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Unverblümter noch war die Jnfchrift, die noch vor 40 Jahren) über einem Hügel des Kirchhofs zu Feldkirch stand:
Hier ruht Franz Josef Matt, Der fich zu Tod gesoffen hat, Herr, gib ihm die ewige Rub' Und ein Glafel Schnaps dazu."
Sehr beliebt und in Variationen aus St. Gilgen aufgezeichnet ist auch folgende Form des Nachrufs Zillertal ):
Hab' ihn selig der liebe Gott,
Hier liegt der Hippacher Bot',
So wie selig hätt' der Hippacher Bot
Dich, du lieber Gott,
Wenn du wärst der Hippacher Bot'
Und er der liebe Gott."
und Nieb ( Sippach,
Grabfchmuck.
Totensonntag, Allerseelen, Johanni, das find in den ver. schiedenen Gegenden Deutschlands die Tage der Toten, an denen nach althergebrachter Sitte die Gräber von den Angehörigen ge= schmückt werden. Vom plumpen Papierblumenkranze, der für wenige Pfennige auf dem Wochenmarkte erstanden wurde, bis zum Sinder Floras vereint sind, finden wir alle Zwischenstufen von Toftbarsten Grabschmudarrangement, in dem die auserlesensten Grabkränzen, deren ein modernes Blumengeschäft fähig ist, auf dem großstädtischen Friedhof zusammengetragen. Kleines und Großes, Gutes und Schlechtes, bon letterem vielleicht etwas gar zu reichlich, denn die Produktion von Grabschmuck ist heute zu einer wahren Industrie ausgeartet. Ausgeartet! Was fühlt sich heutzutage nicht alles berufen, zum Fest der Toten finnreichen" Grabschmuck herzustellen. Eine Wanderung über einen Groß
Auf trübe Erfahrungen läßtein Grabstein in Oberperfuß schließen: stadtfriedhof zeigt dies in erschreckender Weise; es ist kein ästhetischer
In diesem Grab liegt Anich( 6) Beter, Die Frau begrub man hier erst später, Man hat sie neben ihm begraben, Wird er die ewige Ruh' nun haben?"
Ind in Hall, von einem Pfannhausarbeiter verfaßt, liest man: Hier liegt begraben mein Weib, Gott sei Dank, Sie hat ewig mit mir zankt.
Druni, lieber Löfer, geh' von hier,
Sonst steht sie auf und zankt mit Dir."
Eine ähnliche Meinung vom Che- und Wehestand muß wohl der Brave gehabt haben, der in einen Grabstein auf der Herreninsel ( Chiemsee ) die Worte meißeln ließ:" Hier ruht in Gott N. N. , 26 Jahre lebte er als Mensch und 37 Jahre als Ehemann." Wobei an jenes Marterl( Gedenttäflein) am Stalbertauern erinnert sein mag, auf dem wörtlich steht: Jm falten Jahre 1853 find hier awei Menschen und zwei Böhmen ertrunken." Eine ganz ähnliche Tafel( zehn Leut und fünf Bohm von einer Schneelahn erschlagen) findet sich in Brebicht in Obersteier.
Auch sehr realistische Erwähnungen der Krankheiten, die zum Tode führten, hat man häufig in den Epitaphien. Bekannt und tatsächlich echt ist die Grabschrift ist einem kleinen Dorffirchhof einer Chiemsee - Insel:
Hier in dieser Gruben Liegen zwei Mutterbuben, Geboren am Chiemsee , Gestorben an Bauchweh."
Oder eine andere aus Sterzing :
,, Hier liegt unter allerhand Auch Peter Virland,
Er war im Leben welcher
Jm bürgerlichen Leben Selcher.
Er lebte in Furcht und Zucht
Und starb an der Wassersucht."
Genuß, all den dort aufgestapelten sogenannten Grab, schmud" au mustern; um wieviel freundlicher wirkt dagegen der Gottesader eines Dorfes, auf dessen Gräbern nur einige einfache Tannenfränze angetroffen werden, in die vielleicht ein paar weiße oder rote Beeren eingefügt sind.
Wie beim Grabschmuck der einzelnen Orte, so macht sich auch auf den Friedhöfen der verschiedenen Nationen ein Unterschied bemerkbar. Auf den deutschen Friedhöfen wiegen Kränze vor, im Sommer solche von lebenden, im Herbst und Winter solche von tünstlichen Blumen oder von Blättern und die Waldkränze. Eine große Rolle spielen hierbei die aus Japan eingeführten trodenen Balmenwebel, die durch ein besonderes Präparationsverfahren wieder naturähnlich gemacht wurden. In den Ländern Südeuropas ist der Grabschmuck aus lebenden Blumen weniger beliebt, dort nimmt man Zuflucht zu fünftlichen Kränzen, wobei Blech- und Berlenkränge bevorzugt werden. Neben diesen sind die aus getrockneten Immortellen angefertigten Kränze vielfach in Gebrauch. Der Nordamerikaner ist weder von dem einen, noch von dem anderen eingenommen, er jetzt mit Borliebe allerlei blühende Gewächse auf das Grab oder streut lose Blumen darüber. Diese Sitte wird an dem amerikanischen Totenfefttage, dem 30. Mai, ganz besonders geübt. Am Morgen dieses Tages sind auf den Blumenmarktstätten ungezählte Mengen von Topfpflanzen aller Art zu finden, die lediglich Grabbepflanzungszwecken dienen sollen. Ganz besonders eigenartig mute. der Grabschmuck bei manchen Naturvölkern und bei den Völkern des Altertums an. Ueberall sehen wir Blumen und Pflanzen oder Pflanzenteile eine be= stimmte Rolle spielen, und für viele Begräbnisplätze sind gewiffe Pflanzen typisch. So ist die 3npresse ein beliebter Grabjahmud im Morgenlande; sie war es bereits im Altertum, wovon die Mittelmeerländer noch beute Zeugnis ablegen. Die nordischen Länder bevorzugen Wacholder und Eibe. Die Kryptomerie ist der Grabschmuck der Japaner. Außer diesen immergrünen Bäumen find noch verschiedene Blütenpflanzen gern gesehener Grabschmud, so ist die Ringelblume, auch Totenblume genannt, ein einjähriges
Kurz und bündig wird die Todesursache eines anderen Menschen Gewächs, weit und breit auf De utschlands kleinstädtischen und lindes angegeben:
,, Bruckle gonga, Brucle brocha, Obi gfolla Und dersoffa."
Ueberhaupt spielen Inglüdefälle bei mancherlei Gefahren, denen der Aelpler durch die Natur feiner Heimat ausgefegt ist, eine große Rolle. In Bong lautet eine Grabschrift:
Und er maß sieben Schuh,
Gott geb' ihm die ewige Ruh. Ein unglücklicher Ochsenstoß Deffnete das Himmelsschloß."
Bei Saud in Taufers :„ N. N. liegt hier. Sie ftilrzte in eine Heugabel und fand darin ihr Grab." Am originellsten ist aber jedenfalls ein Nachruf, der sich in Oberalm bei Hallein auf einen verunglückten Förster findet:
„ Hier liegt der Förster Rupert Huß, Er starb an einem Büchsenschuß. Der auf der Jagd von ohngefähr Jhn hat getroffen folgenschwer
Zum Glüd fonnt' man ihn noch verschn, Gott laß ihn fröhlich auferstehn! Ich nannt' ihn oben Rupert Huß, Um hinzuweisen auf den Schuß, Doch hieß er in der Tat Franz Leim, Das aber paßte nicht zum Neim. Was hätt' ich mit dem Leim gemacht? Wie hätt' den Schuß ich angebracht? An dem er doch verschieden ist
Als Jägersmann und guter Christ."
Es mag genug fein. Man sieht jedenfalls, daß, wenn die Grabinschriften gleichsam die Stimme der Toten find, die zu dem Wanderer aller Zeiten sprechen, fich in den Chor der düsteren und mahnenden auch viele nuutere und derbe drängen. Sie entweihen die Stätte des Friedens, an der sie sich befinden, ganz gewiß nicht. Sie sprechen nur, unbewußt, am Orte des Todes von der un gebrochenen Lebenskraft des Wolkes, die sich auch angesichts des bleichen Knochenmannes noch behauptet.
dörflichen Friedhöfen anzutreffen. Lilie und Rose werden weiter mit Borliebe angepflanzt. Im Morgenlande ist die Gräberlilie, ein Schwertblattgewächs, und auf den kanarischen Inseln die Balmenlilie die verbreitetste Grabblume.
Im Mittelalter dienten gewisse Gräberpflanzen zum Grabschmuck; fie wurden sowohl auf das Grab gepflanzt, als auch zu Kränzen oder Sträußen verbunden, an Gedenktagen auf das Grab gelegt. Die größte Bedeutung fam starf aromatischen Pflanzen au, wie Wermut, Rosmarin, Majoran, Raute, dazu gesellten fich andere, wie Efeu, Immergrün und mancherorts die Hauswurzpflanzen. In der Neu it finden Bergißmeinnichtkränze, die in wassergefüllte Teller gelegt werden, weiten Anklang in Deutsch land . In Städten, wo ein allgemeiner Grabschmuck am Weihnachtsfeste üblich ist, werden in neuerer Zeit fleine Tannenbäumchen, mit Lichtern und anderem Schmuck aufgepußt, vielfach verwendet. In Frankreich ist das Stiefmütterchen als Grabblume weit und breit beliebt. Sogenannte Trauerbäume, Bäume mit hängenden Zweigen, haben nur eine verhältnismäßig geringe Ausbreitung gefunden. Das gegen find in Australien unseren Trauerweiden ähnliche Rajuarinen ein beliebter Grabschmuck.
Einen Grabschmud in unserem Sinne treffen wir bei den Naturvölkern nur äußerst selten an; sofern ein solcher überhaupt ift, bleibt seine Anwendung auf die Zeit der Bestattung beschränkt. eine öftere Erneuerung gehört zu den Ausnahmen. Aber recht mannigfaltig ist dieser Grabschmuck bei den verschiedenen Völkern zusammengesett. Einmal find es einfache Erdhügel, die sich selbst überlassen bleiben, dann mehr oder minder gewaltige Steinbaufen, die wir wohl als die Vorläufer unserer heutigen Grabdenkmäler ansehen können. Grabpfähle sind bei vielen Völkern in Gebrauch, sie dienen oft zur Aufnahme von weiterem Grabschmuck oder sind mit Inschriften bedeckt, die auf einzelne Episoden aus dem Leben der Begrabenen Bezug nehmen. Waffen und Hausgeräte des Verstorbenen geben in gar vielen Ländern einen allgemein gebrauchten Grabschmuck ab. Auf den Malediveninseln gelten weiße Fähnchen und Musselinstreifen als beliebter Grabschmud und auf den Nifobaren findet man auf den Gräbern Bambuspfähle, die an der Spite mit einem Laubbüschel verziert find. Herm. Krafft.