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Aneroide verwenden.

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Brillen des Sprachrohrs, der Eraltiertheit des Schreiens| Auch hier gilt der Sab, der ziemlich überall in der Technik feine und der Anrufe an das Publikum, erwischte der in fieberhafte Bedeutung hat: je einfacher, desto besser! Und darum ist das alte, Mufregung verfekte Kleine einen liegengebliebenen schäbigen freilich etwas ungeftalte Gefäßbarometer das viel ficherer wirkende, Hut, einen vergessenen alten Schal. Sich hurtig damit be- und für jede ernste wissenschaftliche Untersuchung wird man laum fleidend und sich in dieser Maskerade auf dem Parnaß aller Kostümierung fühlend, schloß sich der kleine Bursche dem gro­testen Auf- und Abmarschieren des Bajazzos an, hinter dem­felben auf Schritt und Tritt folgend, als ob er ein reguläres Mitglied der Truppe wäre und gleich den Uebrigen die Auf­gabe habe, das Publikum durch seinen Marsch zu amüsieren, mit aller Strast seiner unsicheren Beinchen gleich dem Bajazzo den Takt der Musik stampfend, die burslesken Geberden des­selben nachahmend: halb verschwunden unter dem gewaltigen Hut, und unter dem buntkarrierten Schal hinten einen Zipfel seines Hemdes heraushängen laffend, der sich aus dem Schlitz feiner findlichen Knöpfhosen hervorstahl.

( Fortfehung folgt.)

( Nachdrud verboten.)

Vom Barometer.

Von Hans Bourquin

Erst ziemlich spät ist entdeckt worden, daß die Luft etwas Körperliches sei. Und doch scheint es, als ob eine nur einigermaßen aufmerksame Beobachtung dies längst hätte zeigen müssen! Bewegt man die Hand rasch durch die Luft, so fühlt man einen Widerstand, und es läßt sich ein Geräusch vernehmen: es muß also irgendein Stoff vorhanden sein, der durchfurcht wird. Bewundert man das Blau des Himmels, so muß man doch erkennen, daß ein Etwas da fein müsse, wodurch solche Brechung des Sonnenlichtes bewirkt werden fann. Jetzt allerdings wissen wir sehr gut, daß die Luft etwas Körperliches ist, und der Physiker hat gelernt, den Luft­widerstand, welcher ungefähr mit dem Quadrat der Geschwindigkeit des bewegten Körpers zunimmt, gebührend in Rechmung zu stellen. Die atmosphärische Luft ist für uns jetzt auch wägbar. Sie hat eine gewisse Schwere( griechisch: baros), und die Apparate, welche dazu dienen, ihr Gewicht festzustellen, nennt man Barometer". Will man ein zuverlässiges Barometer haben, und zugleich cines, an welchem die Erscheinungen des Luftdruces deutlich aus. einandergesetzt werden können, so muß man das alte, aber noch durch keine neue Konstruktion übertroffene Gefäßbarometer"

wählen.

Es besteht im wesentlichen aus einer senkrecht angebrachten, girla 90 Zentimeter langen Glasröhre, welche sich unten wieder nach oben umbiegt und dann in einem kurzen Schenkel endigt. Die lange Röhre hat einen geringen Querschnitt und ist oben zu­geschmolzen, während umgekehrt der kurze Schenkel verhältnis mäßig breit und oben offen ist. In der langen Röhre steht ziemlich bis oben hin eine Quedfilbersäule, über der sich ein luftleerer Raum befindet. Im kurzen, breiten Schenkel steht eben­falls Quecksilber, deffen Spiegel aber bedeutend tiefer liegt, und auf welchem der natürliche Luftdruck lastel. Eine Stala dient zum Ablefen des Quecksilberstandes in der langen Röhre.

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Begibt man sich ans Meer, so wird man beobachten, daß die dünne Quecksilbersäule durchschnittlich man muß von den stets wechselnden Veränderungen absehen 760 Millimeter hoch steht. Der Luftdruck auf dem offenen Schenkel hält also einer Quecksilber­fäule von 760 Millimetern das Gleichgewicht. Jetzt bekommt man schon einen deutlichen Eindruck, daß die Luft eine verhältnismäßig schwere Masse darstellt. Sie wiegt nämlich soviel, als ob die Erd­fugel von einer 760 Millimeter diden Quedfilberschicht umgeben ware! Da nun eine Quecksilbersäule von dieser Höhe und dem Querschnitt eines Quadratzentimeters das stattliche Gewicht von 1,03 stilo hat, so beträgt auch der durchschnittliche Luftdruck auf den Quadratzentimeter am Meer 1,03 Kilogramm. Man bezeichnet diese Druckstärke als eine Atmosphäre". Könnte man einen Dampf­aylinder ganz leer machen, so würde die äußere Luft mit der Kraft einer Atmosphäre" auf den Kolben drüden. Beträgt die Fläche des Kolbens auch nur 100 Quadratzentimeter, so berechnet sich ber Drud auf 103 Kilogramm. Spricht der Techniker von Dampf, welcher 2, 3 usw. Atmosphären Spannung" habe, so drückt er da. mit aus, daß der Dampf auf den Cuadratzentimeter einen Druck von zweimal, dreimal usw. 1,03 Kilogramm ausübt.

Das Barometer ist nun unstreitig ein sehr populärer Apparat: gilt er doch als der sichere Wetterprophet, der uns verraten soll, ob die Landpartie, die wir für morgen im Auge haben, zu Waffer werden wird. Man hat das Barometer darum auch Wetterglas" genannt. Nun freilich: diese alten Barometer, die wie lange Holz­latten aussehen, hat man heute nicht mehr gern im Zimmer: ele­ganter sind die sogenannten Ancroit Barometer". Es sind hübsche, runde Apparate, welche einer Wanduhr nicht unähnlich sehen und immer ein gefälliges Aeußeres haben, besonders wenn die Metall­teile recht blank geputzt sind. Der Körper dieser Barometer besteht aus einer annähernd luftleeren Kapfel, deren Deckel fich mehr oder weniger zusammendrüdt, je nachdem der äußere Luftdruck wechselt. Die Bewegungen des Deckels werden durch Hebel auf einen dreh­baren Zeiger übertragen, der auf einer freisförmigen Stala spielt.

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Als überall bekannte Wetterregel gilt nun: Steigt das Baro meter, so wird das Wetter schön, und umgekehrt. Die Stalen find darum auch außer mit den Teilftrichen mit entsprechenden Aufschriften verfeben. Dieser Sab ist im allgemeinen richtig, wie fich leicht geigen läßt. Steigt nämlich das Barometer bei uns, fo wird dadurch gezeigt, daß die. Luft schwerer wird. An irgendwelchey anderen Stellen wird sie aber wahrscheinlich leichter werden. Nach dem gewöhnlichen Gesetz der Schwere folgt dann, daß bei uns, die wir hohen Barometerstand haben, die Luft in einer fallenden Be­wegung von oben nach unten begriffen sein wird. Nun ent hält die Luft immer Wasserdampf, der zu Regen wird, sobald er sich verdichtet. Diese Verdichtung wird durch Abkühlung bewirkt. Bewegen sich aber die Luft- und Feuchtigkeitsmassen abwärts, so fommen fie in wärmere Regionen: die Gefahr, fich durch Abkühlung zu Regen zu verdichten, wird also geringer. Außerdem kann die Schwere der Luft auch darauf hinweisen, daß sie ziemlich troden ift. Trodene Luft ist nämlich schwerer wie feuchte, denn Waffer dampf wiegt weniger als Luft. Schneidet man also aus der Atmosphäre ein Volumen Luft heraus und ersetzt dieses durch Wasserdampf, so muß der Luftdrud geringer werden. So läßt der hohe Barometerstand darauf schließen, daß überhaupt wenig Waffer in der Luft schwebt, und daß dieses wiederum wenig Neigung bes fitzt, sich zu Regen zu verdichten.

Die aufgestellte Regel läßt sich besser und genauer so aus. drücken: Steigt das Barometer langsam, mehrere Tage hindurch, so ist anhaltend trodenes Wetter zu erwarten; fällt es langsam, so wird wahrscheinlich das Wetter für längere Zeit schlecht sein. Steigt das Barometer aber an einem Tage rasch, so ist doch nur auf Sonnenblide zu rechnen; plötzliches Fallen fündet Wind und Regenwetter an. Die wissenschaftliche Meteorologie erkennt diese Säße auch an: nur gibt sich der Fachmann mit ihnen allein nicht aufrieden. Er sagt: fie gelten, wenn andere Erscheinungen mit dafür sprechen! Er beobachtet ferner noch: Wind, Wolken, Tau, Nebel, Luft, Luftfeuchtigkeit, und ftudiert vor allem aus Wetters farten die über die Länder fortschreitenden barometrischen Zustände. Falb hat für seine Prognosen den Mondphasen noch eine besondere Rolle zugewiefen.

Wenn man auf einem Berge barometrische Meffungen aus führt, so ist klar, daß eine weniger hohe Luftschicht überlagert, und baß unter sonst gleichen Verhältnissen das Barometer tiefer stehen muß, als auf dem Meeresspiegel. So tam man denn auf den Gedanken, das Barometer zur Höhenmessung zu benuten. Frei­lich werden diese Resultate nicht ganz sicher sein, und Fehler von 2 bis 3 prom. müssen in Kauf genommen werden. Man muß dabei nicht den zufälligen Barometerstand für die Rechnung verwerten, der in irgendeinem Augenblid herrscht, wenn man gerade eben messen will, sondern man muß etiva aus den Beobachtungen eines ganzen Jahres den mittleren durchschnittlichen Baro meterstand für den betreffenden Ort feststellen. An der Meeres oberfläche beträgt die Höhe, wie wir schon sagten, 760 Millimeter. Man hat dann Tabellen aufgestellt, welche für jeden Barometers stand die zugehörige Höhe angeben, die ermittelt werden soll. Wir tönnen hier eine solche ausführliche Tabelle zwar nicht wieders geben, wollen aber einige Daten herausgreifen. 0 m Ein Barometerstand von 760 mm deutet auf eine Höhe von 770

690

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Bei jedem Millimeter, um welchen die Säule fällt, steigt die Söhe also durchschnittlich um 11 Meter. Bei größerer Höhe finkt dann der Barometerstand rascher, und bei einem Stande von 640 Millimetern haben wir schon eine Höhe von 1370 Metern er reicht, so daß jekt auf jeden Millimeter Barometerfall eine Höhen zunahme von durchschnittlich 12 Metern kommt.

Kleines feuilleton.

Guten Morgen, Herr Hauptmann! In unferer Rompagnle herrschte ein schrecklich strenges Leben. Der Hauptmann war ein Vollblutjunker. Bald fünfzig Jahre alt und unverheiratet. Das Bulver hatte er gerade nicht erfunden, aber fürchterlich grob er fein. Nie bot er, wenn er morgens auf fonnte den Appellplay lam, der Kompagnie einen guten Morgen". Daran war freilich auch nicht viel gelegen; denn was hätten wir davon gehabt? Er hätte fich deswegen doch sein tägliches Opfer ge­holt. Bei jedem größeren llebungsmarsch fam wenigstens ein Mann ins Loch. Manchmal auch zwei oder drei.

Einmal ftanden wir, zum Abmarsch bereit, vor unferem Kom pagnierevier. Es sollte im Regiment gehen. Bei solchen Gelegen­heiten mußte besonders pünktlich angetreten werden. Es sollte um fünf Uhr abmarschiert werden, und es war schon wenige Minuten davor. Aber der Hauptmann fehlte noch. Und ohne ihn fonnten wir nicht abrüden. Die Offiziere hatten schon zweimal den Anzug nachgesehen und warteten nun in Ungeduld und Langeweile.