einem und demselben Schreibtische vermieden sein, sondern wir würden auch Fortsetzungen der Siegesallee erhalten, wie sie glück- licher nicht zu denken sind. Die künstlerischen Entwürfe hat bereits Professor Messel , die Auswahl der Bedenkmälerten und des Stiles eine noch höhere Persönlichkeit übernommen... Ich brach das Interview rasch ab, und tue gleiches mit meinem Brief und bitte Sie nochmal, mir die Nichterfüllung meiner Zusage nicht übel zu nehmen; aber es geht wirklich nicht t Wien , b. September ISO?., Ihr traurige' _ HanS JsariuS. Kleines f eullletom MaikSferS Brautfahrt..Mutter,' sagte der junge Maikäser zu der alten Maikäferin,.ich will heiraten I Alles schwirrt herum und macht sich lustig und nur ich habe niemand, und da» ist mir der» leidet I' .Schön,' stimmte die Alte ihm bei und putzte an ihrem braunen Rock herum bis er glänzte,.aber vergiss nicht, dass sie au» guter Familie sein muß und die berühmten Maikäserkuchen sollte backen tonnen, denn die liebst du ja besonders.' .Natürlich,' sagte der Freier. Er rieb seine Flügeldecken, be- fühlte seme Fühlhörner, ob sie auch gerade standen, und betrachtete sich dann in einem Tautropfen. Er fand, daß er ein netter Kerl sei und eö wagen könne. Also machte er sich auf die Brautsahrt.— Zuerst kam er zum Rosenkäferchen. Er dienerte und brachte sein Anliegen vor, und da» nette blaue Ding war nicht abgeneigt. Da fing der Maikäfer an: Bor allen Dingen sollte ich wissen. ob Sie aus guter Familie sind, Mutter hält sehr darauf.' .Selbstverständlich,' sagte vornehm da» Rosenkäferchen. .Und reich find Sie auch?' .Natürlich,' sagte eö. .Und können Sie die benihmten Maikäserkuchen backen? Mutter meint...' .Maikäferkuchen? Fällt mir nicht einl' rief böse da» Rosenkäferchen. .wenn Sie welche wollen, können Sie sie sich selber backen l' Und e» drehte ihm den Rücken zu, so daß er sehen konnte, wie schön blau und glänzend e» war. E» tat dem Maikäfer leid, daß nicht» au» der Sache wurde, denn e» war ein herziger Käser, aber natürlich, Maikäferkuchen, das konnte er in der Ehe nicht entbehren l So flog er denn weiter und wischte sich ein Stäubchen vom Flügel, ehe er sich zum nächsten Buchsbaum begab, wo eine Bold- käserfamilie wohnte. Er wurde sehr freundlich aufgenommen, und da» junge Fräulein Goldkäfer saß ihm gegenüber und glänzte über und über. .Können Sie Maikäferkuchen backen?' frug er schüchtern, denn er war etwa» stutzig geworden,.meine Mutter hat mrr aufgetragen danach zu fragen.' .Ich backe vorzüglich,' sagte bescheiden da» Goldkäfercheu. .DaS ist gut,' atmete der Freier erleichtert auf..und reich find Sie ja auch, da» weiß ich. Und wahrscheinlich auch au» guter Familie?' .Rein,' schrie der Vater Goldkäfer,»frecher Kerl, und nun mach. daß du hinauskommst, je eher, je lieber I' Er warf den verblüfften Freier fast die Treppe hinab. .Schade, wirNich schade,' dachte er..Aber Mutter will, daß sie auch vornehm sei, dagegen ist nicht» zu machen I' Darauf machte er bei Laufkäfer» einen Besuch. Die waren wohl vornehm, und das Fräulein konnte auch gute Kuchen backen, aber reich waren sie nicht. Und zuletzt versuchte er es bei der Familie Roßkäfer. Eine gute Familie, eine reiche Familie, auch war da» Roßkäferlein HSuSlich erzogen, aber sie war so häßlich und roch so schlecht, daß der Maikäfer sich nicht entschließen konnte, um»hre Hand zu bitten. Endlich kam er unverrichteter Sache zu seiner Mutter zurück. .Mutter, mit dem Heiraten ist e» nichts!' sagte er, „Ach, dumme» Zeug,' brummte die alte Maikäferin..Morgen versuchst du eö noch einmal. Da hast du eine ganze Liste von jungen Maikäferfräulein», du brauchst nur auszusuchen I' Und am nächsten Morgen putzte sie ihm eigenhändig seine schwarze, seidene Weste, polierte seine Flügel, sprach ihm Mut zu. und gab ihm zum Schills; noch einen kleinen Schubs, denn er wollte nicht so recht zur Türe hinau». Langsam flog unser Maikäfer davon. So unternehmungslustig wie gestern war er nicht mehr, er traute der Sache nicht I Daher setzte er sich auf da» Blatt eines Löwenzahn», der am Wege stand und bat um ein Tröpfchen frischen Morgentau. Der Löwenzahn ließ sich nicht lange bitten und brachte da» gewünschte. .Profit,' sagte der Maikäfer. Da flog eine Libelle vorbei. „Halt l' schrie der Maikäfer,.halt, sitz doch ein wenig zu un» I' Die Libelle ließ sich aus einen, Wegerichstengel nieder. Ganz dunkel- grün und hellblau funkelte ihr Leib und ihre Flügel schimmerten. .Du bist aber schön I' sagte der Maikäfer ganz entzückt..Dich möchte ich heiraten. Du bist doch au» guter Familie?' .Bewahre,' lachte die Libelle. .Reich wahrscheinlich auch nicht?' frug der Freier beklommen weiter. »Roch viel weniger.' Und Maikäierkuchen wirkt du auch keine backen können?' .Warum nicht gark Ich weiß nicht einmal, was da» ist. AVer weißt du wa», backe du sie, und dann essen wir sie zusammen.' .Höre,' sagte der Maikäfer entschlossen,.du gefällst mir halt ausgezeichnet! Willst du mich heiraten?' .Warum nicht,' sagte da» Libellchen,.einmal wird eö ja seit müssen! Geld hast du doch?' .Ja.' sagte der Maikäfer. .Ich werde natürlich tun können, wa» mir gefällt?' »Natürlich,' sagte der Maikäfer wieder. »Und fliegen kann ich. wohin ich will?' .Selbstverständlich,' sagte er zum drittenmal. .Gut, so komme ich.' Und das schöne Geschöpf flog neben ihm her. Die alt« Maikäferin fiel fast von dem Stengel, auf dein st« saß, als die beiden angeflogen kamen. »Kann sie— wollt« sie fragen. Aber der verliebte Bräuttgam kam ihr zuvor. .Nein, sie kann nicht», sie hat nichts und sie ist nichts, aber gerade so gefällt sie mir!' Da» junge Libellchen gaukelte um die alte Maikäferin herum. .Nein, wa» hast du für solide Kleider', bewunderte sie, und darauf gab die Alte sich zufrieden. Am nächsten Tag wurde die Hochzeit gefeiert und bald nachher mußte der Maikäfer eine Reise antreten. .Binde sie an', riet die alte Maikäferin,»sonst fliegt sie dir fort.' Da nahm der Maikäfer einen langen feinen Grashalm und band die Libelle an einem Blumenstengel fest; sie wehrte sich, und flatterte, und schlug mit den Flügeln, aber e» half ihr nicht«, er war zu bange, daß sie ihm fortfliegen möchte. Darauf flog er davon, so schnell er konnte, damit er nur ja recht bald wieder daheim sei. Die Libelle aber langweilte sich sehr an ihrem Grashalm. Erst war sie böse, dann wurde sie still, darauf lachte sie und rief einem vorüberfliegenden Bienchen zu. e« möchte sie doch losbinden. Da« tat das Bienchen. Darauf schüttelte die Libelle ihre Flügel, breitet« sie au« und flog davon, und e» war gerade, al» ob ein blauer Funke vom Himmel gefallen wäre, so glänzte sie. Als der Maikäfer von seiner Reise zurückkam, war niemand mehr da und alles dunkel und öde. Da setzte er sich hin und weinte. Aber daS half ihm nun nichts mehr, warum hatte er die Libelle auch angebunden? I. w. BebrüteteS Obst. Daß für den Menschen die Allwissenheit nicht taugen würde, kann jeder Einsichtige allein danach ermessen. daß er vielleicht Hunger» sterben würde, wenn er von jeder ihm vorgesetzten Speise wüßte, welche Schicksale sie von ihrem natür» lichen Ursprung bis zu ihrem Erscheinen auf dem Eßtisch durch- gemacht hat. Weder die Gesundheitspflege, noch die Polizei, noch beide zusammen können so gründlich in all die gewerblichen und bändlerischen Betriebe hinein leuchten, daß sie einen säubern Zu- stand der Nahrung»- und Genußmittel verbürgen könnten. Viele der absichtlichen oder durch Nachlässigkeit geschehenen Verände- rungen, die den Nahrungsmitteln zu teil werden, sind auch gar nicht als gesundheitsschädlich zu bezeichnen und würden eben nur einen gewissen Ekel hervorrufen, wenn man sie im einzelnen Fall in Erfahrung brächte. Jedenfalls geschieht auch mit den Speisen. die Mutter Natur bereits in einem für den Genuß fertigen Zu« stand hervorbringt, alles Mögliche, was sich dem Licht des TageS entzieht, das gilt auch vom Obst. Im Interesse des Verkäufer» und schließlich auch deS Käufers liegt die Erfüllung zweier Wünsche, die gerade in entgegengesetzter Richtung gehen. Einmal möchte man die Früchte möglichst schnell reif haben, um sie früh und zu hohen Preisen auf den Markt bringen zu können, und andererseits möchte man ihre Reife möglichst lange verzögern, um sie noch in möglichst frischem Zustande zu späterer Jahreszeit mit gleichfalls größerem Nutzen an den Mann bringen zu können. Beides zu- sammen läßt sich natürlich bei ein und derselben Frucht nicht er» reichen, aber ein kluger Lbstgärtner wird vielleicht seine Ernte so einteilen können, daß er nach beiden Richtungen hin Vorteil zieht. Von dem Bebrüten des Obstes, also der Erzielung einer schnellen Reife, ist in letzter Zeit in fachlichen Kreisen häufiger die Rede ge- wesen, und das ist gut. damit das.landläufige' Verfahren, das schon manchem Obstliebhaber eine Gänsehaut verursacht hat. nämlich einfach die Wärme des BetteS zum Nachreifen von Obst zu benutzen, durch einwandfreiere Mittel ersetzt wird. Die Garten- flora sagt darüber, daß ein solches Bebrüten von Obst an sich auf diese Weise wohl erzielt werden kann und daß schon vor iü Jahren durch Anwendung von Federbetten unreif abgenommene MuS- kateller-Frühbirncn 1— 2 Wochen früher zur Reife und zum Ber- kauf gebracht wurden. Es ist dagegen wohl auch kaum etlvas einzuwenden, wenn eben nur saubere und unbenutzte Federbetten dazu gebraucht werden. Daß der größte Teil des Obstes unreif geerntet wird, ist an sich begreiflich und fast Gebot, weil ein bereits vollreifes Obst einen Versand kaum noch verträgt. Immerhin dürfte es von der Vorsicht geboten sein, die Benutzung von Betten zur Bebrütung von Obst für unzulässig zu erklären und statt dessen lieber die Verpackung in Fässern und Kisten mit Stroh oder noch besser die Aufbewahrung in leerstehenden Gewächshäusern oder in Mistbeeten zu empfehlen. Weit leichter und in ihrem Erfolge sicherer ist die Verzögerung der Reife. Es genügt zu diesem Zweck, nachdem das Obst selbswerständlich noch unreif geerntet worden ist, leine Ausbewabruna bei niedriger Temperatur, also aerade die
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24 (7.9.1907) 174
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