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Bukins älterer Bruder, ein großer und ebenfalls farb- hielt, in der Westentasche bei sich zu tragen, bis er die schmerz­loser Mensch, bewegte schnell die Hände, drehte sich geschwind nach allen Seiten und führte aus:

Der Bezirksälteste Klepanow ist bei diesem Prozeß nicht an der richtigen Stelle

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Schweig, Konstantin!" tadelte ihn sein Vater, ein kleiner Greis, der sich furchtsam umsah.

,, Nein, ich bleibe dabei! Es geht das Gerücht, er hätte im borigen Jahr feinen Kommis getötet... wegen seiner Frau Wie kann er Richter sein, frage ich Sie? Die Frau des Kommis lebt jetzt mit ihm. Wie soll man das berstehen? Dabei ist er ein notorischer Dieb..." ,, Ach, Du lieber Gott  ... Konstantin!" " Das stimmt!" sagte Samoilow. Stimmt! Das Gericht ist nicht gerade schön zusammengesezt.".

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Als Bukin seine Stimme hörte, trat er schnell zu ihm, zog alle hinter sich her und rief gestikulierend und rot vor Erregung:

Bei Diebstahl und Mord urteilen Geschworene, einfache Leute... Bauern, Bürgersleute, möchte ich bemerken! Wer aber gegen die Obrigkeit angeht, der wird von ihr selbst berurteilt... Wie darf das sein?"

,, Konstantin! Sind sie denn

gehen sie denn gegen Rein, wart' einmal! Wenn ich Dir für Deine Be­leidigung einen aufs Maul gebe, und Du mich dann selbst berurteilst, so bin ich natürlich der Schuldige. Aber wer hat denn zuerst beleidigt? Du! Jawohl!"

Die Obrigkeit an? Ach, Du.

Der Gerichtsdiener, ein grauer Mann mit höckertger Nase und mit Medaillen auf der Brust, trieb die Menge aus­einander und sagte zu Bufin, mit dem Finger drohend:

He... schrei nicht so! Bist Du hier in der Kneipe?" Erlauben Sie, mein Kavalier... Ich verstehe! Hören Sie, wenn ich Sie schlage und Sie mich, und ich Sie selbst berurteile, was meinen Sie dann

Ich laß Dich hinausschmeißen!" sagte der Gerichtsdiener strenge.

"

Wohin denn? Warum?"

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Auf die Straße, damit Du nicht so brüllst Bufin maß alle mit Blicken und sagte leise: ,, Für sie ist die Hauptsache, daß die Leute den Schnabel halten." " Ja, was glaubst Du denn?" rief der Alte strenge und grob. Butin breitete die Hände aus und begann leiser zu

reden.

hafte Entdeckung einer beginnenden Entzündung machte. Das Zentralnervensystem wird so start affiziert, daß junge eine Radium enthaltende Glasröhre über ihre Wirbelsäule hält. Meerschweinchen in tetanische Krämpfe verfallen, wenn man die ausgedehnteste Anwendung in der Medizin gefunden. Besonders Die große batterientötende Wirkung der Radiumstrahlen haben wohl Hautleiden und krebsartige Gebilde sind schon mit Erfolg behandelt worden. Cholera- und Milzbrandbazillen werden in 16 bis 48 Stunden durch Radiumbestrahlung getötet.

In den letzten Jahren hat man nun entdeckt, daß die Menschen schon seit Taufenden von Jahren die heilkräftige Wirkung des des Nadiums und der radioaktiven Körper praktisch anwenden. Untersuchungen von Mineralquellen ergaben nämlich das über­raschende Ergebnis, daß sie alle mehr oder weniger start radioaktiv find. Eine große Anzahl von Forschern wendete sich der Unter­fuchung der Radioaktivität der Mineralquellen zu. Aber erst durch neuere Arbeiten, vor allem von Engler und Sieveling in Karlsruhe  , mineralquellen eine wesentliche Ursache ihrer Wirkung der Radio­ist wohl die Tatsache einwandfret festgestellt worden, daß die aktivität zuzuschreiben haben. Durch genaue vergleichende Unter­fuchungen bestimmten die beiden Gelehrten die Stärke der Radioaktivität der verschiedenen Mineralquellen und zogen auch die Sedimente, die festen Ausscheidungen der Mineralquellen, in den Kreis ihrer Untersuchungen. Sie bestätigten dabei das schon vor ihnen wiederholt festgestellte Ergebnis, daß die Sedimente noch weit stärker radioaktiv sind, als die Quelle selbst und daß die Radio­aktivität dem Gehalt an Radium und Radiothor zu verdanken sei. Wir sehen aus den Arbeiten von Engler und Sieveking, daß die berühmtesten Quellen, wie die von Gastein   und Baden- Baden  bor allen, ferner die Quellen von Nauheim  , Karlsbad  , Soden, Kreuznach, Homburg  , Wiesbaden   usw. start radioaktiv alle diese Quellen bei weitem. Es ist natürlich zweifellos, daß die find. Eine altrömische Quelle bei Lacco Ameno   übertrifft mineralischen Bestandteile von Quellen oder die aus ihnen fich ent­widelnden Gase auch eine mehr oder weniger starke physiologische Wirkung ausüben. Durch die Entdeckung der Radioaktivität der Heilquellen haben sich aber nun bisher unverständliche Erscheinungen aufgehellt: die künstlich, nach den Analysen hergestellten Bade- oder Trinkwasser ergaben niemals den Ersatz der ebenso zeigte das verschickte Wade­Quellen selbst, und oder Trinkwasser nicht mehr die Wirkung des frisch an der Quelle benutten. Daß die fünstlich hergestellten Wasser nicht radioaktiv find, liegt auf der Hand, und beim Versand verliert das natürliche Mineralwasser seine Radioaktivität; schon nach vier Lagen ist nämlich mehr als die Hälfte der Radioaktivität ber­schwunden.

Weiter konnte man in einigen Heilquellen chemisch wirksame Stoffe nicht auffinden, so z. B. im Gasteiner Wasser, von dem Liebig bas nicht haben, nur physikalische; es müffen magnetisch- elektrische fagte, als er dort Heilung gefunden:" Chemische Ursachen fann Liebig hat da den richtigen Grund vorausgeahnt. Die Gasteiner Duellen gehören Ge- Verhältnisse obwalten, welche so heilsam wirken. zu den radioaktivsten.

Und wiederum, warum wird das Volk nicht zur Ge­richtsverhandlung zugelassen, sondern nur die Verwandten? Wenn man gerecht urteilt, soll man es vor allen Leuten tun. Was hat man da zu fürchten!"

Samoilow wiederholte schon lauter: " Das ganze Gericht taugt nichts, soviel ist sicher!..." Die Mutter wollte sagen, was sie von Nikolai über die Ungefeßlichkeit des Gerichts gehört hatte, sie hatte das aber schlecht verstanden und die Worte zum Zeil vergessen. Sie trat beiseite, um sie sich wieder ins Gedächtnis zurückzurufen und bemerkte, wie ein junger Mensch mit hellem Schnurrbart fie anblickte. Die rechte Hand hielt er in der Hosentasche, dadurch war seine linke Schulter niedriger, und dieser be­fondere Zug an der Gestalt kam der Mutter bekannt vor. Er wandte ihr aber den Rücken zu. Sie war mit ihren Er­innerungen beschäftigt und vergaß ihn sofort wieder. Einen Augenblick darauf traf ihr Ohr die halblaute Frage: Die? Links...

Ja!"

( Fortsetzung folgt.)

Noch ein weiteres Rätsel flärte sich auf: Der berühmte Fango". schlamm, der aus einer Sprudelquelle bei Battaglia in Ober­ Italien   gewonnen und der zur Herstellung von Bädern und Um­schlägen von dort versandt wird, ist sehr start radioaktiv. Und es liegt hier ganz besonders nahe, die bekannte Heilwirkung des Fangos seiner Radioaktivität zuzuschreiben, denn die Reizwirkung der radioaktiven Körper auf Haut und Nerven steht außer allem Zweifel.

Doch nicht nur für Heilquellen scheint die Radioaktivität von großer Bedeutung zu sein. Auch Luftkurorte verdanken möglicher­weise der Radioaktivität der Luft einen Teil ihrer Erfolge. Von Elster, Geitel und Giesel ist schon vor einiger Zeit gefunden worden, daß die Luft in geringem Maße radioaktiv ist. Ein auf hohe negative Spannung gehaltener, in freier Luft befindlicher Kupferdraht zeigte, ins Laboratorium zurückgebracht, deutliche Aktivität, die sich bei Abreiben mit einem ammoniakalischen Läppchen auf dieses übertrug. Die Luft ist um fo stärker radioaktiv, je durchsichtiger sie ist. Besonders starke Aktivität der Luft wurde in Altjoch bei Rochel und in dem oberitalienischen Drt Arosa, der 1800 Meter über dem Meeresspiegel liegt, beobachtet. Nun ist bekanntlich die reinste durchfichtigste Luft auch die gesundeste, heilfräftigste. Es erscheint da keineswegs aus­geschlossen, daß neben anderen Faktoren auch die Radioaktivität ein wesentliches Moment der Heilwirkung ist. Syftematische Unter­fuchungen hierüber stehen unseres Wissens noch aus. Aber es wäre das schon so manches Rätsel gelöst hat, auch hier Klarheit schaffen würde. 0. L.

Die Radioaktivität als Arfache nicht zu verwundern, wenn das Studium der radioaktiven Körper,

der Heilkraft der Mineralquellen.

Es ist wohl allgemein bekannt, daß man das Radium beztv. die radioaktiven Körper in der Medizin vielfach verwendet. Die physiologische Wirkung der Radiumstrahlen und der Radium­emanationen ist eine äußerst heftige. Die Haut wird unter ihrem Einfluß vollständig zerstört, es entstehen sehr schwer heilende schmerz hafte Wunden. Das mußte der bekannte Entdecker des Radiums Curie zu seinem Leidwesen an sich selbst erfahren. Er war nämlich aewöhnt. das fleine Fläschchen welches fein Radiumbromid ent­

Kleines feuilleton.

Der Apfel. Gerüche wirken sonderbar anregend auf den Menschen. Der Geruch des Meeres, der Duft des Waldes, der Grdgeruch bei einem Spaziergang durch das Feld, das verfaulende Herbstlaub, das Aroma einer guten Bigarre und der Geruch von Obft, namentlich der wunderbare Duft der Aevfel verfeben uns