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ftets regungslos und mit ungeputzten Federn dasigend, einem| längst geübte Technik; das Leder wird, nachdem meist das Muster schlecht geschnitten Vogel von Holz glich.

Zu der Zeit aber, als im Sommer das Wohlfein Nello fich wiederherzustellen begann und er sich beinahe wieder fröhlich dem Aufenthalte in England hingab, sah der ge­schäftsführende Direktor der Deux- Cirques von Paris   auf feiner Tour, die er alljährlich durch England machte, um neue Kräfte, die man in Frankreich   noch nicht kannte, für sein Institut zu gewinnen, die beiden Brüder in Manchester  arbeiten und engagierte fie für die neu beginnende Saison des Cirque d'hiver, Ende Oktober.

( Fortsetzung folgt.)

( Nachdrud verboten.)

Die Buchbindekunft der alten

Meister.

( Eine Ausstellung alter Einbände im Deutschen   Buchgewerbe­

Museum zu Leipzig  .)

schon blind vorgedrudt worden ist, mit Eiweißpulver eingestäubt und das darüber gelegte Goldblatt wiederum mit Handstempeln und wohl auch mit feinen Rollen fest eingepreßt, worauf das über­( b. h. nur umriffenen) und schaffrierten Handstempeln, wie fie schüssige Gold abgebürstet wird. Neben den vollen, den leeren im Orient benutzt wurden, sieht man auf der Ausstellung des Deutschen Buchgewerbemuseums auch orientalische Plattenstempel, die aus sehr merkwürdigem Material, nämlich harter Kamelshaut, gefertigt find. Außer durch die Goldpressung erhöhte der Buch binder des Orients den Farbenreiz seiner Einbände durch Hinter­legung der feingeschnittenen Lederornamente, mit farbiger Seide; endlich stand ihm in den schönen Lederarten der Sarazenen das denkbar edelste Material zur Verfügung, narbiges Ziegenleder, orduan oder Maroquin( nach Kordoba und Maroffa) genannt, und träftiges Esel- oder Maultierleder, Chagrin genannt, weil vom Rüden( türkisch zagri") ge nommen. In der Ornamentik neigt die Phantasie des Orientalen, wie überall, so auch auf seinen Bucheinbänden leicht zur Ueber­ladung; die starke ornamentale Betonung der Mitte und der vier Ecken des Buchdeckels ist uns vom Orient überkommen, und manche allzu aufdringliche Buchberzierung mag bis in unsere Tage darauf zurückzuführen sein. Aber orientalisch ist auch mehr als eine der entzückenden einzelnen Schmuckformen, die noch heute in der Buch­bindekunst mit Recht verwendet werden, insonderheit die sogenannte Maureske, ein phantasievolles Geschlinge zarter Linien mit stilisierten Blatt- und Blütenanfäßen.

Ein Buch ohne Einband ist wie ein Mensch ohne Obdach. Wer mag geliebte Menschen ohne Obdach wissen! So gönnt der rechte Bücherfreund jedem Buche, das ihm wert ist, seine schüßende und wohl auch schmückende Hülle. Das Mittelalter hat schon die Buch­bindekunst gepflegt, ja in der Anfertigung kostbarer Ginbände war es uns sogar weit voraus; aber weniger der Buchbinder als Gold­schmiede und Elfenbeinschnißer haben jene älteren Einbände her­gestellt, und diese Anwendung der vornehmsten Techniken auf die Buchhülle erklärt sich ohne weiteres aus dem unvergleichlich höheren Werte der handgeschriebenen Bücher jener Zeit. Fürsten­höfe, Kirchen und Klöster waren ihre glüdlichen Besitzer, und Entwickelungsgeschichte der Buchbindekunst von weit größerer Be­nannte einmal ein gelehrter Privatmann solch einen Band fein eigen, so pflegte er ihn wohl mit einer starten Kette, die den größten Hund hätte halten können, an sein Bult zu schließen. Nicht indes von diesen Mönchsbänden", die mit ihren Bünden, Schließen und Beschlagstücken einem soliden Handkoffer unserer Tage an Größe und Gewicht nichts nachgeben, soll hier erzählt werden; lebendigen Wert hat für uns nur die Buchbindekunst, wie fie fich seit Erfindung des Buchdruds, mit dem Massen-, dem Ver­legerbande entwickelt hat, und gerade über diese ihre neuzeitliche Entwvidelung gibt zurzeit eine große Ausstellung älterer Buch einbände aus drei Jahrhunderten( bom Ende des 15. bis zum Be­ginn des 19. Jahrhunderts) im Deutschen   Buchgewerbe- Museum zu Leipzig   sehr interessante Aufschlüsse.

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Der venetianische Buchhändler Aldus Manutius   und der Ungarfönig Matthias Corvinus   haben zuerst die orientalischen Neuerungen übernommen und verbreitet. Corvinus  ( 1458-1490) war wohl der erste große Bibliophile; da aber bei der Eroberung Ofens durch die Türken seine Bibliothek zerstört oder zersprengt worden ist, so find die" Corvinen" außerordentlich selten. Für die Leipziger   Ausstellung hat die fönigliche Bibliothek zu Dresden  einen der fostbaren ungarischen Lederbände hergeliehen. In der deutung sind die gediegenen Einbände des hervorragenden italienischen Verlegers Aldus Manutius  : die sogenannten Aldinen" haben den Golddrud, wenn auch zunächst in sehr sparsamer Verwendung, und die orientalischen Schmudformen über ganz Jtalien verbreitet, fie stellen augleich den Anfang der italienischen Renaissance- Buchbindekunst dar. Leicht läßt sich ihre weitere Entwickelung an der Hand der zahlreichen ausgestellten italienischen Einbände verfolgen: sogenannte Bandrahmen, jeder aus zwei parallelen Goldlinien gebildet, erscheinen zunächst zu zweien, laufen ein paarmal verschränkt am Rande der Buchh bedel entlang( Vorder- und Rüddedel sind gleicherweise ge schmüdt), während den Titel im Mittelfeld der Vorderseite einige Mauresten umranken; dann mehren fich die Bandrahmen, über­ziehen auch in Form von Rauten und Dreieden vielberschlungen die Einbandfläche, schweifen in Kurben aus und winden fich in immer stärker gekrümmten Bogen, bis fich schließlich der volle Charakter des reliefartig wirkenden Rollwertes ausprägt, das für unser Empfinden aus dem Rahmen des reinen Flächen­schmudes, wie ihn der Bucheinband der Neuzeit verlangt, fast schon herausfällt. An awei Namen besondeers ist diese Entwidelung gefnüpft, an Tommaso Maioli, den italienischen Meister, und an Jean Grolier de Servin, den berühmten Bibliophilen, der als Schahmeister des französischen   Heeres ein Vierteljahrhundert lang in Italien   gelebt hat. Die üppige Formenfülle der Grolierbände erscheint häufig durch schwarze cder bunte Bemalung des Bandwerks mit Ladfarben noch ge­hoben.

Das Regal ist der Sarg des alten, üppigen Metall- und Elfenbeinschmudes am Bucheinband. Von dem Augenblick an, da gedruckte Bücher in die Welt hinausgingen und jeder wohl­habende und gebildete Mann sich so viele sammeln fonnte, daß nicht mehr das Pult, sondern ein Bücherregal den geeigneten Auf­bewahrungsort für die Bibliothek bildete, mußte mehr und mehr der Zierrat der nebeneinander gestellten Bücher auf einen reinen Flächenschmuck zusammenschrumpfen. Leder, auf Holzbedel und später auch auf Pappe gezogen, wird nun das Grundmaterial jedes Bucheinbandes. Man sieht einige sehr alte Ledereinbände auf der Leipziger   Ausstellung, in die noch einfach mit dem Meffer Ornamente und figürlicher Schmud eingerigt find; diese älteste Technik der Lederbearbeitung wird aber bald von der Leder­pressung, der sogenannten Blindpressung( ohne Farbe) fast ganz berdrängt. Die verschiedenen alten Bregwerkzeuge fehlen auf der Ausstellung nicht: da ist, einem Spieß nicht unähnlich, das Streicheisen, das nach gehöriger Erwärmung dazu dient, in das angefeuchtete Leder gerade Rahmenlinien zu ziehen; dann wurden fleine Handstempel mit eingeschnittenem Muster be­nugt, das mühselig in so und so viel Wiederholungen auf den Leder dedel gepreßt wird, und als praktische Vereinfachung dieser Technik fommt die Rolle auf, die man bei fleinen Buchbindern wohl heute noch findet. Das sich fortgeseht wiederholende Ornament eines Schmuckstreifens ist in die mit Holzgriff zu lenkende Metall- wert der in Italien   für Grolier gefertigten Ginbände weicht jetzt rolle eingeschnitten, und so läßt sich in einem Zuge ein ganzer Ornamentband aufs Leder ziehen. Daß da die Muster bei den Querleisten auf der Seite lagen, daß fie in den Eden über einander gedruckt wurden und an den Enden oft unvermittelt ab­brachen( Totlaufen" nennt es der Fachmann), störte unsere alten Meister wenig. Die Wirkung der verschiedenen Blindpressungs­techniken, zu denen sich schließlich auch der große, die ganze Band­fläche decende Plattenstempel gefellte, ist stets eine vornehm­ruhige; die ohne Farbe eingedrudten, schlicht konstruktiven Orna­mente heben sich nur durch ihren dunkleren Glanz vom Leder­grunde ab. Für den echten alten deutschen Bucheinband ist die prunklose und billige Blindpreffung lange typisch geblieben.

Die vergoldete und farbige Buchhülle der neueren Zeit ist über Ungarn   und Italien   vom Orient her ins Abendland ge­tommen. Der orientalische Buchbinder folgte nur seinem eigenen Gefühl und dem Geschmack seiner Stammesgenossen, wenn er selbst ein so schlichtes Ding wie das Buch in ein sehr phantastisches Ge­wand fleidete. Die Goldpressung war im Orient eine

Jm Jahre 1537 wurde Grolier   nach Paris   zurüdberufen, und hier gab er den Anstoß auch für die Entwidelung der franzö fischen Buchbinderkunst, die zugleich durch das Bibliophilentum der französischen   Könige, wie Franz I.  , Heinrich II.  , so wirksam gefördert wurde, daß sie bis in unsere Beit tonangebend geblieben ist. Zu einem guten Teile dankt sie diese Stellung natürlich auch dem feinen Geschmack der französischen   Buchbinder, der fich alsbald in der Wandlung kundgibt, die der Grolierstil in Frankreich   er­fahren mußte. Das reichlich derbe und grob verschlungene Band­nämlich mehr und mehr einem leichten, aus kleineren Bandrähmchen zusamengejezten Neß, dessen Maschen von anmutigen Mauresten überranit werden. Ein so oder auf ähnliche Art gleichmäßig über­sponnener Dedel trifft den Flächencharakter des Bucheinbandorna­mentes weit vollkommener als etwa das Rollwert der Italiener  ; auch die reihenweise mit Initialen, dem Lilienwappen, Flammen oder Sternen übersäten Einbände aus der Bibliothek des fran­ zösischen   Hofes find in der Gesamtwirkung äußerst schön. Die Maurestenfüllung selbst macht unter den Händen des franzöfifchen Buchbinders ebenfalls noch mancherlei Wandlungen durch; die feinen Ranken werden spiralförmig, und Lorbeer- und Palmen zweige gefellen sich dazu: das ist der Fanfarenstil, der seinen merkwürdigen, rein zufälligen Namen erst später erhalten hat, als fich ein französischer Bibliophile einmal ein Buch mit dem Titel Les Fanfares wieder in solch einen Einband älteren Stils binden ließ. Jm 17. Jahrhundert zeigen fich, auch auf der Innens seite der Deckel, die man jetzt zu berzieren begann, zwischen dem Ranken- und Blütenwert des Bandnezes fleine goldene Pünktchen,

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