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Der Gewaltige auf den Läufen und führt früher den furchtbaren Todesstoß, der ihm zugedacht war.

Ein Tapferer bricht zusammen. Während der Sieger an der Leiche des Gefallenen von neuem sein erschütterndes Gebrüll an­hebt, kommen drei schöne Tiere quer über den Wiesenplan und gesellen sich dem gelichteten Harem. Das sind die Frauen des Besiegten, die nur das Ende des Kampfes abgewartet haben, um skrupellos dem ihre junge Schönheit zu schenken, der von beiden Recken der glücklichere fein würde.

Wer weiß aber, ob sie nicht nochmals ihren Herrn wechseln werden. Denn schon wieder fündet sich ein neuer Feind an, der felbstbewußt, im stolzen Gefühl seiner frischen, noch unermüdeten Kraft aus dem Walde herausschreitet. Sieger, wehre dich deines

Lebens!

Kleines feuilleton.

Farben tierischen Ursprungs. Eine ganz allgemeine Ein­teilung gruppiert die zahlreichen oder besser gesagt die zahllosen Farbstoffe in natürliche und fünstliche und diese ersteren wieder in mineralische, pflanzliche und tierische. Seit dem folossalen Auf schwung der künstlichen oder Teerfarbstoff- Industrie haben die natürlichen und besonders die dem Tierreich entstammenden Farb­stoffe an Bedeutung berloren, ja für den Handel haben sie teil­weise nur noch historisches Interesse, so weit sie über ihren Ge­winnungsort nicht hinauskommen. Einige von ihnen, wie Karmin, Kermes, Lac- Dye, Indischgelb und Sepia sind noch, wenn auch nicht im früheren Umfange, im Gebrauch. Das Rohmaterial des Karmins war schon lange vor der Ent­deckung Amerikas in Gebrauch, galt aber bis ins erste Viertel des 18. Jahrhunderts für pflanzlichen Ursprungs. Von der in Mexiko heimischen Scharlachschildlaus, die auf den Nopalkatteen wild lebt und im ganzen Amerika , in Spanien , Algier und auf Java gezüchtet wird, werden die flügellofen, etwa 4 Bentimeter langen, dunkel­violetten Weibchen gesammelt, in heißem Wasser getötet, sodann getrocknet und als silbergraue bis schwarze Droge, Cochenille ge­nannt, in Binsen- oder Bastsäckchen zu je 75 Kilogramm versandt. Das Cochenillezüchten bezw. Sammeln ist kein leichtes Geschäft, gehören doch rund 150 000 dieser Insekten auf ein Kilogramm Cochenille. Zieht man die Cochenille mit heißem Waffer aus, so erhält man durch Zujah geringer Mengen Säuren ein feines, rotes Pulver, das getrocknet und gepreßt den Karmin des Handels liefert. Die Einzelheiten der Fabrikation find Geheimnis der be­treffenden Betriebe. Beim Behandeln der Cochenille mit Alaun und anderen Salzen entsteht der schön rote Karminlad, der unter den Bezeichnungen Florentiner Lac, Wiener und Pariser Lack viel benutzte Malerfarben darstellt. Bis zur Erfindung der Azofarb­stoffe, mit denen sich zuerst der Bonner Chemiker Kekulé ein­gehend beschäftigte, benutte man Cochenille zur Erzielung scharlachroter Farben, die in ähnlicher Schönheit mit anderen Mitteln nicht zu erhalten waren. Auch zur Herstellung roter Tinte fand Karmin Verwendung, wurde aber später durch den Teerfarb­stoff Eosin verdrängt. Erhalten hat er sich seiner Ungiftigkeit wegen noch in der Konditorei zum Färben von Zuderwaren und Lifören, ferner von mikroskopischen Apparaten, bei der Herstellung gewisser Schminken und zu Wasser- und Oelfarben.

Einen gelblichroten, dem Karmin berwandten Farbstoff er­gibt die aus Persien stammende Kermesschildlaus, die in Form braunroter, erbsengroßer Körner auf den Markt tommt. Die Kermesfärberei ist sehr alten Datums; der bekannte römische Schriftsteller Plinius beschreibt sie ausführlich. Bis zur Er findung der Teerfarben benutte man Kermes, um ein gutes Dunkelrot zu erhalten, wohl auch als Ersatz des Karmins. Wie wertvoll der Farbstoff war, geht am besten daraus hervor, daß die Spanier ihren Tribut an die Römer zum Teil in Kermes­förnern bezahlten. Der noch hier und da vorkommende Namen Kermesbeeren zeigt, daß man diese Schildläuse lange Zeit gleich falls für pflanzliche Gebilde hielt.

Weitere der Cochenille ähnliche Farbstoffe find Lac- Dhe und Lac- Lac, die beide von der in Ostindien auf den Zweigen der Ficusarten lebenden Schildlaus stammen. Diese Schildlaus bohrt sich in den Baum ein, wird von dem ausfließenden Milchsaft der Pflanze umhüllt und vertrocknet mit ihm zu einem festen Sara. Die Zweige der Bäume kommen dann mit der Harzschicht als Stocklad in den Handel, während man das durch Abklopfen ge­wonnene Harz Körnerlad nennt. Durch Ausziehen des Körner­lads mit Sodalösung und Fällen von Alaun scheidet man Lac- Lac ab, aus dem dann wieder auf chemischem Wege Lac- Dhe oder Färberlad gewonnen wird, der als tiefbuntelbraunes bis schwarzes Bulver, wohl auch in Tafeln in der Wollfärberei Verwendung findet.

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schnittliche Tageslieferung einer Kuh, enthalten etwa 56 Gramm Burée, deffen eigentlich färbende Bestandteile das Magnesium und Calciumfalz der Eugantinsäure bilden. Indischgelb findet in der Hauptsache als Aquarell- und Delfarbe in der Kunstmalerei Vers wendung.

Eine braune Aquarellfarbe, die am Licht sehr beständig ist, wird aus dem Tintenbeutel des Tintenfisches gewonnen und kommt als Sepia auf den Markt. Der in der Mantelhöhle des Fisches befindliche Beutel führt eine dunkelbraune Flüssigkeit, die das Tier, sobald es in Gefahr ist, zu seinem Schuhe ausspritt und hinter deren Wolfe es sich verbirgt resp. entflieht. Man fängt den Fisch, löst den Beutelinhalt in Natronlauge und fällt aus dieser Lösung mit Säure einen braunen Niederschlag, der mit Gummi­lösung vermischt in Form von Täfelchen verkauft wird.

Fast ganz verdrängt durch die Cochenille bezw. von den Teers farben ist der Farbstoff der Purpurschnecken, aus denen das Alter­tum die berühmte Purpurfarbe Herstellte. Dr. S. Wiefenthal

Medizinisches.

Der Wahnsinn im modernen Krieg. Eine der grausamsten Enthüllungen, die über die Wirkungen des letzten großen Krieges in Ost- Asien geschahen, waren die Veröffent lichungen russischer Aerzte über die Häufigkeit und die Art des Auftretens von Geisteskrankheiten im russischen Heer. Die Unter­suchungen darüber sind erst vor kurzem zum Abschluß gekommen, und ihre Ergebnisse liegen jekt in der Allgemeinen Zeitschrift für Psychatrie" aus der Feder von Dr. Awtokratom vor. Dieser Arzt war damit beauftragt worden, eine Organisation zur Ausscheidung und Behandlung dieser Krankheitsfälle zu schaffen und trat infolge deffen an die Spitze des Zentral- Asyls für geiftestrante Soldaten, das in Charbin errichtet worden war. Wie so manche Maßregel im russischen Heer, geschah auch diese zu spät, denn es war von vornherein zu erwarten, daß bei einer so gewaltigen Truppen­ansammlung und den ungeheuren Strapazen und der Nerven­anspannung der modernen Kriegsführung eine mehr oder weniger große Zahl von Geisteserkrankungen vorkommen würde, und dieser Voraussicht hätte fogleich begegnet werden müffen. Statt deſſen war überhaupt nicht die geringste Vorkehrung in dieser Beziehung getroffen worden, und man fann fich ungefähr eine Vorstellung babon machen, zu welchen Szenen es infolgedeffen im russischen Seerlager und in den Feldlazaretten gekommen ist. Das Asyl in Charbin wurde erst am 15. Dezember 1904, also fast ein Jahr nach dem Ausbruch des Krieges, eröffnet und ist bis zum 18. März 1906 in Tätigkeit gewesen. In dieser Zeit hat es nicht weniger als 1349 Kranke aufzunehmen gehabt, darunter 275 Offiziere. Zwischen Offizieren und Mannschaften zeigte sich auch hinsichtlich der Formen der Geisteskrankheit ein merkwürdiger Unterschied. Gerade unter den Offizieren war der chronische Alkoholismus, zu deutsch : der Säuferwahnsinn, die gewöhnlichste Form der Geistes­frankheit, die mehr als ein Drittel sämtlicher Fälle einschloß; außerdem kamen nur noch neurasthenischer Wahnsinn und allge= meine Paralyse häufiger vor. Zu Friedenszeiten ist die allgemeine Paralyse die häufigste Geisteskrankheit im russischen Offiziers­stand, und der Alkoholismus steht erst an zweiter Stelle. Unter den Mannschaften waren diese beiden Arten der Erkrankung verhältnis­mäßig erheblich geringer, indem der Säuferwahnsinn z. B. nur etwa 10 Broz. betraf; vielleicht, sagt der rücksichtsvolle russische Arzt, macht die schwerere Verantwortlichkeit der Offiziere diesen Unterschied erklärlich. Unter den gemeinen Soldaten waren die epileptischen Formen der Geisteskrankheit vorherrschend und nahmen rund 28 Proz. der Fälle in Anspruch, an nächster Stelle auf der Lifte standen dann Alkoholismus und Verwirrtheit". Die Häu figkeit epileptischer Geisteskrankheiten ist besonders auffällig, da sie zu Friedenszeiten verhältnismäßig felten find. Teilweise mag dieser Umstand auf die weniger forgsame Auswahl der Refruten zurüd­auführen gewesen fein, in gewiffem Grade jedenfalls aber auch auf einen unmittelbaren Einfluß der kriegerischen Ereignisse. In mehreren Fällen nämlich wurde festgestellt, daß diese Soldaten nicht das geringste Merkmal einer Nervenkrankheit gezeigt hatten, ehe fie an einem schweren Gefecht teilgenommen hatten, in dessen Verlauf sie dann von heftigen Krämpfen und darauffolgendem epileptischen Wahnsinn befallen wurden. Geistesstörungen im Ge­folge von Verwundungen waren verhältnismäßig selten. Obgleich die angegebene Zahl von behandelten Geistestranten schon hoch genug erscheinen mag, ist sie ohne Zweifel durchaus nicht er­schöpfend, denn nur solche Fälle, bei denen sich die Geisteskrankheit bald nach Eintritt der Kampfesunfähigkeit einstellte, sind in dem Asyl zu Charbin behandelt worden. In den Wahnvorstellungen spiegelte sich vielfach das Milieu wieder, indem die Kranken an panischem Schreden, an Halluzinationen plaßender Granaten, an der Vorstellung einer Verfolgung durch Feinde usw. litten.

Aus dem Tierleben.

Ein anderer animalischer Farbstoff ist das Indischgelb, Purée oder Piuri, das aus dem Harn von Kühen gewonnen wird, die mit Daß die Bienen ein Gedächtnis für die Zeil den Blättern des Mango, jenes ostindischen Baumes, dessen orange- besiben, folgert Prof. A. Forel in vorne( Schweiz ) aus einem gelben, melonenartigen Früchte sowohl roh als auch eingemacht Erlebnis, das er im vergangenen Sommer in seinem Hause zu ein Lieblingsobft vieler Tropengegenden bilden, gefüttert werden. Chigny bei Morges( Schweiz ) machte. Die Naturw. Wochenschr. Man erhitzt den Harn im frischen Zustande in irdenen Gefäßen, berichtet darüber: Forel hält seit 1901 im Garten einen Bienen preßt die sich ausscheidende gelbe Verbindung in Tüchern ab und stod, aber trotzdem im Sommer regelmäßig die Mahlzeiten im bringt sie getrodnet auf den Markt. Liter Sarn. die durch- Freien auf der Terrasse eingenommen werden, fam doch nie eine