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bezeugungen feiner Freunde etwas verwirrt, blickte dahin, wo[ y on ärztlichen Gutachten dar, die im Auftrage des Elternfeine Mutter saß, nickte ihr zu und fragte gleichsam: bundes für Schulreform der bekannte Bremer Pfarrer Steudel herausgegeben hat"); bie Gutachten beziehen sich zunächst auf die Ueberbürdungsfrage, haben aber über den Nahmen dieses
Ist es so richtig?"
Arzt
Sie antwortete, von einer heißen Liebeswelle überströmt, Spezialzwees hinaus als Beitrag zu dem bedeutsamen Kapitel mit einem tiefen, freudigen Seufzer. „ Da hat das eigentliche Gericht angefangen!" flüsterte Sfisow. Wie hat er sie vorgenommen... was?" Sie nickte schweigend, zufrieden damit, daß ihr Sohn so Fühn gesprochen hatte vielleicht noch zufriedener, daß er zu Ende war. In ihrem Kopfe hämmerte die unruhige Frage:
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Nun? Was tut Thr jetzt?"
Was ihr Sohn gesagt, war ihr nicht neu, sie kannte diese Gedanken, aber sie fühlte zum ersten Male hier angesichts des Gerichtes die seltsame, hinreißende Kraft seines Glaubens. Bawels Ruhe sette sie in Erstaunen und seine Rede floß in ihrer Brust zu einem sternähnlichen Strahlenbündel fester Ueberzeugung von der Wahrheit dieses Glaubens und feinem Siege zusammen. Sie erwartete, die Richter würden erbittert mit ihm streiten, ihm böse erwidern und ihre eigene Wahrheit ins Treffen führen.
( Fortjehung folgt.)
Arzt und Schulbetrieb.
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" ratun Schulbetrieb Wert und allgemeines Intereffe. Der im Dezember 1905 im Anschluß an den Beginn der Religionsunterrichtstampagne der Bremer Lehrer begründete Elternbund für Schulreform ist 1906 mi er Gutachtensammlung über den Religionsunterricht zum ersten Male vor die Deffentlichkeit getreten. Durch den Erfolg ermutigt, hat er später sein Interesse auch anderen pädagogischen Fragen gewidmet, unter denen besonders die Ueberbürdangsfrage Beachtung erheischte. Es wurde eine Umfrage veranstaltet, die von zirka 800 Aerzten Aufschluß darüber zu erhalten wünschte, ob bei dem Maße von geistiger Arbeit, das heutzutage dem Schüler in höheren und auch niederen Schulen zugemutet wird, auch für genügende Erholungszeit von seiten der Schule vorgesorgt ist und ob die tägliche Schulzeit, wie sie fast überall gleichmäßig vorgeschrieben ist, den Rücksichten entspricht, die auf die geistige und förperliche Frische des in den wichtigsten Entwickelungsjahren stehenden Schülers genommen werden muß". Unbegreiflicheriveise hatte die Umfrage in bezug auf die Zahl der eingelaufenen Antworten ein geradezu beschämendes Ergebnis. Bon 800 Fragebogen lamen fage und schreibe. 49 zurück, darunter 15 von Bremer Aerzten und 4 ohne Unterschrift. Bon Fachautoritäten und medizinischen Hochschuldozenten, die in erster Linie angegangen worden waren, hatten Bernhardt, Grotjahn, Cramer, Soltmann, Hoffa, Monti, Griesbach, Rindfleisch u. a. geantwortet. Entsprach die Reihe der berühmten" Namen, so stattlich fie immers hin sein mag, auch nicht entfernt den gehegten Erwartungen, so gab fie doch schließlich den Ausschlag in der Frage, ob das in seiner Totalität deprimierende Ergebnis der Umfrage überhaupt literarisch und propagandistisch verwendet werden solle oder nicht. Der Elternbund entschloß sich zur Herausgabe und hat damit der Sache der Schulhygiene wie dem Bestreben, auch den Unterricht mehr den Forderungen der Hygiene anzupassen, keinen schlechten Dienst er
wiesen.
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Bon den 33 Be
Die Entwickelung des Erziehungswesens weist die unverkennbare Tendenz auf, immer mehr Sache der ganzen Gesellschaft zu werden. Die engen Wände des Familienzimmers, zwischen denen sich bisher der erste und bedeutsamste Abschnitt der Erziehungsarbeit vollzog, and der geschlossene Wirkungskreis des Berufspädagogen, der sich Sie es für richtig, daß, wie jetzt noch überall geschieht, ohne RüdDie erste der in der Umfrage gestellten Fragen lautete: Halten noch heute vielfach als alleiniger Herr und Meister der Jugend- ficht auf die Verschiedenheiten individueller Entwickelung beim Kinde, bildung fühlt sie weiten und reden sich unausgesetzt aus, rücken das schulpflichtige Alter auf ein bestimmtes ihre Grenzen immer ferner und gewähren so der Erziehung neue Gebiete, ebensjahr festgelegt wird? Welches Lebensalter würden Sie neue große Bewegungs- und Betätigungsmöglichkeiten. Erziehung des durchschnittlich als dasjenige bestimmen, in welchem dem Kinde der Kindes für die Gesellschaft durch die Gesellschaft, so lautet das Biel Eintritt in die Schule zugemutet werden darf? der Sozialpädagogit, dem mit der Länge der Zeit immer mehr Blide antwortungen der Frage find nur 10 für die Festlegung auf ein sich zuwenden. Mit der Einführung des Arztes in den Schulbetrieb wurde zum erstenmal die starre Mauer durchbrochen, die den bestimmtes Lebensjahr. Während vor zirka 16 Jahren Otto Janke Berufserziehern die Schule als ausschließliche Domäne sichern sollte. Materials den Nachweis führen konnte, daß der Beginn der Schulnoch an der Hand des gesamten ausschlaggebenden schulhygienischen Der Erfolg ermunterte zu weiteren Anläufen. Bald flopfte die Kunsterziehungsbewegung an die Pforten, Ginlaß fordernd für den pflicht mit vollendetem sechsten Jahre gutgeheißen werden könne, Künstler, daß er mit dem Kunstschaffen und Kunstgenießen in borbehaltlich einiger Ausnahmen, ergeben die Antworten der Um den Dienst der Menschenerziehung trete und feine Mission schon bas fiebente Lebensjahr, dasselbe Jahr also, das auch ein 1883 frage als Durchschnitt für den Schulbeginn bei normalen Kindern bei der Jugend beginne. Und eine weitere starke Strömung, die erstattetes Gutachten der föniglichen preußischen wissenschaftlichen beständig an Einfluß gewinnt, fordert neben Lehrer, Arzt und Künstler Deputation für das Medizinalwesen als das geeignetfte erachtete. den Handwerker, Gärtner und Landwirt, durch deren Sechs Gutachter sind für das achte, einer für das zehnte Lbensjahr, Hände die praktische Arbeit als Erziehungsmittel Geltung und wirksame 13 halten das sechste, unter Umständen schon das fünfte Jahr Kraft gewinnen soll. So werden die engen und beengenden Bande des für zweckmäßig und unbedenklich. Von mehreren Beantwortern pädagogischen Zünftlertums und der zünftlerischen Pädagogit gefprengt, wird betont, daß es ein Unding sei, den Schulbeginn nach Schema F und in breiten Wogen wird einst das wechselvoll flutende Leben der Gesellschaft seine Anregungen, Impulse und Erziehungsmomente in für alle Kinder regeln zu wollen, da hierfür einzig die geistige und den Kreis der Jugend tragen, um diese mit dem Geiste zu erfüllen sein könne. Der Herausgeber vertritt denselben Standpunkt mit vor allem die förperliche Entwickelung des Individuums maßgebend und der Kraft zu befruchten, die eben dieses Leben später von ihr dem Hinweis auf die oft bestätigte Tatsache, daß ein zu früher Dem Schularzt ist heute im allgemeinen nur ein noch Schulbeginn viel bedenklicher ist als ein zu später. Die Aufnahme ziemlich fleiner Wirkungskreis eingeräumt. Meist beschränkt sich daß es zuvor von einem Arzte gewissenhaft auf seine förperliche jedes Kindes in die Schule sollte an die Bedingung geknüpft sein, feine Tätigkeit auf periodische Untersuchungen der Kinder, deren und geistige Entwickelung untersucht werde. Ohne den Ausweis Ergebnisse in Tabellen niedergelegt und am Jahresschlusse veröffent- einer auf Grund solcher Untersuchung ausgestellten ärztlichen Einlicht werden. Da und dort wird er noch bei Auswahl der Ferienwirkung sollte es nicht aufgenommen werden dürfen. Daß man sich Kolonisten und der Schwachsinnigen um seine gutachtliche Aeußerung dabei nicht immer auf die Einsicht des Schularztes, dem die Schul ersucht, und in vereinzelten Fällen erteilt er in Form von Vorträgen neulinge vorgeführt zu werden pflegen, verlassen kann, beweisen die den Eltern Aufschluß über Kinderpflege, Krankheitsverhütung, SchulHygiene usw. Damit aber- äußerstenfalls- ist seine Wirksamkeit gutachtlichen Aeußerungen des städtischen Schularztes Dr. Göz in erschöpft. Das ist der größte Mangel der ganzen Einrichtung, denn Leipzig ( des Vorfizenden der deutschen Turnerschaft und fanatischen in der Schule gibt es so unendlich viel für den wird durch ihre Härte und Rückständigkeit unrühmlich ausSozialistenfressers), die sich wie mehrfach ausdrücklich betont Arzt zu tun, daß, selbst wenn er ihr seine gesamte Arbeitskraft widmete, immer noch zu tun genug für ihn übrig bliebe. Die zeichnen. Die zweite Frage der Enquete lautet: Was halten Sie von der Tätigkeit des Arates dürfte sich keineswegs nur auf die Aeußerlich- Zeit des täglichen Schulbeginns? Wieviel Schlaf teiten in der Beschaffenheit der Unterrichtsräume, der Verfassung der Schüler, der Organisation des Schulbetriebs beschränken, fie müßte bedarf ein Mensch im Mter von 6-10, wieviel im Alter von 10-14 und wieviel im Alter von 14-20 Jahren? Auf welche Stunde auch das ganze Wesen der Erziehung in all ihren Aeuverungs- und würden Sie den Anfang des Unterrichts in den Sommer- und in Erscheinungsformen durchbringen. Wielleicht wäre e idealer Zu den Wintermonaten für die drei genannten Altersstufen ansetzen? stand im gewissen Sinne erreicht, wenn Arzt und Bädagoge Antwort: Es sind für das Alter von 6-10 Jahren 10 Stunden, ein und dieselbe Person wären. Daran ist freilich vor Täufig nicht zu denken. Es muß dem Arzte in der Schule bon 16-14 Jahren 93%. Stunden und von 14-20 Jahren 84 Stunden das Terrain schrittweise erobert werden und dieses Bordringen kostet Schlaf durchschnittlich erforderlich. Je mehr Schlaf das Kind viel Kampf und Schweiß, denn der Kapitalismus, der Leben und braucht, desto länger soll es schlafen. Zuviel Schlaf fann einem Kinde kaum geboten werden. Im Schlaf wächst Gesundheit des Voltes verwüstet und zerstört, hat Ursache genug, die das Gehirn, erneut sich die Nervenkraft, erholen fich Konstatierungen der Aerzte an den verfümmerten und verwahrkosten die Muskeln. Damit das Kind morgens nicht aus dem Schlaf geLeibern der unter Not und Entbehrung heranwachsenden Jugend des Proletariats zu fürchten. Jedoch die Furcht bietet keinen dauernden Widerstand, die Entwicklung schreitet über ihre Schatten hinweg.
wieder erfordert.
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Arzt und Schulbetrieb. Gutachten deutscher Aerzte.