tlnd verfolgt von dem ein wenig spöttisckien Lachen meines Führers, rückte ich zu der Stelle vor, wo der Rauch sichtbar war. Ich erreichte den Rand eines Waldes, wo Bäume des Hoch- Waldes mit einigen mit Farrenkraut bestandenen Felsen wechselten. Dichtes Gesträuch bildete das Unterholz, und mitten durch dieses schlängelten sich leichte Pfade, ähnlich denen, die in wildreichen Gegenden das Wild zurückläßt, wenn es zur Aesung geht. In dem Maße, wie ich mich näherte, hörte ich ein verworrenes Geräusch und unterschied endlich Stimmen von ganz neuem Charakter. Bald stand ich vor einer großen Anzahl rätselhafter Wesen.... Wenn diese Wesen tatsächlich zuni Menschengeschlechts ge- hörten, dann waren sie von viel kleinerem Wüchse als der unserige; die größten schienen nicht mehr als einen Meter hoch zu sein. Sie gingen auf zwei Füßen, indem sie die ganze Sohle auf den Boden stützten: aber ihre große Fußzehe war von den anderen Zehen weit getrennt und beweglich wie unsere Daumen, was ihnen die Fähigkeit geben mußte, auf die Bäume zu klettern, wie gewisse Neger unserer Tage. In der Tat waren die meisten auf Bäumen. deren Blätter sie schüttelten und deren Zweige sie beim Spiel oder im Zorn zerbrachen. Einige traten zu mir! sie gingen ein bißchen gekrümmt, und trotz ihrer ofsenbaren Lebhaftigkeit stützten sich mehrere auf große Stäbe. Sie trugen keine Art Kleidung und waren vom Kopf bis zu den Füßen mit Haaren bedeckt, deren Nuance mehr oder weniger dunkel war, je nach dem Geschlecht oder Alter. Sie hatten lange Arme und dünne Beine. Ihr Kops war von langer Form, der innere Teil ihres Gesichts sehr hervor. stehend, ihre Nase sehr kurz. Die Ohren standen sehr nach hinten. die Stirn war sehr niedrig, das Auge indessen, wie das sich für einen Pflanzenesser gehört, entbehrte nicht der Milde, und sein Ausdruck erschien mehr wild als grausam." Ich wurde von einer Art Schrecken ergriffen. Aber das sind doch keine Menschen." schrie ich.»das sind Affen." Schaue besser hin." sagte die Stimme hinter mir. Ein sehr rauhaariger Zweihänder entfernte sich von der Ge- scllschaft und ging zum See; es war eine Mutter, die ihr Kind an der Brust trug. Das Kleine klammerte sich an sie, wie es der junge Orang-Utang macht, und sie hatte es kaum nötig, es mit einer der Hände zu halten, während die andere sich auf einen Stab stützte. Das Junge wimmerte, ohne daß ich erkennen konnte, ob es Tränen vergoß, und die Mutter antwortete ihm in mono- tonen Gutturallauten, offenbar zu dem Zweck, es zu beruhigen. Eine Bucht des Sees schien absichtlich ihrer Rosensträucher beraubt zu sein: der Rand war festgestampft, als wenn er ge- wohnlich zum Abwaschen diente. Das Wasser war an dieser Stelle klar und durchsichtig, man konnte auf den weißen Sand des Grundes hinabschauen. Nichtsdestoweniger näherte sich die Mutter dem Ufer mit Miß- trauen und heftete lange ihre Augen auf die Tiefe, wo ein Krokodil An Hinterhalt liegen konnte. Zur noch größeren Sicher- heit schlug sie das Wasser unter großem Geräusch mit ihrem Stabe. Nach diesen Vorsichtsmaßregeln füllte sie ihre hohle Hand und bot es dem Kleinen dar, das gierig den Trank schlürfte. Nachdem eS mehrere Male diese natürliche Tasse geleert hatte, hörte es aus zu wimmern und bekundete Lust zu spielen. Die Mutter trug dem aber keine Rechnung, und nachdem sie sich selbst mit Wasser gelabt hatte, tauchte sie ihr kleines Kind in das Wasser, um es zu reinigen. Das Wimmern begann von neuem, aber die Mutter setzte ruhig ihre Arbeit fort, als ich sie plötzlich sich auf- richten und eilends davonfliehen sah. Gewisse Bewegungen in dem Wasser verrieten die Annäherung von Krokodilen. (Schluß folgt.) kleines feuilleton. DaS streikende Meer. Auch im Reiche Thalias ist der Streik eine furchtbare Waste. Das hat der Direktor eines Berliner Lorstadttheaters mit Schrecken erfahren. Er hatte, wie die »Berliner Volksztg." schreibt, vor einigen Tagen in einem Aus» stattlingSstllcke zur Darstellung eines Ungewitters auf dem Meere 15 Männer engagiert, die, unter einer grün bemalten Leinwand ver- borgen, durch Heben und Senken des Körpers das Wogen des Meeres und das Branden der Wellen nachzuahmen hatten. Die Darsteller des Meeres erhielten anfangs für iede Vorstellung 1 Mark; doch die Einnahmen wurden magerer, und der Direktor setzte ihr Salair auf 50 Pf. herab. DaS empörte Meer beschloß nun zu streiken. Als bei der nächsten Vorstellung wieder der Donner grollte und flammende Blitze die Szene erhellten, blieb das Meer völlig ruhig. Vergeblich befahl der Regisseur, rot vor Zorn, mit dem MeereSstnrm zu beginnen. DaS Meer rührte sich nicht. Dagegen tauchte unter der Leinwand der Kopf eines Mannes auf, der dem Regisseur zurief:»Eine Mark, Herr Regisseur. oder kein Mensch wogt."»Nein fünfzig Pfennig!" DaS Meer bewahrte seine heitere Ruhe, während im Zuschauer» räum stark gelacht wurde.»Eine Mark?"»Nein, sechzig Pfennig!' Das Meer kräuselte sich leicht, wie vom Abendwind bewegt.»Achtzig Pfennig I" brüllte der Regisseur, der schon den Erfolg des Abends gefährdet sah. Die Wogen stiegen ein wenig, wie weine ein linder West sie berührte.Gut, eine Mark!' schrie jetzt endliche de. verzweifelte Regisseur.»Aber zum Teufel, empört EuÄ endlich, Ihr MeereSwogen I" Und flehe das Meer grollte furchlbar und begann, wie vom Sturme gepeitscht, rasend zu schivellen, während der Donner sich verdoppelte und leuchtende Blitze über die Bühne hinfuhren. Erziehung und Unterricht. F. Kuypers: Volksschule und Lehrerbildung in den Vereinigten Staaten. (Aus Natur und Geisteswelt. Sammlung wisseuschaftlich-gemeinverftändlicher Darstellungen.) Ver» lag von B. G. Teubner in Leipzig . 146 Seiten. l.LS M. Werlvoller für die Entwickelung des deutschen ErziehungöwescnS als der mit aller offiziellen Feierlichkeit bewirkte Professoren» aiistaufch find die Eindrücke und Erfahrungen, die neuerdings ver- fchiedene deutsche Schulmänner von ihren amerikanischen Studien» reisen mitgebracht haben. Am meisten Aufsehen erregten im vorigen Jahre vorübergehend die dem preußischen Abgeordneten- Hause vorgelegten Reiseberichte. die mehrere RegiermigS- kommissare als Ergebnis ihrer Entsendung zur Weltausstellung in St. Louis erstattet hatten. Leider nur vorübergehend. Einige markante Partien aus den Berichten machten wohl die Reise durch die deutsche Presse; aber die Berichte selbst bildeten einen dicken, schwer erhältlichen Band, und ihr reicher anregender Inhalt wurde daher nicht genügend ausgeschöpft. Die preußische Regierung konnte freilich wenig Interesse am Bekanntwerden dieser offiziellen Berichte haben, da sie alle mehr oder weniger danach angetan waren, die preußische Schulpolitik in denkbar blamabelster Weise bloßzustellen. Jetzt hat einer der damaligen NegieningSkomniissare seine Reise­eindrücke in erweiterter Form und durch zahlreiche Abbildungen belebt als Band der Teubnerschen Sammlung gemeinverständlicher Darstellungen herausgegeben, was hoffentlich dazu beiträgt, die Kenntnis über das amerikanische Schulwesen in Deutschland zu er» weitern. Jemehr man aber davon erfährt, umsomehr springt die Rückständigkeit des preußisch-deutschen Schulwesens in die Augen. und umsomehr wird der Eifer angefacht, durch vermehrte politische Betätigung den verfallenen deutschen Schulkarren aus dem Schmutz herauszuholen und auf eine fahrbare Bahn zu stellen. Der Verfasser der Schrift ist ein preußischer Schulmann, ein Stadtschulinspektor, welche Eigenschaft ihn öfter verhindert, mit der ungeschminkten Deutlichkeit zu reden, zu der er in seiner hellen Freude am amerikanischen Schultoesen merklich ausholt. Auch versucht er über verschiedene deutsche Rückständigkeiten den Mantel der Liebe zu hängen. Man darf ihm ferner darin reckt geben, wenn er mehrmals Vorbehalte gegen die vorläufigen praktischen Cr- gebnisse der amerikanischen Schultendenzen erhebt. Zweifellos ist auch in Amerika nicht alles Gold, was glänzt; oie teilweise vorzüglichen, musterhaften Schuleinrichtungen kommen erst einer Minderzahl wenn auch nicht nur, wie in Deutschland , einer finanziell bevorzugten Minderheit zugute, auch mischt fich bei dem frischen fröhlichen Draufgängertum der Amerikaner noch manche Spreu unter den Weizen. Aber wenn man auch das alles in Rechmmg stellt, so bleibt doch noch ein himmelweiter Unterschied zwischen dem eingerosteten, verstaubten und veralteten deutschen Schulwesen und dem fortschrittlichen, großzügigen, in vielen Dingen geradezu vorbildlichen amerikanischen Erzichnngs» Wesen. Mit Absicht wird hier ein Unterschied zwischen Schul» und Erziehungswesen gemacht. In Teutschland beschränkt fich die öffentliche Erziehung des Volkes auf acht Schuljahre, in denen nach veralteten Methoden den Kindern Wissens- und Lernstoff ein­gedrillt wird, ob sie wollen oder nicht, ob sie eS verstehen oder nicht, ob sie es später einmal gebrauchen können oder nicht; in Deutsch » land ist die Schule die Hauptsache, die Kinder sind gleichsam nur .der Schule wegen da. In Amerika ordnet sich die Schule dem Kinde und in weiterer Konseauenz dem Leben mit seinen mannigfaltigen Bedürfnissen unter; dem Kinde wird viel mehr Freiheit und Selbständigkeit gelassen, körperlich wie geistig; nicht Gedächtniskram ist die Hauptsache, sondern die Erweckung her Kräfte des Kindes. Dabei ergibt eS sich von selbst, daß die öffenttiche Erziehung eher beginnt als in Deutsch - land, daß sie beim Kindergarten anfängt, daß fie aber auch länger dauert und je nach den Neigungen und Fähigkeiten des Krudes in eine höhere Schule übergeht; vor allem aber ergibt sich daraus. daß sie ein Hauptgewicht auf den Arbeitsunterricht, auf die körper- lichc Arbeit der Kmder legt. Auf KuyperS hat der Erfolg und der belebende Charakter des ArbeitSuriternchts so überzeugend gewirkt, daß er ausruft:»Ist es nicht ein geiwichtlich gewordener Irrtum im Leben unseres Volkes, daß alle körperliche Arbeit erniedrigen, alle geistige veredeln soll! An dieser Einschätzung sind unsere Schulen mit schuld." Es ist dannn auch nicht weiter verwunde rlicb, wie Küppers sich überzeugt zu haben glaubt, daß die A B C Schützen drüben lieber in die Schule gehen als bei uns." Bei alledem handelt es sich auch in Amerika immer erst um Ansäuge, die mühsam, wenn auch ungleich leichter und erfolgreicher als im verjunkerten Deutschland , dem steinigen Boden der kapitalistischen Gesellschaftsordnung abgerungen werden müssen. Die Reise und Ausgestaltung dieser Anfänge unter Benutzung der wert» vollen theoretischen Vorarbeiten der berufenen Pädagogen ge­nannt seien nur Eomenius, Pestalozzi und Fröbel und in sinn­voller Anwendung aus die kulturellen Bedürfnisse der Allgemeinheit kanik:rst die sozialistische Gesellschaft bringen. t». sab.