von dem um sie �uftunmenaezoaencn Stoff nmfiäfft war, als sei sie mit dein Gewebe von all diesen Pfauenfedern bekleidet, mit ihrem böten Senken der Augenlider in das bleiche Innere des Raumes hinein. Tie Vorstellung sollte beginnen, und mit schmerzlichem Senden zog der Herkules, auf dessen gewaltigen Nacken das helle Tageslicht aus der Eingangstür fiel, feine Eifengewichte unter der Bank hervor, auf der er saß. (Fortsetzung folgt.> (Rachdruck verboten.) Das Lehrmädchen. Bon Jacques Canstant. Mit einer dünnen Pelerine auf den Schultern, einen Korb am Arme, lief Sidonic Clement nach dem Bouleoard Malesherbcs. Sie warf einen raschen Blick auf die große Uhr in der Rue Royale: Schon zehn Minuten vor neun! Lchne sich daran zu kehren, daß der Schmutz der nassen Straße an ihren dünnen Waden empor spritzte, begann sie zu rennen. Ihr schmutzigblonder Zopf, an dem ein Band hing, tanzte unter dem unförmigen Stroh- Hut hin und her. Durch die weitgeöffneten Nasenflügel atmete sie die Luft mit einem pfeifenden Tone ein, ihr sommersprossiges Gesicht überzog sich mit einer vorübergehenden Nöte, während fin sich ihren angstvollen Gedanken hingab: Q weht Schon wieder zu spät! Diesmal würde die Leiterri, der Schneiderwerkstatt ihr sicher eine Rüge erteilen! Dabei hatte sie sich gar nicht unterwegs aufgehalten! Aber von der Rue Haxo, ganz hoch oben in'Belle- ville, bis zur Madeleine war es ein gutes Stück Weges. Und dann hatte sie, bevor sie wegging, ihr Hemd und ihr einziges Paar Strümpfe, die sie am Abend vorher geivaschen hatte, platten müssen, werk sie die Nacht über nicht getrocknet waren. Uebrigens wurde sie morgens rie fertig. Sie mußte die Stube auskehren, die'Betken machen, die Mittagssnpp« für den Pater bereiten, den kleinen Bruder anziehen und in die Schule bringen. Und wenn sie irgend etwas vergaß oder nicht gut machte, dann gab es Ohrfeigen! Selbst wenn er nüchtern war, hatte der Vater Clement eine harte Hand und seit dem Tode seiner Ehehälstc bekam Sidonie die doppelte Portion. Aber sie konnte den höhnischen Nähmädchen doch nicht alle diese Einzelheiten erzählen? Und vorausgesetzt, sie täte es. würde Madcmoisekke Marcelle solche Entschnkdigirngen gelten lasien? Denn sie war nicht sehr sanft gegen die armen Lehrmädchen, fie war es eigentlich gegen niemand. Ihre znsammengetnisfenen Lippen öffneten sich nur für böse Worte und Schelten. Was half es ihr, so hübsch zu sein, da sie so boshaft war! Wenn Sidonie wenigstens scbon seit längerer Zeit angestellt gewesen wäre? Doch sie war erst seit acht Tagen im Hause David, Woksf n. Co. Vor­her arbeitete sie in der Rue de la Paix, bei Rose Lemarquis, in einem feinen Schneideraielicr, in dem jedermann nett zu ihr war und wo sie oft ein Trinkgeld bekam. Aber sie wur ein Pechvogel. Infolge eiiier_ ungeschickten Bewegung hatte sie eine Flasche voll Maschinenöl über ein fertiges Kleid gegossen. Man entließ sie natürlich ans der Stelle, und harte Worte unS Schläge hatte sie zu Hause über stch ergehen lassen müssen, als fie dem Vater die Nachricht mitteilte. Mit klopfendem Herzen betrat sie das Haus und wollte ganz leise die Treppe hinauflausen, aber die Hefterin trat ihr in den Weg: ..Du kommst zwanzig Minuten zu spät!" In der Schneiderwcrkstättc waren tatsächlich die Lehrmädchen schon damit beschäftigt, die Tische abzuwischen, die Stühle auf­zustellen und Stecknadeln zu verteilen. Um neu» Uhr stellten stch die Nähmädchen zu zweien oder dreien ein. Tie benahmen stch wie schwatzhafte Papageien, und ihr fortgesetztes Lachs» hallte in dem hohen Räume laut wieder. Die guten Freundinnen küßten sich geräuschvoll auf die Wangen. Man erzählte stch allerlei Geklatsch:Ach, ich muß Dir noch er» zählen!..." Man teilte sich häßliche beschichten im Flüstertöne mit. Dann wurden Taschenspiegel und kleine Blechschachteln her- vorgezogen; man puderte sich»aS Geficht, man kämmte sich die Löckchen aus oder steckte das Haar von neuem auf, wenn der Knoten nicht gut geraten war. Doch plötzlich wurde es mäuschenstill. Die Direktrice trat ein. Mit einem hochmütigen Gesicht überblickte sie die ganze Werkstatt. Seitdem das Automobil des �Grafen Safay sie jede» Abend abholen kam und seitdem sie aus ein schönes Vermögen spekulierte, das ihre Gunstbezeugungen ihr nach und nach ein- bringen mußten, hatte sie das Benehmen einer Königin. Sie be- trachtete ihre Kameraden als Untergebene. Wie«in Gewitter fiel sie über Sidonic her. Ich verlange, daß Du Punkt halb neun hi<r bist, ww eS in diesen, Hause üblich ist. Entweder, oder.. Da gewahrte sie den Straßenschmutz auf dem Rock deS Lehr- mädcheus. Du siehst aus wie ein Schmierfink. Du mußt Dich rein- licher kleiden." Bittere Tränen stiegen dcm Kinde in die Augen. Aber sie schwieg. ES hätte sie sehr gebchmütigt, wenn sie gestanden hätte, daß sie kein zweites Kleid besaß. Sie rechnete im Geiste: We könnte sie sich bei einer Einnahme von vier Francs fünfzig ein neues Kleid kaufen!... Eine fieberhafte Geschäftigkeit! herrschte in der Schneiderwerkstatt. In den vier Stockwerten summte es von oben bis unten, wie in einem Bienenhaus. Leicht und flink tiefen die Nadeln durch die teuren Stoffe, die Seide knirschte unter den«cheeren, die Bügeleisen glitten über das dampfende Kleider- futter, die Maschinen schnurrten. Bon der einen gerufen, von der anderen gescholten, stürzten die Lehrmädchen treppauf, treppab, aus den SalonS in das Warenlager, aus der Wcrtstatt aus die Straße. Sidonie, bring MademosfeLc Octabie eine Zwirnrolle und d?e Schachtel mit der Seide... Beeil Dich und zieh die Füße nicht so nach." Germaine, schnell Borte!" Rachel, geh. hol mir die Knöpfe für die Taille der alten Ledy." -Hör mal. Kleines Kauf mir ein Beafstecck fürs Mittagessen und Essiggurken! Ich habe eine unoezwingliche Lust auf EG:- gurken." Nachdem sie stundenlang herumgcsprungen waren» konnte» die Lehrmädchen sich endlich zu den jüngsten Näherinnen setzen... Sidonie wurde wieder heiter. Im Lause des Nachmittags hatte sie kein Tadel getroffen, und die Strafrede vom Morgen war schon vergessen... Zur großen Freude sämtlicher Nähmädchen ianzte sie mit Germai iw eine Natchiche hinter dem Rücken der Direktrice. Letztere blick!« verständnislos zu den Lachenden hinüber. Sie mar zerstreut und träumerisch und besah von Zeit zu Zeit mit Wohlgefallen ihre lmke Hand. An dem Mittelfinger blinkte ein prachtvoller grünlicher Stein, in Gold gefaßt. Sieh sie nur an," flüsterte Germaine Sidonie zu;sie ist in ihre Finger»erliebrN In ihren Ring, willst Tu wohl sagen!" Richtig, sie hat einen neuen, den ich noch nicht gesehen habe. Wahrscheinlich ein Geschenk von ihrem Grafenl Ein Smaragd  . meine liebe Sidonie! DaS war immer mein Traum? Was? Lach  ' doch nicht so. dumme Gans, er würde sich an meinem Finger gerade so gut ausnehmen, wie an ihrem...." Um sechs Uhr herrschte tiefes Schweigen unter den emsig Arbeitenden. Man wollte fertig werden, um den Abend frei zu sein. Plötzlich stieß. Mademoiselle Marcelle einen Schreckens- schrei aus. Mein Ring? Wo ist mein Ring?" Alle Köpfe erhoben sich von der Arbeit; einige in ihrer Räfi« Sitzenden halfen der Direktrice suchen. Man durchsuchte die Stoff- abfalle aus dem Tisch und auf dem Boden. Ich habe ihn abgenommen, um mir die Hände vor dem Vesperbrot zu waschen."__, Auf den, Waschtisch fand man ihn nicht. Die Sqn«,derim,cn sahen sich verlegen an. Ein schwerer Verdacht schwebt« über ihnen. Mademoiselle. wir wollen keinen solchen Verdacht aus uns ruhen lassen. Durchsuchen Sie unsere Taschen." Die siebenundzlvanzig Nähwädchen traten eine nach der anderen vor. Weder ihre Kleidertaschen. noch ihre Handücutel ent­hielten de» Ring. Nun kommen die Kinder an die Reihe?" Die drei Lehrmädchen, Germaine, Rachel und Sidonie, standen auf und breiteten das Prinzeßkleid, aus dem sie die Heftfäden herausgezogen, über«ine Stuhllehne. AIS Rachel sich von dem Stuhle entfernte, fi«l das Kleid auf den Boden. Man hörte zu gleicher Zeit einen leichten, metallischen Klang. So gebt doch acht!" Mademoiselle lief schnell herbei, um das GeWaich auszuheben. Da sah sie ihre» Ring auf dem Boden liegen. Die drei Lehr- mädchen erbleichten. Ich denke, es ist schwer, den Diebstahl zu leugnen. Wer ist die Schuldige?" .Ich nicht!" beteuerte Germaine. Ich auch nicht!" antwortete Sidonic. Ich auch nicht!" sagte Rachel. Ihre Gesicht« blieben undurchdringlich. Laßt uns einmal sehen, wer von den dreien cs lvohl sein könnte," rief die Direktrice,ich denke, wir können für Germaine, die seit zwei Jahren hier ist, einstehen?" ,.O ja!" antworteten die Nühmädchcn. Waö Rachel betrifft.. «Sie war es auch nicht." Dann könnte es nur noch die zuletzt Eingetretene sein. Da tätest besser daran, zu gestehen. Kleine, sei nicht so feige l" Mißbilligendes Murren erhob stch. Sicher hat sie den Ring gestohlen! Sie sieht immer aus wie eine Duckmäuserin! Hinaus mit der Diebin!"... SidonicS Verteidigung war nickt überzeugend genug, um sie von dem Verdacht, der auf ihr ruhte, zu befreien. Lautes Ge- schrei übertönte ihre Ilnschuldbeteuerungen. Man zahlte ihr den Restlohn aus und in einigen Minuten stand sie arbeitslos auf der Straße. In Pelzwerk gehüllte Frauen schritten an ihr vorüber. während sie vor Schmerz gedrückt und vom Winde gepeitscht, durch den eisigen Regen dahinschritt. Auf den, Fahrwege rückten elc» gante Wagen unauchörlich auf den Wink des weißen Stabes