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Ein Grabbers im Friedhof zu Jerzens im Bigtale lautet: " Zepter, Kron' und Bauernkappen Tut man hier zusammenpappen!"
die eine Passion aller alten Artisten ist; da war Sandy mit noch einem Rest der goldhaltigen Steinchen in den Taschen, die man ihm in San Francisco und Melbourne geworfen hatte: Sandy in seinem mit Robbenfell gefütterten Jafett Und das beruhigende Bewußtsein, daß Kaiser und Bettler, Arm und seiner scharlachroten Weste; da war der Elegant Berington und Reich, Groß und Klein vor dem großen Knochenmann gleich in seinem Ueberzieher von schwarzem Samt, dicker goldener find, spricht auch aus vielen anderen Epitaphien. Besonders ein Uhrkette und demi Tyrolerhut mit einer Pfauenfeder auf dem dringlich wirft es, daß die Borte meift dem Toten selbst in den einen Ohr; dann Unbekannte, deren Geficht mit seinem und gelegt sind. So lautet ein Spruch aus dem bayrischen Wald: unteren Teil hinter schmußigen bunten Wollcachenez' verJo lieg' im Grab und muß verwesen. schwand, und Damen in Kaschmirschals, ähnlich denen, wie die Was du jezt bist, bin ich gewesen! Was ich jest bin, das wirst auch du wandernden Händlerinnen auf den Grünframwagen sie führen. Drum steh' und bet' für meine Nuh!"
Endlich gelangten die Brüder in das Zimmer Mr. Roberts', eines kleinen Mannes von tannenbrauner Gefichtsfarbe, mit einem Horn auf der Nase und Goldringen in den Ohren.
Er unterbrach Gianni nach wenigen Worten in dessen schlechtem Englisch.
Schon gut, ich gebrauche gerade ein paar tüchtige Gymnastiker für Springthorp in Sull... aber ich kenne Sie nicht.. wo sind Sie schon engagiert gewesen?"
Es war das die Frage, welche die Brüder gefürchtet hatten, und Gianni stand einen Augenblick verwirrt da als jeitwärts aus einer dunklen Ecke des Zimmers ber eine Stimme, welche die Brüder als diejenige des„ Reaenwurms" erfannten, zu Roberts himwarf: Ich kenne sie... fie kommen vom„ Cirque de l'Impératrice."
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„ Oh! dann machen wir das Geschäft!... Das Engagement ist auf sechs Abende, von nächstem Sonnabend Sie bekommen fünf Pfund." ( Fortieyung folgt.)
ant...
( Rachdrud verboten.)
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Ein Schuster in Kematen hat sich für die legte Ruhestätte diese Verse gedichtet:
„ Da liegst du, Sausterle, da tannst du ruhig schlafen, Ein schön's Quartier, ja wohl, hat dir die Welt geschaffen, Ein Haus, wo ist kein Fenster drin, sechs Bretter dein Gemach, Daneben deine Totenbein, die Erde ist dein Dach!"
Und auf dem Grabe des Peter Sterzinger, Boftmeisters in Dormis bei Raffereit, stehen Verse, von denen die folgenden hier zitiert sein mögen: Wie auf der Post, so find wir hier Und jeder ist ein Baffagier.
Die Bost kommt an, geht wieder ab,
So kommt der Mensch und geht ins Grab. Der Tod ein sichrer Kondukteur
Fährt ohne Posthorn still daher,
Führt schnell uns von der Lebenszeit
Ins Ausland einer Ewigkeit."
Ein verunglückter Fuhrmann in Stubai belam die in ihrer Art gewaltig wirkende Grabschrift, die sich gleichfalls in vielen Barianten findet:
„ Der Weg in die Ewigkeit Ist doch gar nicht weit. Um 7 Uhr fuhr er fort,
Um 8 1hr war er dort."
Noch wuchtiger, in lakonischer Stürze heißt es von einem Berunglückten im Bregenzer Wald:
Um stolze Erbbegräbnisse und die verfallenen Gräber der Namenlosen weht eine Poesie voll majestätischen Schauers, die Boefte des Todes, des großen Gleichmachers. Dichter aller Zeiten haben sie zu fassen gesucht und haben den Gruften mahnende Stimmen verliehen. In herrlichen Chören un nur an die neuere deutsche 3it Dichtung zu denken haben Novalis , Platen, Konrad Ferdinand 3 Meyer die Schrecken der Abgefchiedenen beschworen, daß sie sich dem lebenden Geschlechte verkünden. Aber größer als alle Stunft der Poeten wirken oft jene schlichten Worte und Verse. die Leid und Liebe der Angehörigen dem Toten auf das einfache Holz freuz gesairieben, auf den Gedenkstein gemeißelt haben. Von einem alten Friedhof. dem von Melrose- Abbey , hat Theodor Fontane die schönste Grabichrift mitgebracht, die ich kenne und die in feiner Uebertragung lautet:
In Gold und in Bracht; Erde wird Erde,
Bevor es gedacht; Erde türmt auf Erden Schloß, Burg, Stein; Erde spricht zu Erde : Alles wird mein."
In einer halben Stunde strant, tot und gesunde."
Auf dem Grabkreuz einer Einundzwanzigjährigen im Friedhofe Berdings stehen die Borte:
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Der Tod treibt immer die alten Spiele;
In jungen Jahren nimmt er viele."
Ind in Schwarzenberg( Bregenzer Wald) trägt ein Hügel die herrlichen Verse:
,, Unter der Erde ist Schlaf, Ueber der Erde ist Treue. Aber dort oben ist Seligkeit."
Das allerdings dürfte ebensowenig Volkspoefie fein, wie die Grabichriften, die Ludwig von Hörmann aus Hoch- Geiftrig, Unterbaus und Kirchberg beigebracht hat( Drittes Bändchen) und die man leicht als Strophen von Uhland, Eichendorff , Hölty erkennt.
Legion ift daneben die Zahl jener Grabichriften, die unwillkür lich unsere Lachmuskeln in Bewegung sezen. Meist find es solche, die den Stand des Verstorbenen, seine Beschäftigung oder seine Todesart zum Inhalt haben. Das Volt", sagt Ludwig von Hör mann , spricht eben, wie es denkt und nennt das Kind beim rechten Ramen. Man würde daher sehr irre gehen, wollte man das oft auf Gemütsroheit oder gar Frivolität deuten, was bei ihm nur ungeschminkte, ungefünftelte Ausdrucksweise ist."
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Ein paar Proben! In Wiefing heißt es kurz und bändig auf dem Grab eines früheren Schullehrers und Organisten: " Hier liegt Martin Krug,
Der Kinder, Weib und Orgel schlug." Schöner noch( allerdings mit Fragezeichen versehen) ist ein
Je ursprünglicher und ungebrochener ein Bolt ist, je weniger die alles gleichmachende Kultur es noch vermocht hat, feine naive Dent und Anschauungsweise zu modeln, um so origineller und fräftiger wird auch der Gefühisausdruck sein, mit dem es den Höheund Endpunkt des Lebens, Viebe und Tod, begleitet. Man kann viele Hunderte unierer Stadtfriedhöfe durchwandern und wird dabei doch nur immer wieder auf dieselben sich ewig wiederholenden Sprüche und Werse stoßen, die an sich ja sehr schön sein mögen, aber in diefer allgemeinen Benuzung alles Individuelle verloren haben Nachruf aus Bayern : und jeder persönlichen Bedeutung ermangeln. Wesentlich anders stand es( und steht es zum Teil noch heut) mit den Grabschriften, die man auf allen Friedhöfen in Tirol und den Alpenländern findet, die das Gebirgsvolt selbst verfaßt, denen es einen spezielleren, intimeren Charakter gegeben hat. Da ist der Ausdruck wohl oft ungelent, aber eine elementare Kraft und Innigkeit beschämt hin und wieder alle Stunstpeeten, so daß man erschüttert vor den Anderseits passiert Dokumenten herrlichster Bollspoesie steht.
es fast noch häufiger, daß bei der Ungewandtheit im Ausdruck und bei der realistischen, naiven Dent- und Sprechweise des 1111 berbildeten Gebirgsvolles sich selbst auf die Gottesäcker Blüten eines meist unfreitvilligen Simmors verirren. In jedem Falle bleibt eine Sammlung dieser volkstümlich- menschlichen Dokumente fulturgeschichtlich hochinteressant, und der Direktor der Innsbrucker llniversitätsbibliothet, Dr. Ludwig von Hörmann, hat sich ein nicht genug zu schägendes Verdienst dadurch erworben, daß er sich jahrzehntelang um sie gemüht und nach und nach diese Poesien des Todes in drei allere liebsten Bändchen publiziert hat. Unter dem Titel„ Grabschriften und Marterin" find fie im J. G. Co taschen Verlage zu Stuttgart erfchienen.
Hier liegt ein junges Dechselein, Des Meister Defens Söhnelein, Der liebe Gott hat nicht gewollt, Daß er ein Daje werden sollt. Drum nahm er ihn aus dieser Welt Zu fich ins große Himmelszelt. Der alte Das hat mit Bedacht Kind Wers Sarg
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alles selbst gemucht." Jm Salzburgischen findet sich folgendes Epitaph: Hier ruht der alte Schuvanet,
Im Kriege fanft, im Frieden led. Er war ein Engel diesseits schon Und' freiter im Jäger- Bataillon."
Ebenda steht auf dem Grabe eines alten Invaliden: Hier hinter diefen Friedhofsgittern Da ruht ein morsches Haus, Das trant gar manchen Bittern Kelch des Leidens aus."