es, wenn dies mit Bezug auf eine neue Gefahr ge­schieht. So lenkt jebt Schaffnit in Fühlings Landwirtschaftlicher Zeitung" die Aufmerksamkeit auf einen neuen Speicherschädling des Rcismehls. Es handelt sich um einen kleinen braunen Käfer Tribolium ferrugineum, der mit dem gewöhnlichen Reiskäfer ( Calandra) zuſammen massenhaft in Schlesien   beobachtet worden ist. Obgleich seine Verbreitung vorläufig noch nicht groß zu sein scheint, muß vor einer Unterschätzung der Gefahr gewarnt werden, weil der kleine Käfer, der übrigens mit dem Mehltäfer ( Tenebrio) in die gleiche Familie der Schwarzkäfer gehört, sich nicht auf Reismehl beschränkt, sondern auch auf Weizen, Roggen und andere Cerealien geht. Die Larve ist dem Mehlwurm ähn­lich, aber kleiner, weißlicher und durch ockergelbe Querstreifen auf dem Rücken ausgezeichnet. Außer in Schlesien   ist der Schädling auch schon in Bayern  , Baden und am Rhein   beobachtet worden, und verwandte Arten kommen in Italien  , Desterreich und Franks reich vor.

Theater.

* Fräu

Deutsches Theater. Kammerspiele.  lein Julie." zweiten Teil des Stückes fehlt es an bühnenmäßiger Proportion, Drama von August Strindberg  . Im das allzu beharrliche Zurückkommen auf dieselben Motive, die aus­spinnende Wiederholung erschwert das Mitgehen, die Situation ist quälend, die Farbengebung grell bis zum äußersten, die Sprache schwankt zwischen naturalistisch charakterisierendem Stile und einer hihigen Rhetorit, in der der leidenschaftliche Haß des Dichters gegen das weibliche Geschlecht sich Luft riacht und dennoch imponiert das Ganze als Wert von seltener Stärke. Von den dramatischen

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