-
996
44
Berzicht bewegt. Geigenspielend, walzerträumend zieht die wickelung des Bahlmittels Geld. In der Steinzeit spielt das Ge Arme ab. wicht im Tauschhandel noch keine Rolle, ist wahrscheinlich überhaupt noch nicht als Maßmittel bekannt. Als Zahlung nimmt man Ware gegen Ware nach individueller Abschätzung von Fall zu Fall; später geschieht die Rechnung nach Häuten, Vich und anderen Naturalien: Viehgeld. In der Kupfer- und Bronzezeit finden die älteren Gewichtssysteme des Orients, die ägyptische, babylonische und tretische Mine, in Europa Eingang. Zum Viehgeld setzt sich allmählich das Metallwarengeld. Die Ausdehnung des phönitischen Handels bringt die phönikische Mine und andere Minen nebst Ges wichten, welche, wie die farthagische, die verschiedenen Systeme untereinander besser verbinden helfen. Das Erscheinen des Eisens ändert an den Gewichtssystemen selbst nichts, aber es ist ein Zurückgehen der älteren Minen und ein immer stärkeres Hervortreten des phönifischen Systems bemerkbar. Zum Metallwarengeld tritt Barrengeld in Gestalt von nur dem Zahlzweck dienenden Geldringen, Geldstangen, Gußklumpen, Golddatteln usw. Dieses Mes tallgeld besteht weiter bis in die Aera der Münzprägung. Die bierte Epoche umfaßt, die mittlere La Tènes bis zur Römerzeit. Vom Mittelmeer gewinnt ein Münzgeld Eingang bei den Kelten der Donaulande und bei denen Galliens . Je mehr die geprägte Münze sich Rom erobert, desto mehr treten das Metallwarengeld und das Barrengeld als allgemeine Zahlmittel zurück. Das phönitische Gewicht macht schließlich im allgemeinen Handel wie in der Münzprägung dem römischen Pfund Plaz.
Um uns an die Größe der Komposition und des Erfolges glauben zu machen, hat die Direktion des Theaters alles Mögliche aufgeboten. Seit längerem schon werden wir mit Reden von der Wiedergeburt der Operette" in Atem gehalten. Der Hauptträger dieses musikhistorischen Wendepunktes soll niemand geringerer sein als der ehemalige Ueberbrettlheld, der jetzige Walzer traum - Komponist Oskar Strauß . Unter allen Umständen zeigen Ouverture und einige Anfangsnummern die Leichtfüßigkeit und Leichtflüssigkeit, die wir in gegenwärtigen Kompositionen und Aufführungen so oft vermißt haben. Es steckt melodische Lieblichfeit und sogar auch eine ernstere Beherrschung der Kompositionsfunst und speziell der Instrumentalfarben darin. Man freut sich lebhaft über ein oder das andere Duett. Allmählich kehren diese Duette wieder und mit ihnen die rasch erstarrte Rundlichkeit und Reschränktheit der Melodieführung, so daß man geradezu anfangen fann, sich zu langweilen. Einen Höhepunkt dieses Effektes bildet ein Duett, dessen Refrain charakteristisch genug ist: Piccolo! Piccolo! Tsin tjin tsin! Da liegt alle Weisheit drin." Das Publikum konnte sich mehrmals, und namentlich an dieser Stelle, nicht genug ins Zeug legen, immer wieder ein Dacapo zu erzwingen.
-
Nun wird man uns einen Griesgram schelten und tadeln, daß wir etwa mit den Ansprüchen einer ernstesten Oper an die Operette Herangehen. Nein: wir wollen gerade diese haben; aber wenn einmal Wiedergeburt ausgerufen wird, dann möchten wir nicht zurückbleiben hinter dem, was schon seit einiger Zeit erreicht ivorden ist. Der Franzose Audran, der Engländer Jones und fogar auch weniger Berühmte haben die Operette dramatisch geSteigert, haben gezeigt, wie tertliche Wendungen als musikalische Wendungen wiederzugeben, wie Gegenfäße in musikalischer Sprache auszudrücken, wie Aftschlüsse aufzubauen sind. Von all dem betommen wir hier nichts zu hören; lediglich ein Nebeneinander bon melodischer Lieblichkeit, nicht dramatisch, sondern Thrisch, breitet sich auseinander, und bereits vor der Mitte des Stückes bersiegt die Erfindungskraft des Komponisten, die schon von vornherein mehr die anderer Komponisten war.
Um so schlagender wirkte auf das Publikum die Ausstattung. Da gibt es im ersten Att einen Hochzeitseinzug, dessen Marsch samt den Trompetenstimmen auf der Bühne noch zu dem Besten der Komposition gehört; da gibt es gelbe und lila Tönungen des Bühnengrundes und dergleichen mehr. Da gibt es schließlich oder eigentlich in erster Linie auch viele gute schauspielerische und manche gute gesangliche Leistung. Eine solche können wir besonders bei Hermine Hoffmann als Prinzessin, ein treffliches Soubrettenspiel besonders bei Vali Paat als Dirigentin der Damenkapelle feststellen; und der Träger der Hauptrolle: Gustav Maßner als Leutnant Nicki, gewann sich die Herzen durch seine Wiener Gemütlichkeit.
Medizinisches.
SZ,
Der durchsichtige Trinker. Die Röntgenstrahlen, die schon so manches Wunder vollbracht haben, machen in der Durchleuchtung des Menschen immer weitere Fortschritte und erfüllen das, was Wilhelm Busche Maler Kledsel" in seinen Kinderjahren auf einer seiner genialen Zeichnungen zuwege brachte:" Und nicht nur wie er außen war, nein, selbst das Innere stellt er dar." Auch die weitere Schilderung von Wilhelm Busch wird durch die Röntgenstrablen ganz realistisch, denn man brauchte der Hafergrüße, die sich sichtbar im Bäuchlein des Mannes anhäufte, nur etwas Wismut beizumischen, um diesen Vorgang mit Röntgenstrahlen photographieren zu können. Jetzt erstreckt sich diese Kunst der Röntgenftrahlen auch bereits auf die Darstellung des Vorganges beim Trinken, und zwar hat Dr. Bertrand Dawson im Londoner Lancet" einen dahinzielenden Versuch beschrieben. Die Sache ist durchaus feine Spielerei, sondern der Arzt erblickt darin ein wertvolles Mittel, ben Sit von Halskrankheiten festzustellen. Vor dem Erperiment hielt sich der Arzt 10 Minuten lang in einer Dunkel fammer auf, um sein Auge möglichst empfindlich zu machen und stellte sich dann vor einen Beobachtungsschirm, der in einer Wand der Dunkelfammer eingelassen war. Der Patient stellte sich auf die andere Seite des Schirmes, gegen den er mit erhobenem rechten Arm die rechte Brust anpreßte. Er nahm dann einen Mund voll einer dicken Emulsion von Wismut und schluckte sie auf ein bom Arzt gegebenes Zeichen herunter. Bei gleichzeitiger Bestrahlung mit Röntgenstrahlen erschien nun das Bild dieser Wismutmaßse auf dem Schirm, wie sie vom Munde aus durch die Speiseröhre abwärts zum Magen ging. Dabei konnte festgestellt werden, daß an einer Stelle der Speiseröhre eine frankhafte Erweiterung vor Handen war. Auf diesem Wege war also der ärztlichen Untersuchung und Behandlung ein wichtiges Hülfsmittel geboten worden:
Aus der Vorzeit.
zur Entwickelungsgeschichte des europäischen Geldes hat R. Forrer, wie wir dem„ Globus " entnehmen, einen interessanten Beitrag geliefert. Er untersuchte die ägyptischen, tretischen, phönitischen und andere Gewichte und Maße der euro päischen Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit. Es ergaben sich aus den Untersuchungen für Zentraleuropa folgende vier Epochen der EntVerantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin .
-
Humoristisches.
Kindermund. Bei Regierungsrats haben sie Familienzuwachs erhalten. Der Herr Papa verständigt seinen 10jährigen Sohn von diesem Ereignis mit den Worten: Marl , heute Nacht war der Klapperstorch bei uns."
.Go," sagt darauf der Mayl, hab's schon g'spannt, daß er nimmer lang ausbleib'n fann."
Der Wint mit dem 3aunpfahl. Er:" Sichst Du den Ring um den Mond?"
Sie: Ja!( nach einer kurzen Pause) Georg, fannst Du mir den Unterschied sagen zwischen dem Mond und meinem Finger?" ( Jugend".)
Notizen.
-Die nächstjährigen Richard Wagner - und Mozart . Festspiele in München finden in der Zeit vom 1. August bis 14. September statt. Es sind 6 Mozart- und 20 Wagner. Aufführungen geplant.
Der Scheiterhaufen des Baren. Jn St. Peterss burg wurde, nach der Franff. 8tg.", neulich wieder ein Autodafé " illegalen Literatur" vorgenommen, da es in den Polizeiarchiven an mit den von der Polizei beschlagnahmten Erzeugnissen der sogenannten Plaz dafür mangelte. Im Laufe des verflossenen Jahres wurden im ganzen 17 000 kilo revolutionärer Broschüren und Proklamationen verbrannt.
- Künstler- Modellierbogen sind im Verlage von B. G. Teubner in Leipzig erschienen. Die gewählten Motive halten sich an die Phantasie des Kindes und geben ihm zugleich geographische und geschichtliche Belehrung. Was es da auss schneiden, zusammenfleben und aufbauen kann, wird nicht nur seine Handfertigkeit, sondern auch sein Wissen fördern. Die eins zelnen Blätter, von denen wir das" Japanische Teehaus", das mittelalterliche Rathaus", das„ Lappenlager" nennen wollen, find fünstlerisch ausgewählt gute Drude. Ihr Preis, 40 Pf. pro Bogen, erscheint uns etwas hoch; die allgemeine Verbreitung, die den Künstler- Modellierbogen zu wünschen wäre, dürfte dadurch nicht gerade erleichtert werden.
-
-
deutschen Dermatologen, ist, 58 Jahre alt, am Sonntag infolge Professor Ostar Lassar, einer der bedeutendsten eines Automobil- Unfalls gest or ben; die praktische und thera peutische Behandlung der Hautkrankheiten verdankt dem Toten manche wertvolle, bleibende Bereicherung. Seine Bemühungen um die Hebung des Volksbäderwesens haben seinen Ramen auch weiteren Streifen bekannt gemacht. Noch ein zweiter Todesfall aus ärztlichen Kreisen ist zu berichten: Am Montag verschied der greise Berliner Chirurg Adalbert Tobold; die operative Behandlung von Kehlkopferkrankungen war sein Feld. Die Erfolge, die er mit seiner Technik hierbei erzielte, hatten seinen Ruf schon frühzeitig begründet.
-
-
Ein Modell des Temple", das wahrscheinlich aus der Zeit der großen französischen Revolution stammt, ist in den Besitz des Pariser Museum Carnavalet übergegangen. Die mit großer Sorgfalt angefertigte Nachbildung, die alle Details des niedergerissenen, historisch überaus interessanten Bauwerks sehr genau zeigt, ist zufällig bei einem Trödler aufgefunden worden.