markiert den Text mit seinen Armen, mit den, Hak? mid Rückgrat und sinnt in senegalesisckem Dialekt die Legende, die nun gemimt und getanzt tverden soll. Vor den Musikanten biegt daS Publikum von Negern und Negerinnen den Leib von vorn»ach hinten. Die Krakeb-Z lverden ach und nach leidenschaftlicher und die Neger beginnen sich in den Hüsten zu wiegen. In diesem Augenblick tritt ein Sudanese in rotem Lcinwandkittel ans einen Teppich zwischen den Kerzen. Er scheint den Galopp der Zimbeln zu veniehmen. in seine Gestalt kommt Lebe», er bewegt die Schenkel, dann den Rumpf, die Beine, das Gesicht, springt empor, fällt zurück, springt von neuem. Die Supferbecken schlagen immer stärker aneinander und der Chor der gurgelnden Stiniincn steigt an. tönt in die Nacht hinaus, zum großen Feigenbaum, der im Hof ganz im Silberlicht des Mondes getaucht dasteht. Der Springer reißt plötzlich die Arakia aus weißer Wolle ab. die fem langes Haar fest- gehalten hat. und dreht den Kopf auf seinen Schultern in einer Ausregung, die seine Waden und seine Hände ergreift. Die Trommeln donnern unter den immerzu beschleunigten Schlägen, die Gesänge werden tvild. Augen rollen, Zähne werden gefleticht, die Negerinnen und ihr Flitterschmuck sind in ein tolles Schütteln geraten und der Mime wirbelt in einer solchen Raserei über den Teppich, daß seine berumgejagten Glieder unsichtbar werden. Um seinen Schalten fliegt nur das wollige Haar gleich der Mähne eines scheuen RosseS. Plötzlich ein tiefer Ton der letzte und der Neger fällt wie eine tote Mäste zu Boden. Was er vorgeführt bat. war der Tanz de» langhaarigen DämonS Migezu. Ich wende mich um. Dem Höllenlärm ist eine erdrückende Äille gefolgt. Die Anwesenden lasien im Mondlicht wahnsinnig starrende Augen sehen. Die Weiber halten die Arme in der Stellung. worin sie der letzte Ton überrascht hat. Diese Halluzination dauert einige Sekunden. Nachdem man Atem geschöpft hat. kündigt Wufsah al Bahri die Ankunft des Sultans Ali Gaiji an. Dieser mächtige Heer von Bornu zeigt sich in Gestalt eines riefigen Negers, mit einem Geficht, das man für gewichst und mit einer Bürste zum Glänzen gebracht halten könnte. Ihm zu Ehren präludiert daS Orchester in tiefen Tonen und die Sänger stimmen ein Lied an. Die Menge der Schwarzen verbeugt stch in sichtlicher Bewegung. Nach einigen vor- uehmen Ouersprüngen kniet der Sultan   auf dem Teppich, dann auf allen Vieren vor den Kerzen nieder. Frauen und junge Senegalesen »nit vorgeschobenem Unterkiefer schreiten ehrfurchtsvoll vor. grüßen den Monarchen, der von den KrakebS angegebenen Tonlolge gemäß. und beginnen SouSstücke aus ihn zu tverfen. einer nach dem andern. Die GumbriS geraten in Hitze, vie Zimbeln werden wütend, die Chöre brülle». Schsell. schnell I ES gilt, Ali Gaigi ui, gesäumt die Steuer zu zahlen. Der kniende Sultan   schüttelt unzusrieden den Kopf. Die Geldstücke fangen nun an. ihm auf den Hals zu regnen. Der Leiter der Nuba schlägt mit aller Macht auf sein großes Tamtam und der Wahnsinn der Freigebigkeit ergreift die Menge. Die an, weitesten vom Fonduk entfernten Neger reimen herbei. Sie füllen ihre Hand mi, den Kupferstücken und schleudern sie, so schnell eS die Kadenz der Nuba gebietet, auf den Sultan  . Der schlaue Mussah al Babri hat ans drele Art seinen GlaubenSgei, offen ihre Ersparnisse herausgelockt. Er»vird sie nun zun, Lohn mi, Har- inonicn berau'chen. Zwei hochgewachsene und schlanke junge Mädchen Achten in, Mondlicht ihre in Silber. Scharlach und Smaragdgrün tZeklcideten Gestalten empor. Diese Negerinnen halten Knüttel in der Hand. Die Sänger präkubieren schmachtend und die KrakebS Verühren sich ganz leise. Die Finger gleiten über die GumbriS und bringen dünne Töne hervor. Diese seltsame sauste Melodie ruft die Korstellung eines afrikanischen FlusteS hervor. Da läßt das Röcheln einer Saite die Zuschauer jäh aufspringen. Ist eS ein Rhinozeros oder ein Krokodil, das aus dem Wasser gestiegen ist? Die jungen Mädchen führen, mit ihren Knütteln rudernd,«ine pan- tomimischc Flucht von wachsender Erregtheit vor. Und plötzlicb wieder Friede. ES folgt der Tanz deS Reiter» Baragi, der alle Gangarren des PserdeS wiedergibt. Auf diese An vermögen die Neger mit ihren primitiven Instrumenten, durch einen unendlichen Wechsel deS Taktes und der Akzente alle ihre Empfindungen ihrer einfachen Seelen aus- zudrücken. Sic genieße.!, dabei unvorstellbare Sensationen. Der Fa- natiömuS deS Tamtam kann bis zur Preisgabe des Lebens in einein Delirium der hypnotisierten Sinne gehen. Am Morgen dieser Nacht hatte die Zuhörerschaft, nach tOstündigcm. ununterbrochenem Toben den Ber  - stand verloren. Die dämonischen Spieler schwangen rasend die Becken, Schaum vor dem Munde. Die Sänger heulten mit verdrehten Augäpfeln. Aus dem Teppich bellten Frauen, wie von bösen Geistern besessen. Andere fielen mit ausgebreiteten Armen in Ekstase rück- kings zu Boden und en; Reger, halb tot vor Krämpfen, ließ sich den Dämon de-Z WindeS. der in ihn gefahren war, aus den Ohren herausziehen. Als die Sonne die Szene erleuchtete, schlugen die letzten Musiker in epileptischen Zuckungen noch immer die Becken. ohne ihrer Nerven Herr werden zu können." Kulturgeschichtliches. Schulunterricht vor 4000 Iahren. Der amerikanische Orientalist Profesior H. B. Hilprecht   hat in der Nähe von Nipur  Ausgrabungen veranstaltet und dabei 10000 Keilschristtafeln gc- funden. die nichts anderes als Schultafeln darstellen. Die Tempel- schaler in Babylon   bedienten sich ihrer beim Unterricht. Au? dem tustand dieser Schrelbübungen läßt sich, wie Dr. Max MaaS tu der rankfurter Wocheuschrist. Umschau' berichtet, ganz deutlich erkennen, «vie der Priester den Unterricht in einer solchen Tempelschule erteilte. Auf der linken Seite der Keilschrifttafrl wurde vom Lehrer die Auf» gäbe vorgeschrieben. Der Scküler kopierte sie dann recht». War der Lehrer mit der Leistung zufrieden, so kratzte er die reckte Teste der obere» Tonlage ab. Die Abschrift des SckülcrS hat die vor- geschriebene Aufgabe des Lehrers auf vielen beschädigten Tafeln ver- vollständigen helfen. Die meisten dieser uralten Schreibüvungen enthalten Rechenaufgaben, in denen sehr oft die Zahl 12 960 000 wiederkehrt. Die Zahl scheint aus die Platonische hinzudeuten, und der Münchener  Orientalist Profestor Fritz Hommel   bat sie durch die Phönixperiode zu erklären versucht, die anS Präzessionsperioden(500 X 25 920= 12 960 000) gleich platonischen Jahren besteht. Die Schüler zu Nipur müssen al'o das Vorrücke» der Tag- undRachtglciche bereits gekannt baden. Hilpreckt weist auch darauf hin, daß v,ele Jahrtausende ver- gangen sein müsten, ehe man den Monaten de» JabreZ Namen gab. Die Sonne muß beim Frühlingsanfang dantalS im Zeichen des KrebieS oder gar des Löwen gestanden haben, wenn die Monatsnamen Elul und Tammuz für Februar und März einen Sinn baben sollen. Der Wiener   Astronom von Littrow hat das Jahr 0770 v. Chr. al» den Zeilpunkt bezeichnet, in weichem der Frühlingspunkt im Zeichen des Krebses lag. Die beiden Monatsnamen stammen also auZ dem siebenten oder achten Jahrtausend vor Christi Geburt. Medizinisches. Frostschäden und ihr« Behandlung. Die künst» liche Blutstauung, die namentlich durch Arbeiten von Professor Bier rasch zu hoher Bedeutung in der Heilkunde gelangt ist. scheint noch einer großen Vielseitigkeit in der Anwendung cntgcgenzu- gehen. So hat Profesior Karl Ritter   in neuester Zeit zuerst durch ernen Aufsatz in derDeutschen Zeitschrist für Chirurgie' darauf hingewiesen, daß die künstliche Blutstauung zur Heilung von Frost- schaden benutzt werden könne und seine Fachgenossen aufgefordert. die von ihm vorgenommenen und geschilderten Versuche nachzu- prüfen. Dies« Anregung hatte damals wenig Erfolg, und auch Profesior Ritter selbst konnte erst über zwölf Fälle berichten. Unter- deS haben sich seine Erfahrungen auf mehr als 150 Beobachtungen vermehrt, und man wird jetzt nicht umbin können« den Ergebnissen dieser Versuch« Aufmerksamkeit zu widmen. Nun braucht man nur irgendeine große Zeitung zur Hand zu nehmen, um im An- zeigenteil die Anpreisung von Mitteln gegen Frostschäden auf­zufinden. und selbstverständlich ist jedeS dieser Mittel unfehlbar. Die Acrzte sind gegen dieses Arsenal von Medikamenten sehr skep- tisch und waren bis auf die letzte Zeit überhaupt fast verzweifelt an der Heilung von Frostschäden, da die Wissenschaft bei schweren Fällen kaum einen sicheren Weg zeigte. Vielleicht hat ein arund- sätzlicher Irrtum darin gelegen, daß man unter den dabei hervor- tretenden krankhaften Erscheinungen auch die Entzündung unter allen Umständen hat bekämpfen wollen, die nun durch eine Blut- stauung geradezu heraufbeschworen wird. An einem dem Er- frieren ausgesetzten Körperteil stellt sich schon im natürlichen Ver- lauf eine Mutstauung ein, wie die Dunkelfärbung der betreffenden Körperstclle zeigt. Diese Erscheinung kann an sich gewiß nicht schädlich sein, sondern muß als ein Versuch, den die Natur zur Abtvehr cineS Schadens   macht, aufgefaßt tverden. Der erste von Profesior Ritter behandelte Fall bezog sich auf Frostschäden, die zur Bildung von Geschwüren an den Fingern eines Knaben geführt hatten. Durch einen festen Verlxrnd um den Oberarm wurde eine starke Blutstauung veranlaßt und die außerdem mit anttseptischcr Gaze bedeckten Geschwüre vernarbten dann in zehn biß vierzehn Tagen vollständig. Damit war die alte Ansicht, daß eine Blut- stauung eine schädliche Rolle bei der Entstehung von Frost spielt. nachhaltig erschüttert. Die Beobachtungen von Professor Ritter haben die durch die ersten Versuche gegebene Hoffnung durchaus bestätigt und außerdem dazu geführt, außer der gewöhnlichen Art. die Stauung zu erzielen, noch die Anwendung heißer Luft hinzu- zuziehen, die namentlich bei bleichsüchtigen Patienten zu empfehlen ist. Nur wenn der Kranke an besonderer Schioäche leidet, kann die künstlich« Blutstauung nicht vorgenommen werden; im übrigen scheint sie sich ebenso bei akuten Verletzungen wie bei der chronischen Neigung zu Frostschäden zu eignen. Sic darf aber nicht von zu geringer Dauer sein, vielmehr hat Professor Ritter eine Zeit von sechs bis zwölf Stunden als notwendig angegeben, und unter umständen ist nicht einmal nötig, daß der Patient dabei seine Arbeit ruhen läßt. Der Segen dieser ärztlichen Neuerung wird von unzähligen Leuten empfunden werden, namentlich von den Bedauernswerten, die immer wieder aufs neue Wunden und©e- chwüre durch Frost an ihren Gliedmaßen erleiden. Ein be» onderer Vorzug deS StauungSverfahrenS liegt gerade darin, daß >ie Narben nicht wieder aufbrechen. Alle anderen Mittel, z. B. die Behandlung mit Jodtinktur, leisten cnischieden weniger. Wie wirksam die Blutstauung bei diesen Erkrantungen ist. geht am besten daraus hervor, daß die zu Frost neigenden Leute dadurch sogar ihre oft bewährte Fähigkeit verlieren, plötzliche Witterung»- wÄsel als treue Barometer vorher zu verspüren. ES muß nun noch besonders hervorgehoben werden, daß die Blutstauung nur bei örtlichen Frostschäden angewandt werden darf, nicht aber bei solchen, die eme große Verbreitung über den Körper erreicht haben. Berantwortl. Redakteur: HanS Weber, Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärt» Buchdruckerei u.BerlagSaniUttiPaut Singer ScCo.BerlmLAtz