welche an Rachenkatarrh leiden und viel auswerfen oder welche jsog. Coccenträger sind. Unter letzterem versteht man bekanntlich Leute, welche, ohne selbst zu erkranken, ansteckungsfähige Keime beherbergen. Diese sind neulich von der Sanitatspolizei ganz besonders aufs Korn genommen worden. Menschen, die an Rachen- katarrh leiden, sind für die Verbreitung der Genickstarre ganz besonders disponiert, weil sie mit ihrem Auswurfe fortwährend die Krankheitskeime verstreuen. Im Kohlenrevier findet die Krankheit deswegen besonders leichte Verbreitung, weil die meisten Menschen dort infolge der Staubeinatmung an Rachenkatarrh leiden und sehr viel ausspucken. In Königshütte fand Dr. Westen- höffer in einer stark besuchten katholischen Kirche den Boden hinter den Sitzreihen mit zahlreichen Auswurfsprodukten besät. Technisches. Einen R i e sen sch w i m m kra n für 200 Tonnen Last hat die Duisburger   Maschinenbau-Aktien-Gesellschast vormals Bechem u. Keetman jetzt für eine russische Werst im Bau. Bisher hielt man es für ausreichend, derartigen Kranen eine Tragfähig- keit von 100 Tonnen(2000 Zentner) zu geben. Nur wenige Aus- führungen der neuesten Zeit gehen bis lSV Tonnen(3000 Zentner) hinauf. Von den fünf Riesenschwimmkranen, welche die genannte Firma für Deutschland   und das Ausland gebaut hat, befitzen vier 100 Tonnen und einer 140 Tonnen Tragfähigkeit. Die noch er- heblich vergrößerten Abmessungen sind die Folge der steten Ver- größerungen der Tonnage beim Schiffsbau. Namentlich die Rück- ficht auf die im Kriegsschiffsbau sich geltend machenden Be- strebungen, die Breite der Schiffe zu vergrößern, sind dafür von maßgebendem Einfluß gewesen. Der Kran ruht auf einem L3 Meter breiten, 30 Meter langen und 4 Meter hohen Ponton. Der Kranarm selbst, der selbst ein 46 Meter langer Riesenbau von Eisenfachwerk ist, trägt bei einer Ausladung von HVt Meter, von der Pontonkante aus gemessen, die Last von 200 Tonnen. Die Probelast für diese Ausladung beträgt 266 Tonnen. Bei einer Ausladung von 17,1 Meter sind noch 150 Tonnen Nutzlast 200 Tonnen Probelast zulässig. Die größte Ausladung von 36?L Meter über der Ponwnkante gestattet noch Lasten bis zu 20 Tonnen. In größter Aufrichtung des Kraus ist seine Höhe 62Ms Meter, ein- sthließlich Ponton sogar 66% Meter. Das ist die Höhe des Berliner  Rathausturmes. Neben dem Hauptkran, der zwei große Lasthaken trägt, sind natürlich noch mehrere kleinere Hebezeugs angebracht. Seitlich, am Ausleger, ist eine Schräglaufkatze von bloß 6 Tonnen (120 Zentner) Tragfähigkeit angeordnet. Ein weiterer Hülfs- drehkran, der dazu bestimmt ist, Lasten auf Längsseit liegenden Lastkähnen auf Deck des Ponton zu bringen, befindet sich unten an dem festen, 15 Meter hohen Stützgerüst. Vor dem Ausleger an Deck stehen zwei Lastwagen für je 75 Tonnen Tragfähigkeit, welche zur Aufnahme und Verteilung schwerer Lasten bestimmt sind. Die Krantriebwerke werden sämtlich durch auf Deck stehende Dampfmaschinen bewegt. Der ganze imponierende Bau soll im August 1908 in Betrieb genommen werden. Humoristisches. Denk' mal' Gesegnet war Karageorgis Würken (Er würgte nämlich unzählige Türken). Drum will der König auf Serbiens   Thron Sein von Ruhme triefender Enkelsohn, Daß seinem Ahnen ein Denkmal ersteh' In der Sofianer SiegeSallee. Trotz dalleSdem und ohne Schwanken Gab Fiskus dreißigtausend Franken, Und Paschitsch lud sämtliche Partei'» Zur patriotischen Spende ein, Daß würdig dem Helden sein Denkmal ersteh'. Aber sie sagten einstimmig:Ne 1* "SaS   Volk ist zurzeit nicht plastisch-dhnastisch/ Der Herrscher wurde vor Zorne spastisch. Durch Wölfs verkündet der Welt er ergrimmt; Der König Peter ist tief verstimmt Ob diesem peinlichen Mißerfolg." Nu wenn schon", schmunzelt sein treues Volk. (Gottlieb im»Tag'.) Notizen. Pariser G a st s p i e I in Berlin  . Frau H a d i n g, hse in Paris   als Schönheit und Künstlerin Ruf genießt, wird Mite November im Neuen kgl. Operntheater ein Gastspiel veranstalten. Daß dies der ungeeignetste Ort dafür ist, scheint der Künstlerin niemand gesagt zu haben. Daß man aber in Deutschland   mit den alten Trödelstücken, mit denen sie eben München   beglückt hat, künstlerisch keine« Eindruck mehr macht, ist ihr gesagt worden. Ein Japaner über Japan  . An derFreien Hoch- schule" wird Herr Dr. Daiji Jtchikara in diesem Quartal Vor­lesungen über die Zlultur Japans   halten, die am 16. Oktober be- ginnen. Es ist das die erste Vorlesung, die ein Japaner an einer deutschen   Hochschule hält. Auch die sogen,»gelbe Gefahr" wird in diesem ChkluS behandelt werden. Der Wissenschaftliche Verein, der sich bor   kurzer Zeit im Anschluß an die Gesellschaft Urania gebildet hat, wird am Mittwoch, den 30. Oktober, abends 3 Uhr, seinen ersten Vortrags- abend in der Urania veranstalten. Es spricht Prof. Dr. Lecher-Prag über das Thema:Elektrische und mechanische Naturauffassung?" mit Experimenten und Demonstrationen. Die Bedingungen zum Eintritt in den Wissenschaftlichen   Verein sind an der Kasse der Urania, Taubenstr. 48/49, erhältlich. Ein Deutscher Verein für Kun st Wissenschaft soll auf Anregung des Generaldirektors Bode begründet werden. Er will Kunstwiswn und Kunstleben auf breitester Grundlage fördern. Neben umfassenden und illustrierten Veröffentlichungen soll die aus- giebigere Benicksichtigung der Kunst im Unterricht der Universitäten, Hochschulen und der höheren Lehranstalten für Knaben sowie Mädchen erstrebt und Interesse und Verständnis für Kunst durch vielseitige Veranstaltungen erweckt werden. Wenn es dem Verein ernst ist mit seinen Aufgaben, so möge er vor allem zunächst dafür sorgen, daß die lästtgen Zahltage an den Berliner   Museen wieder abgeschafft und populäre Kurse und Führungen veranstaltet werden. Oder sollen wir ihm erst einmal zeigen, wie das zu machen ist? Professorenhoffnungen. Bei der Uebernahme des Rektorates an der Berliner   Universität hielt Profeffor Stumpf eine Rede über dieWiedergeburt der Philosophie", in der er u. a. sagte:Hoffen wir, daß, was immer die Zukunft bringen möge, sie unS dreierlei nicht nehme: die Einigkeit unter den Nationen, die zu gemeinschaftlicher Geistesarbeit berufen sind, die Einfalt des Sinnes, ohne die auch Schlangenklugheit nicht zur Wahrheit führen kann, und die Freiheit wissenschaftlicher Forschung und Lehre, die keine Wissenschaft so unbedingt und rückhaltlos beanspruchen muß wie die Philosophie." Hoffnungen sind billig und trügerisch. Was wn aber die deutschen   Professoren, um die Freiheit wiffenschastlicher Forschung, die in Deutschland   ein nicht einmal mehr holder Wahn ist, herbeizuführen und zu gewährleisten? Oder sind die Stumpfen damit zufrieden, daß sie die vollste Freiheit haben, sich in der Pferdepsychologie zu blamieren? Ein Archiv für Z e i tun g s k un d e erscheinen zu lassen regt in derFranks. Ztg." Dr. Rob. Brunhuber an, der selber ein ansprechendes Büchlein über das Zeitungswesen(bei Göschen) ge- schrieben hat. Das Archiv soll vierteljährlich erscheinen und eine Sammelstelle für alle wissenschaftlichen Forschungen Über� da? Zeitungswesen bilden. ES ist in der Tat auffäll, g, daß für die Wissenschaft von der Zeitung bisher so wenig geschehen ist. Ein Modell deS Luftschiffes, mit dem Graf Zeppelin   seine Versuche am Bodensee   ausführte, ist dem Deuffchen Museum in München   überwiesen worden. Alexander KiellandS Jugendideal  . Da jetzt in Norwegen   eine neue Ausgabe von Alexander Kiellands   gesammelten Werken erscheint, taucht wiederum die Frage auf, welche Stellung dieser rücksichtslose Schilderer des Elends und der Versklavung der Armen in ihrem Gegensatz zum Wohlleben der Reichen mit ihrer heuchlerischen Wohlanständigkeit und Wohltätigkeit zur sozialistischen  Bewegung eingenommen hat. Wer seine WeihnachtsgeschichteElse" gelesen hat, die Geschichte jenes armen Kindes, das, verführt von einem reichen Mann, beim Hülfsverein für unverheiratete Mütter Rettung sucht, bei demselben Verein, in dem ihr Verführer die erst« Geige spielt; wer empfunden hat, wie Kielland   z. B. auch in seinem RomanGarman und Worse' die krasien Gegensätze zwischen arm und reich schildert, der erkennt auch, daß der Verfasser selbst von starkem sozialen Empfinden durchdrmigen gewesen sein muß. Sozialdemokraten  " in Kristtania knüpft an ein Eingesandt folgende Bemerkung: Wie alle modernen Denker und guten Schriftsteller dachte und urteilte er sozialistisch. Wir können dem Einsender mitteilen, daß Kielland   ein großer Bewunderer Ferdinand Lassalles war. Er erzählte uns vor einigen Jahren:Laffalle war mein Jugend- ideal; ich träumte lange Zeit davon, in Norwegen   eine ähnliche Rolle zu spielen wie Laffalle in Deutschland  . Verhältniffe, die ich nicht meistern konnte, kamen dazwischen." Neue Forschungen über die Höhlenbewohner Amerikas  . Das archäologische Institut von Amerika   bereitet eine neue und systematische Erforschung der Höhlen von Neu-Mexiko  vor, in denen sich interessante Auffchlüsse über das wichtigste prä- historische Volk Amerikas   darbieten. Bisher waren diese denk- würdigen historischen Stätten von Mlertumssammlern m ziemlich skrupelloser Weise beraubt worden. Aber von jetzt an wird sorg- sältige Aufsicht darüber geübt, daß nichts von den Reliquen mehr gesammelt und verkauft wird. Kein Denkmal oder Bauwerk, das da wo es steht, erhalten werden kann, darf beschädigt oder entfernt werden; die wichttasten Fundstätten sind für Nationaleigentum er- klärt worden und sollen auf Staatskosten erhalten werden. Unter diesen Monumenten befinden sich Höhlen, Felswohnungen, inter  - essante geologische Formationen und viele andere Gegenstände, die von geschichtlichem und ethnologischem Interesse sind. Neu-Mexiko  ist wohl daS an Ruinen reichste Land Amerikas  . Berantwortl. Redakteur: HanS Weber, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.BerlagSanstalt Paul Singer 6,To..Berlin   SVI.