867
-
Ser Polizeibeamten vor. Der blaue Schein der elektrischen Brenner Jahre fam fie mit Zeitungen, mit Briefen, die älter waren als sechs warf seine Strahlen auf den Straßenschlamm. Sidonie wurde Manate. Einige von uns erhielten ein Jahr lang fein Lebensfich ihrer Armut, ihrer Häßlichkeit und ihres großen Unglüds zeichen, manche noch länger nichts. Einer von uns, der seit achts bewußt. Sie schluchzte bitterlich. Die ganze Ungerechtigkeit des zehn Monaten nichts mehr von Daheim" gehört hatte, empfängt Lebens lag erbrüdend auf ihren vierzehn Jahren. Mechanisch eines Tages einen Abschiedsgruß von seiner Mutter. Auf dens bog sie in die Rue Royale ein und stand kurz darauf vor der Sterbebette hatte sie noch mit zitternder Hand an den einziger Seine. Sie stieg die Treppe hinab und betrachtete schaudernd die Sohn einen legten Grup gefrigelt. Jah werde die Verzweiflung schwarze Masse, auf der ölige Flede in Regenbogenfarben er- des jungen Menschen nie vergessen. Wir mußten ihm überwachen, glänzten. Bei dem Gedanken an die Todesfälte, die sie ergreifen um ihn an Selbstmord zu verhindern. Wie viele haben dort unten würde, schauerte sie zurüd. so geendet! Ich erinnere mich einer langen Reihe von Kameraden; 8wei!" Ser junge Edelmann stürzte sich in den Fluß; Gulomst erhängte sich. Jantowitsch und Bolmann wurden wahnsinnig. Januf zer schmetterte sich den Schädel. Ich könnte die entsetzliche Liste fortsetzen.
Mut! Eins!
Als sie drei zählen wollte, dachte sie an ihr Brüderchen Georges, das jeden Abend mit Ungeduld auf sie wartete, um seine Suppe zu essen. Wie würde er weinen, wenn sie nicht fame. Nein fie hatte wirklich nicht das Recht, ihn allein zu lassen. Da stieg fie wieder den Quai hinauf und ihre in zu großen Schuhen stecenden Füße mühsam nachschleppend, machte sie sich auf den Weg nach Belleville. Ihr schwacher Rüden beugte sich schon bei dem Gedanken an die Schläge, die ihr beborstanden! Deutsch von Margarete Raud.
Kleines feuilleton.
#
Mufil.
rich Smetanas fomische Oper Die verkaufte Braut" Nomische Oper. Als im Jahre 1866 zu Prag Fried. zum ersten Male heraustan, wurde damit etwas wie eine neu böhmische Muftt" gefchaffen. Dann famen weitere Opern des felben Komponisten, z. B. Dalibor" end. Der Kuß. Vom Jahre 1874 an entstand des Komponisten Hauptwert auf instrumentalent Gebiet: die symphonische Dichtung Mein Vaterland" in feche Zeilen. In Berlin haben wir einige Teile von the und die drei genannten Opern bei verschiedenen Gelegenheiten fennen gelernt. längst bei der Betrachtung Smetanas in Gebrauch ist. Die erft Auch uns fonnte der Vergleich mit Mozart nicht entgehen, der genannte Oper erinnert fogar, froh eines grundverschiedenen Zeytes, an die Entführung aus dem Serail " von Mozart , deren dem anspruchsvollen Renesten, wird an dieser, scheinbar nur an Wiedererwedung uns gerade bevorsteht. Wer überfättigt ist von spruchslosen Mafit eine besondere Erquidung finden. Es handelt sich nicht bloß um die tschechischen Nationalweisen, deren Eigenart der Komponist namentlich in Tänzen zur Geltung bringt; es handelt sich vor allem um eine sowohl sprechende wie auch melodiöse Mafif überhaupt, die in manchen Ensemblejäsen zu ichid des Komponisten,( 1824-1884), der gleich Beethoven bald der Zaubheit verfiel, mag noch ein befonderes Moment in unser Interesse hineintragen. Auch die Fortsetzung der neuböhmischen" Schule fönnte une in Berlin noch etwas näher gebracht werden. The flingendfter Name ist Anton Doorfchal( 1841-1904), mit dem allerdings in Oesterreich etwas vie Reflame gemacht worden ist ( eine Wiederholung des Falles Brahms ), von deffen Opern wir aber hier gern einmal eine tennen lernen türden.
Vor fünf und vor zwei Jahren hat unsere sommerliche Mozivikoper die Verlaufte Brant" aufgeführt. damals viel Nachsicht üben, um sich des Meisterwertes genügend Man mußte zu freuen. Nun hat unsere Komische Oper" am Dienstag den Verfuch mit zureichenderen Kräften unternommen. Die idnllische Lyrik und feine Humoristit des Werkes waren natürlich die Grundlagen des tatsächlichen Erfolges. Dazu tamen nun die wohl belannten Künste dieser Bühne. Das Streben nach einer möglichst realistischen Darstellung hob das Schauspielerische über das Ges fangliche und in diesem wieder die Charakteristik über die Sanges. fchönheit. Etwas gefährlich dürfte die diesmal sehr mertliche Tendenz sein, daß aus irgendeiner weichen Stelle eine härtere mit enormter Behemenz herausgeschleudert wird; eine Gejahr nament lich für die zarte und in den unteren Partien etwas schwache, sonst freilich sehr gut durchgebildete Stimme von Lola de Padilla. In ihren Händen lag die Rolle der Braut, die den einen Sohn des Großbauern heiraten soll, aber den angeblich verschollenen anderen Sohn liebt und troh aller Bemühungen des Heiratsvermittlers schließlich doch durch eine List des Geliebten diefen befommt. In der Partie des Geliebten erfreute Franz Naval durch seinen hellstrahlenden Tenor; in der des Heiratsvermittlers Ludwig Mantler durch sein reichhaltiges Spiel; in der Partie des aufgedrängten Bräutigams Peter Kreuder mit seinem gut vorsichtig behandelten Buffotenor. Auch die übrigen Bartien würden noch mancherlei zu sagen geben.
Aus dem„ sibirischen Bagno". Eine erschütternde Schilderung der furchtbaren Leiden und Entbehrungen, die die raffischen Verbannten, heute noch wie vor zwanzig Jahren, in den öden eis- und jchneebedeckten Ebenen Kolymats im nördlichsten Sibirien dulden müssen, gibt, wie wir in der Indépendance belge" lesen, er der bekannte russische Schriftsteller Tane. Acht und ein halbes Jahr hat Tane in jener Hölle verbringen müssen, hat die Genoffen um fich untergehen sehen, einen nach dem anderen, durch Selbstmord, durch Hunger oder in der Nacht des Wahnsinns, meist junge Leute, Ste als politisch Berdächtige" auf fünf oder zehn Jahre in diesen Bezirk verbannt wurden, aus dem nur die wenigsten heimkehren. geivichtigen Gesangsaufgaben ansteigt. Der Gedanke an das Ge Die Reise nach Rolymst währte 18 Monate, meine Verbannung insgesamt zehn Jahre," so beginnt Zane feine in ihrer einfachen Snappheit doppelt ergreifende Schilderung. Zwanzig Jahre war ich alt, als ich verhaftet wurde. Mein Verbrechen war, daß ich liberale Anschauungen geäußert habe. Unter meinen Leidensgefährten befand sich noch ein sechzehnjähriger Knabe und ein Gymnafiaft von fünfzehn Lenzen. Jusgesamt toaren wir einige fünfzig Bolitische". So tamen wir endlich nach Kolmst, dem neunten Kreise der sibirischen Hölle. In einem großen, leeren, Halbberfallenen Hause richteten wir uns ein, so gut es gehen wollte. Wir trugen russische Kleidung, den engen Belzrod, Belzmüze, dide wollene Faufthandschuhe. Aber auch in diefer Kleidung war es qualvoll, in jene Regionen einzudringen. Oft schrien wir auf vor Schmerz, wenn wir die erfrorenen Hände an einer Flamme zu erwärmen versuchten. In unserem gemeinsamen Sause in Rolymist war es da wenigstens beffer: wir hatten Wärme. Aber ein anderes Leiden harrte unser: Hunger. Die Regierung verfaufte awar Meht Sas Pfund zu 50 Stopeten, aber woher follten wir Geld nehmen? Wir aßen angefaulten Lachs, gefrorenes Fleisch, wir tranfen Tee. Aber die Portionen waren zu flein, fie reichten nicht aus. Man maß fie uns zu wie Schiff brüchigen den legten Proviant. Und der Hunger schwang sein Szepter. Die Opfer drängten sich um die Küche, die Frauen der Deportierten belagerten die Kochstelle. Alle Augen ruhten gierig auf dem großen Keffel. Wenn der Aufseher einen Augenblid unaufmerksam ist, dann gleiten hastig nadte hände in das brodelnde Wasser, nur um irgend etwas zum Essen zu erlangen. Nur irgend etwas zum Effen.... Hin und wieder, wenn die Leidenszeit eines Kameraben abgelaufen war, dann veranstaltete man so etwas wie ein Fest. Aus Gerstenmehl wurden Kuchen gebacken und manchmal gaz tam es zu einem besonderen Lederbissen: Bierbefleisch. Dann aßen die Ausgehungerten, aßen, bis der geschwächte Magen reboltierte. Aber diese Feste waren selten und sie waren teuer. Besonders schlimm wütete der Hunger in den Frühjahrsmonaten, im April, im Mai. Nirgends Fleisch, faum hier und dort ein Fisch, nirgends Fett. Die Hungersnot flopfte dann selbst bei den Leistungen. Darin hat die Regie( Maximilian Moris) feit Beamten an, dem Polizeimeister und bei dem Geistlichen. Die Sunde schwankten vor Schwäche, starb einer vor Erschöpfung, fo gab das einen Festbraten für die Kameraden. Die Brieiter und die Bolizeileute ertränkten dann ihren Hunger in Brannimein. Wir aber hatten feinen. Wir wantten über die weite Schneefläche, am hellichten Tage schlafend. erschöpft, halbtot. Ich erinnere mich, daß ich von einer Tür ein Stüd Leder abriß; das gab Suppe für zwei Tage. Wir umschlichen wie lauernde Wölfe die Depots; manchmal lagen da Klumpen verschimmelten Mehls, die man forts geworfen hatte. Alles wurde errafft und verschlungen.... Bachsfergenitummel wurden gefammelt, geschmolzen und verzehrt. So war unser materielles Dasein. Aber unseren Gemütszustand zu schildern, das ist unmöglich. Jeder verschloß sein Leid, seinen Summer, feinen Ingrimm in sich." Zwei lange, Monate währte die Winternacht. Auf der Straße ward jeder Atemzug zu einem hellen Knirschen. Im Wald aber herrschte die Stille des Todes. Rein Tier, teine Nabrung, nirgends, nirgends. Das Wild war füdwärts gefloben. Der Wind hatte aufgehört; nicht ein Zweig betwegte sich. Es war, als ob alles auf immer zu Ende wäre. „ Und doch lebten wir noch, wir harrten der Post. Dreimal im
Ein Hauptverdienst der Aufführung war die Auflösung der Chormaffen in fleinere Gruppen und sogar in individuelle längerem Wertvolles geleistet, bei dem sie mit Recht bleiben mag. Anders ist es mit der allzu merklichen Berkünstelung und Forcierung, man möchte fagen: Berzappelung des szenischen Spieles. Hier wird die angestrebte Natürlichkeit zu einer Künft lichkeit, die gleich der Barfümierung den Zug zu einem immer unerträglicheren Mehr in sich trägt. Das Publitum fällt natürlich großenteils auf derlei herein; und ein in spibfindiger Weise forciertes Duett mußte fogar wiederholt werden womit wir denn glücklich wieder bei der angeblich überwundenen alten Opern spielerei angelangt find.
Erziehung und Unterricht.
62.
Märchenbereine. Jm ersten Novemberheft des Kunst warts" gibt Franz Diederich folgende Anregung: Die legten Jahre haben das Märchenerzählen mehr und mehr zur Entwickelung gebracht. Man weiß doch wenigstens schon hier und da, was man nicht machen darf. Wie man nun am besten bei Beranstaltung folcher Märchenstunden verfährt, das freilich ist noch nicht ganz erforschtes Neuland. Sehr oft aber mißlingen sie halb und ganz, weil man nicht Zeit genug fand, all genügend im einzelnen au