meist plötzlich— selbst im hcitzcn Sommer— und ohne irgend ein Zutun. Die Mittel zur Vertilgung dieser munteren Springer versagen auch fast immer. Das Aufwischen der Dielen mit mehr oder weniger fiarl riechenden oder desinfizierenden Flüssigkeiten — Lysol, Karbol. Salzsäure— bringt kaum eine Linderung. Eher ist da schon ein Aufwischwasser zu empfehlen, das Chlorkalk cnt° hält und welches dann mit Essig versetzt ist. Es entwickelt sich dabei reines Chlorgas, das absolut tödlich wirkt. Abgesehen von der Grundursache ist auch hier wie bei den Wanzen die Erfolg- losigkeit der angewandten Mittel in der Schwierigkeit der Ver- nichtung der jungen Brut zu suchen. Bei einiger Mühe und Ausdauer nicht so schwer auszurotten sind die dem Grossstadtbesuchcr nicht fremden Schwaben und Fran- zosen; Küchcnbewohner, womit unser Erbfreund, der Russe, uns beglückt hat und die er Prusiki— Preußen— nennt. Das sicherste Mittel— Schweinfurter Grün— ist allerdings nicht immer an- wendbar, seiner großen Giftigkeit wegen, zumal bei Anwesenheit von Kindern— schon zerstäubt kann es beim Einatmen schädlich wirken— nicht immer zu empfehlen. Ein besonderes Augenmerk ist auf die Beschaffenheit der Leisten und der Mauer in der Nähe der Wasserleitung oder des Ausgusses zu richten» Besonders die große Schwabe hält sich mit Vorliebe an solchen feuchten Stellen auf und benutzt.Nisse im Fußboden, der Fußleiste oder der Mauer. die durch Feuchtigkeit gelitten haben könnte, zum Durchzug aus darunter liegenden Wohnungen. Durch Einblasen von Insekten- pulver, das mit Borax gemischt ist, werden die Tiere betäubt. man kann sie am Morgen zusammenfegen und verbrennen. Ein> auwmatisch wirkende Schwabenfalle erfüllt auch ihren Zweck.'Die Falle wird halb mit Bier gefüllt und als Lockspeise ein mit Bier getränktes Stück Brot aufgelegt; die Falle wird jeden Tag fast gefüllt sein, bis alle Schwaben verschwunden find. Ferner wird das Aufstellen von Borax und Kartoffelbrei empfohlen. Die Entfernung dieser Küchenticre ist jedenfalls leichter zu erreichen als die der hüpfenden oder kriechenden Bettbcwohner, E. L. Kleines feuületon* Musik. Das kunstvolle Lied für Einzelstimme hatte in unserer Kultur zwei Blütcperioden. Die erste von ihnen kam aus der Höhe des Mittelalters, und zwar durch die ritterlichen Sänger. Damals scheint die Tonfolge sich möglichst eng, ohne Sonderansprüche, ohne die dem kunstlosen Liede verbleibende Tanzmetrik, dem dichterischen Text angeschmiegt zu haben. In den ersten Jahrhunderten der Neuzeit überwog das kunstvolle Lied für mehrere Gcsangsstimmcn (Madrigal und dergleichen); nur nebenbei gab es Kunstlieder für Einzelstimme, zumal für Lautenbcgleitung. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts, beeinflußt durch das Volkslied und durch das Singspiel, sproßte dasjenige künstlerische Einzcllied auf, an das wir heute gewöhnt sind. Wie sehr die Poesien von Goethe und von den Romantikern diese neue Kunstform belebt haben, wurde uns schon manchmal in Liederabenden dargelegt. Doch im Gegensätze zu jenen mittelalterlichen Liedern war hier die musikalische Kom- Position für sich anspruchsvoller: sie schmiegte sich weniger eng dem Tc�t an, betonte ihn zum Teil gegen den Sinn, und zeigte in ihrer meist etwas einförmigen Tanzmctrik die Spuren des Tanzliedes oder der„Tafelmusik. Das gilt selbst noch, wenngleich in stets abnehmender Weise, von den Schöpfungen unserer größten Musiker; am stärksten bielleicht von F. Mendelssohn , in ziemlichem Maße auch von Schubert und in nierklicher Weise noch von Schumann, bei dem namentlich die Mischung aus dem Anschmiegen an den Text und den Sondcransprüchcn der Musik auffällt. Dagegen haben gerade diese Meister besonders Großes geleistet in einer Klavier- degleitung, welche den Gcsamtgehalt des poetischen Liedes wieder- zugeben suckt, mit Gleichgültigkeit gegen seine Einzelheiten. Den vielleicht größten Fortschritt machte Robert Franz, und zwar nicht nur durch die wundervolle Gesamtstimmung seiner Lieder, sondern ganz besonders durch das Eingehen auf eine sinngemäße Dekla- mation des Textes. In dieser Linie arbeiteten namentlich P. Cornelius und A. Ritter weiter. Dagegen bedeuten die Lieder von BrahmS zwar zum Teil eine Vertiefung der Stimmungsmomente. in der Deklamation des Textes jedoch eher einen Rückschritt. Dann kamen Modernste, teils mit naturalistischer Charakteristik der Details, teils wieder mit dem Streben nach einheitlicher Stimmung, zumal durcki die Klavierbegleitung, und mit Gleichgültigkeit gegen den melodischen Eindruck. Arnold Mendelssohn verwertet solche Fortschritte nur mit großer Besonnenheit und sucht sie mit traditionelleren Formen zu vereinigen. Insbesondere gelingt ihm eine wirklich volkstümliche Haltung in einem„Alten Liebcslicd" und überraschend charakteristisch in Goethes Gedicht„Die wandelnde Glocke". Daß daneben manches zum Vorschein kommt, was man mit einem unfreundlichen Lächeln als„reizend" bezeichnen kann, soll nicht verschwiegen werden. Den tiefsten Eindruck machen wohl seine Vertonungen von düsteren Todesstimmungen, von Herbst- te fühlen, vom starken Dulden der Liebe und dergleichen mehr. ner haben seine Themen mit Vorliebe einen sehr geringen Ton- umfang und wirken maiuhmal durch ganze Rechen von gleichen Ainen, nur Mit sparsamen Abweichungen Diese Eindrücke hakten wir am Dienstag in einem in Konzerke des„Berliner Tonkünstlcrverein s", die sozusagen als berufögenossenfchaftliche Veranstaltungen Komponisten von heute vorführen. Miesmal galt der Abend dem eben genannten Künstler allein. Er ist als Großneffe jenes Felix Mendelssohn im Jahre 1855 geboren, bekleidete mehrfache Lehrer- und Direktorstellcn und schrieb vorwiegend Kantaten sowie ein paar Opern; unter diesen muhte„Ter Bärenhäuter" hinter dem späteren gleichnamigen Werke von Siegfried Wagner zurückstehen, vielleicht mit Unrecht. (Ein jüngerer Komponist Ludwig Mendelssohn ist mit den beiden Genannten nicht zu verwechseln.) Diesmal gab es auch Gelegenheit, eine der seltenen Altstimmen von wirklichem Altcharakter zu hören: wir hoffen, die Sängerin Agnes Lcydheckcr mit ähnlichen für ihre Stimme passenden Kompo, sitionen wieder hören zu können.— ss, Naturwissenschaftliches . Pilzzüchtende Käser. Seit langem ist es bekannt, dah viele Ameisenarten Landwirtschaft treiben, Getreidekörncr an- sammeln und Gemüse oder Pilze züchten. Unbekannt dürfte es da- gegen den meisten sein, daß auch Angehörige des Käfergeschlechts. denen man im allgemeinen keine sehr große Klugheit zutraut, sich als geschickte Pilzzüchter erweisen. Eine sehr interessante Beschrei- bung der Lebensweise dieser Tiere gibt Hagedorn in der„Rat. Wochcnschr.", die wir nach einem Referat aus„Himmel und Erde"� hier wiedergeben. Nach ihrer Lebensweise lassen sich in der Familie der Borken « käfcr, jener Unholde, die unsere Waldungen verwüsten, zivei große Gruppen unterscheiden, von denen die eine ihren Wohnsitz zwischen Rinde und Splint deS Wirtsbaumeö haben, während die anderen ihre Gänge tief in das Holz hineinbohren. Diese letzteren sind die Gemüsebauern, und mit ihnen wollen wir uns hier beschäftigen. Die Gänge, welche die Holzbohrer in die Stämme hineintreiben, werden ausschließlich von dem erwachsenen Muttcrkäfer ausgenagt, Sie sind in allen ihren zahlreichen Verzweigungen gleichmäßig dick, Alles Bohrmchl und die Auswurfsstoffc werden sorgfältig aus der Wohnung herausgeschafft. Schon lange war es den Forschern auf» gefallen, daß die Wände der Bohrgänge mit dichtem Pilzrascn be- deckt erschienen. Das Holz nimmt in der Umgebung der Pilze eine dunkle, fast schlvarze Färbung an, und man erhält den Eindruck, als wären die Gänge mit glühenden Drähten ausgebrannt. Diese dunkle Verfärbung ist für die Gangsysteme der Holzbohrer äußerst charakteristisch. Von den hierher gehörenden Käsern legen die Gattungen Platypus und Xyloborus gemeinsame Kammern an, in denen sowohl die Eier wie auch die Larven und Puppen nebeneinander aufbewahrt werden; bei den Gattungen Tylo» terus, Corthylus und Pterocyclon hingegen herrscht eine wohlgeordnete Brutpflege, jede einzelne Larve steckt in einer besonderen von dem Mutterkäser ausgcnagten Zelle und wird hier sorgsam mit zarten Pilzfäden gefüttert. Nach den Untersuchungen Hubbards soll jede einzelne pilzzüchtcnde Borkenkäferart ihren ganz bestimmten Pilz besitzen und züchten, ja es kann geradeswegs als Ausnahme gelten, wenn zwei nahe verwandte 5täfcrarten einmal denselben Pilz besitzen. Die Kultur der Pilze scheint von der Natur der Wirtsbäume ziemlich unabhängig zu sein, denn wir finden, daß die gleichen Käferartcn auch stets den gleichen Pilz bauen. ganz gleichgültig, ob sie ihre Wohnung in einem Laubbaume oder in Nadelhölzern ansgcschlugcn haben. Während man bei den Gattungen der Holzbohrer mit gemein« samcn Familicnwchliungen hauptsächlich Pilze mit aufrcchtstchcn- den Fruchtträgern findet, die an ihren Enden kuglig aufgetriebene Zellen, sog. C o n i d i e n. tragen, züchten die Arten mit aeord- neter Brutpflege Pilze, die in Gestalt von Ketten kugligcr Zellen auftreten, welche in unregelmäßiger Anordnung nebeneinander liegen. Alle Pilze zeichnen sich durch großen Saftrcichtum aus, besonders die Conidien glänzen wie„Tautropfen". Da sie in den Zeiten des starken Wachstums in großer Menge entstehen, sehen die Wandungen der Fretzgänge aus, als wären sie mit„Raureif" überzogen. Die wichtigste Nahrungöguelle für die jungen Larven bilden die frischen Fruchtträgcrspitzen mit den saftigen Conidien. „sie rupfen sie ab, wie Kälber die Vlütenköpfchen des Klees". Die erwachsenen Käfer dagegen sind sparsamer und weiden den Pilz - rasen immer bis dicht zum Boden ab. Das ist aber auch durchaus notwendig, denn bei der starken Vermehrung und dem üppigen Wachtum- der Pilze können sie leicht zu einer drohenden Gefahr für ihre Pfleger werden und sie durch ihre Masse ersticken. Nament- lich bei geschwächten und mitgliederarmcn Käferfamilien wird diese Gefahr akut. Die Tiere vermögen daS Wachstum bor Pilze durch Fressen nicht mehr genügend einzudämmen und gehen am Er- stickungstod zugrunde, nachdem sie vorder in ihrer Angst und Auf- rcgung Pilzkulturen, Eier und Larven zu einem unförmlichen; kleisterähnlichcn Brei zerstampft haben. Wie bei den Gartenbau treibenden Ameisen wachsen auch bei den Borkenkäfern die Pilze nickst zufällig, sondern sind pollständig auf die Pflege der kleinen Gärtner angewiesen. Vorsichtig werden zuerst aus Holzmehl Beete hergestellt und mit einem Teile der Exkremente gedüngt und dann erst die Pilzfäden darauf ausge» pflanzt. Da zum Gedeihen ihres Gemüses eine gewisse Feuchtig- keit notwendig ist, findet man die Holzbohrer niemals in voll- ständig abgestorbenen und ausgetrockneten Baumstämmen, sondern es muß immer noch etwas Saftfluß herrschen. Deckt man die Woh- > nuug der Pilzzüchter auf. so geraten die Tiere in gewaltige Auf,
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24 (24.10.1907) 207
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